metal.de-Redaktion
Die besten Alben des Jahres 2024
Special
Was lange währt, wird endlich gut. Das neue Jahr hat zwar schon längst angefangen, die besten Alben des vergangenen Jahres harrten allerdings noch ihrer hiesigen Würdigung. Das möchten wir nun endlich tun, wie in den vergangenen Ausgaben dieser Jahresbestenliste auch wieder in Genres unterteilt und als Top 5 dargereicht. Die Abstimmung darüber erfolgte redaktionsintern wieder einmal demokratisch und unserem 10-Punkte-System folgend, wobei am Ende durch Excel-Hexerei ein Mittelwert ermittelt worden ist. Gleichstände wurden durch Faktoren wie die Anzahl abgegebener Stimmen, die entsprechende Soundcheck-Wertung (so vorhanden) oder Review-Wertung vorgenommen.
Wie jedes Jahr eigentlich gibt es einige Alben, deren Positionierung an dieser Stelle vermutlich weniger überraschen dürften, während es an anderer Stelle durchaus die ein oder andere Überraschung gibt. Es kann also durchaus spannend werden. Folgt uns also einfach mal in ein musikalisches Resümee für das Jahr 2024 – hier kommen die besten Alben des Jahres!
Ungeduldige dürfen natürlich direkt auf ihr Lieblingsgenre klicken:
Black Metal
Death Metal
Doom Metal
Gothic Rock/Metal
Heavy Metal
Hardcore/Grindcore
Modern Metal
Pagan/Viking Metal
Post-Rock/-Metal
Progressive Rock/Metal
Rock
Thrash Metal
Black Metal
5. PANZERFAUST – The Suns Of Perdition IV: To Shadow Zion
Mit dem vierten und letzten Album ihrer „Suns Of Perdition“-Tetralogie, „To Shadow Zion“, sollten die Kanadier PANZERFAUST ihr vernichtendes Resümee über die Menschheit ziehen, die den Betrachtungen der Vorgängerwerke zufolge bereits unaufhaltsam gen Abgrund abgewandelt ist. Musikalisch ohnehin ziemlich einschlägig, zog die Band einen würdigen Schlussstrich unter ihr Magnum Opus – „Niederschmetternd, brutal und stets von einer stockfinsteren Atmosphäre umgeben“, so zieht Kollege Hans vollkommen zurecht das Fazit hierzu.
4. NECROWRETCH – Swords Of Dajjal
So ganz konnten NECROWRETCH die NECROPHOBIC-Vergleiche auch auf ihrem 2024er Album „Swords Of Dajjal“ nicht abschütteln, wenngleich sich die hiesigen Franzosen weniger durch die filigrane Gitarrenarbeit und mehr – schlicht und ergreifend – durch prägnantes Songwriting auszeichnen. Egal wie man es dreht und wendet: „Swords Of Dajjal“ ist 37 Minuten voller gehobener Blasphemie. „Die Welt ist eh am Abgrund, aber mit NECROWRETCH macht der Untergang wenigstens Spaß“, meint Kollege Johannes und scheint damit den Nerv getroffen zu haben – nicht nur den der Redaktion …
3. THE SPIRIT – Songs Against Humanity
Gründe für Musik gegen die Menschheit bieten hinreichend akkurat recherchierte Geschichtsbücher ja zu Hauf. Insofern ist „Songs Against Humanity“ von THE SPIRIT keine weltbewegende Studie in diese Richtung gewesen. Musikalisch machte das saarländische Blackened-Death-Kommando ebenfalls nichts Neues, aber die Herren machten genug richtig, um hinreichend Aufmerksamkeit mit ihrem 2024er Werk erregt zu haben, das der Thematik entsprechend im Vergleich zu früheren Werken von nicht (ganz) so kosmischer Natur ist, sondern eher auf dem Boden verhaftet blieb. Das jedoch hat sich gelohnt: „Mit [diesem Album] kommen THE SPIRIT zurück zu den Basics und beweisen: Hate sells“, folgert Kollegin Louisa.
2. AKHLYS – House Of The Black Geminus
AKHLYS sind sicherlich keine Band, die frei von Kontroversen ist. Die US-Amerikaner brachten zuletzt 2020 mit „Melinoë“ die redaktionsinternen Schwarzwurzelgeister in helle Aufregung. Nun ist es mit „House Of The Black Geminus“ wieder passiert und die Herren aus Colorado kredenzten eine weitere Kostprobe ihres finsteren Wirkens voller pulsierender, albtraumhafter Klanglandschaften und geisterhaften Melodien. Der Genuss von „House Of The Black Geminus“ ist dank der kalten Produktion eine Herausforderung, doch scheint sich die Redaktion einig, dass dies ein lohnenswertes Unterfangen ist.
1. BONJOUR TRISTESSE – The World Without Us
Den Spagat zwischen schwarzmetallischem Furor und melancholischer Anmut hat Nathanael mit dem neuen BONJOUR TRISTESSE-Album „The World Without Us“ 2024 offenbar so gut getroffen, dass sich das Album damit die Pole Position im Oktober-Soundcheck an der Seite von BLOOD INCANTATION teilen konnte. Dabei ist der Begriff der „Melancholie“ sogar noch eine Untertreibung, denn „The World Without Us“ sollte emotional in deprimierte Gefilde vorstoßen und Gefühle der Niedergeschlagenheit und Bedrückung verbreiten – „Definitiv keine Platte für zwischendurch, aber dafür umso nachhaltiger, wenn man es schafft, sich auf sie einzulassen“, findet Kollege Olli S. und konnte damit den Tenor der Redaktion treffen, die „The World Without Us“ zum Black Metal-Album des Jahres kürte.
Death Metal
5. ULCERATE – Cutting The Throat Of God
Die dissonanten Kiwis wüten weiter! ULCERATE kehrten mit ihrem 2024er Album „Cutting The Throat Of God“ zurück und sollten damit an die Entwicklung des Vorgängers „Stare Into Death And Be Still“ anknüpfen. Die Dissonanzen wurden wieder ein Stück zurückgefahren im Interesse von Melodien, was den abgrundtief düsteren Sound etwas zugänglicher machen sollte. Das ist natürlich relativ zu verstehen, denn „Cutting The Throat Of God“ machte in Sachen Intensität immer noch keine Gefangenen und zog seine Hörerschaft wieder in einen finsteren Strudel hinein, aus dem es kein Entkommen geben sollte. ULCERATE konnten das Niveau des Vorgängers locker halten, was angesichts dessen Qualität schon eine immense Errungenschaft in sich ist.
4. SPECTRAL VOICE – Sparagmos
Wenn die Saitenfraktion von BLOOD INCANTATION anno 2024 nicht gerade irgendwelche andersweltliche Portale öffnete und hindurchschritt, tauchte sie mit Eli Wendler am rhythmischen und gesanglichen Steuer durch dunkelste Höhlensysteme hindurch, um mit SPECTRAL VOICE einen geradezu albtraumhaften Klumpen aus Death, Doom und Black Metal an die Oberfläche zu hieven. Ein nach einem barbarischen Ritual benanntes Album ist im Death Metal gewiss nichts Ungewöhnliches, dieses Album aber mit geradezu dokumentarischer Präzision nach ebendiesem Ritual klingen zu lassen ist ganz hohe Kunst. Kollege Marc folgert daher: „Diese Band hat es geschafft, eigenständige Referenzwerke des Genres zu schaffen, die trotz aller erschlagenden Finsternis süchtig machen“.
3. CHAPEL OF DISEASE – Echoes Of Light
Mit „… And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ haben CHAPEL OF DISEASE das Lager durch die originelle und gekonnte Umsetzung ihrer Vision, Death Metal mit gefühlvollem Classic Rock zu kombinieren, sicherlich ein Stück weit gespalten. Doch Fans dieser Entscheidung durften über die neue Platte „Echoes Of Light“ frohlocken, mit der die Band genau dort anknüpfen sollte. Wer hätte gedacht, dass die Begriffe „Mark Knopfler“ und „Death Metal“ jemals sinnig in Zusammenhang gebracht werden könnten, aber „Echoes Of Light“ sollte es möglich machen und entlockte Kollege Johannes die Lobpreisung: „CHAPEL OF DISEASE sind zurück und sie haben bewiesen, dass sie eine der originellsten Kapellen der Gegenwart sind“.
2. WINTERSUN – Time II
Die größere Überraschung in unserer Wahl zum Death Metal-Album des Jahres 2024 dürfte weniger die Pole Position sein, sondern eher das Album, das es auf Platz 2 geschafft hat. Irgendwie hat es Jari Mäenpää nach einer halben Ewigkeit doch endlich hinbekommen, „Time II“ in die Läden zu hieven, ohne dass sein Studio wieder irgendwo in den Fluten verlustig gehen sollte. So mancher Metalhead wollte es erst glauben, wenn es da sei – und dann, am 30. August 2024 war es einfach da. Und WINTERSUN sollten ihr Versprechen einlösen, so zumindest konstatiert Kollege Jannick: „[Das Album] ist besser als seine erste Hälfte, klingt super fett und leistet sich so gut wie keine Schwäche“, und müsse sich im Bandkatalog nur dem unsterblichen Debüt geschlagen geben.
1. BLOOD INCANTATION – Absolute Elsewhere
Das hier dürfte niemanden überraschen, gerade wenn man bedenkt, wie oft „Absolute Elsewhere“ im Redaktionspoll zitiert wird und wie sehr die Metal-Community auf dieses Werk hinzugefiebert hat. Mit diesem Album führten BLOOD INCANTATION ihre musikalischen Kosmen zusammen – Klaus Schulze trifft auf MORBID ANGEL. Mit freundlicher Unterstützung aus den Lagern HÄLLAS und TANGERINE DREAM, die der Band bei den weniger metallischen Momenten unter die Arme gegriffen haben, ist BLOOD INCANTATION das Kunststück gelungen, das nahezu perfekte Bindeglied zwischen „Hidden History Of The Human Race“ und „Timewave Zero“ zu schaffen. Daher zückte Kollege Olli S. auch die Höchstnote unter dem Fazit: „[Der] weltoffene, stilübergreifende Trip in extraterrestrische, philosophische Landschaften hat bislang keine intensivere musikalische Interpretation gefunden“.
Doom Metal
5. MY DYING BRIDE – A Mortal Binding
Auch in homöopathischen Dosen variiert vermittelt ein neues Album von MY DYING BRIDE üblicherweise ein gewisses Qualitätsversprechen, was „A Mortal Binding“ auch einzuhalten wusste. Das Album machte teilweise nichts anderes, als einfach nur nach dem archetypischen Sound der Schwarzmaler aus Halifax zu klingen. Und doch ist die gekonnte Umsetzung vertrauter Klänge manchmal genau das, wonach sich das Herz einer Trauerweide sehnt. Kollegin Sabine jedenfalls spricht sich für das Album aus und fasst zusammen: „Die Songs fesseln mit der Simplizität repetitiver Riffs ebenso wie mit komplexen Melodiearrangements“.
4. MOTHER OF GRAVES – The Periapt Of Absence
Die US-Amerikaner MOTHER OF GRAVES sollten auch mit ihrem Zweitling „The Periapt Of Absence“ die Grabluft früher KATATONIA schnuppern und präsentierten sich anno 2024 daher nur geringfügig von dieser Spur abweichend. Aber alles wirkte ein bisschen souveräner und fülliger, aber vielleicht auch ein bisschen zeitgemäßer. Trotz allem sollten MOTHER OF GRAVES jedoch hörbar mit beiden Beinen in Klassikern wie „Brave Murder Day“ oder „Sounds Of Decay“ stehen. Damit stellt „The Periaot Of Absence“ eine Retrospektive jener Zeit dar, die von Kollege Olli S. Nostalgikern wärmstens ans Herz gelegt wird.
3. HAMFERÐ – Men Guðs Hond Er Sterk
Doom-typisch dreht sich die Welt bei HAMFERÐ sehr langsam. Daher wundert es wenig, dass der Nachfolger von „Támsins Likam“ ganze sechs Jahre auf sich hat warten lassen, wobei weitere Verpflichtungen von Jón Aldará“ mit u. a. IOTUNN und BARREN EARTH sicher ihren Teil zum zeitlichen Abstand beigetragen haben. Doch gut Ding will Weile haben – und HAMFERÐ haben mit „Men Guðs Hond Er Sterk“ wieder einmal ein markerschütterndes, emotionales Death Doom-Album auf die Welt losgelassen, das erneut diesen bandtypischen Sweet Spot zwischen Agonie und Hoffnung treffen sollte, den Sound dabei dennoch bedeutungsvoll weiterentwickelte. Kollege Markus fasst zusammen: „Weniger Growls, weniger Death Metal, dafür vielfältiger und organischer“.
2. ATARAXIE – Le Déclin
Ein dichtes Kopf-an-Kopf-Rennen sollte sich um die Pole Position beim Doom abzeichnen, bei dem sich ATARAXIE wirklich nur sehr knapp geschlagen geben mussten. Die französische Funeral Doom-Band, die nicht mit anderen, gleichnamigen oder ähnlich klingenden Bands wie ATARXIA oder ATARAXY zu verwechseln ist, hat mit „Le Déclin“ einen in gleich mehrerlei Hinsicht sperrigen Brocken ins Rund geworfen, der nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch schwer verdaulich geraten ist. Kollege Olli S. fasst zusammen, dass das Album „in seiner Lebensverneinung und Bösartigkeit seinesgleichen [sucht] […]“.
1. CIVEROUS – Maze Envy
Weniger ist „Maze Envy“, das zweite Album der US-Amerikaner CIVEROUS, ein Werk für puristische Doom-Jünger, um in Zeitlupe und dem seeligen Gefühl des Weltschmerzes mitzuwippen. Mehr machten die Herren den Titel zum Programm und führten ihre Hörerschaft durch ein komplexes, mysteriöses Labyrinth, in dem man zwischen schleppenden Riff-Lawinen und zackigen Death Metal-Attacken hin- und hergeworfen werden sollte, wobei sich die Kalifornier nie zu sehr in Karten schauen ließen und das Gebilde zur rechten Zeit mit erfrischenden Einflüssen auflockerten. Diese Tiefe konnte CIVEROUS schließlich den Vorteil im knappen Rennen um den Platz 1 auf dem Doom-Siegertreppchen 2024 verschaffen.
Gothic Rock/Metal
5. SUBWAY TO SALLY – Post Mortem
Totgesagte leben redensartlich länger – das haben sich SUBWAY TO SALLY offenbar zum Motto gemacht und ihren Schwanengesang namens „Himmelfahrt“ postwehend mit „Post-Mortem“ (zumindest einstweilig) wieder relativiert. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber das änderte nichts daran, dass das Kollektiv um Eric Fish einmal mehr genau die Musik aufs Parkett zauberte, für die sie bekannt und beliebt sind, und dabei nichts anbrennen ließ. Für Kollege Jannik ist „Post Mortem“ jedenfalls ein „stimmiges, gutes Album […], das ein paar künftige Livehits und wenig Füllmaterial bietet“, fast so als wären sie nie weg gewesen.
4. TRIBULATION – Sub Rosa In Æternum
Den Weggang von Jonathan Hultén mussten TRIBULATION nach „Where The Gloom Becomes Sound“ erst einmal verkraften. Der dazumal zur Vollendung gebrachte Gothic-Death-Sound der Schweden wurde mit dem neuen Werk „Sub Rosa In Æternum“ nun in eine neue Richtung gelenkt und enthielt deutlich mehr Klargesang als zuvor, wodurch sich TRIBULATION vielleicht deutlicher denn je im Gothic Rock/Metal platzierten. Geblieben ist jedoch das sichere Händchen, wenn es um eingängige, mitreißende Hits gehen sollte. Somit hält Kollege Markus fest: „Trotz der Weiterentwicklungen und damit einhergehender Öffnung für neue Hörerschichten bleibt die eigenen Identität von TRIBULATION erhalten“.
3. NEON NIGHTMARE – Faded Dream
Wer dem Sound von TYPE O NEGATIVE hinterhertrauert, dürfte in NEON NIGHTMARE dieses Jahr eine schockierend authentisch wirkende Ersatzdroge gefunden haben, die von der Aufmachung hin zum Sound wirklich gar keinen Hehl aus den Einflüssen machen sollte, abgesehen davon, dass NEON NIGHTMARE statt einer grünen Farbgebung eher Blautöne zu bevorzugen scheinen. „Faded Dream“ sollte daher auch souverän so ziemlich alles an Einflüssen mitnehmen, was TYPE O NEGATIVE ihrerzeit ausmachte, mit kleineren, charaktervollen Abweichungen hier und da, die jedoch hauptsächlich in Nuancen wahrnehmbar gewesen sind. „Und wer sich beim Anhören [des Albums] öfter mal bei einem verträumten Lächeln inmitten einer kleinen Zeitreise ertappt, der ist mit Sicherheit nicht allein“, pflichtet Kollege Sven seiner Betrachtung bei.
2. IN EXTREMO – Wolkenschieber
Eigentlich für das Vorjahr angedacht, hatte jemand bei IN EXTREMO zur rechten Zeit aufgemerkt und das Album auf 2024 vertagen lassen, sodass die Veröffentlichung der neuen Platte „Wolkenschieber“ mit dem 30-jährigen Jubiläum der Mittelalter-Rocker einhergehen würde. Nach dem Austritt des 2022 verstorbenen Boris Pfeiffer zum Sextett geschrumpft, sollten IN EXTREMO wieder die volle Bandbreite ihrer Songarbeit auffahren. Zusammen mit einer ebenso vielfältigen Reihe an Gaststimmen präsentierten sie sich mit „Wolkenschieber“ jedoch diesmal in gleich mehreren Songs von politischer Seite, ohne jedoch ihren kauzigen Mittelalter-Charme dabei aufzugeben. Moderne Klangabzweigungen könnten altgedienten Fans auf den Magen schlagen, zeigen aber eine Band im Wandel. Somit konstatiert Kollege Jürgen: „2024 ist nicht alles neu im IN EXTREMO-Universum, aber vieles anders“.
1. UNTO OTHERS – Never Neverland
Durchaus bewegt ist die noch junge Bandhistorie von UNTO OTHERS, die, einst unter dem Namen IDLE HANDS begonnen, schon einiges durchgemacht haben. Einmal Major-Label und zurück, sozusagen. Der „Strength“-Nachfolger hatte jedenfalls die schwierige Aufgabe, dieses Album noch einmal zu übertrumpfen, falls das überhaupt möglich ist. Und es scheint, als konnten UNTO OTHERS Vollzug vermelden, denn „Never Neverland“ hört sich laut Kollege Mirko noch am ehesten als eine Einheit weg. Wieder mehr im „Mana“-Sound beheimatet, sollte dem Album „[in] seiner Detailverliebtheit […] auch die Langzeitwirkung gesichert“ sein, sodass die Portlander weiterhin stark bleiben und sich den metal.de-Gothic-Thron anno 2024 wie selbstverständlich unter den Nagel reißen sollten.
Heavy Metal
5. TRIUMPHER – Spirit Invictus
Sicher haben sich MANOWAR jüngst nicht immer sonderlich mit Ruhm bekleckert, wenn es darum ging, das eigene Erbe zu vertreten. Die scheinen derzeit in der Situation befindlich zu sein, wo andere, jüngere Generationen einen viel besseren Job darin machen, gute MANOWAR-Musik aufzunehmen. Die Griechen TRIUMPHER zum Beispiel konnten 2024 mit ihrem Zweitling „Spirit Invictus“ und damit ihrem neuesten, traditionellen Kreuzzug gegen den schlechten Geschmack Wellen schlagen, die massenhaft Heldenbrüste anschwellen und mindestens genauso viele Schwerte aus den Schäften und in die Höhe schießen ließen. Damit haben sie offenkundig einen bleibenden Eindruck hinterlassen und konnten damit sogar gewisse Platzhirsche aus Großbritannien auf den Weg in die Top 5 des Heavy Metals abhängen. Da müssen die US-amerikanischen Vorbilder in ihrer zeitgenössischen Inkarnation tatsächlich erstmal nachziehen.
4. MINDLESS SINNER – Metal Merchants
Der Begriff „Schwedischer Metal der alten Schule“ lässt sicher u. a. ein paar hammerschwingende Recken in den Sinn kommen. Doch auch andere, z. T. älter gediente Eisen hat die skandinavische Nation im Feuer, wenn es um Traditionsstahl geht. MINDLESS SINNER reaktivierten sich nach langer Inaktivität 2014 und sollten fortan wieder nach vorne drücken. Das 2024 erschienene „Metal Merchants“ machte da keine Ausnahme und bediente die Klassiker mit einem Fokus auf NWoBHM in liebevoller Manier. Damit konnten sie sich mit dieser Platte das Fenskesche Prädikat „Pflichtkauf“ sichern. Klar, dass das Eindruck schinden würde, oder?
3. FELLOWSHIP – The Skies Above Eternity
Viele Bands wollen dem Metal seine Gefährlichkeit wieder zurück geben, FELLOWSHIP dagegen machen genau das Gegenteil und zelebrieren den Power Metal so, als hätte Tobias Sammet EDGUY nie auf Eis gelegt, so als würden SONATA ARCTICA heute noch Alben auf dem Niveau von „Reckoning Night“ veröffentlichen. Die von Kollege Michael liebevoll zur „Disney Metal“-Band getauften Briten setzten mit „The Skies Above Eternity“ beim Vorgänger an, aber diesmal mit Blick gen Nippon, sprich: der japanische Power Metal hat auf die Briten abgefärbt hin zum Punkt, wo die Tracks von „The Skies Above Eternity“ die Titelthemen für so manche Anime-Serie hätten stellen können. Doch die Stilsicherheit, die ungehemmte Spielfreude, der sanft aufgetragene Bombast und nicht zuletzt Matthey Corrys glasklarer Gesang erdeten das Gesamtpaket eben und rundeten es wunderbar ab.
2. MEGA COLOSSUS – Showdown
Für ein retrospektives Genre wie Heavy Metal kann es vom Vorteil sein, sich durch andere Faktoren als Innovation hervor zu heben. MEGA COLOSSUS sind eine Band, denen man nachsagt, dass sie auf ihren Alben mehr Spaß haben als ihre Hörer. Und das kommt nicht von ungefähr, denn es scheint, als würden die Jungs aus North Carolina ihren Metal gerade so spielen, wie es ihnen in den Sinn kommt. Für das 2024er „Showdown“ hatte die Band zum Beispiel ein paar Seitfallschritte in Richtung Hard Rock mitgenommen, teilweise sollten sogar mal JOURNEY oder KANSAS hervorkommen. Eine solche Spielfreude steckt an. Oder, wie Kollege Markus sachlich feststellt: „Traditioneller Metal mit Pop Appeal und positiver Grundstimmung“.
1. DOLMEN GATE – Gateways Of Eternity
Aus der Asche der verblichenen Epic Metal-Raubeinen RAVENSIRE erhoben sich vor einiger Zeit schon DOLMEN GATE aus Portugal, um in den übervölkerten Ring des Heavy Metal zu steigen. Für einen Emporkömmling keine leichte Aufgabe, aber die Tatsache, dass die metal.de-Redaktion dieses Album zum Sieger im Rennen um das beste Traditionseisen des Jahres 2024 gekürt hat, zeigt, dass guter, ehrlicher Epic Metal – in seiner hiesigen Inkarnation mit sicher nicht unwillkommenen NWoBHM-Einflüssen – eben immer Abnehmer findet. Sängerin Ana vermittelte mit ihrer kraftvollen Gesangsdarbietung eine gewisse, mystische Erhabenheit und Kollege Hans fügt hinzu: „[Hier kann man] für knapp 40 Minuten abschalten und sich in eine Welt von Mythologie, dunkler Zauberei und arkanen Geheimnissen entführen lassen“.
Hardcore/Grindcore
5. METH. – Shame
Manchmal muss Metal halt richtig hässlich sein. Da helfen keine klassische Harmonien, keine Keyboard-Kaskaden und schon gar keine gesanglichen Kabinettstücke. Für jene, denen selbst Black Metal manchmal einfach noch zu harmonisch klingen sollte, haben die US-Amerikaner METH. ihr Album „Shame“ eingeprügelt. Dieser finstere Klumpen aus Dissonanzen, Distortion und ungefiltertem Hass zog einfach aufgrund seiner abgrundtief hässlichen Präsenz die Aufmerksamkeit wie von selbst zu sich, so als hätten die Jungs ein schwarzes Loch in die Landschaft gesetzt. Interessanter noch: Bei aller Noise-Ästhetik steckten hier bisweilen sogar richtig mitreißende Songs dahinter, was die metal.de-Redaktion entsprechend mit Platz 5 auf dem Hardcore-Treppchen 2024 ehren sollte.
4. NAILS – Every Bridge Burning
Offenbar hatten die wieder zum Quartett gewachsenen US-Amerikaner NAILS nach dem für ihre Verhältnisse ausufernd ausgefallenen „You’ll Never Be One Of Us“ Sorge gehabt, dass sie möglicherweise zu progressiv geworden sein könnten. Folglich sollte das 2024er Album „Every Bridge Burning“ wieder deutlich kompakter daher kommen und nach nicht mal 18 Minuten erstmals über die Zielgerade lärmen. Aber Junge, haben die Herren hier wieder eine tiefe Furche durch den Acker gezogen. Todd Jones sollte einmal mehr so richtig sauer klingen, als wollte er seiner Hörerschaft direkt die Rübe vom Hals beißen. Vollkommen richtig folgert Kollege Michael hierzu schließlich: „Wer sich mal wieder nach einem wunderbaren, Klang gewordenen Handgemenge sehnt, braucht [dieses Album] definitiv im Leben“.
3. KNOCKED LOOSE – You Won’t Go Before You’re Supposed To
Am Beispiel KNOCKED LOOSE kann man derzeit wunderbar in Aktion beobachten, welch gespaltenes Feedback aus der Community ertönt, wenn eine Band wie diese hier weitläufiges Airplay erfährt, u. a. auch dank ihres Auftrittes bei Jimmy Kimmel. Anhand von KNOCKED LOOSE kann man aber auch in Aktion beobachten, was eigentlich im Metalcore so möglich ist, wenn er mal nicht irgendwelchen Szenetrends hinterher hechtet, sondern so richtig aufdreht. Das macht die US-Amerikaner zugegeben mehr zu Hardcore als Metal, weshalb sie natürlich in dieser Sektion auch besser aufgehoben sind als im Modern Metal. Nichtsdestotrotz schien „You Won’t Go Before You’re Supposed To“ eines der Alben zu sein, an denen 2024 kaum ein Weg vorbei führte. Und das ausnahmsweise sogar mal zurecht.
2. WOLFBRIGADE – Life Knife Death
WOLFBRIGADE zelebrieren, was in der Kommentarspalte zu „Life Knife Death“ so liebevoll und passend als „Wolverine Blues“ mit subtilen Melodien und Stoner-artigem Sleaze beschrieben wird. Die Schweden zeigten sich mit ihrer zackig auf den Punkt kommenden Crust-Metal-Mische mit Stockholm-Würze weiterhin stark und rotzig, aber durchaus auch düster und relevant mit einem scharfen Auge für gesellschaftliche Themen und einem geschickten Händchen, wenn es darum geht, diese anzuprangern. Kollege Olli S. folgert: „Wer politische Botschaften wie einen Faustschlag in 30 Minuten bei maximalem musikalischer Vollbedienung ertragen kann, wird das Album lieben“. Was zu beweisen war.
1. FEIND – Ambulante Hirnamputation
17 Tracks in nur 13 Minuten Spielzeit? Yep, das ist Grindcore. Und bei einer derart kurzen Durchschnittsspielzeit pro Track – gerade mal drei der Stücke überschreiten die kolossale Spieldauer von einer Minute – könnt Ihr Gift darauf nehmen, dass FEIND aus Bochum definitiv eine hyperaktive Variante des Grind spielen. Wer hat heutzutage schon Zeit für ausgefeilte Songstrukturen und all den neumodischen Mist? Die Bochumer lieferten 2024 auf „Ambulante Hirnamputation“ eine unheilige Allianz aus NASUM, ABORTED, der Experimentierfreude der „Hiss“-WORMROT und der Lyrik-Arbeit von JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE – mit vergleichbar gesellschaftskritischem Biss. Erstaunlich viele Redakteure aus dem metal.de-Hardcore-/Grind-Sektor haben sich 2024 durch dieses kranke, aber auch schockierend technisch anspruchsvolle Scheibchen kahlrasieren lassen.
Modern Metal
5. GHØSTKID – Hollywood Suicide
Bekanntermaßen ehemals einer der Fronter der Elektro-Metal-Band ESKIMO/ELECTRIC CALLBOY, setzte sich Sebastian „Sushi“ Biesler 2020 von seiner ehemaligen Band ab und hob seine neue, deutlich ernsthafter aufspielende Band GHØSTKID aus der Taufe. Und sie wollten zupacken, wie Kollegin Jeanette beschreibt: „Ein tranceartig treibender Beat als Basis. Vocals, die von kreischenden Untertönen zu schnell gesprochenen einzelnen Sätzen wechseln. Hooklines, die in fiese Breakdowns ausufern. Lyrics, die dir an die Kehle greifen. All das macht die Faszination von GHØSTKID aus“. Der Zweitling „Hollywood Suicide“ konnte sich somit wirkungsorientiert in die Herzen der Modern Metal-Fraktion der Redaktion spielen und blieb dabei im Gedächtnis haften.
4. AS I LAY DYING – Through Storms Ahead
Wieder einmal sollte Tim Lambesis nach einem personellen Erdrutsch – die komplette Band ist innerhalb kürzester Zeit ausgestiegen – alleine dastehen. Angesichts der Vorgeschichte des AS I LAY DYING-Fronters kann man sich sicher seinen Teil dazu denken. Das hat erstaunlicherweise aber den Release des neuen Albums „Through Storms Ahead“ nicht verhindert. Und es scheint, als hätte sich das gelohnt, denn offenkundig herrschte in der Metal-Community tatsächlich noch Bedarf am Sound der US-Amerikaner. Kollege Jannik schwärmt: „[Alle] zehn Tracks sind eine Machtdemonstration dessen, warum AS I LAY DYING zu den besten Metalcorebands des Planeten gehören“. Nun stellt sich also mal wieder die Quo Vadis-Frage …
3. SIAMESE – Elements
Seit zehn Jahre bieten die Dänen SIAMESE ihren Sound schon feil und lieferten mit „Elements“ 2024 ein neues, nach eigener Aussage deutlich härter zupackendes Album, das den markanten Sound zwischen Modern Metal und Metalcore noch weiter ausbaute, noch weiter ausfeilte und dessen Stärken weiter auslotete. Die Stärke hinter „Elements“ waren neben Abwechslungsreichtum und Härte wieder einmal das souveräne Sprachrohr von Mirza Radonjica, der sowohl im cleanen als auch gutturalen Register eine gute Figur machte und sich gern auch mal von Gastmusikern helfen ließ. Kollegin Sonja folgert: „Das Album knallt an allen Ecken und Enden und überrascht mit spannenden Kombinationen aus elektronischen Komponenten gepaart mit fetten Riffs, einer Prise R&B und einem virtuosen Gesangskünstler am Mikrofon“.
2. ZEAL & ARDOR – Greif
ZEAL AND ARDOR und spezifisch Bandchef Manuel Gagneux sind so etwas wie ein Paradebeispiel dafür, was passieren kann, wenn man eine ungewöhnliche, geradezu Gimmick-artige Soundkombination nimmt und daraus durch songschreiberische Fingerfertigkeit und musikalisches Können gute Musik formt. Mittlerweile scheint die Mische aus (Black) Metal und Sklavenmusik auch schon weitläufig ergründet zu sein, sodass Gagneux nach neuen Horizonten sucht und diese auf „Greif“ gefunden zu haben scheint. Sinnbildlich für das Fabelwesen wandelten sich ZEAL & ARDOR durch das gesamte Werk hindurch und schafften es doch, majestätisch und erhaben zu klingen. „Die 14 Tracks sind durchgehend dynamisch und energiegeladen und bringen eine durchdringende Emotionalität mit sich“, findet Kollegin Annika. Findet auch der Rest der metal.de-Redaktion.
1. WAGE WAR – Stigma
WAGE WAR injizierten elektronische Elemente in ihren Sound. Um auf der Pole Position zu landen, dürfte allerdings etwas mehr vonnöten sein, als einem auch schon in die Jahre gekommenen Trend hinterher zu laufen. Deshalb machten die Floridianer nicht einfach einen auf BRING ME THE HORIZON, sondern verwendeten die elektronischen Elemente viel lieber zur Erzeugung einer düsteren Stimmung, welche dem hart zupackenden Modern Metal der US-Amerikaner eine einschlägige Würze verlieh. „WAGE WAR lassen mit ‚Stigma‘ eine Scheibe auf die Metalcore-Gemeinde los, die mit frischen Sounds Spaß macht, Ohrwürmer bereithält und einfach eine extreme Kraft entfaltet“, beschließt Kollegin Jeanette ihre Bestandaufnahme und fasst unser Lieblings-Album aus der Modern Metal-Sparte damit gut zusammen.
Pagan/Viking Metal
5. KORPIKLAANI – Rankarumpu
In ihren Anfangstagen haben KORPIKLAANI einen straffen Veröffentlichungsrhythmus an den Tag gelegt, was sich jedoch in jüngerer Zeit geändert hat. Sieht man mal von den üblichen, zwischengeschalteten Compilations und dergleichen ab, nehmen sich die folkigen Finnen seit geraumer Zeit pro Album etwa drei Jahre Zeit. Und – Überraschung! – „Rankarumpu“ sollte auch wieder drei Jahre nach „Jylhä“ folgen, allerdings sollten Jonne und Co. dieses Mal wieder eine etwas mundgerechtere Gesamtspielzeit mitbringen und sich nach langem mal wieder von ihrer etwas ausgelasseneren, lockereren Seite zeigen. Die Redaktion dankt es den Spielmännern offenkundig und erwählt „Rankarumpu“ zu einem der besten Alben des Folk/Pagan Metal 2024.
4. ROMUVOS – Spirits
Baltic Folk Metal ist jetzt nicht unbedingt das, was im Folk Metal-Bereich so üblich ist. Insofern haben ROMUVOS hier schon in gewisser Weise eine zwar vielleicht nicht neue, aber doch noch recht übersichtlich bevölkerte Nische für sich eingenommen. Volksmusikalisch im Vergleich zu den nordischeren Varianten auch nur mit den üblichen Wassern kochend zelebrierten die Litauer auf „Spirits“ die eigene Kultur und das eigene Erbe. Was ROMUVOS im Allgemeinen und deren 2024er Album „Spirits“ im Besonderen hervorstechen ließ, war jedoch die cineastische Umsetzung, die laut Kollegin Sonja durchaus Potential für die Intonation von Filmen der Marke Dune oder Serien wie Game Of Thrones habe. Sprich: Viel Pathos, viel Atmosphäre und viel Gänsehaut.
3. ENSIFERUM – Winter Storm
Sie mögen laut Kollege Jannik auf ihrem 2024er Werk „Winter Storm“ erwachsener und reifer wirken, aber am Ende klingen ENSIFERUM doch vor allem nach ENSIFERUM. Für eingefleischte Fans dürfte „Winter Storm“ daher ohnehin ein Blindkauf gewesen sein, aber offenkundig bedeutete bei den Finnen Routine nicht gleich Stagnation. Mehr gesangliche Abwechslung, eine druckvolle und runde Produktion sowie ein geschicktes Händchen für packende Songs hielten die Finnen auch dieses Mal im Rennen, ohne dass ihr eigentümlicher Sound bei aller Entwicklung verlustig gegangen ist.
2. KHIRKI – Κυκεώνας
KHIRKI aus Athen schickten 2024 „Κυκεώνας“ ins Rennen und konnten so manches Gemüt mit ihrer Mischung aus Alternative Rock und Folk erfrischen. Die Griechen mischten treibenden Rock nämlich mit Folk-Elementen aus ihrer Heimat und würzten das u. a. auch mit ein bisschen klassischen Mythos, was durchaus aufhorchen lassen sollte. Kollegin Sonja attestierte „Κυκεώνας“: „[Es ist] ein spannendes Album, das man gerne mehrfach hintereinander hört, weil es so viele unterschiedliche Aspekte anzubieten hat“. Dem hat die Redaktion sichtlich zugestimmt.
1. BORKNAGAR – Fall
Gute 30 Jahre haben BORKNAGAR schon auf dem Buckel, Jahre in denen das Lineup der Band um Øystein G. Brun einiges an Änderungen mit ansehen musste. Der „True North“-Nachfolger „Fall“ sollte in unveränderter Besetzung, d. h. mit ICS Vortex und Lars Nedland am gesanglichen Ruder, entstehen, hatte aber wieder ein paar mehr schwarzmetallische Einflüsse verpasst bekommen, was das 2024er Werk zunächst einmal etwas sperriger und komplexer erscheinen ließ als sein Vorgänger. Doch mit der Zeit sollte sich doch die musikalische Erhabenheit durchkristallisieren, die BORKNAGAR letztlich so einzigartig machen – ehrfurchtgebietende Klanglandschaften, fantastische Gesangsdarbietungen und eine sehr gute Balance zwischen Härte und Atmosphäre. Die Faszination sollte somit auch zum Ende des Jahres nicht abreißen!
Post-Rock/Post-Metal
5. GOD IS AN ASTRONAUT – Embers
Die irischen Post-Rocker GOD IS AN ASTRONAUT zeigten 2024 auf „Embers“, dass sie mehr als nur genretypische Gefühlsduselei zelebrieren wollten, und gaben allen Emotionen eine Chance. Oder, in den deutlich poetischeren Worten von Kollege Flo: „Die irischen Post-Rocker wollen sich eben nicht auf eine einheitliche Marschrichtung beschränken, sondern die emotionale Klaviatur in ihrer gesamten Bandbreite bespielen“. Das ist ihnen nach Ansicht der Redaktion auch nachhaltig gelungen: „Embers“ ist instrumental dargebotener Eskapismus in Reinkultur, ein typisches Welt-aus-Musik-an-Album, das sich in unseren Ohren festsetzen sollte.
4. MÚR – Múr
Noch spät im Jahr 2024 schoben die Isländer MÚR ihr selbstbetiteltes Debüt über die Ladentheke und trotz des Einstands der weitestgehend noch jungen Bandmitglieder sollten sie schon eine beachtliche Reife an den Tag legen. „Hier verschmelzen atmosphärischer Progressive Metal und Post Rock mit der in diesem Fall nicht zu komplexen Technik des Jazz, ohne verkopft zu wirken“, erklärt Kollege Markus und lobt die Bandbreite der Band von zerbrechlicher Feinsinnigkeit hin zu brachialer Härte, umgesetzt mit einem Gefühl für cineastische, geradezu epische Momente, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollten.
3. DVNE – Voidkind
Die schottischen Dune-Afficionados DVNE schindeten auf ihrem 2021er Werk „Etemen Ænka“ schon ordentlich Eindruck mit einer ziemlich gediegenen Mischung aus Post-Rock, Sludge und Progressive Metal, die mit einer beispielhaften Lockerheit dargeboten wurde. Mit „Voidkind“ sollten sie 2024 an die Qualitäten des Vorgängers aufschließen mit kleineren Feinjustierungen wie mehr Eingängigkeit bei gleich gebliebener Kreativität. Kollege Marc fasst wunderbar zusammen: „Kundige dürften es aber sofort […] erkennen: DVNE frickeln sich gerne in sphärische Höhen und übertakten ihre Songs lässig, schreien gelegentlich aber auch mal rum und haben ein druckvolles Riff parat“.
2. MIDAS FALL – Cold Waves Divide Us
„Cold Waves Divide Us“ ist ein Album, das für obsessive Hörer wie gemacht scheint. Die schottische Band MIDAS FALL um Liz Heaton ist im Kern zwar irgendwie noch eine Post-Rock-Formation, welche die üblichen Genretropen bedient, lud auf „Cold Waves Divide Us“ aber zunehmend auch poppig-folkige Elementen in den Sound ein. Trotz dieses Umstandes wollte das 2024er Album der Schotten proaktiv entdeckt werden und gab seine Klasse nicht unbedingt auf den ersten Hör preis. Doch die Investition sollte sich lohnen, wie Kollege Michael zusammenfasst: „MIDAS FALL zeigen mit ihrer Lautmalerei ein […] geschicktes Händchen für großes, emotionales Kopfkino [dank] Folk-/Pop-affiner Gesangslinien, die vor dem eindringlich betörenden Backdrop schlicht und ergreifend wie Seelenbalsam wirken“.
1. ALCEST – Les Chants De L´aurore
Nach einer längeren Kreativpause sollten sich ALCEST 2024 endlich mit neuem Material zurückmelden und auf „Les Chants De L´Aurore“ ein Stück weit zu ihren Wurzeln zurückkehren. Der Sound des Debüts „Souvenirs D´un Autre Monde“ scheint durch die 2024er Platte der Franzosen hindurch, sollte gleichzeitig jedoch die Entwicklung jüngerer Releases wie „Kodama“ und „Spiritual Instincts“ aufgreifen, namentlich abwechslungsreiche Songbauten und ein ansprechendes, erfahrenes Sound-Layering, das nach wie vor eine intensive Beschäftigung mit dem Material einfordert. Kollegin Angela fasst zusammen: „ALCEST haben wie immer stark abgeliefert“, und trifft dabei den Geist der Redaktion.
Progressive Rock/Metal
5. MADDER MORTEM – Old Eyes, New Heart
Obwohl das Songwriting von MADDER MORTEM im Grunde nicht von gängigen Strophe-Refrain-Strukturen abweicht, fällt es trotzdem zunehmend schwer, den Sound der norwegischen Formation um die Geschwister Kirkevaag zu etikettieren. Kollege Michael unternahm zu „Old Eyes, New Heart“ mit dem Begriff „Post-Heavy Metal“ einen Versuch, aber wirklich weit ist er damit nicht gekommen. Was natürlich gut ist, denn es heißt, dass die Norweger nach wie vor spannend und kreativ bleiben sollten. Sie haben emotionale Tiefe, eine nicht zu straff im Midtempo ratternde Groove-Maschinerie und jede Menge Dynamik praktisch zu ihrem eigenen Industriestandard ernannt und bedienten diesen mühelos, auch wenn das 2024er Werk „Old Eyes, New Heart“ ein bisschen mehr Eingewöhnung einfordern sollte als seine Vorgänger. Und doch stellt Michael fest: „Erneut ist es ihnen gelungen, praktisch jede Pore ihres Sounds mit Emotionen vollzustopfen“.
4. ANCIIENTS – Beyond The Reach Of The Sun
Nach einer langen Pause bedingt durch zahlreiche Faktoren sollten die kanadischen Prog-Sludge-Metaller ANCIIENTS wieder zurückkehren. Dieses Album hatte dabei gleich mehrere, schwierige Aufgaben: Einerseits sollte es das erste Werk ohne Chris Dyck sein, sodass Kenny Cook nun sowohl das Songwriting als auch die Gesangspart erstmals alleine stemmen sollte. Weitere Besetzungswechsel sollten hier ebenfalls ihre Feuerprobe bestehen. Doch die ANCIIENTS meisterten die Aufgabe mit Bravour und veröffentlichten ein Album, das ihre ganz eigene Version des progressiven Sludge Metal weiterhin empor halten würde, dabei dennoch höchst zeitgemäß und ansprechend klingen sollte. Ein hoher, technischer Anspruch, eine angenehme, nicht zu oppressive Produktion und eine gute Songwriting-Balance machten „Beyond The Reach Of The Sun“ zu einem Prog-Highlight des Jahres 2024.
3. OU – 蘇醒 II: Frailty
Die chinesische Prog-Metal-Band OU (gesprochen: O) dürfte jeden Marketing-Experten mit SEO-Spezialisierung zur Verzweiflung getrieben haben, so als wollten sie nicht im Netz gefunden werden. Außerdem machte sich die Band seit geraumer Zeit ihren Exoten-Bonus dergestalt zu Nutze, dass sie Progressive Metal der technischeren Sorte mit fernöstlichem Harmoniegespür zusammenbrachte. Zu diesem unverbraucht klingenden Grundgerüst kamen auf ihrem 2024er Album „蘇醒 II: Frailty“ noch eine praktisch tadellose Durchführung und eine grundsolide Produktion aus dem Hause Devin Townsend hinzu, alles Faktoren, die Kollege Michael zur Höchstnote verleiteten mit dem Fazit: „[Alles] hat seinen Platz, nichts wirkt gekünstelt, alles fließt einfach geschmeidig dahin“.
2. IOTUNN – Kinship
Jón Aldará zum Zweiten: Mit IOTUNN feierte der stimmgewaltige Färöer 2021 einen beeindruckenden Einstand in Form des Debütalbums „Access All Worlds“, bei dem man direkt bemerken sollte, dass hier was ganz Besonderes passiert ist. Die ehemals im Progressive Power Metal beheimatete Formation wandte sich einem episch-progressivem Melodic Death Metal zu, mit dem das Gespann 2024 abermals zuschlagen und Kollege Mirko zur restlosen Begeisterung treiben sollte. Dieser nämlich lobte den Nachfolger „Kinship“ ausnehmend: „[Die] neue IOTUNN ist nicht nur ihrem Vorgänger ebenbürtig, sie packt in allen Bereichen noch einmal ein ordentliches Pfund drauf, so unglaublich das klingt“.
1. OPETH – The Last Will And Testament
Es war im Grunde unvermeidbar: Ein neues OPETH-Album, auf dem mal wieder die Growls von Mikael Åkerfeldt in höherer Dosis zu hören sein sollten, würde niemals einfach so unter den Tisch fallen. Dafür sind die Schweden für die Entwicklung des Progressive Metal einfach zu integral. Folglich wunderte es auch nicht, dass viele dieses Album so heiß herbeisehnen würden – und dafür nicht enttäuscht würden. Ohne die Entwicklung seit „Heritage“ zu vernachlässigen brachten OPETH auf „The Last Will And Testament“ Vergangenes und Gegenwärtiges auf einem interessanten Konzeptalbum zusammen und stellten damit die Prog-Welt anno 2024 schon ein Stück weit auf den Kopf. „Der Spagat zwischen Fanbedienung und einem verkopften Konzeptalbum, ist vollends gelungen“, resümiert Kollege Philipp.
Rock/Punk
5. NESTOR – Teenage Rebel
Viele Bands versuchen ja, die Magie der Achtziger musikalisch einzufangen. Aber wenige Bands klingen dabei so authentisch, warm und arenareif wie NESTOR, die Schweden, die so wirken, als wären sie vor 40 Jahren versehentlich in eine Zeitmaschine gestolpert und 2021 zufällig in einem Tonstudio gelandet. Der 2024er Nachfolger des Debüts „Kids In A Ghost Town“, „Teenage Rebel“, war dahingehend natürlich ein Double-Down im besten Sinne und suhlte sich genussvoll im Sound der Achtziger, inklusiver typisch skandinavischer Melancholie, die dem Ganzen ein sensationell kühles Bouquet verpasste. Eine Co-Headliner-Tour mit THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA scheint praktisch prädestiniert und kann gar nicht früh genug kommen …
4. MAGNUM – Here Comes The Rain
Irgendwie schien der Titel „Here Comes The Rain“ des 2024er MAGNUM-Albums von prophetischer Natur zu sein. Denn am 07. Januar verstarb Band-Mitbegründer und Gitarrist Tony Clarkin, was angesichts der Qualität des vorliegenden, nur eine Woche nach Clarkins Tod erschienenen Werk umso tragischer wird. Denn MAGNUM zeigten bis zuletzt eine geradezu jugendliche Arbeitswut und veröffentlichten neue Alben im Zwei-Jahres-Rhythmus, die trotz allem nie mit Qualität geizen sollten. Kollege Johannes jedenfalls wünscht der Band angesichts der hohen Qualität des eklektischen Hard Rocks der Briten auf „Here Comes The Rain“ (und im Allgemeinen) „Nichts als Liebe und Respekt für diese ehrbaren Veteranen des Rock’n’Roll“. Ruhe in Frieden, Tony Clarkin.
3. TAKIDA – The Agony Flame
Auch TAKIDA sorgten anno 2024 für Furore mit ihrem melancholischen Sound und rockten mit ihrem neuen Album „The Agony Flame“ erneut souverän drauf los, wobei Sänger Rober Petterson erneut mit seiner Stimme auf sich aufmerksam machen sollte. Für Kollegin Sonja ist „The Agony Flame“ „ein spannendes, abwechslungsreiches Album geworden, das sich problemlos mehrfach nacheinander hören lässt, ohne langweilig zu werden“, und das sich mit seiner vergleichsweise defensiven Herangehensweise an den Hard Rock auch in ruhigeren Momenten problemlos genießen lässt.
2. DEEP PURPLE – =1
Auch wenn es gepasst hätte: DEEP PURPLE sollten mit ihrem schlicht „=1“ betitelten 2024er Album die Pole Position unserer Rock-Top 5 knapp verpassen. Aber dennoch haben sich die altgedienten Rocker in die Herzen der Redaktion spielen können. Der Charme von „=1“ bestand in seiner Bodenständigkeit und Ehrlichkeit dahingehend, dass sich DEEP PURPLE bewusst nicht mehr zu irgendwelchen Höchstleistungen aufschwingen sollten, sondern schlicht und ergreifend gute Rock-Musik machen wollten. Gesagt, getan. Kollege Jürgen zieht das Fazit: „DEEP PURPLE anno 2024 sind eine Empfehlung für die Anhängerschaft von rockiger Gitarrenmusik, egal ob das Genre in den 70ern, 80ern oder über die Retro-Rock-Schiene im vergangenen Jahrzehnt entdeckt wurde“.
1. DOOL – The Shape Of Fluidity
Den Niederländern DOOL ging es während der Pandemie natürlich nicht viel anders als anderen Menschen der Welt, zumindest jenen, die dem Coronavirus mit einem halbwegs gesunden Menschenverstand begegnet sind. Das sollte man dem 2024er Werk „The Shape Of Fluidity“ anmerken, das laut Kollege Johannes „insgesamt viel aufgewühlter, emotional extremer und zorniger [wirkte] als sein älteres Geschwisterchen – und […] doch mindestens genauso schön“. Dabei sollte das Album deutlich mehr herausfordern als sein Vorgänger, nicht nur musikalisch sondern auch dank seiner für Raven van Dorst zutiefst persönlichen Thematik, was „The Shape Of Fluidity“ letztlich aber doch nur viel faszinierender und interessanter machen sollte.
Thrash Metal
5. NASTY SAVAGE – Jeopardy Room
Es kommt durchaus noch vor, dass unsere Meinung vom allgemeinen Konsens abweicht. Eines der neuesten Beispiele sollte das 2024er Comeback-Werk der US-Amerikaner NASTY SAVAGE namens „Jeopardy Room“ sein, das bei Kollege Flo überhaupt nicht auf schmeichelhaftes Feedback stieß und von ihm als „[altersschwaches] Spätwerk einer Band […], die den Weg aus den Achtzigern in die musikalische Gegenwart nie gefunden [hat]“, abgewatscht worden ist. Doch für Nostalgiker war „Jeopardy Room“ offenbar eine erfrischende Überraschung, die Erinnerungen an die wilden Ursprünge der Floridianischen Krokodilschubser wachwerden lassen sollte.
4. DISSIMULATOR – Lower Form Resistance
Technisch progressiver Thrash aus Kanada provoziert förmlich den VOIVOD-Namedrop. DISSIMULATOR aus Kanada haben sich ohrenscheinlich ein Stück der Frühwerke von VOIVOD abgeschnitten und präsentierten 2024 ihr Debüt „Lower Form Resistance“, mit dem sie schon einmal ordentlich Eindruck schinden sollten, dessen thrashiger Kern aber noch ein Stück mehr in der Bay Area beheimatet sein sollte. U. a. mit BEYOND CREATION-DNA versehen war es wenig verwunderlich, welch technische Präzision hinter dem Album stecken würde, mit der DISSIMULATOR letztlich ein beeindruckendes Feuerwerk abbrennen, das – um Kollege Patrick zu zitieren – „dessen Vorzüge aus kantigen Riffs und einem schwunghaften Drive auch gekonnt [ausspielt]“, und sich damit von gängigem Tech-Death-Kalkül absetzt.
3. DARKNESS – Blood On Canvas
DARKNESS stehen für Qualitäts-Thrash made in Germany. Das altgediente, Essener Thrash-Kommando konnte mit Kollege Dominik Rothe kürzlich ein neues Mitglied in den Reihen begrüßen und lieferte 2024, sechs Jahre nach dem Vorgänger „First Class Violence“, wieder einmal pflichtbewussten, ehrlichen Thrash, der keine Kompromisse eingehen sollte. Und das zahlte sich in der Thrash-Gemeinde offenbar aus, denn DARKNESS konnten mit „Blood On Canvas“ punkten und entlockten Kollege Jannik das Prädikat: „DARKNESS zaubern hier einige gute Songs aufs Parkett, die die Clubs zum Beben bringen werden“.
2. SUICIDAL ANGELS – Profane Prayer
Apropos Kollege Dominik: Mit seinem Fazit zum 2024er SUICIDAL ANGELS-Album „Profane Prayer“ konnte er offensichtlich einen Nerv treffen, fasste er das Werk der Griechen schließlich treffend zusammen. So lobte er „Profane Prayer“ als „Pflichtkauf für alle Thrasher“ und kommentierte deren Konstanz: „Während zuletzt mehr und mehr Thrash-Bands der 2000er wie LOST SOCIETY oder DUST BOLT eine radikale Kurskorrektur vorgenommen haben, bekommen Fans bei SUICIDAL ANGELS, was sie erwarten – und zwar auf einem verdammt hohen Niveau“. Man muss also nicht immer das Rad neu erfinden, im Thrash ist der Knüppel noch der verlässlichste Qualitätsstandard.
1. FLOTSAM AND JETSAM – I Am The Weapon
Die US-Amerikaner FLOTSAM AND JETSAM erleben seit einiger Zeit so etwas wie eine Renaissance. Nach ihren ersten beiden, als Genre-Klassiker in die Geschichte eingegangenen Alben machten sich die Herren möglicherweise nicht immer bei jedem berühmt, haben seit einiger Zeit mit ihren Alben jedoch einen Sweetspot zwischen thrashiger Härte und hymnischen Höhenflugen getroffen, auch dank Erik AKs unkaputtbarer Präsenz am Mikrofon. Erneut sollte das 2024er Werk „I Am The Weapon“ dies unter Beweis stellen und zeigen, dass bei FLOTSAM AND JETSAM das Pulver längst noch nicht verschossen ist. Im Gegenteil, wie man an ihrer Platzierung in der Thrash-Top 5 sehen kann …