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Die besten Alben 2020
Special
Tag 7: Heavy Metal – Der Sound unserer Eltern?
Der Heavy Metal gilt als verstaubt und rückwärtsgewandt – völlig zu Unrecht. In unserer Top fünf ist nur eine Band dabei, die es auch schon in den 1980ern gab. Ansonsten tummeln sich in der Liste hauptsächlich junge Hüpfer, die ehrfurchtsvoll den Sound jener vergötterten Zeit zelebrieren, ihn dabei gleichzeitig aber auch für neue erfrischende Einflüsse öffnen. Angesichts der vielen Vorschläge, die es für diese Liste gab, bleibt festzustellen, dass der Heavy Metal auch 40 Jahre nach „British Steel“ noch quicklebendig ist.
Texte: Philipp Gravenhorst, Dominik Rothe, Alexander Santel
Platz 5: LORD VIGO – Danse De Noir
Die Rheinland-Pfälzer sind beileibe keine Unbekannten in der Szene. Seit 2014 aktiv, haben sie schon zwei Alben veröffentlicht, wurden aber immer belächelt. Das hat sich nun mit „Danse De Noir“ geändert. Die Scheibe basiert auf dem gleichnamigen Roman von Philip K. Dick und zeigt das Trio mit einer Ernsthaftigkeit und Tiefe, die man von ihnen bis dato nicht kannte. Die Melodiösität von ANGEL WITCH trifft auf die Experimentierfreudigkeit von WITCHFINDER GENERAL. Herzstück der Scheibe sind aber die ausgefeilten Arrangements, welche mit prägnanten Melodien und wohltuenden Breaks auf den befriedigenden Höhepunkt hinarbeiten. Mit „Danse De Noir“ haben LORD VIGO ihren Durchbruch geschafft.
BÜTCHER – 666 Goats Carry My Chariot
„Iron Bitch“, „45 RPM Metal“ und so weiter, BÜTCHER nehmen sich Metal-Klischees, blasen sie überlebensgroß auf und spielen sie 666% aus. Heraus kommt verdammt fieser, aber auch in Teilen hochmelodischer Speed Metal, der so direkt aus den Achtzigern von JUDAS PRIEST, AGENT STEEL oder SLAYER stammen könnte. Dabei sind die Belgier auch noch fantastische Songwriter. Zusammengefasst: Attitüde bis dort hinaus, instrumentales Können, überhöhtes Feiern der Metal-Klischees. BÜTCHER legen mit „666 Goats Carry My Chariot“ ein verdammt spaßiges Album mit Osmium-Cojones vor.
Durchschnittswertung: 7,25/10
Platz 4: LORD FIST – Wilderness Of Hearts
Klassischer wird unsere Liste mit dem Zweitwerk der Finnen. Auf ihrem Debüt 2015 haben sie noch den Pfad des konventionellen NWoBHM bestritten, aber auf ihrem Nachfolger „Wilderness Of Hearts“ nehmen sie eine Abzweigung. So folgen sie hier nicht stumpf dem Schema Heavy, sondern ordnen den Gesang den Gitarren unter. Das geht wunderbar auf, denn das Duo Kolehmainen/Koivunen versteht es, eingängige Melodien zu produzieren, ohne dass die Songs dabei langweilen. Mit „Wilderness Of Hearts“ haben die Finnen ein exzellentes Stück Gitarrenmusik vorgelegt.
Durchschnittswertung: 7,33/10
Platz 3: FURIES – Fortune’s Gate
Diese Debüt kommt von einer französischen Band, die schon seit 2013 besteht. Die Erfahrung hört man der Band aber an. „Fortune’s Gate“ klingt ziemlich ausgereift. Klassischer Heavy Metal mit Power- und Thrash-Einsprengseln wird von einer modernen Produktion eingerahmt. Die Sängerin Lynda Basstarde singt gefüchlsecht und das Gitarrenduo bringt fulminante Soli an den Start. Dazu kommen hitverdächtige Songs wie ‚You And I‘ und ‚Voodoo Chains‘. Ein Album das aus dem Nichts kam und voll eingeschlagen ist.
Neuseeland verbinden wohl immer noch die meisten mit Hobbits, Elben und „Der Herr der Ringe“. STÄLKER allerdings haben mit der Fantasy-Welt eines Tolkiens nichts gemeinsam. Stattdessen liefern sie auf „Black Majik Terror“ dem Albumtitel entsprechend fiesen Speed Metal, der sich ohne Gnade in die Gehörgänge fräst. Viel Hall auf den hohen Schreien, ein beständig knüppelndes Schlagzeug und messerscharfe Riffs lassen die Herzen aller Genrefans höherschlagen.
Durchschnittswertung: 7,4/10
Platz 2: STALLION – Slaves Of Time
Ein bisschen mehr Glam, ein bisschen mehr Heavy und dazu eine gehörige Portion Thrash. STALLION erweitern ihren Speed Metal auf „Slaves Of Time“ um zahlreiche Facetten, verwässern aber zu keiner Sekunde ihre ureigene Identität. Wenn eine Band dann noch zahlreiche astreine Hits wie „Brain Dead“, „Merchants Of Fear“ oder die gelungene Powerballade „Die With Me“ im Gepäck hat, bleibt nichts anderes übrig als immer wieder die Repeat-Taste zu bemühen.
SÖLICITÖR – Spectral Devastation
Nordamerika ist in den letzten Jahren zu dem Hotspot für junge klassische Heavy-Metal-Bands geworden. Mit SÖLICITÖR kommt wieder eine neue Band aus dem nichts. 2018 gegründet, eine EP veröffentlicht, haben sie dieses Jahr mit „Spectral Devastation“ ihr Debüt veröffentlicht. Sängerin Amy Lee Carlsson punktet mit ihrem giftigen, aber dennoch variablen Gesang. Im Sound finden sich allerlei Merkmale alter Helden: Maidenesque Melodien, Halfordsche Schreie und durchdachtes Gekloppe á la „Kill ‚Em All“. Dies vermischt das Quintett mit Blastbeats. Durch die dreckige Produktion entsteht ein natürlicher Hybrid, der all diese Elemente zusammenfügt. Wieder so ein Album, das aus dem Nichts kam und voll eingeschlagen ist.
Durchschnittswertung 7.5/10
Eine Enttäuschung hat man im Vorfeld bei „Metal City“ sowieso nicht erwartet. Dafür war der Vorgänger „ExtermiNation“ aus dem Jahr 2015 einfach zu stark. Dennoch hat das 14. Studioalbum der NWoBHM-Legende alle Erwartungen übertroffen. Auf diesem Album zeigten sie sich so vital und frisch wie schon lange nicht mehr. Das liegt am neuen Schlagzeuger Mike Heller. Er erweitert den klassischen Heavy-Metal-Sound um modernes Drumming. So kommt es dazu, dass man auch schonmal Blastbeats hört. Mit „Metal City“ haben die Briten eine Erneuerung geschafft, die ihnen niemand zugetraut hat, aber gleichzeitig bewiesen, dass man auch 2020 trotz der vielen guten Newcomer noch mit alten Helden rechnen darf.
Durchschnittswertung: 7,6/10
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Kann man prinzipiell nichts gegen die Auflistung sagen, wobei mir bei einigen Alben außer geiler Mucke, nichts hängen bleibt. Geile Mucke mag in einigen Musik Genres ausreichen, beim Black Metal fehlt mir da die Essenz.
Persönlich mochte ich sehr, wobei es tlws. ggf. auch noch zu 2019 gehörte:
(metal.de/me)
Djevel – Ormer til armer, maane til hode (x/9)
An autumn for crippled children – All fell silent, everything went quiet (7/9)
Arkona – Age of capricorn (9/9)
Und ich glaube noch zig Andere, habe da auch den Überblick verloren.
Ein bisschen mehr oder überhaupt Underground hätte ich gut gefunden… Da waren für mich dieses Jahr die wahren Perlen zu entdecken:
Gnitterswart
Youna
Cold Earth
Thy Dying Light
Korgonthurus uvm
Die diesjährigen Veröffentlichungen von …And Ocean und Black Curse sollte man denk ich auch noch aufm Schirm haben… als kleine Ergänzung. Hättet ihr halt mal die 10 vollgemacht ^^
Gothic/Darkwave nicht meine sparte… Aber der Nachtmahr Tipp ist echt richtig nice. Danke dafür
Gothic/Darkwave ohne Then Comes Silence? „Machine“ war saustark.
Zwar ist Heavy auch nicht mein bevorzugter Metal-/Musikstil die Liste find ich aber dennoch Top! Lord Vigo und Bütcher wären bei mir ganz weit vorne gelandet
Von der Liste da oben? Winterfylleth, Oceans Of Slumber, Rest egal.
Zwei Veröffentlichungen die mich überhaupt nicht interessiert haben, obwohl ich eigentlich großer Fan von Winterfylleth oder überhaupt von dem “naturnahen“ (Black)Metal bin.
Ist natürlich alles sehr mainsteamig gehalten und von deswegen bisher auch keine Überraschung dabei… Zumindest in meinen favorisierten den Genres
Da es denn kleinsten gemeinsamen Nenner der Redaktion widerspiegelt, sind Überaschungen auch nahezu ausgeschlossen.
Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann. :((
Hier sehne ich mich auch nach der guten alten Zeit.
Warum spielt das ’ne Rolle oder ist überhaupt erwähnenswert, ob etwas mainstreamig ist oder nicht? Das sagt ja erstmal nichts über die Qualität aus, wenn man Musik nicht nur aus Imagegründen hört oder das zumindest eine große Rolle für einen spielt. Manche Sachen, die ich höre, sind halt mainstreamig, manche nicht. Who cares? Das legt sich aber, wenn man erwachsen wird, früher war ich auch so. 😉
,,Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann.“
War das schonmal anders 😀
Ich hab‘ auch nicht das Gefühl, dass die Sachen im Underground ein höheres Qualitätslevel haben als im Mainstream. Eher im Gegenteil, vom jugendlichen Edge-Faktor mal abgesehen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel..
@nili das sagt ja schon was über die Mukke aus wenn etwas Mainstreamig ist… z.B. ist die Produktion massentauglicher
Kommt halt immer drauf an auf was man Wert legt… Ich steh gerade mehr auf den räudigen, dreckigen Sound der Bands die ich weiter oben benannt habe. Das hat viel mit Stimmung zutun… Ich muss aber auch sagen das die hier erwähnten Bands in Black Metal teils tolle Alben rausgebracht haben Audn z.b. oder auch Panzerfaust
Ich will das garnicht auf diese lächerliche trve Diskussion runterbrechen bzw war das nicht meine Absicht
Natürlich sagt das was aus, wenn etwas maistreamig ist, aber nicht über die Qualität. Das, was vielen gefällt, kann durchaus „objektiv besser“ sein, nach gängigen musikwissenschaftlichen Kriterien, als etwas das verschroben und undergroundig ist. Was einem persönlich besser gefällt und aus welchen Gründen, ist hierbei erstmal irrelevant.
Ist aber auch egal, ich steigere mich da wieder zu sehr rein. 😀 Vielleicht habe ich da von deiner Seite auch zu viel Wertung hineininterpretiert. 😉
Haha, aber schon lustig, was ein Wort auslösen kann, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat. lol
Ja bei bestimmten Wörtern fühlt sich der ein oder andere getriggert…. Mainstream, Nuclear Blast und Covid19 sind nur drei von ganz vielen Beispielen
„War das schonmal anders 😀“
Dreadful Shadows, alte Moonspell, alte The Gathering, ToT etc. habe ich früher schon sehr gemocht. Vergleichbar Gruftiges in der Qualität sucht man heute mit der Lupe.
Das Mittelalter Zeugs hat mich früher zumindest auch deutlich mehr interessiert. Subway to Sally, Schandmaul fand ich Mal richitg gut, heute eher >gähn<. Auch Nachtgeschrei fand ich früher besser. Seit dem sie den Sänger ausgetauscht haben, nicht mehr so mein Fall. Vielleicht bin ich da auch rausgewachsen, keine Ahnung. Auf Corvus Corax hoffe ich noch.
Covid-19 ist kein Trigger, eher Querdenker oder Covidiot. 😛
Für mich eine große Überraschung, dass Dark Fortress bei BM nicht dabei ist. Ich hätte echt gedacht, dass das Album den Querschnitsgeschmack is ziemlich trifft.
Für mich ein richtig großes Album wäre die Triptykon Live-Scheibe mit Orchester, aber ok, das ist eben nicht genretypisch und passt damit irgendwie nirgends rein.
Aber, um Himmels Willen, wo ist Paradise Lost???