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Die besten Alben 2020
Special
Tag 1: Black Metal – Gevatter Tod, Albträume und Zerfall
Für dunkle Musik kommt ein Jahr wie 2020 ja eigentlich wie gerufen – und gerade im Schwarzstahl waren dieses Jahr auch echt starke Platten mit dabei, von alten Helden mit Old-School-Attitüde über orthodoxen Black Metal hin zu modernem Zeug. Es war so viel, dass es wirklich schwer gefallen ist, zum einen mit der Veröffentlichungsflut mitzuhalten, zum anderen leider bei dem Werten einen Haufen anderer guter Releases zwar unter den Tisch fallen zu lassen. Die hätten aber ebenso jede Ehre genossen, hier aufzutauchen zu dürfen. Aber der Hammer ist gefallen, die gnadenlose Redaktion hat entschieden… und nach langem Rütteln und Schütteln sind nach Punkten dann die folgenden Alben bei rum gekommen.
Texte: Alexander Santel, Michael Klaas
5. UADA – Djinn
UADA zum Dritten: Die US-amerikanischen Senkrechtstarter haben unsere Schreiber dieses Jahr zum dritten Mal in Folge restlos begeistern können. Der Weg, den sie mit „Djinn“ eingeschlagen haben, führt sie dabei zu deutlich mehr Verspieltheit wie man sie eher im traditionellen Metal kennt, einem hier und da deutlich rockigerem Sound und klassischer Black-Metal-Dramaturgie zwischen Spannung und Kartharsis. Das alles verpackt in leicht verdaulichen Melodien, und: Wohl bekomm’s.
Durchschnittswertung 7.5
4. PANZERFAUST – The Suns of Perdition – Chapter II
PANZERFAUST fahren 2020 auf „The Suns Of Perdition – Chapter II: Render Unto Eden“, dem zweiten Teil einer geplanten Tetralogie, wahrhaftig schwere Geschütze auf. Die Kanadier kreieren durch pure, finstere Heaviness einen massiven Sog, den man sich kaum entziehen kann. Und obwohl sie den Black-Metal-Thron um einige Platzierungen verfehlt haben, faszinieren sie nicht nur, sie zermürben und reißen gleichermaßen mit.
Durchschnittswertung: 7.6
3. WINTERFYLLETH – The Reckoning Dawn
WINTERFYLLETH muss man nicht mehr großartig vorstellen. Beschreiben muss man ihre Musik Kennern auch nicht mehr. Wenn man WINTERFYLLETH hört, weiß man was man bekommt. Große Klanglandschaften im Pagan-/Black Metal, Folkeinflüsse und Bilder von vernebelten englischen Feldern und Hügeln vor dem geistigen Auge. Da macht auch das neueste Album „The Reckoning Dawn“ keine große Ausnahme, wenn auch hier der Fokus wieder etwas mehr auf Angriff und auch auf große Orchestrierung gesetzt wurde. Sich eine Stunde Zeit nehmen, mit rauchigem Whiskey vielleicht, und in „The Reckoning Dawn“ eintauchen!
Durchschnittswertung: 7.75
ODRAZA – Rzeczom
ODRAZA waren vor ein paar Jahren mit „Esperalem Tkane“ wahre Shooting-Stars der polnischen Szene. Weder Deibel noch irgendwas anderes Außerweltliches stand hier auf dem Teller, sondern schlicht die Conditio Humana. Und das in der nihilistischen Variante. Auch musikalisch machten die Polen es den Hörern mit Einflüsseu aus Jazz und Post-Metal nicht einfach. Zerfahren, unausgegoren, unperfekt. Gleichzeitig aber auch zwischen verletzlich, tragikomisch und garstig (musikalisch) schwankend. Alles Attribute, die sicher auch ebenso auf „Rzeczom“ zutreffen. Aber die Atmosphäre und die Stimmung sind erneut geradezu einnehmend und verstörend und somit wirkt „Rzeczom“ mehr wie ein Vergrößerungs- und Brennglas über dieser verkorksten Existenz, die man Leben nennt. Schöner sterben – mit ODRAZA.
Durchschnittswertung: 7.75
AUÐN – Vökudraumsins Fangi
Die Isländer AUÐN sind ein wenig verschrien als die „intellektuellen“ Black Metaller. Gut, dass es nach dem stellenweise folkig-umschmeichelndem „Farvegir Fyrndar“ es wieder ein wenig mehr Härte auf „Vökudraumsins Fangi“ gibt. Ihr Gespür für schmeichelnde Melodien und progressive Elemente hat die Band aber auch auf dem neuesten Album nicht verlernt. Dieses Zusammenspiel macht „Vökudraumsins Fangi“ zu einem einnehmenden und abwechslungsreichem Album, das sich weniger für den täglichen Weg zur Arbeit und viel mehr zum Waldspaziergang eignet.
Durchschnittswertung: 7.75
2. THE COMMITTEE – Utopian Deception
THE COMMITTEE waren schon immer gut. Ganz unabhängig von ihrem interessanten Konzept, der ungewöhnlichen Bandkonstellation und der Bühnenaufmachung. Aber mit „Utopian Deception“ erhält nun Einzug, was vorher immer so ein wenig das Haar in der Suppe war: Mehr Abwechslung, ein größeres Händchen für nachhaltige Melodien, aber ohne die erdrückende Atmosphäre dabei zu vergessen. Die setzt sich mal aus Doom-Schwere, mal aus klirrend kalten Tremolo-Gewittern zusammen. Funktionieren tut das in beiderlei Disziplinen und somit liefern die Herren mit „Utopian Deception“ bislang schlicht ihr bestes Album ab, was bei uns für einen geteilten 2. Platz reicht.
Durchschnittswertung: 8
AKHLYS – Melinoë
AKHLYS ist als Tochter der Nacht (Nyx) die Verkörperung aus Elend und Traurigkeit und nach manchen griechischen mythologischen Strömungen die Göttin der ewigen Nacht. Diese reizende Persönlichkeit wird von Tausendsassa Naas Alcameth (NIGHTBRINGER, AORATOS) bereits seit einiger Zeit intoniert und auch das neueste Album „Melinoë“ schafft es einmal mehr, nun in Form der chthonischen Nymphe, die Albträume und den Wahnsinn greifbar zu machen. In traumtänzerischer Sicherheit weiß „Melinoë“ es, mittels druckvollem Black Metal und Ambient-Einflüssen bis zur Schlafparalyse zu fesseln und auch unseren Chefredakteur sehr zu begeistern (im wahrsten Sine des Wortes!). Schauerlich schön oder schön schauerlich – „Melinoë“ von AKHLYS ist es.
Durchschnittswertung: 8
1. BEGRAFVEN – Dödsriket
Während das Cover im MS-Paint-Stil sowie die Instrumentalfraktion noch einen drolligen, unbeholfenen Charme ausstrahlen, spielt die Musik und Atmosphäre auf „Dödsriket“ auf einer ganz eigenen Ebene: Old-School und definitiv an die Vorbilder der zweiten skandinavischen Welle angelehnt, aber auch mit eigener Note und auch einer gewissen Kauzigkeit und verdammt gutem Songwriting können BEGRAFVEN die unterschiedlichsten Geister in der Redaktion einen und hinsichtlich „Dödsriket“ sich in Superlativen gegenseitig überbieten. Es führt sogar bis zu der Frage, ob Black Metal Spaß machen darf. Wenn er so wie von BERGRAFVEN auf „Dödsriket“ zelebriert wird, gerne.
Durchschnittswertung: 8.25
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Kann man prinzipiell nichts gegen die Auflistung sagen, wobei mir bei einigen Alben außer geiler Mucke, nichts hängen bleibt. Geile Mucke mag in einigen Musik Genres ausreichen, beim Black Metal fehlt mir da die Essenz.
Persönlich mochte ich sehr, wobei es tlws. ggf. auch noch zu 2019 gehörte:
(metal.de/me)
Djevel – Ormer til armer, maane til hode (x/9)
An autumn for crippled children – All fell silent, everything went quiet (7/9)
Arkona – Age of capricorn (9/9)
Und ich glaube noch zig Andere, habe da auch den Überblick verloren.
Ein bisschen mehr oder überhaupt Underground hätte ich gut gefunden… Da waren für mich dieses Jahr die wahren Perlen zu entdecken:
Gnitterswart
Youna
Cold Earth
Thy Dying Light
Korgonthurus uvm
Die diesjährigen Veröffentlichungen von …And Ocean und Black Curse sollte man denk ich auch noch aufm Schirm haben… als kleine Ergänzung. Hättet ihr halt mal die 10 vollgemacht ^^
Gothic/Darkwave nicht meine sparte… Aber der Nachtmahr Tipp ist echt richtig nice. Danke dafür
Gothic/Darkwave ohne Then Comes Silence? „Machine“ war saustark.
Zwar ist Heavy auch nicht mein bevorzugter Metal-/Musikstil die Liste find ich aber dennoch Top! Lord Vigo und Bütcher wären bei mir ganz weit vorne gelandet
Von der Liste da oben? Winterfylleth, Oceans Of Slumber, Rest egal.
Zwei Veröffentlichungen die mich überhaupt nicht interessiert haben, obwohl ich eigentlich großer Fan von Winterfylleth oder überhaupt von dem “naturnahen“ (Black)Metal bin.
Ist natürlich alles sehr mainsteamig gehalten und von deswegen bisher auch keine Überraschung dabei… Zumindest in meinen favorisierten den Genres
Da es denn kleinsten gemeinsamen Nenner der Redaktion widerspiegelt, sind Überaschungen auch nahezu ausgeschlossen.
Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann. :((
Hier sehne ich mich auch nach der guten alten Zeit.
Warum spielt das ’ne Rolle oder ist überhaupt erwähnenswert, ob etwas mainstreamig ist oder nicht? Das sagt ja erstmal nichts über die Qualität aus, wenn man Musik nicht nur aus Imagegründen hört oder das zumindest eine große Rolle für einen spielt. Manche Sachen, die ich höre, sind halt mainstreamig, manche nicht. Who cares? Das legt sich aber, wenn man erwachsen wird, früher war ich auch so. 😉
,,Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann.“
War das schonmal anders 😀
Ich hab‘ auch nicht das Gefühl, dass die Sachen im Underground ein höheres Qualitätslevel haben als im Mainstream. Eher im Gegenteil, vom jugendlichen Edge-Faktor mal abgesehen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel..
@nili das sagt ja schon was über die Mukke aus wenn etwas Mainstreamig ist… z.B. ist die Produktion massentauglicher
Kommt halt immer drauf an auf was man Wert legt… Ich steh gerade mehr auf den räudigen, dreckigen Sound der Bands die ich weiter oben benannt habe. Das hat viel mit Stimmung zutun… Ich muss aber auch sagen das die hier erwähnten Bands in Black Metal teils tolle Alben rausgebracht haben Audn z.b. oder auch Panzerfaust
Ich will das garnicht auf diese lächerliche trve Diskussion runterbrechen bzw war das nicht meine Absicht
Natürlich sagt das was aus, wenn etwas maistreamig ist, aber nicht über die Qualität. Das, was vielen gefällt, kann durchaus „objektiv besser“ sein, nach gängigen musikwissenschaftlichen Kriterien, als etwas das verschroben und undergroundig ist. Was einem persönlich besser gefällt und aus welchen Gründen, ist hierbei erstmal irrelevant.
Ist aber auch egal, ich steigere mich da wieder zu sehr rein. 😀 Vielleicht habe ich da von deiner Seite auch zu viel Wertung hineininterpretiert. 😉
Haha, aber schon lustig, was ein Wort auslösen kann, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat. lol
Ja bei bestimmten Wörtern fühlt sich der ein oder andere getriggert…. Mainstream, Nuclear Blast und Covid19 sind nur drei von ganz vielen Beispielen
„War das schonmal anders 😀“
Dreadful Shadows, alte Moonspell, alte The Gathering, ToT etc. habe ich früher schon sehr gemocht. Vergleichbar Gruftiges in der Qualität sucht man heute mit der Lupe.
Das Mittelalter Zeugs hat mich früher zumindest auch deutlich mehr interessiert. Subway to Sally, Schandmaul fand ich Mal richitg gut, heute eher >gähn<. Auch Nachtgeschrei fand ich früher besser. Seit dem sie den Sänger ausgetauscht haben, nicht mehr so mein Fall. Vielleicht bin ich da auch rausgewachsen, keine Ahnung. Auf Corvus Corax hoffe ich noch.
Covid-19 ist kein Trigger, eher Querdenker oder Covidiot. 😛
Für mich eine große Überraschung, dass Dark Fortress bei BM nicht dabei ist. Ich hätte echt gedacht, dass das Album den Querschnitsgeschmack is ziemlich trifft.
Für mich ein richtig großes Album wäre die Triptykon Live-Scheibe mit Orchester, aber ok, das ist eben nicht genretypisch und passt damit irgendwie nirgends rein.
Aber, um Himmels Willen, wo ist Paradise Lost???