Der große Monatsrückblick
Die zehn besten Alben im Januar 2017 – Monatsrückblick, Highlights und Gurken

Special

Conspiración!

Wir haben ja eh kein großes Gewese darum gemacht, aber jetzt können wir Euch ja noch einmal davon berichten: Mitte Januar traf sich die gesamte metal.de-Redaktion zur Klausurtagung an einem geheimen Ort. Wir haben diskutiert, gestritten, zugehört, gelernt. Und wir haben ganz nebenbei die nähere Zukunft des Metals bestimmt (mein Kollege Stephan berichtete bereits). Dass KREATOR mit „Gods Of Violence“ ein erschreckend starkes Album veröffentlichen würden, hatten wir allerdings schon vorher festgelegt. Großartige Scheibe. Großartiger Beschluss. Außerdem haben wir festgelegt, dass der Metal (für den wir jahrelang gekämpft haben) reife Früchte tragen soll. Die nächsten Monate werden zeigen, was die Kreativzellen, die wir für Euch arbeiten lassen, bereitstellen werden.

Aber jetzt mal Ernst beiseite. Die Vergangenheit war ja so schlecht auch nicht, so dass wir uns überlegt haben, unseren Rückblick „Turn Back Time“ auch im neuen Jahr fortzusetzen. Teil 1 im Jahr 1997 bildet somit „Whoracle“ der ehemaligen Melodic-Death-Metal-Vorreiter IN FLAMES. Ein Album, das der halben Redaktion nach wie vor ein seliges Lächeln auf den Mund zaubert (die andere Hälfte findet Melodic Death Metal verachtenswert und abseits der reinen Lehre). Seliges Lächeln also: Das sollte auch für die zehn Highlights auf den folgenden Seiten gelten (die diesmal übrigens von einer ganzen Armada an schwachen Platten flankiert werden).

Ob das dereinst auch für SUICIDE SILENCE und ihr neues, selbstbetiteltes Album gelten wird? Das Album wird hart … hart anders klingen, so viel ist klar. Was es kann, wird sich zeigen. Wir haben uns vorab schon einmal Gedanken darum gemacht, ob eine Band bei krassen Stilwechseln nicht besser den Bandnamen wechseln sollte oder nicht. So viel sei schon verraten: Eine eindeutige Antwort kann es auf diese Frage nicht geben.

Nochmals zurück zu unserem konspirativen Treffen in der deutschen Provinz: Wir lassen die Hosen runter und geben Euch einen einmaligen Einblick in unsere Hörgewohnheiten. Beziehungsweise in unsere Leidensgeschichte an diesem Wochenende. Der DJ hat uns halt ein ums andere Mal auf die Probe gestellt. Wir mögen ihn übrigens trotzdem noch – immerhin konnte er DARKTHRONE auf dem Klavier spielen.

Jetzt aber viel Spaß beim Durchklicken der Highlights, Tops und Flops des vergangenen Januars.

Eckart & metal.de

Die besten Alben im Januar

The Flight Of Sleipnir – Skadi

Ähnlich wie die von THE FLIGHT OF SLEIPNIR oft besungene Natur, geben auch die Songs auf deren neuem Album „Skadi“ ihre Frühchte nur gegen eine gewisse Anstrengung preis: Das Album bedarf definitiv einiger intensiver Hördurchgänge. Doch sobald der Funke überspringt, lässt einen „Skadi“ so schnell nicht mehr los.

Die besten Alben im Januar

Bethlehem – Bethlehem

BETHLEHEM haben einen derart eigenen Sound, dass man jede Veröffentlichung der Band unmittelbar zuordnen kann – wie sollte es beim selbstbetitelten neuen Werk also anders sein? Die Band rund um Vordenker Jürgen Bartsch findet darauf zurück zu ihren Anfängen, ohne sich selbst zu kopieren. „Bethlehem“ ist gleichzeitig Neubeginn und logische Fortsetzung, Beständigkeit und Innovation. Wer auch nur ansatzweise etwas mit dem bisherigen Schaffen der Band anfangen konnte, wird um das neue Album keinesfalls herumkommen.

Die besten Alben im Januar

Sepultura – Machine Messiah

Die frische Luft in Schweden scheint den brasilianisch-amerikanischen Thrash-Metal-Urgesteinen SEPULTURA gut getan zu haben. Denn auf ihrem neuen Album „Machine Messiah“ wurde hier und da Bekanntes aufgebrochen, tief gegraben, um einen würdigen Nachfolger zu „The Mediator Between Head And Hands Must Be The Heart“ entstehen zu lassen. SEPULTURA verstehen sowieso, was sie tun, auf „Machine Messiah“ haben sie sich zusätzlich den Dreck der letzten Jahre von den aufgerissenen Jeans geklopft; alles nochmal aufgeschüttelt, durchgeschüttelt, um es klar zu definieren. Ein prima Album!

Die besten Alben im Januar

Kreator – Gods Of Violence

Das neue KREATOR-Album:

Trotzdem haben Mille und Co. ihren Bandsound für ihr 14. Album namens „Gods Of Violence“ einmal mehr gekonnt um einige neue Elemente erweitert. Midtempo und Hochgeschwindigkeit halten sich mehr denn je bei KREATOR die Wage – Abwechslungsreichtum olé! Einflüsse und Verbeugungen vor großen Künstlern wie IRON MAIDEN oder THE SISTERS OF MERCY dürfen dabei genauso wenig fehlen, wie die hervorragende Gitarrenarbeit oder die fette Produktion. Klar ist: KREATORs „Gods Of Violence“ ist ein Thrash-Metal-Juwel, das sowohl in Sachen Brutalität als auch in puncto Melodie überzeugt. Deutschlands Thrash-Band numero eins? Jawoll!

Die besten Alben im Januar

Grave Digger – Healed By Metal

Es gibt einige feste Wahrheiten im Metal: METALLICA werden nie wieder so gut sein, wie sie es in den Achtzigern waren. IN FLAMES haben sich auf ihren letzten Alben verkauft. Norweger machen den kältesten Black Metal. Und: GRAVE DIGGER ernten mit ihrem neuen Album gleichermaßen Anerkennung wie auch Hohn und Spott. Das gilt natürlich auch für ihre neue Platte „Healed By Metal“, auf der die GRAVE DIGGER-Schuster bei ihren Leisten bleiben. Es dominieren die knackigen, in den Schädel drückenden Riffs von Gitarrist Axel Ritt, sowie die Stimme von Chris Boltendahl. Auch die Mixtur aus schleppenden Headbangern, speedigen Nummern und Uptempo-Songs ist nicht wirklich neu. Dafür sind die Nummern heuer qualitativ wieder besser als auf dem Vorgänger, der nicht schlecht, aber auch keine Oberknaller war. Irgendwie muss man vor Chris Boltendahl und seinen Mannen schon den Hut ziehen. Immerhin gehen GRAVE DIGGER konsequent ihren Weg. Mal mehr, mal weniger stark – aber immer gutklassig. Dafür verdienen sie Respekt. “Healed By Metal” steht aber für sich selbst und braucht keinen Nostalgiefaktor.

Die besten Alben im Januar

Deserted Fear – Dead Shores Rising

Wenn man einer Band attestiert, sie sei erwachsen geworden, dann sorgt das nicht zwangsläufig bei allen für Begeisterungsstürme. Ähnliches könnte auch im Fall von DESERTED FEARS Drittwerk “Dead Shores Rising” für Teile der Fangemeinde gelten. Das ist allerdings absolut als Kompliment zu verstehen, denn von Attributen wie „langweilig“ oder gar „spießig“ sind die Jungs zum Glück meilenweit entfernt. “Dead Shores Rising” überzeugt ganz klar als Gesamtwerk auf höchstem Niveau und wird den Aufstieg der Thüringer weiter vorantreiben.

Die besten Alben im Januar

Turbobier – Das Neue Festament

Mindestens drei Gründe, warum „Das Neue Festament“ der österreichischen Punk-Rock-Band TURBOBIER eine Empfehlung wert ist? Tief im Herzen vermissen wir alle die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG. Österreicher Schmäh ist seit Kurzem total in, Austropop sagt man dazu. Und… Marco Pogo, Doci Doppler, Baz Promüü und Fredi Füzpappn haben verstanden, worum es im Punk (nicht immer, aber meistens) geht – Spaß und saufen. Punkt.

Die besten Alben im Januar

Helheim – landawarijaR

Der Albumtitel und das Artwork deuten ganz auf eine Fortsetzung des auf den letzten Alben eingeschlagenen Weges, und so kommt es auch: “landawariaR”, das mittlerweile neunte Album der norwegischen Viking Metaller HELHEIM, macht dort weiter, wo “raunijaR” aufgehört hat. Das ist unkonventioneller Viking Metal mit deutlicher Black-Metal-Schlagseite, der genauso sperrig wie melodiös ist. Und dessen Ansatz so gar nichts mit Trinkhörnern und feuchtfröhlicher Schunkelhaftigkeit zu tun hat, wie das bei manch anderer Viking-Metal-Kapelle der Fall ist. “landawarijaR” wirkt in sich geschlossen, vielleicht mehr noch als “raunijaR”. Darüber hinaus bietet das Album genügend Ansatzpunkte für eine Dauerrotation – jedenfalls wenn man der Meinung ist, dass Viking Metal mehr mit Kettenhemden als mit Trinkhörnern zu tun hat.

Die besten Alben im Januar

Xandria – Theater Of Dimensions

“Theater Of Dimensions“ – der Titel des neuesten Werkes der Symphonic Metal Instanz XANDRIA könnte treffender kaum sein. Den geneigten Hörer erwartet musikalisches Theater vom feinsten! Auch wenn Songs wie “When The Walls Came Down (Heartache Was Born)“ wenig glänzen können, liefern XANDRIA ein starkes und vielseitiges Gesamtkunstwerk ab. Der häufige Einsatz von klassischen Elementen vereint mit den unterschiedlichsten Stilen des Metal machen “Theater Of Dimensions“ zu einem Album, welches seinem Namen gerecht wird.

Die besten Alben im Januar

Soen – Lykaia

Gefühlvolles Rock-Kino (und somit nichts für Krachfreunde) bieten SOEN auf ihrem dritten Album „Lykaia“. Kollege Klaas hebt das wundervolle Zusammenspiel der einzelnen Musiker, das hervorragende Songwriting und die Abwechslung hervor – und fasst zusammen: intensives Hörvergnügen!

Geliebt, gehasst – diese Platte polarisiert!

OTTONE PESANTE – Brassphemy Set In Stone

Bei OTTONE PESANTE sind sämtliche Saiten- und Tasteninstrumente aus dem Fenster geflogen. Übrig geblieben ist das Schlagzeug, eine Posaune und eine Trompete. Ach du Sch… Kann aus diesem Ansatz ein gutes Album erwachsen? Kollege Klaas sagt: ja. „Brassphemy Set In Stone“ ist ein konsistentes, richtig gutes Album. Und dennoch: Die Stimmen, die von Tröten-Trash sprechen, werden nicht lange stumm bleiben.

Die Gurken im Januar

KÄRBHOLZ – Überdosis Leben

Verdammt auch! Da hat Kollege Klaas das neue KÄRBHOLZ-Album „Überdosis Leben“ verrissen, schon hagelt es in der Kommentarspalte Schelte für die „Rezession“ bzw. die „Rezission“. Und überhaupt: Was ist das für ein „Jornalismus“, der dieses Album nicht abfeiert? Ist der am Ende so schlecht wie diese Platte? *zwinkerzwinker*

PROJEKT MENSCH – Herzblut

Wenn Kollege Weise PROJEKT MENSCH mit CASPER vergleicht, ist das durchaus positiv zu verstehen. Leider vergeigt der Sänger mit seinem „Herzblut“-Album den kompletten Rest. Merke: Gute Ansätze machen noch lange kein gutes Album.

RIDE FOR REVENGE – Thy Horrendous Yearning

„“Thy Horrendous Yearning“ ist wie Treibsand: ein unerträglich langsamer Gehörtod.“ Scheint so, als hätte sich Kollege Gabriel beim neuen RIDE FOR REVENGE-Album ziemlich gelangweilt.

BLOOD TYRANT – Aristocracy Of Twilight

Attitüde, Inhalt, Cover-Artwork und Bandname stimmen laut Herrn Møller durchaus. Dennoch: BLOOD TYRANT haben sich mit „Aristocracy Of Twilight“ leider ansonsten nicht sehr viel Mühe gegeben, sondern ihre Songs aus „unspektakulären wie schnell zusammengeflickten Zwei-bis-drei-Akkord-Riffs“ zusammengeschraubt. Prädikat: Besonders lieblos.

AFI – The Blood Album

AFI machen auf „The Blood Album“ gefälligen Radio-Pop, sogar mit Gitarren. Allerdings bleibt ein Gitarrenverzerrer außen vor, genauso übrigens wie jegliche Kreativität. Herausgekommen ist massentaugliches Album, das garantiert wieder die Charts stürmen wird. Das Ihr Euch aber getrost schenken könnt.

WOLFCHANT – Bloodwinter

Die Wölfe heulen wieder! WOLFCHANT kehren mit “Bloodwinter” zurück, um ihren festzelttauglichen, ultra-cheesigen Pagan Metal einmal mehr unters Volk zu bringen. Ganz ehrlich: da heulen nicht nur die Wölfe! Nächste Scheibe.

Die Zusatzgurke:

ANTHRAX – For All Kings (Tour Edition)

Jajaja, ANTHRAXens neueste Scheiblette „For All Kings“ ist toll und an entsprechender Stelle zurecht abgefeiert worden. Umso ärgerlicher, dass das Album nun zur kommenden Tour mit oberlauem Bonus neu herausgebracht wird, um den Fans eventuell noch ein paar Kröten abzupressen. Wer, bitte schön, braucht denn Demoversionen von fünf der Songs ohne Gesang? Karaoke deluxe? Ein dezenter Fingerzeig, dass ANTHRAX ohne Sänger auftreten werden? Ach kommt, „For All Kings“ in der Tour Edition braucht niemand. Kauft euch das normale Album und werdet glücklich. Punkt.

Top of the tops: Diese Songs wurden auf unserem Redaktionstreffen gespielt

– Pet Shop Boys — The Pop Kids
– Amon Amarth — The Pursuit of Vikings
– Motörhead — Ace of Spades
– Sodom — Agent Orange
– Deicide — To Hell With God
– Cannibal Corpse — Hammer Smashed Face
– Metallica — Moth Into Flame
– Arch Enemy — We Will Rise
– Slayer — Angel of Death
– Warbringer — Living Weapon
– Mantar — Era Borealis
– Machine Head — Halo
– Bee Gees — Night Fever
– DragonForce — Through the Fire and Flames
– Porcupine Tree — Blackest Eyes
– Bee Gees — Stayin‘ Alive
– Audrey Horne — Redemption Blues
– Destruction — Day Of Reckoning
– Kreator — Enemy of God
– Ghost — Square Hammer
– In Flames — Only for the Weak
– Guns N‘ Roses — Paradise City
– Run-D.M.C. — Walk This Way
– Rage Against the Machine — Killing in the Name
– Soilwork — Nerve
– Ulver — Lost in Moments
– Ultravox — Dancing With Tears in My Eyes
– Talk Talk — Life’s What You Make It
– Backstreet Boys — Quit Playing Games (With My Heart)
– The Kelly Family — An Angel
– Gigi D’Agostino — The Riddle
– Bomfunk MC’s — Freestyler
– OutKast — Hey Ya!
– Daft Punk — Around the World
– Depeche Mode — Everything Counts
– Oasis — Don’t Look Back in Anger
– Modern Talking — Cheri Cheri Lady
– Bohren & der Club of Gore — Still am Tresen
– Bloodhound Gang — The Bad Touch
– Iron Maiden — Run to the Hills
– Finntroll — Trollhammaren
– Ensiferum — Twilight Tavern
– Decapitated – Spheres Of Madness
– Darkthrone — Transilvanian Hunger
– Nargaroth — Abschiedsbrief des Prometheus
– Burzum — Dunkelheit
– Batushka — Yekteniya III
– Ulver — Capitel I: I Troldskog faren vild
– In Flames — The Truth

16.02.2017

- Dreaming in Red -

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