Hit or Shit?
James Rivera’s Metal Wave - New Wave Gone Metal

Special

„New Wave Gone Metal“ = Shit

Ach James Rivera, Du hast so starke und richtungsweisende Scheiben wie „Burning Star“ oder „Remnants Of War“ mit HELSTAR in den 80ern erschaffen. Auch SEVEN WITCHES mit „Passage To The Other Side“ und “Year of the Witch” hast Du deinen Stempel aufgedrückt. Wer erinnert sich noch an Bands wie DESTINY’S END, MALICE oder die „Warball“ von VICIOUS RUMORS? Selbst mit FLOTSAM AND JETSAM stand Rivera live auf der Bühne und nun „New Wave Gone Metal“.

Von DEPECHE MODE, PETER GABRIEL und TEARS FOR FEARS

Seit 20 Jahren covert Rivera mit SABBATH JUDAS SABBATH Klassiker von BLACK SABBATH und JUDAS PRIEST, das bisher nur live, und nur bedingt gelungen. Jetzt legt Rivera noch einen drauf und schnappt sich als JAMES RIVERA’S METAL WAVE Bands wie DEPECHE MODE („Black Celebration“), PETER GABRIEL („Shock The Monkey“) oder „Everybody Wants To Rule The World“ von TEARS FOR FEARS und packt das alles unter die neue Fahne.

Bei SABBATH JUDAS SABBATH hat Rivera uns glücklicherweise nicht mit einer Albumproduktion beglückt. Rivera ist ein guter Sänger, keine Frage, aber halt nicht RONNIE JAMES DIO. Mit dem jetzigen Ansatz sorgt Rivera für Kopfschütteln. Ob die völlig verquere Version von “Everybody Wants To Rule The World” oder das noch gruseliger „Shock The Monkey“: Diese Interpretationen gehen selbst als misslungene ALICE COOPER-Parodie nicht durch. Wer es noch schlimmer mag, der kann Nachschlag bekommen. „Black Friday” von SISTERS OF MERCY könnte für Rivera und seine Vampire-Zähnchen als Untermalung für den nächsten Kindergeburtstag aufgelegt werden, während Rivera den Kinderschreck spielt.

„New Wave Gone Metal“ rückt VIRGIN STEELE auf die Pelle

Egal was Rivera für Gothic-, Punk- und New-Wave-Songs probiert in einen metallischen Anzug zu stecken, es passt wie Graf Dracula in Badehose am Mittelmeerstrand. BAUHAUS, ECHO & THE BUNNYMEN oder der Tiefpunkt „Pet Sematary“ von den RAMONES: Rivera rückt bezüglich Rohstoffverschwendung David DeFeis von VIRGIN STEELE mächtig auf die Pelle. Das hier selbst ein Larry Barragán mitmischt, ist eine weitere traurige Nachricht. Reicht es bei HELSTAR bezüglich neuer Kreationen nur noch zu schrägen Coverversionen?

(Jürgen Fenske)

“New Wave Gone Metal” = Hit

Oh weh, jetzt soll ich an diesem von vornherein zum Scheitern verurteilten Cover-Projekt einer gestandenen Metal-Legende auch noch irgendwas Lobenswertes finden. Das dürfte mir ähnlich schwer fallen wie dem Kollegen Oliver zuletzt im Falle VIRGIN STEELE. Denn Jürgen hat in einer Sache Recht und das wollen wir gar nicht erst schönreden: Was JAMES RIVERA hier anstellt, grenzt in Zeiten der Klimakrise gefährlich nah an Rohstoffverschwendung. Wer soll denn bitte auf “New Wave Gone Metal” gewartet haben? Nun gut, ergründen wir mal, was wir entdecken, wenn wir uns mit der musikalischen Darbietung abseits dieses berechtigten Vorurteils befassen.

JAMES RIVERA: Schwachpunkt ist der Namensgeber selbst …

Tatsächlich fällt auf, dass dem notorischen Überall-Sänger JAMES RIVERA im Vergleich zu HELSTAR-, VICIOUS-RUMORS-, oder DESTINY’S-END-Zeiten inzwischen jeglicher Glanz abhanden gekommen ist. Gewiss ist der respektable Mann nun stolze 63 Jahre alt und Gesangsstimmen verändern sich; doch ist das frühere Goldkehlchen (man höre sich allein “Winds Of War” von HELSTAR an!) schlicht nicht mit einem ebenfalls in die Jahre gekommenen Ray Alder (FATES WARNING) oder Geoff Tate (ex-QUEENSRŸCHE) vergleichbar, die mit ihren sich verändernden Stimmen weit besser umzugehen wissen. So ölt sich RIVERA in konstant zerrenden, leider dennoch kraftlosen Vocal-Lines im durchgängig gleichen Register durch ein Album, das ausgerechnet seinen Namen im Projekttitel trägt und dadurch beinahe den letzten Rest seiner Existenzberechtigung verliert.

… denn die Instrumentalisten machen einen guten Job

Überraschend gut ist aber die instrumentale Umsetzung, die sich größtenteils aus aktuellen und ehemaligen HELSTAR-Musikern zusammensetzt. Wobei: ‘überraschend gut’ heißt in dem Fall, dass nicht jeder Track ein Kandidat für die Skip-Taste ist. So funktioniert der Album-Opener “Black Celebration” von DEPECHE MODE insgesamt noch ganz gut, bei “Love My Way” (THE PSYCHEDELIC FURS) oder “Everybody Wants To Rule The World” (TEARS FOR FEARS) hingegen ist die instrumentale Grundlage hingegen zwar okay, der Gesang allerdings schon beschämend schlecht. Der Großteil des Albums lässt einen vielmehr ratlos zurück, weil man die Frage “Was bitte soll das?” einfach nicht ausblenden kann. Immerhin – hier versteckt sich übrigens das eigentliche Lob für “New Wave Gone Metal” – ist das erstens schon mal besser als ein komplett vernichtendes Urteil und zweitens auch beachtenswert mehr, als es die “Graveyard Classics”-Unverschämtheiten von SIX FEET UNDER zu bieten haben.

(Johannes Werner)

28.07.2023

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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