metal.de-Redaktion
Durch die Lappen gegangen 2022
Special
Major Parkinson – Valesa – Chapter I: Velvet Prison
In einer gerechten Welt hätte dieses Album irgendeinen Platz in der Top 10 unserer Jahresbestenliste gefunden, mindestens mal Erwähnung in meinen persönlichen Favoriten im Rahmen des Jahrespolls (wenn ich mich nicht erst dieses Jahr mit dieser Platte beschäftigt hätte). Aber die Welt ist nicht gerecht, also fristen MAJOR PARKINSON leider weiterhin ein bisschen das undankbare Dasein eines Geheimtipps. Aber wer sich an „Valesa – Chapter I: Velvet Prison“ heranwagt, wird es garantiert nicht bereuen, besonders wenn eine Vorliebe für warme 80er-Synths, progressive Schlenker, kreativ umgesetzte Albenkonzepte und schlicht und ergreifend gute Songs vorhanden ist.
Man ist bei den eröffnenden Tönen eines „Behind The Next Door“ ja anfänglich möglicherweise geneigt, das Album als einen zugegeben sehr liebevoll inszenierten ULVER-Klon (im Sinne ihrer späteren Werke) abzutun, vielleicht mit ein bisschen herbstlicher Melancholie á la OAK, um das ganze etwas bekömmlicher zu machen. Jon Ivar Kollbotn raunt mit seiner tiefen Leonard Cohen-Gedenk-Männerstimme über bedeutungsschwangere Klaviertupfer, die von einem recht langsamen, Trip-Hoppigen Beat getragen werden. Und just in dem Moment, wo man mit dem „Kenn ich schon“-Blick abwinkt, lässt einen diese unfassbar sahnige Hook inkl. gesampleten Live-Publikum mit heruntergelassener Hose dastehen, die den gedämpften Track in eine Stadion-Hymne verwandelt und einen mit diesen pathetischen Melodiebögen und stimulusartigen Textzeilen wie „Carry Me Home“ und „More Than A Feeling“ in seeliger, ach was: aphrodisierter Willenlosigkeit zurück lässt.
MAJOR PARKINSON addieren in ihren eklektischen Art Rock nun also die volle Packung Achtziger, vor allem Synthie-Pop und AOR. Aber das Gute daran: Es bleibt musikalisch, künstlerisch und kompositorisch kreativ und wird nicht zu einer einzigen Plattitüde um der Neonfarben willen. Noch besser: Die Norweger finden immer wieder Wege, noch einen drauf zu setzen, seien es 5/8-Takte in „Saturday Night“ oder „Live Forever“, die sie wie das normalste auf der Welt klingen lassen, verschiedene, an frühe GENESIS gemahnende Klavierschlenker oder diese massive, mit Gospel-Elementen aufgeputschte Hymne „Jonah“, die im besten Sinne der Worte kitschig ist. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken, aber dieser Text ist für die Art von Beitrag eh schon zu lang geraten. Also kurz zusammengefasst: Wer MAJOR PARKINSON eine Chance gibt, ist ein Gewinner.
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Spitze von euch! Mit der Hath, Undeath, Artificial Brain und Wormrot auch noch gleich 4 absolute Knaller erwischt! Beide Daumen hoch! :]]
Defintiv eine geniale Liste, für mich persönlich deutlich nahrhafter, als der monatliche Soundcheck.
Stark auch, dass die letzte Krallice ihren Weg in die Liste gefunden hat. Für mich eines der Highlights 2022.
Und auch wenn die Musik recht verdreht daherkommt, klingt es bspw. im Vergleich zu Imperial Triumphant immer noch recht zahm, sollte also eigentlich nicht auf Anhieb abschrecken. Und die 90er Synth liebe ich sowieso. Könnte mir in allen Belangen sogar noch ein wenig verdrehter daherkommen, um die ganz hohen Sphären zu erreichen.
Noch mal danke für die Liste!
Habe mir alles angehört, was ich noch nicht kannte, meist aber dann nur ein-zwei Songs. Das wäre mein Fazit Quickie dazu:
Major Parkinson – Valesa – Chapter I: Velvet Prison
>> Durchaus ein schöner Geheimtipp, dem man etwas Zeit geben muss und sicher jedes mal neue Seiten entdecken lässt. Geht vielleicht nicht bei jedem Song zu 100% an mich ran, aber diese „Packung Achtzoiger Synthie-Pop und AOR“ sollte jeder Fan dieser Musik abchecken.
OU – One
>> Nightwish auf Prog Rock und abgedrehten Female Vocals. Definitiv kreativ und empfehlenswert. Ist wie bei Björk, man muss die Vocals mögen, um das genießen zu können.
Soul Glo – Diaspora Problems
>> Hardcore – nicht mein Fall.
Major Parkinson – Valesa
>> Wunderbar analoger OSDM, mit grandiosem Cover.
Future Jesus & The Electric Lucifer – Kosmo Cure
>> Spaciger Trip Rock… sehr kreativ und sehr cool! Mit genialen Samples from outer Space. Highlight!
Krallice – Crystalline Exhaustion
>> BM Highligt, mit nostalgischen Synths und technischer Raffinesse.
Darkest Era – Wither On The Vine
>> Sehr gutes Teil, aber nicht ganz mein Fall.
Artificial Brain – Artificial Brain
>> Alter Schweder, was da alles an krassem Zeugs aus New York kommt. Imperial Triumphant im Brutal DM Gewand. Unendlich geiles Megahighlight!
Wormrot – Hiss
>> Nicht schlecht, kann was, gibt mir persönlich aber wenig. Nicht so mein Stil. Wäre vielleicht anders, wenn die Produktion etwas „kaputter“ wäre.
Hath – All That Was Promised
>> Ausgehend vom Cover, gar nicht mal so brutaler DM, wie man es erwarten könnte. (Zu) ordendliche Produktion, feines technisches Händchen und ebenso feinde Melodien und Leads. Die Produktion ist mir ein wenig zu brav, aber trotzdem ziemlich gutes Werk, wenn es mal nicht so brachial sein muss.
Persönliche Empfehlung, um auch etwas beizusteuern.: Morkera – Entangled Excavations
>> Super sludiger, auf mich tlws. schon meditativ wirkender, technisch genialer und abwechslungsreicher Blackened DM der geilsten Sorte.
Von der Liste kenne (und besitze) ich nur die Alben von Soul Glo und Darkest Era. Die können beide was, wobei bei mir Soul Glo nur an manchen Tagen funktionieren, die sind ganz schön anstrengend. Allerdings ist der Mix aus Hardcore, dissonanten Riffs und Rap schon recht interessant.
Ich erdreiste mich mal auf weitere durchgerutschte Platten hinzuweisen (Frei nach der oben formulierten „Wo ist?“ Frage).
Miscreance – Convergence (Technical Death/Thrash, ffo: alte Pestilence, Atheist, Death)
Mother Of Graves – Where the Shadows Adorn (Melodic Death/Doom, ffo: alte Katatonia, 90s Peaceville Doom, Edge of Sanity)
Schizophrenia – Recollections of the Insane (Death/Thrash)
Werewolves – From the Cave to the Grave (Black/Death, Nebenprojekt von David Haley von Psycroptic)
Spectrum Mortis – Bit Meseri – The Incantation (blackened Death/Doom)
Lamentations – Passion Of Depression (Progressive Death Metal, ffo: alte Opeth, Obscura, Lykathea Aflame)
Incandescence – Le Coeur De L’homme (Métal Noir Québécois)
Obsidious – Iconic (altes Obscura Lineup mit einem Progressive Metal Debut)
Zugegeben, etwas eindimensional, aber die Lücken dürfen gerne andere füllen : )
Checkt mal Brotality aus…. Ausserdem, kommt da noch eine Review zum Ateiggär Album?
Leider existiert hier noch kein Review zu einem Krallice Werk. Neues Album ist available und ja, selbstverständlich ein Highlight! :))
https://krallice.bandcamp.com/album/mass-cathexis-2-the-kinetic-infinite