Iron Maiden
Filmkritik zu "Night Of The Beast"
Special
Jahrzehnte lang mussten kolumbianische Fans auf einen Auftritt von IRON MAIDEN in ihrem Land warten. 2008 war es endlich so weit. Im Rahmen ihrer „Somewhere Back In Time“-Tour trat die Band im Simón Bolívar Park in der kolumbischen Hauptstadt Bogota auf. Genau diesem Event widmet sich der neue Film „Night Of The Beast“.
Zwischen Realität und Fiktion
Allerdings handelt es sich bei dem Streifen nicht um eine Doku, wie man angesichts des Szenarios vielleicht vermuten könnte. Zwar werden während des Films immer mal wieder Aufnahmen des tatsächlichen Konzertabends gezeigt, die eigentliche Handlung aber ist fiktiv.
In dieser geht es um zwei befreundete Teenager, die Zeugen dieses historischen Konzerts werden wollen. Doch natürlich gestaltet sich der Weg zur Show für die beiden alles andere als gewiss, ob sie ihr Ziel überhaupt erreichen, bleibt fraglich. Und so entfaltet sich eine typische Coming-of-Age-Geschichte im Setting eines Metalkonzerts. Das erinnert bisweilen an „Detroit Rock City“, nur das dieser spürbar mehr Budget zur Verfügung hatte und die Band der Stunde damals KISS hieß.
„Night Of The Beast“ trumpft atmosphärisch auf…
Das Budget ist allerdings längst nicht das einzige Problem von „Night Of The Beast“. Aber erstmal zu den positiven Aspekten. Anders als so manche Spielfilme mit Metalthematik, ist der Streifen nämlich zu jeder Sekunde als das Werk echter Fans des Genres erkennbar. Die Leidenschaft, die die Charaktere für IRON MAIDEN und Heavy Metal allgemein empfinden, wirkt nie gekünstelt oder aufgesetzt, sondern stets ehrlich. Noch dazu besteht der Soundtrack ausschließlich aus MAIDEN-Songs und Stücken einheimischer Bands, was verdammt cool ist.
Obendrauf kommt die rohe, dokumentarisch angehauchte Inszenierung. Regisseur Mauricio Leiva-Cock sorgt dafür, dass sich Bogota zu jederzeit echt und lebendig anfühlt. Fast meint man, die gleiche Luft zu atmen wie die Charaktere im Film, wenn die Kamera durch die Stadt schwenkt. Ähnlich authentisch verhält es sich mit den Figuren selbst. Mag so mancher Metaller im Film anfänglich wie ein Stereotyp wirken, entwickeln sich daraus menschliche Figuren, von denen man glauben könnte, dass sie wirklich in Bogota leben.
…hat aber leider einige Probleme
Doch leider verspielt „Night Of The Beast“ eine Menge seines Potenzials. Das liegt vor allem an dramaturgischen Problemen. Zu sehr hangelt sich der Film an etablierten Formeln des Coming-of-Age-Genres entlang. Zu sehr orientiert er sich an Streifen wie „Detroit Rock City“, ohne jemals diese Qualität zu erreichen.
Trotz aller Authentizität, trotz aller Sympathie, wirkt „Night Of The Beast“ erzählerisch oft holprig und kommt nicht so recht auf den Punkt. Zudem sind einige der Dialoge purer Nonsens, wenn sich etwa die beiden Hauptfiguren homophobe Beleidigungen um die Ohren hauen, die in dieser Form einfach nicht sein müssen. So kommt es, dass „Night Of The Beast“ einige Längen aufweist, obwohl der Film mit gerade mal 73 Minuten ohnehin sehr kurz geraten ist.
Für Die-Hard-Fans von IRON MAIDEN ist der Streifen sicherlich einen Blick wert. Alle anderen machen um „Night Of The Beast“ vielleicht lieber einen Bogen. Die gelungene Atmosphäre und das authentische Metal-Gefühl können über die Schwächen leider nur bedingt hinwegtrösten. Erhältlich ist der Film ab dem 23. Juli.
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