Napalm Death
Auf die Fresse... "Apex Predator - Easy Meat"
Special
Seit 1981 mischen NAPALM DEATH aus England die Musikwelt auf, veröffentlichen durchweg starke Platten unterschiedlicher Ausrichtung und gelten sogar als Erfinder des Grindcore. Nun stehen „The Leaders of Extreme„ mit ihrem 15. Album in den Startlöchern und schicken sich an, um im Januar 2015 mit „Apex Predator – Easy Meat„ ein erstes Ausrufezeichen im Bereich der harten Musik zu setzen. Wir hatten bereits die Gelegenheit, die neue Platte ausgiebig zu hören und möchten unseren ersten Eindruck mit euch teilen. Ein guter NAPALM-DEATH-Song setzt sich immer aus zwei Komponenten zusammen – intelligenten, aufwühlenden Texten und brutaler, extremer Musik. In unserem „Auf die Fresse“-Special konzentrieren wir uns nur auf letztere und beurteilen jedes der 14 Liedchen auf seine Durchschlagskraft.
01. Apex Predator – Easy Meat:
Sehr ungewöhnliches Intro, Barney mit Hall, mit Wutschaum gepushter Kampfgesang, ohne nennenswerte Höhepunkte und trotzdem ein heftig bedrückendes und beeindruckendes Intro. Unfassbar fett und ungewöhnlich, zum Ende explodiert Barney mit Hilfe des Albumtitels.
Prädikat: Heftiger Schlag in die Magengrube
02. Smash A Single Digit:
Eineinhalb Minuten NAPALM DEATH, wie man sie kennt und liebt. Grindcore-Blastattacken wechseln sich ab mit disharmonischen Riffs, eingebettet in vertracktes Stop-and-Go.
Prädikat: Knock-Out in der ersten Runde
03.Metaphorically Screw You:
Wahnsinnige Hausmannskost aus der Feder der führenden Extreme-Metal-Band aus England. Klaustrophobisch und anstrengend wie ein Fiebertraum, Barney überschlägt sich und geifert sich vorbildlich durch den Song.
Prädikat: Messer von hinten in den Rücken
04. How The Years Condemn:
Startet mit entrückten Drums und einem aufwiegelnden Bass, ein Riff, welches den Hörer sofort packt und wild an den Hörnern durch die Arena zieht. Sehr punkig und durchzogen von melodramatischen Passagen. Erstes Highlight der Platte, mit dem typischen NAPALM-DEATH-Killergroove, der ununterbrochen in die Magengrube schlägt.
Prädikat: Keine Chance – Roundhouse-Kick
05. Stubborn Stains:
Wieder ein ackerumpflügender Wutbatzen, wie ihn eigentlich nur NAPALM DEATH zusammentrümmern können, sehr destruktiv und gerade deshalb zielführend. Um das Level hoch zu halten, gibt es zwischendurch Blast-Bretter, die akzentuiert zur Eskalation führen.
Prädikat: Ein einziger gezielter Schlag, gute Nacht
06. Timeless Flogging:
Gnadenlos vor die Füße gerotzter Hardcore-Punk-Brocken, der seinem Namen alle Ehre macht. Sehr kompakter und dichter Song, der keinen Zentimeter Luft lässt und durch den typisch dicht gerockten NAPALM-DEATH-Sound erst richtig zur Geltung kommt. Der Track lebt von genau dieser Intensität und Spontaneität, die Russ Russel den Aufnahmen bewahrt.
Prädikat: Angespitzt in den Boden gestampft
07. Dear Slum Landlord:
Bereits online als Live-Mitschnitt verfügbar. Bedrohlich; choraler Gesang geleitet uns in den langsamsten Track der Platte, der die Frage stellt: Warum bringen NAPALM DEATH sowas nicht öfter? Denn auch die düstere und langsame Gangart beherrschen die Engländer perfekt. Natürlich kann Barney im Mittelteil nicht stillhalten und wütet rum, was der Spannung aber sehr zuträglich ist.
Prädikat: Wasserfolter, langsam aber tödlich
08. Cesspits:
In die betitelte Senkgrube lassen NAPALM DEATH den Hörer nieder, eine abgedrehte Drum-Attacke symbolisiert den verzweifelten Kampf, wieder herauszukrabbeln. Man muss sich immer wieder verdeutlichen, wie lange die Band schon dabei ist und welche Höhen und Tiefen die Truppe schon durchlaufen hat. Erst dann kann man richtig würdigen, dass die Band noch so derbe abgeht. Zum Ende hin geben NAPALM DEATH nochmals richtig schön Gelegenheit, den Kopf abzuschrauben.
Prädikat: Amoklauf
09. Bloodless Coup:
Schneller Punk mit angedeuteten Melodien, die allerdings nicht wirklich aufgehen und immer nur fies im Anschlag antäuschen – was natürlich sehr geil klingt. Erlösung geben eher die Drumvariationen, die die Riffs moshbar machen und für extreme Abwechslung sorgen!!!
Prädikat: Wütend am Ohrfeigenbaum gerüttelt
10. Beyond The Pale:
Grindiger Einstieg und folgend ein absolut grandioser gesanglicher Schlagabtausch zwischen Mark und Mitch, eine blutige Schlacht mit Wurfgeschossen aus Pig Squeals und Growls !!!
Prädikat: Dreckiger Straßenkampf
11. Stunt Your Growth:
Jetzt sind die Engländer richtig in Hochform und drehen alles auf links, was noch irgendwie greifbar ist. Blinde Wut und Killerriffs, die dich an die Clubwand drücken – NAPALM DEATH zerstören. Punkt. Zum Ende hin übernimmt Danny Herrera das Ruder und steuert den Song zur Eskalation. Hammer!!!
Prädikat: Massenschlägerei
12. Hierarchies:
Anarchistischer und kompromissloser Punk mit grandiosem, schon fast heroischem Gesang im Refrain, gekrönt von einem Mini-Solo, welches den Song wieder zum Haupt-Riff führt.
Prädikat: Freilaufender Freak mit angespitztem Bleistift, könnte gefährlich werden
13. One-Eyed:
Hat schon was von schnellem Death Metal und geht enorm nach vorne, im Vergleich mit dem restlichen Material eher weniger Potential. Blutige Nase, kein richtiges Arschgetrete.
Prädikat: Haare ziehen und lange Nase zeigen
14. Adversarial / Copulating Snakes:
Der Song zerrt mit Wucht nach rechts und links, beißt sich richtiggehend fest und drückt ohne Ende. Zum Finale wieder der beschwörende Gesang, der auch am Anfang in die Platte einleitete, sehr fett im Abgang.
Prädikat: Pitbull-Attacke
NAPALM DEATH überzeugen auf ganzer Linie und zeigen sich kein bisschen altersmüde. Über der gesamten Platte schwebt das Motto „Wer hat, der kann„, denn die jahrzehntelange Erfahrung hört man dem Songwriting deutlich an. Hier sitzt jeder Handgriff und trotzdem wirken die Veteranen nicht routiniert, verkrampft oder müde, sondern gierig und wütend wie in den Anfangstagen. Auch textlich ist „Apex Predator – Easy Meat„ natürlich bemerkenswert. Wie Barney uns im Vorab-Interview verriet, hat er keinerlei Probleme, neue Themen zu finden, über die es wichtig ist aufzuklären oder die ihn einfach nur wütend machen. Streicht euch den 23.01.2015 fett im Kalender an, denn mit NAPALM DEATH und „Apex Predator – Easy Meat„ steht das erste Highlight für 2015 fest.
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