Nazareth
bringen ihre Klassiker wieder auf Vinyl raus

Special

NAZARETH haben schon eindeutig bessere Zeiten erlebt. Mit dem letzten verbliebenen Originalmitglied Bassist Pete Agnew (siehe Foto oben) und ohne den charismatischen Sänger Dan McCafferty tourt man gerade durch mittelgroße Clubs, das letzte Album „Tattooed On My Brain“ erschien im vergangenen Jahr. Es ist wenig verwunderlich, dass die Briten da den Fokus auf vergangene Zeiten rücken wollen. Und dies machen sie mit Neuauflagen von den sechs Studioalben „Razamanaz“, „Loud ‚N‘ Proud“, „Rampant“, „Hair Of The Dog“, „Expect No Mercy“ und „No Mean City“ auf farbigem Vinyl, die allesamt am 26. April erscheinen. Drei davon lagen der Metal.de-Redaktion vor.

NAZARETH – RazAmaNaz (1973)

„Razamanaz“ kommt auf gelbem Vinyl in einer Gatefold-LP daher. Musikalisch ist die Platte herausragend, was am treibenden Titeltrack, dem fesselnden ‚Alcatraz‘ und dem Hit ‚Bad Bad Boys‘ liegt. Zwar sind hier einige Füller enthalten, doch die fallen nicht ins Gewicht, was auch am country-orientierten ‚Vigilante Man‘ und dem Okkult-Flirt ‚Sold My Soul‘ liegt, die etwas Abwechslung hereinbringen. Grundsätzlich ein hörenswertes Album für Classic-Rock-Freaks.

(7/10)

NAZARETH – Expect No Mercy (1977)

Als zweites haben wir „Expect No Mercy“ vorliegen, welches durch pinkes Vinyl beeindruckt und das Plattencover auf dem Inner Sleeve zeigt. Dieses neunte Studioalbum erschien mitten in der Punk-Explosion 1977. Der Titeltrack zeigt, dass NAZARETH in der Lage sind, damit mitzuhalten und nimmt Elemente des Heavy Metals vorweg, etwa McCaffertys giftiger Gesang. Daneben schlagen allerdings nur die verzerrten und heavyigen Stücke ‚Kentucky Fried Blues‘ und ‚New York Broken Toy‘ in diese Kerbe. Sonst bedient man mit ‚Gone Dead Train‘ und ‚Busted‘ die Blues-Lethargie, die hingegen noch von dem Langweiler ‚Shot Me Down‘ und der Wegwerf-Single ‚Place In Your Heart‘ übertrumpft werden. Allerdings kann die feinfühlige Gitarrenarbeit von Manny Charlton und der balladeske Abschlusstrack ‚All The King’s Horses‘ dafür entschädigen. Dennoch bleibt am Ende die Verwunderung über die Diskrepanz zwischen der Härte des Titels und der Zahnlosigkeit der meisten Songs.

(5/10)

NAZARETH – No Mean City (1978)

Der Nachfolger hört auf den Namen „No Mean City“ und ist auf grünes Vinyl gepresst.  Die Stücke fallen allesamt ziemlich langatmig und ideenlos aus. ‚Just To Get ‚Into It‘ ist eigentlich ein verheißungsvoller Opener, dennoch ist er in die Länge gezogen. ‚Claim To Fame‘ ist ein monotoner Stampfer. ‚What’s In It For Me‘ ebenso. Bei ‚Whatever You Want Babe‘ werden die Melodien zu oft wiederholt. Der Abschluss der A-Seite ‚Star‘ kann als Ballade allerdings überzeugen. Das Album ist in seiner Gesamtheit aber zu cheesy. Man merkt das daran, dass fast alle Songs die Vier-Minuten-Marke knacken, aber nur auf ein, zwei soliden Riffs basieren. Hier zeigt sich schon deutlich, dass NAZARETH ihren Zenit 1978 schon überschritten haben.

(4/10)

Gut, auch wenn die oben genannten Platten negativ bewertet wurden, so handelt es sich bei den Neuauflagen doch um eine runde Sache. Alben wie „Hair Of The Dog“ haben damals mächtig Eindruck geschunden, auch bei einem gewissen Axl Rose, der mit GUNS N‘ ROSES diesen Song später coverte. Angesichts der Verwendung der fast zehn Jahre alten Remasters und bedruckten Innensleeves, die mit authentischen Siebziger-Layout punkten, kann man hierbei ein hochwertiges Produkt erwarten. Diese Reissues sind eine gute Gelegenheit um in das Kosmos von NAZARETH einzutauchen, wobei „Hair Of The Dog“ aber ohnehin in jeder gut sortierten Plattensammlung stehen sollte.

Galerie mit 25 Bildern: Nazareth - On Tour 2019 in Aschaffenburg
21.04.2019

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