Music From The Crypt
10 wichtige Horrorpunk-Bands

Special

Bonfires Burning Bright

Pumpkin Faces In The Night

I Remember Halloween

Dead Cats Hanging From Poles

Little Dead Are Out In Groves

I Remember Halloween…

MISFITS – „Halloween“

Calling All Corpses! Horrorpunk ist ein Genre, das bereits seit den späten Siebzigern besteht und trotz dieser langen Zeit bis heute noch oft unterbewertet und mit Vorurteilen bedacht wird. Spricht man von den MISFITS bekommt man meistens ein zustimmendes Nicken, während die vielen anderen Vertreter des Genres oft wenig zur Kenntnis genommen, oder schlicht als deren Klone abgetan werden. Dabei bietet Horrorpunk mehr Vielfalt, als es den Anschein hat. Vom eingängigen Punk bis krachenden Metal und hinab in die düstere Gothic-Gruft geht der Stilmix, den viele Künstler in ihrer Musik vereinen. Seine Ursprünge hat das Genre in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern, als Bands wie die MISFITS, THE CRAMPS und TSOL beginnen ihre Faszination für Punk und klassische Horrorfilme zum Gesamtwerk zu vereinen. Bands wie beispielsweise BLITZKID, THE OTHER und WEDNESDAY 13 sollten ihnen folgen und gehören zu denen, die sich auch außerhalb des Genres einen Namen machen konnten. Dieses Special soll ein bisschen mit Vorurteilen aufräumen und eine Würdigung eines zu Unrecht unterbewerteten Genres sein. Also lehnt euch zurück, köpft eine Flasche Bier, schnappt euch ein paar Snacks und genießt diesen Ausflug in die dunkle Gruft des Horrorpunks. In diesem Sinne: Long Live The Horror!

1. Misfits

Natürlich kann man nicht von Horrorpunk sprechen, ohne die MISFITS zu erwähnen. Die 1977 in Lodi, New Jersey gegründete Band gilt als der große Vorreiter des Genres und ist auch in Metal-Kreisen überaus bekannt. Dies liegt auch zu einem nicht unerheblichen Teil daran, dass METALLICA (vor allem der großartige Cliff Burton) gerade in ihrer Anfangszeit oft in Shirts der Band gesichtet wurden und die unsterblichen Klassiker „Last Caress“ und „Die, Die My Darling“ coverten. Die erfolgreiche Solo-Karriere von Ur-Sänger Glenn Danzig mit seiner okkulten Düster-Rock-Band DANZIG sowie deren Vorgänger SAMHAIN taten ihr übriges dazu mehr Leute mit den MISFITS vertraut zu machen, die sich für das Frühwerk des Sängers interessierten.

Der „Crimson Ghost“ und die frühen Jahre

Das Bandlogo ist ebenfalls purer Kult und gehört zu den meistgenutzten und kopierten Logos in der Rockmusik und ist auch darüber hinaus weltweit bekannt. Der „Crimson Ghost“ grinste die Welt erstmals 1979 vom Cover der Single „Horror Business“ mit seinem Skelett-Gesicht an und war inspiriert von der 1946 erschienen Filmserie „The Crimson Ghost“. Der Stil der ersten Inkarnation der MISFITS mit den Gründungsmitgliedern Glenn Danzig und Bassist Jerry Only als einzige dauerhafte Mitglieder seit den Anfangstagen, war geprägt von schnellem Punkrock mit einem Fundament aus eingängigen Melodien des 50/60er Jahre Rock und von B-Movie-Horror und Science-Fiction inspirierten Texten. Mit dem 1980 dazugestoßenen Bruder von Jerry Only, Doyle Wolfgang von Frankenstein, bekamen die Songs außerdem noch eine zusätzliche Portion Bumms. Der muskelbepackte Hüne macht seinem Namen nämlich bis heute alle Ehre und sieht eher danach aus, als verdresche er seine Gitarre, statt sie einfach nur zu spielen. 1983 ist allerdings leider schon Schluss für diese Version der MISFITS und man geht aufgrund von Meinungsverschiedenheiten getrennte Wege, bei denen vor allem Danzig mit seinen bereits erwähnten Projekten heraussticht.

Reanimation mit neuem Sänger

Mitte der 90er-Jahre kommt es jedoch zu einer Wiederbelebung der Band durch die Brüder Only und Doyle mit dem neuen Sänger Michale Graves und Drummer Dr. Chud. Während dieser gefeierten Rückkehr entstanden die Alben „American Psycho“ und „Famous Monsters“ mit Hits wie „Dig Up Her Bones“, „Scream“ und „Helena“, die in einem Atemzug mit den frühen Klassikern genannt werden können. Anfang der 2000er ist diese Besetzung leider ebenfalls wieder Geschichte und lange bleibt Jerry Only das einzige konstante Mitglied der Band. 2016 kommt es dann jedoch entgegen allen Erwartungen zu einer Reunion der Besetzung Danzig, Only, Doyle, die sich zusätzlich noch den ehemaligen SLAYER-Drummer Dave Lombardo mit ins Boot holen. Ob diese Besetzung nicht nur für einzelne Shows besteht, sondern auch eventuell noch ein neues Album veröffentlicht, wird die Zukunft zeigen. Der unantastbare Legendenstatus der MISFITS ist jedenfalls für alle Zeit gesichert.

Album-Tipp

„Walk Among Us“ (1982)

 

2. Blitzkid

Inspiriert von Bands wie den MISFITS, THE DAMNED, TSOL und FACE TO FACE, entstand 1997 in Bluefield, West Virginia, eine der bekanntesten und am meisten geliebten Horrorpunk-Bands mit dem Namen BLITZKID. Der ungewöhnliche Name steht für eine Person, die zu lange unter Druck gesetzt wird und daraufhin irgendwann durchdreht. Die Hauptfigur aus „Carrie“ von Horror-Meister Stephen King wird dabei als Haupteinfluss genannt. Angeführt von Sänger/Gitarrist TB Monstrosity und Sänger/Bassist Argyle Goolsby, wurde die Band u.a. durch fleißiges Touren und dem Beitrag auf dem legendären Sampler „This Is Horrorpunk“ des deutschen Labels Fiend Force, zum wichtigen Mitglied der Horrorpunk-Speerspitze. Vor allem in Deutschland erfreut sich die Band großer Beliebtheit und war hier schon auf zahlreichen Festivals, wie etwa dem Summer Breeze vertreten.

Schneller Punk und urbane Legenden

Der musikalische Stil wird hauptsächlich von schnellen Punk-Nummern und dem wechselnden Gesang der beiden Sänger bestimmt. Zwischendurch gibt es auch vereinzelt ruhigere Songs, die eine verträumt-melancholische Atmosphäre aufweisen, wie z.B. das geniale „Mary And The Storm“. Textlich werden weniger die genretypischen Horrorfilm-Themen behandelt, sondern eher mystische Spukgeschichten und urbane Legenden aus der Heimat der Band, wie z.B. die des Mothman in „Genus Unknown“. Im Jahr 2011 gab TB Monstrosity leider seinen Abschied von der Band bekannt, da er sich mehr der Familie widmen wollte. Trotz des Verlusts einer der beiden Schlüsselfiguren, wird im selben Jahr das Album „Apparitional“ veröffentlicht. Das Material entstand zwar noch unter Mitwirkung von TB, wurde jedoch von Goolsby alleine eingesungen.

Auflösung und Wiedergeburt

2012 gab Goolsby die Auflösung der Band bekannt und widmete sich hauptsächlich seinem neuen Projekt ARGYLE GOOLSBY AND THE ROVING MIDNIGHT. 2019 spielten BLITZKID für die Tribute-Shows zu Ehren des 2018 verstorbenen MISTER MONSTER-Sängers Jason „J-Sin“ Trioxin, wieder zwei Auftritte mit den wiedervereinten TB Monstrosity und Argyle Goolsby. Für 2020 wurde die „Escape The Grave“-Tour angekündigt, die jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden musste. An Halloween 2020 gab die Band ein Stream-Konzert im Witch‘s Dungeon Classic Movie Museum, das später als Live-Album veröffentlicht wurde.

Album-Tipp

„Five Cellars Below“ (2006)

3. The Other

Die passenderweise aus Leichlingen stammende und oft als „Europas größte Horrorpunkband“ betitelte Band, startete zunächst als MISFITS-Coverband. Bereits seit 1999 unter dem Namen GHOULS aktiv, nannte sich die Band 2002 in THE OTHER um. Der Name steht für das „Fremde“ und „Unbekannte“, von dem ja in Horrorfilmen, aber auch allgemein in den eher düsteren Kunstformen die bedrohliche Atmosphäre sowie die größte Faszination ausgeht. Mit dem neuen Namen kamen dann auch immer mehr eigene Songs sowie ausgefallenere Horroroutfits, durch die sich die Band schnell einen Namen machen konnte. Erstes Aufsehen erregte man durch den Beitrag „Beware Of Ghouls“ auf dem Sampler „This Is Horrorpunk“ des Labels Fiend Force von Frontmann Rod Usher. Dieser Sampler war nicht nur für THE OTHER immens wichtig, sondern auch für etliche andere Bands mit Vorliebe für morbide Themen und harte Gitarren. Viele Bands, die auf diesem Sampler vertreten waren, wurden später zu Veteranen und Speerspitze des Genres. Der Begriff „Horrorpunk“ existierte zwar schon bereits vorher, wurde aber erst jetzt zu einem Begriff für eine breitere Masse und zum eigenen Genre.

Legendäre Höllennächte und schaurige Comics

Somit war Fiend Force einer der wichtigsten Wegbereiter des Horrorpunk als eigene Musikrichtung und viele Bands verdanken dem Label ihre ersten Erfolge. 2014 musste das Label jedoch leider seine Schließung bekanntgeben. Im Jahr 2004 war das Label jedoch noch frisch und voller Tatendrang und THE OTHER veröffentlichten mit diesem Aufwind ihr erstes Album „They´re Alive“. Anschließend ging es direkt im Vorprogramm von Größen wie den MISFITS, WEDNESDAY 13, BALZAC und THE 69 EYES auf Tour. 2007 erschien zum Song „Lover´s Lane“ vom zweiten Album „We Are Who Eat“ das erste Musikvideo mit einem Gastauftritt der ehemaligen Pornodarstellerin Leonie Saint. Song und Video erreichten in Fankreisen Kultstatus. Im selben Jahr wurde auch der erste Comic der Band veröffentlicht. „Tales of The Other“ erschien im Weissblech-Verlag und erzählte die fiktive Geschichte der Band. 2012 erschien der Nachfolger „Der Fluch des Kultes“ bei Panini Comics. Ebenfalls Kult sind die legendären „Hell Nights“, die von der Band jährlich während der Zeit um Halloween veranstaltet werden und eines der wichtigsten Events der Szene darstellen. Auf dem dritten Album „The Place To Bleed“ von 2008 gab es dann mit „Der Tod steht dir gut“ den ersten deutschsprachigen Song, was auf den folgenden Alben als Tradition weitergeführt wurde.

Neue Wege und wachsender Erfolg

Zwei Jahre später beging man mit „New Blood“ einen weiteren wichtigen Schritt in der Bandgeschichte, in dem man dem klassischen Horrorpunk der ersten drei Alben Zutaten aus Bereichen wie Metal und Goth hinzufügte und damit zu einem eigenständigeren Stil fand. Diese neue Herangehensweise bescherte der Band eine größere Fangemeinde aus anderen Genres sowie u.a. eine Tournee im Vorprogramm von Grusel-Altmeister ALICE COOPER und den Auftritt als erste Horrorpunkband auf dem Wacken Open Air. Diese Entwicklung wurde auf den folgenden Alben noch weiter ausgefeilt und der Erfolg der letzten beiden Alben „Casket Case“ und „Haunted“ unterstreicht die besondere Stellung der Band in ihrem Genre.

Album-Tipp

„New Blood“ (2010)

 

4. Frankenstein Drag Queens From Planet 13, Murderdolls, Wednesday 13

Vorhang auf für den „Duke Of Spook“! Joseph Poole, besser bekannt als WEDNESDAY 13, ist bereits seit 1992 einer der am längsten aktiven und fleißigsten Musiker im Bereich des musikalischen Horrors. Erstes Aufsehen erregte er ab 1996 mit den FRANKENSTEIN DRAG QUEENS FROM PLANET 13. Inspiriert von Glam-Musikern wie ALICE COOPER und den NEW YORK DOLLS wurde die Band ihrem Namen gerecht und ging in Frauenkleidern und finsterem Make-Up auf die Bühne. Das Ganze sah dann aus, als hätte sich eine Black-Metal-Band einmal quer durch die Damenabteilung geprügelt und trug stark zum Kultfaktor der Band bei. Musikalisch spielte man rohen Punk mit bösen schwarzhumorigen Texten, denen passenderweise nichts heilig war und natürlich holte man sich dabei auch Inspiration von klassischen Horrorfilmen. Die rotzige Stimme von Frontmann Wednesday passte zu dieser Mischung obendrein noch wie die Faust aufs geschminkte Auge.

Mordende Puppen und eigene Pfade

Der wirkliche Durchbruch für die breite Masse kam allerdings erst als man sich im Jahre 2002 mit dem ehemaligen SLIPKNOT-Drummer Joey Jordison zusammentat und die MURDERDOLLS gründete. Passend, da die FRANKENSTEIN DRAG QUEENS leider nicht den gewünschten Erfolg erzielen konnten und Jordison, der durch das legendäre Album „Iowa“ seiner damaligen Hauptband auf einer gewaltigen Erfolgswelle schwamm, nach Abwechslung suchte. Deshalb schnallte er sich hier auch die Gitarre um statt dem Schlagzeug einzuheizen. Das erste Album „Beyond The Valley Of The Murderdolls“ enthielt hauptsächlich Coverversionen von Songs der FRANKENSTEIN DRAG QUEENS und neuen Songs. „Dead In Hollywood“ und das BILLY IDOL-Cover „White Wedding“ wurden zu Hits. Zwei Jahre später war der Spaß allerdings leider schon wieder schnell vorbei und man ging getrennte Wege. Das war der Startpunkt für das Soloprojekt WEDNESDAY 13, dessen erstes Album „Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“ für viele Fans als das beste Werk des Musikers gilt. Vom Stil wagte man hier erstmals Experimente mit ruhigeren Tönen wie im Titelsong und auch die Texte wurden zum Teil tiefgründiger. Mit dem folgenden Album „Fang Bang“ ging man wieder mehr gut gelaunt und rockig nach vorne, während „Skeletons“ von 2008 das vielleicht düsterste Album der Diskographie ist. Wednesday selbst beschreibt diese Phase dementsprechend auch als eine der dunkelsten in seiner Karriere und auf der Platte werden viele persönliche Dämonen exorziert.

Mehr Metal im Horror-Cocktail

2010 kam es dann sogar zu einer kurzfristigen Reunion der MURDERDOLLS und dem Album „Women And Children Last“, das weniger rotzig, sondern fetter produziert und metallischer aus den Boxen knallte. 2011 war auch hier bereits wieder Schluss und Wednesday wieder Solo unterwegs. Auf den folgenden Alben wurde die musikalische Ausrichtung mehrfach variiert und zuletzt wandte man sich immer mehr einer metallischen Grundausrichtung zu. Das hatte zur Folge, dass eine breitere Hörerschaft auf die Band aufmerksam wurde und sogar ein Deal mit Nuclear Blast drin war. Insgesamt bleibt WEDNESDAY 13 einer der experimentierfreudigsten und spannendsten Musiker im Horrorpunk und man darf gespannt sein, was in Zukunft noch zu hören und zu sehen bekommt.

Album-Tipp

„Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“ (2005)

 

5. Bloodsucking Zombies From Outer Space (BZFOS)

Seit 2002 macht diese österreichische Zombie-Gang die dunklen Gassen von Wien unsicher. Die Band mit dem vielleicht ausgefallensten Namen auf dieser Liste geht auch musikalisch ganz eigene Wege. Hier treffen sich flotter Horrorpunk und fetziger Psychobilly in einer höchst radioaktiven Mischung, die von der Band u.a. als „Horrorbilly“ bezeichnet wird. Über das Label Fiend Force wurde diese explosive Mischung 2004 mit dem Debüt „See You At Disneyland“ das erste Mal auf die Menschheit losgelassen. Nur ein Jahr später erschien das von Fans der Band geliebte „A Night At Grand Guignol“.

Blutiges Theater und Wiener Dialekt

Der Titel ist eine Liebeserklärung an das legendäre Théâtre du Grand Guignol, das sich ab dem späten 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im Pariser Vergnügungsviertel Pigalle befand und sich auf Horrorstücke spezialisiert hatte. Das für seine Zeit als unglaublich schockierend geltende Theater, war ein großer Einfluss auf die später entstehenden Horror-und Splatterfilme. Als Anlehnung an die makabren Bühnenstücke enthält das Album der BZFOS die Geschichte „The Fairy Tale Of Billy The Butcher“. Diese Geschichte um einen fiktiven Serienmörder wird über vier Songs erzählt und jeweils von einem Sprecher eingeleitet. Drei Jahre später erscheint das dritte Album „Monster Mutant Boogie“, dessen Titelsong quasi zur Bandhymne wurde. Auf dem nächsten Album „Return Of The Bloodsucking Zombies From Outer Space“ war dann auch das erste Mal mit „Mörder Blues“ ein Song in wienerischem Dialekt enthalten. Dies führte dann ein Jahr später sogar zu einer gleichnamige Akustik-EP im Wiener Dialekt und der Gründung des eigenen Labels „Schlitzer-Pepi Records“.

Hits aus der Postapokalypse

2012 wurde das zehnjährige Jubiläum in Form der Best-Of „Decade of Decay – Gravest Hits“ mit neueingespielten Songs gefeiert. Auf dem nächsten Studioalbum „Toxic Terror Trax – Music for the Postapocalypse“ wurde der Stil mit Einflüssen aus anderen Genres experimenteller und für die Covergestaltung konnte man sogar Tattoo-Legende Bernie Luther gewinnen. Danach folgten der zweite Teil der „Mörder Blues“ EP mit dem Falco-Cover „Vienna Calling“ sowie mit „Bloody Unholy Christmas“ ein komplettes Coveralbum. Das nächste Album „All These Fiendish Things“ von 2019 wurde mit seinen noch eingängigeren Songs ein Erfolg und die BZFOS bleiben weiterhin eine verlässliche Quelle für unterhaltsamen Horror-Rock mit einem einer gut dosierten Prise schwarzem Humor.

Album-Tipp

„All These Fiendish Things“ (2019)

 

6. Nim Vind

Chris Kirkham, besser bekannt als der kanadische Starman NIM VIND, gehört zu den populärsten Vertretern des Horrorpunk. Er selber sieht sich allerdings nicht an ein bestimmtes Genre gebunden, sondern bezeichnet seine Musik als „Music For Outsiders“ und wurde stark von extravaganten Musikern wie den MISFITS und DAVID BOWIE inspiriert. Letzteren bezeichnet er auch als seinen vielleicht größten Einfluss, was bei der geteilten Faszination für kosmische Themen nicht verwundert. Die Herkunft des ungewöhnlichen Namens ist nicht vollends geklärt, jedoch gibt es die Interpretation, dass der Name „Nim Vind“ für „Freiheit durch Wahnsinn“ steht. Nim bezieht sich in dieser Interpretation au das Akronym des National Institute of Mental Health (NIMH), einem großen US-amerikanischen Forschungszentrum für psychische Störungen und Vind auf den englischen Begriff vindication (Rechtfertigung). Hauptsächlich soll er das Fremdartige und Außerweltliche, für das der Künstler steht, repräsentieren.

Erste Erfolge mit MR. UNDERHILL

Erstes Aufsehen erregte er durch das 1998 gegründete Projekt MR. UNDERHILL mit seinen Brüdern Robbie und Anthony Kirkham. Ziel der Band war es den Stil von BAUHAUS und BOWIE mit den flotten Horrorpunk-Songs der MISFITS zu kombinieren. Die Band konnte sich eine loyale Fanbase im Underground sichern und war bekannt für ihre exzentrischen Bühnenauftritte mit aufgestylten Frisuren, langen Mänteln und verschmiertem Make-Up. Nach dem Ende von Mr. UNDERHILL startete NIM VIND seine Solokarriere und veröffentlichte 2005 über Fiend Force sein erstes Soloalbum „The Fashion Of Fear“. Das Album wurde ein Hit und NIM VIND Mitglied der Speerspitze des Genres.

BOWIE und Séancen am Samstag

Mit dem Aufwind durch das zweite Album „The Stillness Illness“ und Songs wie „Killing Saturday Night“ und „The 21st Century“, absolvierte man eine erfolgreiche Tour, die u.a. einen Auftritt auf dem Summer Breeze vor ca. 25.000 Zuschauern beinhaltete. 2013 folgte mit “The World Through X-Ray Eyes” eine Split-LP mit seiner alten Band MR. UNDERHILL und ein Jahr später das dritte Soloalbum „Saturday Night Seance Songs“. Das Album bekam gute Kritiken und wurde vom weltweit auflagenstärksten Horrormagazin Rue Morgue zum Album des Jahres gewählt. Besondere Beachtung fand dabei der Remix des Songs „Astronomicon“ durch den Produzenten Todd Rundgren. Das vierte Album lässt zwar bis heute noch auf sich warten, jedoch wurden in der Zwischenzeit die EP „The Evening Redness In The West“ und mehrere Singles veröffentlicht. Dabei war u.a. ein Cover des BOWIE-Songs „Magic Dance“, das große Beachtung fand.

Album-Tipp

„The Stillness Illness“ (2009)

 

7. Calabrese

Jimmy, Bobby und Davey Calabrese sind die vielleicht coolste Vampirfamilie im Rock ’n’ Roll. Die drei sympathischen Brüder mit italienischen Wurzeln aus Phoenix, Arizona, leben in einer Welt aus Vampiren, Horror und okkulter Symbolik mit einem ordentlichen Schuss Cartoon-Charme. Hätten die Lost Boys noch ein paar verschollene Cousins, dann würden CALABRESE sicher dazugehören. Als wichtige musikalische Einflüsse werden oft Bands wie die MISFITS, DANZIG, TYPE O NEGATIVE, AFI, GHOST und NIM VIND genannt. Die Entscheidung eine Band zu gründen, kam von Jimmy, dem ältesten drei Brüder. Seine Vorliebe für Punk, Metal und Rock ’n’ Roll sowie die Faszination für Horror und das Okkulte, packte schließlich auch seinen Bruder Bobby. Als man sich nach Abschluss der High-School im Jahr 2002 dazu entschloss zusammen eine Band zu gründen, holte man noch den jüngsten Bruder Davey mit ins Boot und die Band unter dem Familiennamen war geboren.

Die Fledermäuse verlassen ihre Höhle

Knarzend öffnete sich der Sarg ein Jahr später mit der EP „Midnight Spookshow“. Für das Debüt „13 Halloweens“ lehnte die Band mehrere Anfragen von verschiedenen Labels ab, um ihre Musik auf dem eigenen Label Spookshow Records zu veröffentlichen. Außerdem veranstaltete die Band einen Contest zur Namensgebung des Albums, was zur Tradition wurde. Für ein erstes Aufsehen in Europa sorgte der Song „Midnight Spookshow“ auf dem Sampler „This Is Horrorpunk 2“ von Fiend Force. Das zweite Album „The Traveling Vampire Show“ ist bis heute noch für viele DAS Album von CALABRESE. Mit mehr Feuer unter dem Arsch, als die ersten beiden Releases und den Horrorpunk-Klassikern „Voices Of The Dead“ und „Vampires Don´t Exist“, gab das Album der Band einen ordentlichen Kick nach vorne. Der Titel ist dem gleichnamigen Buch von Richard Laymon entliehen. Während die beiden nachfolgenden Alben schneller und härter wurden, gab es auf „Born With A Scorpion‘s Touch“ mehr Experimente zu hören. Dies führte zu einem leichten Kurswechsel ab dem nächsten Album „Lust For Sacrilege“, bei dem man die Geschwindigkeit für einen Ausflug in unheilschwangere DANZIG-Gefilde drosselte.

Der Ziegenmann und die Größen des Horror-Rock

Das bislang aktuellste Album „Flee The Light“ von 2019 baut diese Richtung noch weiter aus und war der erste Auftritt des neuen Maskottchens „Goat-Man“. Der gehörnte Hüne könnte ein Verwandter des Ziegenkopfes vom Cover des Albums „Under The Sign Of The Black Mark“ der schwedischen Legende BATHORY sein. Neben der Musik ist außerdem der äußerst unterhaltsame Social-Media-Auftritt der Band zu empfehlen, bei dem sie Einblicke in ihre Vampirwelt geben. Vor Kurzem wurde auch zusätzlich noch ein Podcast mit dem Namen „Calabrese Mystic Cult Of Horror“ gestartet. Hier schnacken die drei Nosferatus mit anderen Musikern aus der Schnittstelle zwischen Horror und Rock ’n’ Roll wie u.a. Argyle Goolsby (BLITZKID, THE ROVING MIDNIGHT), Rod Usher (THE OTHER), NIM VIND und Ash Costello (NEW YEARS DAY, THE HAXANS).

Album-Tipp

„The Traveling Vampire Show“ (2008)

 

8. Balzac

BALZAC aus Japan gehören mit ihrer Gründung im Jahre 1992 zu den frühsten und langlebigsten Vertretern des Genres. Den Namen borgte man sich beim französischen Schriftsteller Honoré de Balzac, da Bandgründer Hirosuke Nishiyama bereits in der Schule mit dessen Werk in Kontakt kam und vom Klang des Namens fasziniert war. Unter dem starken Einfluss der MISFITS und SAMHAIN gegründet, trägt die Band traditionell Skelett-Anzüge und bezeichnet ihre Musik als „Japan‘s Premiere Devilrock“.

Modelabels und prominente Unterstützung

Neben dem klassischen Horrorpunk und Okkult-Rock beziehen sie ihre musikalischen Einflüsse aus verschiedenen Genres wie Metal, Hardcore und Industrial, gewürzt mit einer Prise J-Rock-Melodien. Diese experimentelle Herangehensweise gibt der Band ihren ganz eigenen Sound, der mit Stolz gepflegt wird. Die Texte behandeln überwiegend Themen wie Horror, Finsternis und Angst, sind aber oft mit einem Augenzwinkern versehen. Die Band besitzt außerdem mehrere Modelabel (Shocker!!!, Dementia 13, Culture, XXXxxx und Balzac), ein eigenes Musiklabel (Evilegend 13 Records) und veröffentliche mehrere Actionfiguren. Ziemlich fleißig also. Begonnen hat der ganze Spaß mit der Veröffentlichung mehrerer Demotapes und Singles, bis 1995 das erste komplette Album „The Last Men on Earth“ erschien. Nachdem BALZAC sich durch harte Arbeit in den folgenden drei Jahren einen Namen im Underground machen konnten, wurde sogar das Interesse des MISFITS-Bassisten Jerry Only geweckt. Dieser fragte die Band sogar, ob sie als Opener die gerade wiedervereinten MISFITS auf ihrer ersten Tour durch Japan begleiten würden. Selbstverständlich, dass man da nicht nein sagen konnte.

Deutsche Punk-Ärzte und erste Erfolge außerhalb Japans

So wurde die Band letztendlich auch über Japan hinaus einem wesentlich größeren Publikum bekannt und ihr erstes in den USA veröffentlichtes Album „Beyond The Darkness“, erschien auf dem Label der MISFITS. Das Gegenstück und erste in Deutschland veröffentlichte Album der Band „Out Of The Light Of The 13 Dark Night“, half der Band sich schließlich auch in Europa zu etablieren. So wurden sogar DIE ÄRZTE aus Berlin, auf BALZAC aufmerksam und durch den Einsatz von Bela B. und Rodrigo González spielten sie 2004 im Vorprogramm der ÄRZTE am Kölner Tanzbrunnen. Mit Bela B. blieb man auch weiterhin in Kontakt und coverte gegenseitig Songs. Im Verlauf der nächsten Alben experimentierte man öfter mit verschiedenen Sounds und scheute sich dabei auch nicht vor Einflüssen aus dem elektronischen Bereich, was ihren Alben eine große Abwechslung beschert. Die Spannung bleibt somit auch nach einer so langen Karriere im Dienst des Horrors noch hoch.

Album-Tipp

„Beyond The Darkness“ (2003)

 

9. The Crimson Ghosts

THE CRIMSON GHOSTS haben ihre unheilige Gruft in Köln im Jahr 2001 verlassen und zählen seitdem zu den bekanntesten Horrorpunk-Bands aus Deutschland. Benannt nach dem legendären Maskottchen der MISFITS, begannen sie wie viele ihrer Kollegen als Coverband der Horrorpunk-Urväter und kamen so mit dem Label Fiend Force in Kontakt. Dort veröffentlichten sie 2005 ihr erstes Album mit dem passenden Titel „Leaving The Tomb“. Die Zombies aus dem Rheinland zeigten bereits hier starke Einflüsse aus dem Metal, vor allem beim Klang der Gitarren und das Ergebnis drischt mit so viel Wucht aus den Boxen, dass die Gruftwände wackeln. Anschließend ging es mit verschiedenen Größen aus den Bereichen Punk, Metal und Hardcore auf Tour und die Band wurde einem wachsenden Publikum bekannt.

Ein Abschied und eine krachende Rückkehr

Als man 2010 eine selbstorganisierte Tour zum vierten Album „Generation Gore“ absolvierte, war man bereits eine etablierte Institution im Horrorpunk. Das Album enthält viele Songs, die noch heute einen wichtigen Platz in der Setlist einnehmen, wie z.B. „The Body Bag“ und „Dein Nachtmahr“. Bis zum nächsten Album sollte dann allerdings leider eine lange Zeit vergehen und sechs Jahre später musste sogar Drummer und Gründungsmitglied Reverend die Band verlassen. Doch man ließ sich letztendlich nicht unterkriegen und 2018 erschien acht Jahre nach dem letzten Output das Album „Yet Not Human“. Das Album bekam gute Kritiken und wies einen noch höheren Metal-Anteil und Härtegrad auf als die Vorgänger.

Album-Tipp

„Generation Gore“ (2010)

 

10. The Spook

1999 in Essen, bzw. laut der Band in „Gravelands, Karloffornia“ gegründet, zählen THE SPOOK zu den Pionieren des Horrorpunks. Die Band bezeichnet ihren Stil außerdem als „Graverock Deluxe“ und vor allem den frühen Veröffentlichungen ist ein ordentlicher Schuss Punk ’n’ Roll beigemixt. Trotz dem genretypischen MISFITS-Einfluss hatte die Band so schon von Anfang an ein Alleinstellungsmerkmal, das ihnen eine loyale Fanbase verschaffte. Der erste Spuk erschien ein Jahr nach der Bandgründung in Form der „Hello Hooray/Hungry Are The Damned“ Split-7-LP mit den FRANKENSTEIN DRAG QUEENS FROM PLANET 13. Die ersten komplett eigenen Veröffentlichungen in Form der „Fright Night“ EP und dem Album „Some Like It Dead“ folgten während der nächsten zwei Jahre. Danach sollte es allerdings fünf Jahre dauern, bis ein Nachfolger erschien.

Hochrangige Gäste und exhumierte Raritäten

Dafür dann aber richtig, denn für „Let There Be Dark“ holte man sich Thrash-Metal-Legende Mille Petrozza von KREATOR für das Mastering und den erfolgreichen Produzenten Andy Sneap mit in die Spuk-Show. Sogar Gäste von Bands wie BLITZKID und CRADLE OF FILTH sind auf dem Album vertreten. Leider schien es sich ab hier als Tradition zu etablieren nur alle paar Jahre ein Album zu veröffentlichen und weitere sieben Jahre sollten vergehen bis „Sundown Forever“ erschien. Danach war wieder lange Zeit Funkstille bis man sich 2021 mit der Compilation „The Lost Tracks From Gravelands, Karloffornia“ zurückmeldete. Das Album enthält Demotapes, Outtakes und Coversongs aus der Frühphase der Band.

Album-Tipp

„Let There Be Dark“ (2007)

 

Quelle: Wikipedia, Google, Band-Kanäle
24.06.2021
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