Der große Monatsrückblick
Die zehn besten Alben im April 2017 – Monatsrückblick, Highlights und Gurken
Special
Von Diskussionen und Stellungnahmen
In letzter Zeit kam es in den Kommerspalten unserer Seite zu Diskussionen, ob einzelne Platten auf einer Seite stattfinden sollten oder nicht und ob metal.de nicht für Albumpremieren und hohe Wertungen abkassiert. Teils wurde sogar der Ruf nach Stellungnahmen laut. Man siehe dazu unsere Review zum aktuellen CRIMSON MOON-Album „Oneironaut“, man siehe unsere Rezension und die Albumpremiere des neuen FIN-Albums „Arrows Of A Dying Age“.
Um es klar zu sagen: metal.de wird keine offenen Faschos, Rassisten oder dergleichen featuren und damit unterstützen. Um den weiteren Nachfragen nach einer Stellungnahme noch einmal Gehör zu verschaffen: Ja, wir stehen weiterhin dazu, dass CRIMSON MOON als Band erst einmal unbedenklich sind. Und dass die komplette metal.de-Redaktion Nazis scheiße findet, ist ein Fakt. Okay? Okay!
Der erste Fall …
Es ist doch so: Wir schauen genau hin und wägen ab, und das wurde in den Kommentaren ja auch gesagt, ob eine Band und ein Album ideologisch unseren Maßstäben entspricht. Das war immer so, das ist so, und das wird immer so bleiben. Aber es gibt nun mal immer wieder diskutable Fälle – zu denen CRIMSON MOON mit Sicherheit gehört. Wir haben uns dafür entschieden, die Platte zu machen, denn trotz der Mitwirkung des Bandkopfes bei einer Band aus der (tiefen) Grauzone gehen wir davon aus, dass niemand aus der Besetzung Fascho, Nazi oder dergleichen ist. Wie schon unter der Review gesagt: Derselbe Mann, um den es hier geht, ist eigentlich ein ziemlicher Weltenbummler, der mit Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und Nationen zusammengespielt hat – unter anderem war er übrigens auf der letzten MELECHESH-Platte zu hören, und MELECHESH sollten ja nun wirklich über jeden Zweifel erhaben sein.
Und bedenkt doch bitte mal, wo der Rest der Musiker schon mitgespielt hat: ANCIENT CEREMONY, AGATHODAIMON, NARVIK, CARN DÛM – alles Bands, die wir nicht diskutieren müssen. Dass CRIMSON MOON aufgrund ihrer ersten beiden Kultalben und ihres Vorreiterstatus innerhalb der USBM-Szene eine erhöhte Relevanz für (Black) Metal besitzen, ist in der ganzen Diskussion noch gar nicht beachtet worden.
Oder kurz: Ja, der Fall ist diskutabel, und wir haben ihn in der Redaktion ausgiebig diskutiert. Nein, wir wollen keine Nazis, Faschos und ähnliches Gesocks auf metal.de unterstützen. Aber nein, wir glauben nicht, dass es sich bei CRIMSON MOON um solche Menschen handelt. Und ja, wir finden, dass die Band aufgrund ihres Kultstatus erhöhte Relevanz hat. Deshalb haben wir uns in diesem diskutablen Fall dafür entschieden, die Band auf metal.de stattfinden zu lassen.
Der zweite Fall …
Eine weitere Diskussion, bei der wir zur Stellungnahme aufgerufen wurden, war Kollege André Gabriels Review zum neuen FIN-Album „Arrows Of A Dying Age“. Um das Ganze nochmal kurz zusammenzufassen: Der Kollege André Gabriel hatte eine Review zur FIN-Platte hochgeladen, die er mit 10/10 bewertet hat. Klar, die 10/10 sieht man bei uns eher selten, die 10/10 ist für besondere Platten vorgesehen. Manche Kommentatoren fanden nun die 10/10 des Kollegen Gabriel übertrieben und konnten sie nicht nachvollziehen – geschenkt. Nun habe ich ein oder zwei Tage später eine Albumpremiere zu „Arrows Of A Dying Age“ auf die Seite gestellt – unabhängig von André, der hat mit Premieren allgemein nichts zu tun. Nun gingen die Verschwörungstheorien los: Dann sei ja klar, wo die 10/10 herkäme, da wäre wohl Geld im Spiel gewesen.
Das Geschrei wurde groß, die Forderungen nach einer Stellungnahme wurde lauter. Leute, ernsthaft? Das ist ein bisschen so, als hätte ich bei schlechtem Geschmack im Mund die Vermutung, das läge am Morgenkaffee und würde daraufhin eine Stellungnahme vom Kaffeehersteller verlangen. Ohne Beweise, ohne Ahnung vom inneren Zusammenhang zwischen Kaffee und schlechtem Geschmack. Denn: Dass wir uns für Reviews, Review-Wertungen oder Song-/Album-/Videopremieren bezahlen lassen, die Vermutung kam stumpf aus dem Nichts und ist absolut unbegründet – quasi genauso wie die Vermutung, wir hätten uns keine Gedanken um CRIMSON MOON gemacht, bevor wir die Review veröffentlicht haben. metal.de hat noch nie Geld für Reviews/Wertungen genommen, und für die „metal.de präsentiert“-Premieren haben wir auch noch nie Geld gesehen. Punkt, fertig, aus.
Nun könnt ihr natürlich trotzdem gerne glauben, dass da finanzielle Interessen hinter stehen. (Tun sie nicht.) Ihr könnt gerne glauben, dass man bei uns Reviews oder Reviewwertungen kaufen kann. (Kann man nicht.) Ihr könnt weniger gerne, aber rechtlich einwandfrei glauben, dass wir absichtlich Nazis unterstützen wollen. (Wollen wir nicht.) Aber in den Kommentarspalten unter unseren Reviews irgendwelche wilden Theorien aufzustellen und dann Stellungnahmen von uns zu fordern – das empfinden wir als ein bisschen dreist. Unsere Inhalte bestimmen wir, nicht ihr. Natürlich nehmen wir Kritik entgegen, aber vielleicht auch mal nur zur Kenntnis. Natürlich könnt ihr Verbesserungsvorschläge und inhaltliche Wünsche äußern – aber ob wir die beachten, bleibt letztlich unsere Sache. Forderungen nach dem Schema „Ihr habts zwar nicht gesagt, aber für mich ist es eindeutig, dass […], deshalb will ich, dass ihr euch äußert und sowas in Zukunft nicht mehr tut“ hingegen sind uns unverständlich.
Nichts für ungut, musste mal gesagt werden. Insofern: weitermachen! Zum Beispiel mit dem fiesen Ohrwur… ähm, Livealben-Special „Life Is Live – NaNa Na Nana“, mit Kollege Michael Klaas‘ Abseits-der-Wege-Rezension zu „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“, oder mit seinem Turn-Back-Time-Special zu VOIVODs „Phobos“. Oder mit unserem Monatsrückblick, in dem wir euch wie gewohnt auf den nächsten Seiten die besten Alben des Aprils, die größten Gurken des Monats sowie die persönlichen Playlists unserer Redakteure präsentieren. Viel Spaß beim Lesen, Durchklicken, Entdecken, Diskutieren und ggf. Stellungnahmen fordern wünschen …
Stephan & metal.de
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
DEEZ NUTS – Binge & Purgatory
„Ganz klar, wer hier die Babos sind und Punch statt Müsli frühstückt“, schreibt Kollegin Nadine Schmidt über das neue DEEZ NUTS-Album „Binge & Purgatory“. Allet klar? Wenn nicht: DEEZ NUTS wissen, was sie beherrschen und was eher nicht, sie werden dein Weltbild nicht erschüttern, aber sie laufen verdammt gut rein.
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
VAMPIRE – With Primeval Force
VAMPIRE kennen ihre Vorbilder, ehren sie und pflegen einen würdevollen Umgang mit ihnen. Da wird nicht ausnahmslos jede Gruft in Brand gesteckt. Aber aus denen die Flammen züngeln, da sind VAMPIRE mit Sicherheit mit gezückten Schwertern und gebleckten Zähnen zugegen – „With Primeval Force“ halt. Ein Old-School-Death-Metal-Album, wie man es sich wünscht.
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
FIN – Arrows Of A Dying Age
Was wurde uns da vorgeworfen! Ausverkauf! Verrat! 10/10 Punkte für so eine mittelmäßige Platte, nur weil wir den Albumstream präsentieren! Pustekuchen, siehe Editorial! Das neue FIN-Album „Arrows Of A Dying Age“ ist großartig, es ist so fett, wie man im Melodic-Black-Metal-Sektor nur werden kann. „Es gibt wenig Alben, die auch nur annähernd so viel Qualität liefern“, schreibt Kollege André Gabriel dazu, und: „‚Arrows Of A Dying Age‘ überschlägt sich dahingehend förmlich.“ Achso, und: „Das vierte Album ist ihr Opus magnum – FIN werden keine bessere Veröffentlichung mehr leisten können. Nicht, weil sie dazu nicht im Stande sind, sondern weil ‚Arrows Of A Dying Age‘ im Stilsektor, den FIN bedienen, nicht zu übertreffen ist.“ Alles klar?
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
DISBELIEF – The Symbol Of Death
Fast zehn Jahre war es still um die hessischen Death-Groover DISBELIEF. Aber das ist schon okay, wenn man denn trotz Personalrochade so zurückkehrt: „The Symbol Of Death“ ist nichts Anderes als unverkennbar DISBELIEF, ganz so, als wären sie nie weg gewesen. Mit mehr als einer Stunde Spielzeit ist das zehnte Album der Band nämlich ihr mit Abstand ausschweifendstes und gerät dennoch eine Spur zackiger als seine drei Vorgänger. Wir sind begeistert!
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
THE OBSESSED – Sacred
Egal, ob “Sacred” nun ein Rock-Album mit schwerem Metal-Schlagring oder ein Metal-Album mit lässiger Rock-Sonnenbrille ist – es stellt auf jeden Fall ein furioses Comeback dar. Von THE OBSESSED und von Wino. Da prognostiziert Rezensent Marek Protzak gar, dass diese Platte in diesem Jahr mit Sicherheit häufiger auf seinem Teller landen wird, als jede andere. Auch wegen dieses Coolness-Dingens!
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
FIRESPAWN – The Reprobate
„Was für ein Brett“: FIRESPAWN zeigen mit „The Reprobate“ mal eben ganz locker 99 % der Konkurrenz, wo der Barthel den blutigen Most holt, jubiliert Kollege Popp. Wer jetzt nicht weiß, wer Barthel ist: Macht nichts. Hauptsache, Ihr wisst, wo Ihr „The Reprobate“ antesten könnt. Sonst kommt der Barthel, um Euch zu holen! Oder so ähnlich.
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
HE IS LEGEND – Few
Die Band HE IS LEGEND aus North Carolina steht für musikalische Vielseitigkeit – zwischen Rock, Metalcore, Post Hardcore, Southern Metal und Stoner war in der Vergangenheit alles drin. Das neue Album „Few“ macht da keine Ausnahme – und Kollege Kreutzer ist deswegen ganz angetan: „Few“ bietet stilistische Bandbreite und Facettenreichtum in kohärenten und effektiv komprimierten Kompositionen.
Der große Monatsrückblick: Die besten Alben im April
Pat Mastelotto & Markus Reuter – FACE
Mehr Prog als bei Pat Mastelotto & Markus Reuter geht wahrscheinlich nicht: KING CRIMSON-Hintergrund, Steven Wilson-Beteiligung, nur ein Song, der sich dann aber über 35 Minuten zieht, ein merkwürdiger Albumtitel, der sich auf die Noten F, A, C und E bezieht, die wiederum die Grundlage des Songs bilden. Kollege Klaas bemerkt jedoch: Nach steriler Mathematik klingt „FACE“ keineswegs; vielmehr steht das Album für beste Unterhaltung. Na dann: Prog ab!
Die besten Alben im April – Bonus
OBSCURE SPHINX – Epitaphs
Den Status als Geheimtipp haben OBSCURE SPHINX noch nicht ablegen können, und so ist ihr bereits im vergangenen September eigenveröffentlichtes Zweitwerk „Epitaphs“ erst jetzt bei unserem Redakteur Peter eingelaufen. Der zeigt sich allerdings begeistert vom Sludge-/Post-Metal der Polen und winkt gleich mit einem kompletten Zaunelement in Richtung Plattenfirmenschaft.
Die besten Alben im April – Bonus
NEOCAESAR – 11:11
Da steckt mehr SINISTER drin als in der aktuellen Ausgabe der niederländischen Death-Metal-Veteranen: NEOCAESAR ist die neue Band der ehemaligen SINISTER-Recken Mike van Mastrigt, Bart van Wallenburg, Eric de Windt und Michel Alderliefsten, und auf „11:11“ mixen sie aus bekannten Zutaten einen leckeren Cocktail, der nicht nur einmal nach „Hate“ schmeckt. Mit Alkohol, ohne Cocktailkirsche.
Der große Monatsrückblick: Die Gurken im April
EXCALIBUR – Humo Negro
Das ist schon harter Stoff, den EXCALIBUR mit ihrem Werk „Humo Negro“ liefern. Nur leider ist das kein Kompliment. Kollege Protzak, der sich durch die 38 Minuten metallischer Hausmannskost speisen durfte, konstatiert ernüchtert: „Statt als stählern-kauzige Mischung aus MANILLA ROAD, BROCAS HELM und ETERNAL CHAMPION gen Himmel zu ragen, hängt das spanische EXCALIBUR wie eine hölzern-brüchige Mischung aus MAIDEN-Cover, Dauerwellen-Rock und Stadtfest-Bühne gen Proberaum-Boden.“ Schöner hätte man das wahrscheinlich nicht ausdrücken können. Am wenigsten EXCALIBUR selbst.
ELYNE – Alibi
„Alibi“ ist nach Bandaussage das härteste und beste Album, das ELYNE jemals veröffentlicht haben. Was nicht unbedingt für das Vorgängerwerk und die 4-Song-EP sprechen, die es vorher gab. Für „Alibi“ allerdings auch nicht. Geboten wird ereignisarmer Alternative Metal, der unspektakulär und unkreativ daher kommt. Und das ist viel zu wenig.
BUSH – Black And White Rainbows
„Wenn schwarze Regenbogen den Himmel verdunkeln, dann scheint etwas nicht zu stimmen“, orakelt unser Redakteur Philipp und leitet so geschickt über zum neuen BUSH-Album „Black And White Rainbows“. Das ist zwar keine Naturkatastrophe, aber es ist glattpoliert, brav und vor allem unspektakulär. Man könnte auch sagen: Es ist langweilig.
DEAD BY APRIL – Worlds Collide
Nein, zum Glück war am Ende niemand „dead by april“. Dennoch: Unsere Redakteurin Angela hat sich doch mächtig geärgert – über den Kollegen, der sie für dieses Machwerk eingeteilt hat, über „Worlds Collide“ natürlich noch mehr, und das Wetter war wahrscheinlich auch noch bescheiden. Am Ende steht die Erkenntnis: „Was meine Boxen dann aber ausscheiden, kann man wirklich nur noch als Justin-Bieber-Metal bezeichnen, und eigentlich sollte der Begriff Metal in diesem Zusammenhang gar nicht mehr fallen. Nennen wir es also Popcore.“
Die Playlists der Redakteure – Das lief bei uns im April
Jan Wischkowski:
- FIN – Arrows Of A Dying Age
- LIFE OF AGONY – A Place Where There’s No More Pain
- THE RUINS OF BEVERAST – Exuvia
- DARVAZA – The Downward Descent
- ARCHITECTS – Lost Forever // Lost Together
- NORTHLANE – Mesmer
- CULT OF ERINYES – Tiberivs
- DEAD CONGREGATION – Promulgation Of The Fall
- ARKONA (PL) – Lunaris
- AT THE DRIVE IN – in•ter a•li•a
Michael Klaas:
- CLOWNS – Lucid Again
- IBIBIO SOUND MACHINE – Uyai
- VENENUM – Trance Of Death
- HELHEIM – landawarijaR
- VROUDENSPIL – Fauler Zauber
- ROYAL THUNDER – Wick
- BARISHI – Blood From The Lion’s Mouth
- FATHER JOHN MISTY – Pure Comedy
- THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – Amber Galactic
- HYPNOS – The Whitecrow
Jeanette Grönecke-Preuss:
- Dead Letter Circus – Aesthesis
- Within The Ruins – Halfway Human
- Papa Roach – Infest
- Life Of Agony – A Place Where There’s No More Pain
- Limp Bizkit – Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water
- Car Bomb – Meta
- Machine Head – Bloodstone And Diamonds
- Sepultura – Machine Messiah
- Slayer – Reign In Blood
- Seether – Isolate And Medicate
Philipp Gravenhorst:
- ACCEPT – Restless & Wild
- HARLOTT – Extinction
- INSANITY ALERT – Moshburgers
- LA MUERTE – Headhunter
- LICH KING – Omniclasm
- METALLICA – Kill ‚Em All
- NIGHT DEMON – Darkness Remains
- SPITEFUEL – Second To None
- TOXIK – World Circus
- WARFECT – Scavengers