Metal, Bier & Emotionen
Der metal.de Jahresrückblick 2010.

Special

 

Die Sorge um Ronnie James Dio ist groß, seit bekannt wurde, dass bei ihm Magenkrebs diagnostiziert wurde. Jedoch soll die Krankheit in einem frühen Stadium sein. Im Januar unterzieht sich Ronnie seiner dritten Chemo. Die moralische Unterstützung für Ronnie ist von allen Seiten her immens, selbst Ozzy äußert so etwas wie Bedauern über Ronnies Erkrankung: „I’m sorry to hear about Ronnie having cancer. It must be really fucking scary for the poor boy.“ Nun ja.

Tom Araya muss sich ebenfalls ins Krankenhaus begeben. Mr. SLAYER plagen seit einiger Zeit Rückenprobleme, die seinen Ärzten zufolge offenbar vom zu wilden Bangen herrühren. Im Januar begibt sich Tom ins Hospital, die anstehenden Tourneen durch Kanada und Europa werden gecancelt.

Tragische Momente spielen sich in Brasilien ab: während eines Day Off auf ihrer Tour als Support für MASTER verunglücken Gitarrist Leon und Bassist Timothy der britischen Band AFTER DEATH tödlich beim Baden. Die Band verbringt den Nachmittag an einem verlassenen Strand in Aracaju, einem der gefährlichsten Strände des Landes, als Leon in den Wellen in Not gerät. Beim vergeblichen Versuch ihm zu helfen, ertrinkt Tim. Auch für Leon kommt jede Hilfe zu spät.

Den Kampf gegen den Krebs verliert im Januar ex-MISFITS-Drummer Brian „Damage“ Keats im Alter von nur 46 Jahren. Brian war Anfang der Achtziger Drummer bei den MISFITS, als Glenn Danzig noch das Zepter schwang. Ebenfalls im Januar stirbt Joe Ptacek, Sänger der längst aufgelösten BROKEN HOPE an einem Schuss in den Kopf, den er sich offenbar selbst zugefügt hat.

Kein guter Start ins Jahr, wie kriegt man da inhaltlich am besten die Kurve? Klar, mit Hochzeitsglocken! Die läuten für TRIVIUM-Frontmann Matt Heafy, der seine Freundin Ashely ehelicht. STRYPER-Sänger Michael Sweet geht den Bund der Ehe nach dem Krebstod (schon wieder einer?!) seiner Frau im März 2009, ein zweites Mal ein.

Nocturnal Art Productions verticken im Januar via eBay die Spikes und Lederarmbänder (wir erinnerin uns daran, was Euronymus einst sagte: „Spikes, Leather and Corpsepaint shalt be the whole of your wardrobe“), die Samoth persönlich zu den „IX Equilibrium”-Foto-Shoots zu tragen pflegte. Das wilde Bieten geht bei 300 Dollar los. Man könnte ja fast auf die Idee kommen, Samoth versuche, damit den ZYKLON-Split zu kompensieren. Zwar ist das Licht schon seit 2007 so gut wie aus, im Januar gibt die Band ihre Auflösung aber offiziell bekannt.

Wieviel Samoths Schmuck letztendlich gebracht hat, ist nicht überliefert, wohl aber, dass Kirk Hammetts Flying V, die er Mitte der Neunziger auf der „Load“-Tour gespielt hat, bei eBay für 35.000 Flocken den Besitzer wechselt. Da muss ne Oma lange für stricken. Ebenfalls ein längeres Projekt geht ABRUPTUMs IT, bürgerlich Tony Särkkä, an. Er (oder „es“?) möchte seine Memoiren verfassen. Interviews mit dem Mann gibt es bekanntermaßen so gut wie keine – wenn überhaupt. Das will er jetzt nachholen. Besser spät als nie, oder?

Selbiges Credo muss auch für die neue TROLL gelten, hat sich Nagash mit seinem neuen Album doch ganze neun Jahre Zeit gelassen, um uns dann einen so hervorragenden Silberling wie „Neo-Satanic Supremacy“ zu kredenzen. Ebenso verzückt sind wir im Januar von UNDERTOWs „Don’t Pray To The Ashes“ und IHSAHNs „After“ (Wer kichert da?)

Zakk Wyldes BLACK LABEL SOCIETY unterschreibt im Januar bei Roadrunner, 1349 gehen zu Indie Recording und unsere geschätzten DEW-SCENTED zu Metal Blade.

Jackson Robthorne (kreisch!), der Herzensbrecher aus den „Twilight“-Filmen, der lange Zeit für die Rolle des Varg „Count Grishnackh“ Vikernes in der Verfilmung der „Lords Of Chaos“ gehandelt wurde, kann nun leider doch nicht. Sein zu voller Terminplan zwingt ihn, die Rolle abzulehnen. Schade. Für die Merch-Industrie. Varg selbst mag das recht sein, ist er doch ohnehin wenig begeistert darüber, dass er – ohne vorher gefragt worden zu sein – Teil eines Films über ein Buch sein soll, das er für völlig daneben hält.

Ebenfalls Ärger wegen eines Buches hat BEHEMOTHs Nergal. Der hatte bei einem Konzert in Gdynia/Polen im Jahr 2007 auf der Bühne öffentlich eine Bibel zerrissen. Die konservative Partei Prawo i Sprawiedliwosc (PiS) will ihm deshalb seither den Prozess machen, da es sich bei dem Akt um eine Straftat handeln soll. In Polen ist die Verletzung der religiösen Gefühle anderer strafbar. Dem nicht genug, nannte Nergal die katholische Kirche auch noch den „mörderischsten Kult auf diesem Planeten“. Um dem Ansinnen der politischen Rechten Nachdruck zu verleihen, wurde Ryszard Nowak, oberster Sektenbekämpfer Polens nicht müde, Nergal öffentlich als Kriminellen zu bezeichnen. Der ließ sich das nicht gefallen, verklagte Nowak wegen übler Nachrede und – gewann. Dennoch wird der Bibel-Fledder-Fall im Januar neu aufgerollt.

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Ach, die lieben öffentlichen Institutionen. Die haben doch auch nichts Besseres zu tun, als einem das Leben schwer zu machen! Davon kann auch ex-GORGOROTH Gaahl ein Liedchen singen. Da wird er ganz friedlich und zivil für das erste „Black Metal Musical“ (sic!) in Norwegen gecastet, und schon gibt’s wieder Ärger. Das Musical „Svartediket“ soll im Rahmen eines Bergener Festivals uraufgeführt werden, zu dessen Hauptsponsoren die öffentliche Hand zählt. Da ist es nicht unbedingt förderlich, wenn man auch heute noch öffentlich die Kirchenbrandstiftungen der frühen Neunziger gut heißt. Letztendlich bleibt Gaahl aber doch im Cast und steht im Mai in Bergen auf der Bühne.

Ganz im Gegensatz zu IMMORTAL. Die wiedervereinten Masters Of Nebulah Frost um Abbath werden mit ihrem 2009er Comeback-Album „All Shall Fall“ für den Spellemannsprisen – das norwegische Pendant zum Grammy – nominiert. Aber: IMMORTAL lehnen die Nominierung aus Trueness-Gründen ab. Begründung: „IMMORTAL wollen nicht unbedingt die größte Band der Welt sein, nur die roheste.“ Man müsse doch eingestehen, dass es wenige Black-Metal-Bands gibt, die sich ihre Credibility bewahren, während sie in ganz Europa vor 80.000 Leuten spielen. Das ist nur fair. Eben wie auch in Wacken zu spielen, sind ja dort nur 70.000 Leute. Sowas rettet einem die Glaubwürdigkeit.

In Wacken haben die SCORPIONS vor ein paar Jahren übrigens auch mal gespielt. Mit ihrem anstehenden Album „Sting In The Tail“ soll nun nach fast fünfzig Jahren Schicht im Schacht sein. Die SCORPIONS gehen noch einmal fett auf Welttour und sagen dann adieu. So sieht eine Lektion in Glaubwürdigkeit aus! Respekt.

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18.01.2011

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