Metallica
“S&M 2” – Die Detailanalyse
Special
METALLICA und das Orchester-Revival: Wie gut ist “S&M 2”?
Bereits ein Blick aufs Äußere zeigt, dass METALLICA Kontinuität zur ersten “S&M” herstellen wollen. Der Einstieg mit dem obligatorischen “The Ecstasy Of Gold”-Intro aus der Feder des kürzlich verstorbenen ENNIO MORRICONE und dem langen Instrumental “The Call Of Ktulu” ist deckungsgleich. Zudem wird mit dem tollen “No Leaf Clover” ein eigens für die Urversion geschriebener Song erneut aufgeführt (auf das ebenfalls 1999 exklusiv geschriebene “-Human” verzichtet die Band jedoch). Allerdings weicht der seinerzeit aktuelle “Load”/“Reload”-Schwerpunkt der Setlist heuer einigen neueren Songs – und einem eigenen, wenn auch recht kurzem Non-METALLICA-Block.
Der neue Dirigent Edwin Outwater hat den Original-Partituren von Michael Kamen eine Frischzellenkur verpasst, die den Songs hörbar zugute kommt. Zumindest spielen Band und Orchester wesentlich näher beieinander. Der Eindruck könnte auch durch den nunmehr viel besseren Sound entstehen. Bei “The Call Of Ktulu” und dem anschließenden “For Whom The Bell Tolls” sitzen die Orchestersätze richtig gut. Beide gehören auch zu den METALLICA-Nummern, deren Dramatik sich tatsächlich für ein erweitertes Arrangement eignet. Aus irgendeinem Grund wird sogar “The Memory Remains” ein lieb gewonnenes Kleinod der nicht immer legitim verteufelten Neunziger-Ära, das sofort ansteckt. Überraschend gut funktionieren überdies “Moth Into Flame” und das inzwischen dynamischere klingende “Confusion” vom letzten Album “Hardwired … To Self-Destruct” – unter anderem, weil Outwater hier etwas reduzierter vorgegangen ist als sein Kollege Michael Kamen.
Welche Gimmicks erwarten uns auf “S&M 2”?
METALLICA wären nicht METALLICA, wenn sie zwei Mal exakt das Gleiche tun würden und so finden sich zahlreiche neue Features auf “S&M 2”. Bereits erwähnt wurde ein Orchester-Block in der Setlist. Wohl um zu beweisen, wie unfassbar verwandt METALLICA und klassische Musik miteinander sind, spielt das Orchester zuerst ohne Band SERGEJ PROKOFJEWs“The Scythian Suite, Op. 20 II: The Enemy God And The Dance Of The Dark Spirits”. Die Performance ist exzellent und sicher war es beim Konzert selbst ein besonderer Moment, doch stört es den Fluss auch durch seine relativ langen Ansagen von Lars Ulrich und Orchesterleiter Michael Tilson Thomas zumindest in der CD-Fassung erheblich. Im Anschluss performen Band und Orchester gemeinsam ALEXANDER MOSSOLOWs “The Iron Foundry, Op. 19”. Ebenfalls eine gut gemeinte Idee, die den Beteiligten sichtbar Spaß macht, jedoch auch einiges abverlangt. Das Band-Arrangement hierzu ist relativ unspektakulär, da METALLICA es augenscheinlich nicht gewohnt sind, sich an das Orchester anzugleichen und direkte Klassik-Adaptionen eine Ausnahme in ihrem Schaffen einnehmen. Dass Vergleichbares funktionieren kann, bewiesen zum Beispiel MEKONG DELTA unzählige Male. In der METALLICA-Form wirkt es ein bisschen plump.
Mutig ist außerdem, nach dem gut inszenierten “The Unforgiven III” den Song “All Within My Hands” zu präsentieren. Glatt könnte man denken, abermals ein exklusiv komponiertes Stück zu hören – als ob irgendjemand “St. Anger” jemals bis zum letzten Lied durchgehalten hat … Selbigem Song wurde allerdings ein komplett neues, nach Saloon und Swing klingendes Unplugged-Gewand verpasst, das ziemlich cool ist. Zuletzt ist da noch die denkwürdige Darbietung des Basssolos “(Anesthesia) – Pulling Teeth” durch Kontrabassist Scott Pingel, selbst langjähriger Cliff-Burton-Fan. Ein rührender wie auch beeindruckender Moment, denn Pingel gelingt eine ziemlich exakte Reproduktion des Originals. Stimmig und rund abgeschlossen wird das Set von fünf unverzichtbaren Klassikern, nämlich “Wherever I May Roam”, “One”, “Master Of Puppets”, “Nothing Else Matters” und “Enter Sandman”. Leider wurde in der aktuellen Fassung von “One” nicht darauf verzichtet, den stimmungsvollen Minimalismus des Original-Intros durch einen unkoordiniert wirkenden Streicher-Einsatz gleich am Anfang zuzukleistern, was in der 1999er-Auflage schon störte. Der eine oder anderer in dieser Form bisher nicht präsentierte Klassiker wäre auch interessanter gewesen, als das leider immer noch zähe “The Outlaw Torn”.
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Stile | Heavy Metal, Thrash Metal |
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Grausam, warum schon wieder?
Sie waren Götter ( Ride…, Master…,Justice…), sie sind tief gefallen ( Load, Reload ) und dann noch tiefer (SM, Lulu,…)
und haben aus diesem tiefem Loch zumindest wieder rausgeguckt ( Hardwired).
Und jetzt der Scheiß!!!
Grüße