Der große metal.de-Monatsrückblick
Die größten Highlights und die schlimmsten Gurken im März 2019

Special

Der große metal.de-Monatsrückblick März 2019

Editorial

Liebe Leser,

was wurde das neue RAMMSTEIN-Video diskutiert und gefühlt hat jeder auf der Welt (okay, zumindest auf Facebook, in den Kommentar-Rubriken und Kommentar-Spalten der Tagespresse) eine Meinung dazu. Um die Qualität des Songs ging es dabei nie … und ich lass‘ das einfach mal so stehen. Denn auch sonst ist viel los gewesen, das beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Schließlich wird LORDS OF CHAOS immer noch heiß diskutiert und Kollege Rothe hat sich „The Dirt“ auf Netflix reingezogen. Und warum ihr auch diesen Film gelesen haben solltet, erfahrt ihr in unserem Special zum Film. Viel zu diskutieren gibt’s da allerdings nicht. Redebedarf scheint es eigentlich im Hause MASTER gegeben zu haben und LAMB OF GOD haben ein Zeichen gegen die Westboro Baptist Church gesetzt. Etwas friedfertiger, aber keineswegs weniger brisant sind die Veröffentlichungen, die angekündigt wurden:

POSSESSED haben ihre Fans wohl am längsten warten lassen und kommen nach 32 Jahren mit einer neuen Scheibe um die Ecke. Bei SLIPKNOT ist die Wartezeit für Fans gefühlt ebenso lange, doch ein konkretes VÖ-Datum steht inzwischen. Ansonsten kommen unter anderem noch AMON AMARTH, BLIND GUARDIAN, DARKTHRONE, DEATH ANGEL und NOCTURNAL BREED in naher oder ferner Zukunft mit neuen Alben um die Ecke.

Welche Platten ihr im März gehört haben solltet und von welchen ihr euch tunlichst entfernt halten solltet, erfahrt ihr auf den kommenden Seiten.

Viel Spaß und bald kommt der Osterhase!

Jan & metal.de

metal.de-Chefredakteur Jan Wischkowski

Der große metal.de-Monatsrückblick März 2019 – Die größten Highlights des Monats

WHITECHAPEL – „The Valley“

Weil die Kapelle dort ist, muss man die Kirche noch lange nicht im Dorf lassen: WHITECHAPEL zeigen mit „The Valley“ allen Skeptikern, wie das nachhaltig funktionieren kann mit musikalisch paar aufs Maul geben. Nämlich indem man musikalische Brutalität vor ernstem lyrischem Hintergrund mit melodischen, mit berührenden Elementen kollidieren lässt.
Und so „wirkt es beinahe irrational, dass ‚The Valley‘ neben überraschend aufgerissenen Ohren sogar schwerer im Magen liegt als so manche ihrer Deathcore-Alben. Aber die Emotionalität, die WHITECHAPEL heuer an den Tag legen, gepaart mit einem guten Songwriting und interessanten Spannungsbögen, braucht Zeit zum Ergründen, Kennenlernen und sich Wiederfinden.“ (Wischkowski) Diese Zeit sollte ja wohl vorhanden sein.

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SINMARA – „Hvísl Stjarnanna“

Nein. Es ist unangebracht, konfrontiert mit einem nicht mal problemlos schreibbaren Albumtitel und der Bezeichnung „isländisches Musikerkollektiv“ die Hände über dem Rockerkopf zusammenzuschlagen. Jedenfalls in wehklagender Absicht. Denn SINMARA – alle von ALMYRKVI und weitere Profis – erschaffen mit ihrem zweiten Werk „Hvísl Stjarnanna“ ein wirklich gutes Stück Black Metal: orthodoxe Finsternis, surreal-dissonante Gitarren, variables Tempo, Gespenster, das ganze Programm.

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RUSSKAJA – „No One Is Illegal“

RUSSKAJA halten fest: „No One Is Illegal“. Und alle Engstirnigen halten sich besser an ihrem Löffel für den Einheitsbrei fest oder den sichernden Grenzbalken. Denn RUSSKAJA setzen musikalisch wie bisher auf einen Mix aus Ska-Punk, Polka, Reggae und Folk Rock. Wenig Einfalt, dafür textliche, sprachliche und musikalische Vielfalt sind Programm. Neu und passend: ein Schüsschen Pop. Da habt ihr es.

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WHILE SHE SLEEPS – „So What?“

Die coolen Kinder so: „Metalcore ist doof.“ WHILE SHE SLEEPS: „So What?“ Das Album der Briten kontert nicht pseudo-emotional, sondern unverkrampft-locker. Melodien, Klargesang, Hooks ohne Ende – und doch sind WHILE SHE SLEEPS so wenig süß, dass der Zahnarzt warten darf.

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CELLAR DARLING – „The Spell“

CELLAR DARLING kommen recht fix mit der zweiten Platte „The Spell“ um die Ecke. Und die drei Ehemaligen von ELUVEITIE tun gut daran: Denn von der Stimme Anna Murphys veredelt ist „The Spell“ beklemmend, überraschend, melodisch, verstörend, eklektisch – brillant.

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MARK MORTON – „Anesthetic“

MARK MORTON kann es auch ohne LAMB OF GOD. Der Gitarrist komponiert für „Anesthetic“ einer illustren Schar an Sängern jeweils passende Songs auf die Stimmbänder und fährt damit ganz gut. Sein eigenes Spiel bildet den roten Faden eines Albums, das gesanglich von Chester Bennington eigeleitet wird und von u. a. Myles Kennedy über Mark Lanegan bis zu Chuck Billy alte Bekannte versammelt und ohne große Schwachpunkte bleibt.

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OLA ENGLUND – „Master Of The Universe“

OLA ENGLUND von THE HAUNTED stapelt tief: „Master Of The Universe“ heißt seine Solo-Scheibe. Und auf dieser stapelt er rein instrumentalen Prog, Katzenbabys, Saxophonsolo und lustige Titel zu einer ernstzunehmenden musikarchitektonischen Angelegenheit. Mucker-Mucke vielleicht, aber gute!

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FIDDLER’S GREEN – „Heyday“

30 Jahre, 14 Alben: FIDDLER’S GREEN sind Veteranen des Folk Rock. Auf „Heyday“ gibt es nur eine einzige Ballade, dafür mitunter etwas mehr modernen Rock und ansonsten eine motivierte Band, die auf den Punkt kommt und Spaß macht. Und überhaupt: Das Alter der Kollegen aus Erlangen muss man mit so viel Schmackes erstmal … äh .. erlangen. Als Band. Yeah! Hüte hoch, Beine auch, Tassen sowieso.

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CHILDREN OF BODOM – „Hexed“

CHILDREN OF BODOM integrieren punktuell die Siebziger und die Achtziger und bleiben ansonsten sie selbst. Nur dass ihr zehntes Album „Hexed“ frischer und packender klingt als zuletzt. Entscheidend: Das Keyboard schwingt sich bei C. O. B. wieder zur allgegenwärtigen Melodieschleuder auf. Kirmes oder Kunst? metal.de jedenfalls krächzt ein tendenziell begeistertes „Fuck!“ in Richtung Finnland.

Der große metal.de-Monatsrückblick März 2019 – Die größten Highlights des Monats

SUBWAY TO SALLY – „HEY!“

SUBWAY TO SALLY sind in Form: „Hey“ ist erfreulich hart und bietet, was das Fanherz verlangt: Partystimmung, Nachdenklichkeit und auch ironische Finesse, den Spagat zwischen alten und neuen SUBWAY TO SALLY. Da passen dann auch elektronische Beats mal ins Mittelalter neben die E-Gitarre. So denn.

Der große metal.de-Monatsrückblick – Die schlimmsten Gurken des Monats

SCARLET AURA – „Hot ’n‘ Heavy“

Dafür, dass SCARLET AURAs „Hot ’n‘ Heavy“ sehr selbstbewusst promotet wird, dafür kann die Band vielleicht nichts. Dafür, dass ihr viertes Album aber wenig heavy, noch weniger hot und gar nicht dynamisch oder spannend wirkt, dafür schon. Wieviel Sängerin Aura Danciulescu mit ihrer kräftigen, rotzigen Stimme dafür kann, wissen wir nicht. In dieser Form raten wir jedenfalls von SCARLET AURA als Mittel der Erbauung eher ab. Da nicht für.

KÄRBHOLZ – „Herz und Verstand“

KÄRBHOLZ treten ja nun durchaus nicht in RUSH-Shirts auf oder so. Und Deutschrock will handfest unterhalten, schon klar. „Herz & Verstand“ entbehrt allerdings einmal mehr jedweder Originalität, simpel heißt hier zu oft öde. Eine Mineralwasser-Variante der DROPKICK MURPHYS sind KÄRBHOLZ nur dann nicht, wenn sie wie in „Falsche Alternativen“ musikalisch (und textlich) mal Schub geben. Cheers.

ZE GRAN ZEFT – „Gorilla Death Club“

Herr Klaas subsumiert: „Lange Rede, kurzer Sinn: Dieses Album ist nicht gut. Es möchte dieser große, durchgeknallte und zeitgemäße Crossover-Retter sein, aber alles, was das Album tut, nervt, wenn es nicht gerade langweilt.“ Aber immerhin kleiden ZE GRAN ZEFT ihren „Gorilla Death Club“ in ein Cover, auf dem … ach du Scheiße.

MANOWAR – „The Final Battle – Part I“

MANOWAR halten dem eigenen Genre einmal mehr erbarmungslos den Spiegel vor. Vielleicht so konsequent und damit brillant wie nie zuvor. Ihre EP „The Final Battle I“ bringt auf höchst unterhaltsame Weise komprimiert all das gnadenlos zusammen, was bemitleidenswerten Metal ausmacht: Textliche Plattitüden um Freedom, Lendenschurz und Stahl. Langatmige „Zitate“ nicht nur bei sich selbst. Eine Produktion aus Pappmaché. Einen Chef, der endlich auch mal zum Mikro greift. Danke, MANOWAR. Endlich mal eine Band, die sich selbst nicht so ernst nehmen kann.

Die Playlists der Redakteure: Das lief bei uns im März 2019!

Dominik Rothe

Matthias Weise

Simon Arnold

15.04.2019
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