Music Hall
Test des Plattenspielers Music Hall mmf-5.1
Special
Wer hätte Anfang der Neunziger nach dem Siegeszug der CD gedacht, dass die Schallplatte und damit auch die vermeintlich veralteten Plattenspieler doch noch einmal eine Renaissance erleben werden? Und das gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, in welcher Musik teilweise zum allzeit verfügbaren, bis zum Wegwerfprodukt billigen Massenmedium im komprimierten mp3-Format verkommt. Musikliebhaber und HiFi-Enthusiasten genießen demgegenüber den warmen und vollen Klang des Vinyls, die Haptik der besseren Geräte sowie den direkten Kontakt zum Tonträger. Heute im Test: Der Plattenspieler mmf-5.1 von Music Hall.
Music Hall Firmeninhaber Roy Hall, ehemals Teilhaber bei Creek, verfolgt die Produktphilosophie, die sehr guten, schon bestehenden HiFi-Komponenten der tschechischen Firma Pro-Ject für neue Plattenspieler zu verwenden, wodurch sich eine signifikante Kostenersparnis ergibt. Entwicklung und Konzept übernimmt Hall dabei selbst, von Pro-Ject stammen Tonarme und Motoren sowie die Montage. Wie seine Geschwister, ausgenommen dem Preiseinstiegsmodell mmf-2.2, basiert der Aufbau des für 799,00 Euro angebotenen mmf-5.1 auf dem von Music Hall konstruierten Sandwich-Aufbau, hier aus zwei voneinander entkoppelten Ebenen. Mit seinem Doppel-Korpus, dem ordentlichen Gewicht von 8,5 kg sowie dem verwendeten Klavierlack auf der Deckplatte macht der mmf-5.1 schon einmal einiges her.
Den Riemen angetriebenen, laufruhigen Music Hall mmf-5.1 zeichnet seine aufwändige Entkopplung mit seinen zwei Chassisplatten aus. Das fängt schon ganz unten an: Die untere Platte steht auf drei in der Höhe verstellbaren, zweiteiligen Dämpfungsfüßen mit ihrem nachgiebigem Gummipuffer dazwischen. Das sorgt für eine unkritische Aufstellung des Plattenspielers aufgrund der guten Abwehr von niederfrequenten Schwingungen. In der Bodenplatte befinden sich der nochmals isolierte Antriebsmotor sowie das Anschlussterminal für Signal- und Masseleitung, der Kippschalter zum Einschalten des Antriebs ist an der Unterseite angebracht. Die obere Platte ruht auf sechs kleinen, umgekehrten Gummispikes der unteren Platte, wodurch die noch verbliebenen Motorvibrationen ferngehalten werden. Der Motor treibt mittels Flachriemen den Kunststoff-Subteller an, auf welchem der schwere Aluminiumguss-Plattenteller aufliegt, für zusätzliche Dämpfung sorgt die Filzmatte. Das Tellerlager besteht aus einem gehärteten Edelstahldorn in einer mit Teflon überzogenen Buchse. Die mitgelieferte Schraubklemme aus Metall sowie der wirklich leicht zu justierende Neuneinhalb-Zoll-Tonarm stammen von Pro-Ject. Der Tonarm besteht aus einem einteiligen Armrohr aus Alu mit Headshell, womit ein etwaiger Wechsel des Tonabnehmers zum Kinderspiel wird, der Azimut kann nach Lösen einer Schraube justiert werden. Weiter vorhanden sind eine Höhenverstellung der Armbasis sowie die Einstellung der Auflagekraft mittels verstellbarem Gegengewicht mit Skala und Antiskatingkraft Justierung mit einem Gewicht. Mit Hilfe der ebenfalls auf der Deckplatte eingelassenen Dosenlibelle, in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich, lässt sich der Plattenspieler in perfekt waagerechten Stand ausrichten.
Beim Tonabnehmer wird beim Music Hall mmf-5.1 ebenfalls nicht gekleckert. Hier wird auf den äußerst soliden, seit Jahren bewährten und sehr guten MM-Tonabnehmer Goldring 1012 GX zurückgegriffen, wobei teilweise auch der hauseigene, ebenfalls gute Tonabnehmer Music Hall Magic 3 stattdessen mitgeliefert wird. Für den Test hatten wir die Version mit dem Goldring Tonabnehmer.
Der große Aufwand, den sich Music Hall mit dem mmf-5.1 in Sachen Entkopplung und Dämpfung machen, macht sich in Kombination mit dem Tonabnehmer beim Hörtest bezahlt. Der Plattenspieler spielt ruhig, präzise und kontrolliert, authentisch, im stämmigen Bass- und Grundtonbereich mit recht warmem Klangbild und viel Substanz. Die agilen Mitten tönen geschmeidig, die Höhen klar vernehmbar ohne zu aufdringlich zu sein. In seiner Gesamtheit klingt der mmf-5.1 verglichen mit deutlich teureren Plattenspielern kompakter, weniger brillant, hat mit der Feinzeichnung großer, weitläufiger und komplexer Strukturen eher Schwierigkeiten. In seiner Preisklasse erkämpft sich der druckvoll und sehr dynamisch aufspielende Music Hall aber eine der bestmöglichen Klangeigenschaften. Der Clearaudio Emotion zeichnet eine Spur detailreicher während der Music Hall einen kräftigeren Punch hat. Verglichen mit einem Pro-Ject Debut Carbon Esprit klingt der mmf-5.1 dunkler und insbesondere bei den Tiefen präsenter.
Zusammengenommen ist das Preis-Leistungs-Verhältnis des Music Hall mmf-5.1 überragend. Sehr gute Qualität, knackiger Sound und eine nahezu einzigartige Optik zeichnen diesen Plattenspieler aus.
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