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Die besten Alben 2020
Special
Tag 14: Rock – Rock ‚N‘ Roll can never die
Eigentlich wäre diese Liste als Classic Rock besser beschrieben – so tummeln sich in der nachfolgenden Liste Siebziger-Hommagen, JOE BONAMASSA und der Boss. Einige sehen das als ein Anzeichen dafür, dass dem Rock nur wenig neues einfällt. Das mag stimmen, aber das ist nur ein Problem, wenn man Rock (und alle anhängigen Substile) als eine revolutionäre Kraft wahrnimmt, welche ständig einen irgendwie gearteten Mainstream herausfordern muss.
Er ist an einem Punkt, an dem er sich nur leicht weiterentwickelt und vor allem in Erinnerungen schwelgt. Gerade die angefügten Platten zeigen, dass er immernoch interessante Alben produziert, weswegen man ihn nicht für tot erklären muss. Tot ist eine Musikrichtung erst, wenn sie niemand spielen will. Und beim Rock sind wir glücklicherweise noch weit davon entfernt.
Texte: Philipp Gravenhorst, Dominik Rothe, Marc Thorbrügge
Platz 5: DEAD LORD – Surrender
DEAD LORD haben während der Pandemie nicht nur einen der unterhaltsamsten Livestreams aus dem Proberaum rausgehauen, sondern auch eines der energiereichsten Rock-Alben des Jahres veröffentlicht. „Surrender“ ist für die Schweden kein riesiger Schritt nach vorne, gibt aber einen guten Überblick über die musikalischen Fähigkeiten der Schweden. Die Band kommt zwar nicht immer treffsicher auf den Punkt, ist jedoch stets mit Leidenschaft bei der Sache. Das hört man jeder Note an.
Durchschnittswertung: 6,7/10
Platz 4: BRUCE SPRINGSTEEN – Letter To You
BRUCE SPRINGSTEEN ist so alt, dass er noch Briefe schreibt. Nichts an „Letter To You“ ist neu oder innovativ. Trotzdem ist das Album mutig. Das verdankt es seiner entwaffnenden Offenheit und Emotionalität, die so vermutlich nur ein erfahrener Musiker in den Äther bannen kann. Springsteen, so scheint es, schreibt keine Songs, sondern atmet sie regelrecht aus. „Letter To You“ zeigt, dass Musiker auch mit dem 20. Langspieler nichts anders machen müssen. Die in sich ruhende Melancholie, die dem Album innewohnt, ist zeitlos und hat nichts mit Nostalgie zu tun.
Mit jeder Menge spürbarer Spielfreude präsentieren sich HORISONT auf „Sudden Death“. Statt den Sounds der 70er stehen diesmal die 60er im Vordergrund ihres Klangbildes. Die liebgewonnenen DEEP-PURPLE-Querverweise kommen trotzdem nicht zu kurz. Gleichzeitig beweisen sich die Schweden einmal mehr als versierte Songwriter. Aus dem Sumpf der ewig gleich klingenden Retrorockbands stechen HORISONT immer noch deutlich hervor.
Durchschnittswertung: 7/10
Platz 3: FREEWAYS – True Bearing
FREEWAYS haben mit „True Bearings“ eine der entspannteren Rock-Platten des Jahres abgeliefert. Genauso gemächlich wie sich das Wohnmobil auf dem Cover durch den Schnee schiebt, rollt das Album lässig aus den Boxen. Überragend ist das nicht. Doch immer dann, wenn man denkt: „Das habe ich doch schon einhundert Mal gehört“, kommen die Kanadier mit einer kleinen Überraschung um die Ecke, die den jeweiligen Songs etwas besonderes verleiht.
Bei dem schlichten Albumtitel „III“ macht sich doch die Enttäuschung breit, hatte der Vorgänger noch den genialen Namen „Make Rock Great Again“. Man wäre allerdings schlecht beraten, wenn man sich von diesem ersten Impuls leiten lässt. Die Wiener verstehen es sehr gut, mit ihren stimmigen Hybrid, der sich an alten und neuen Helden orientiert, den Hörer in ihren Bann zu ziehen, auch wenn dieses Album eine düstere und weniger eingängigere Note hat. Gerade wenn letzteres nicht so ausgeprägt wäre, hätte mit diesem Album endlich die verdiente breite Aufmerksamkeit kommen können. Dann halt beim nächsten Mal.
Durchschnittswertung: 7,3/10
Platz 2: JOE BONAMASSA – Royal Tea
„Royal Tea“ klingt bisweilen tatsächlich nach einer Teestunde. Das allerdings nicht aufgrund vorherrschender Langeweile, sondern weil JOE BONAMASSA auf seinem 14. Soloalbum entspannt vorwärts rockt, als mache er sich dieser Tage endgültig keine Gedanken mehr darüber, was manche Bluespuristen von ihm halten mögen. Mit dem atmosphärisch dichten „Beyond The Silence“ gelingt ihm zudem einer der besten Songs seiner gesamten Karriere.
BLACK STONE CHERRY – The Human Condition
Nein, auch auf „The Human Condition” kehren BLACK STONE CHERRY nicht zu ihren Southern-Rock-Wurzeln zurück. Aber das schadet der Combo aus Edmonton, Kentucky kein bisschen. Der ebenso breitbeinige wie emotionale Hardrock hat dank Songs wie „Again“, „In Love With The Pain“ oder „Live This Way“ einen enormen Hitfaktor. Klar, das ist alles glattgebügelt und mainstreamtauglich ohne Ende. Aber das sei in diesem Fall als dickes Kompliment verstanden.
Durchschnittswertung: 7,5/10
Platz 1: BLUES PILLS – Holy Moly
BLUES PILLS verzeichneten im Vorfeld der Aufnahmen von „Holy Moly!“ einen großen Umbruch. Schließlich standen sie 2018 plötzlich ohne Gitarrenwunderkind Dorian Sorriaux da. Doch anstatt in eine Bandkrise zu verfallen, wechselte Bassist Zack Anderson an die Gitarrenposition. Qualitativ wiederum knüpfen BLUES PILLS nicht etwa an ihre ersten beiden Alben an, sondern überflügeln diese sogar noch. Mehr Soul, mehr Rock, mehr von allem, was den Sound der Band ausmacht bietet „Holy Moly!“. Und das verpackt in so zwingenden Songs, dass man einfach nicht genug davon bekommt.
Durchschnittswertung: 8/10
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Kann man prinzipiell nichts gegen die Auflistung sagen, wobei mir bei einigen Alben außer geiler Mucke, nichts hängen bleibt. Geile Mucke mag in einigen Musik Genres ausreichen, beim Black Metal fehlt mir da die Essenz.
Persönlich mochte ich sehr, wobei es tlws. ggf. auch noch zu 2019 gehörte:
(metal.de/me)
Djevel – Ormer til armer, maane til hode (x/9)
An autumn for crippled children – All fell silent, everything went quiet (7/9)
Arkona – Age of capricorn (9/9)
Und ich glaube noch zig Andere, habe da auch den Überblick verloren.
Ein bisschen mehr oder überhaupt Underground hätte ich gut gefunden… Da waren für mich dieses Jahr die wahren Perlen zu entdecken:
Gnitterswart
Youna
Cold Earth
Thy Dying Light
Korgonthurus uvm
Die diesjährigen Veröffentlichungen von …And Ocean und Black Curse sollte man denk ich auch noch aufm Schirm haben… als kleine Ergänzung. Hättet ihr halt mal die 10 vollgemacht ^^
Gothic/Darkwave nicht meine sparte… Aber der Nachtmahr Tipp ist echt richtig nice. Danke dafür
Gothic/Darkwave ohne Then Comes Silence? „Machine“ war saustark.
Zwar ist Heavy auch nicht mein bevorzugter Metal-/Musikstil die Liste find ich aber dennoch Top! Lord Vigo und Bütcher wären bei mir ganz weit vorne gelandet
Von der Liste da oben? Winterfylleth, Oceans Of Slumber, Rest egal.
Zwei Veröffentlichungen die mich überhaupt nicht interessiert haben, obwohl ich eigentlich großer Fan von Winterfylleth oder überhaupt von dem “naturnahen“ (Black)Metal bin.
Ist natürlich alles sehr mainsteamig gehalten und von deswegen bisher auch keine Überraschung dabei… Zumindest in meinen favorisierten den Genres
Da es denn kleinsten gemeinsamen Nenner der Redaktion widerspiegelt, sind Überaschungen auch nahezu ausgeschlossen.
Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann. :((
Hier sehne ich mich auch nach der guten alten Zeit.
Warum spielt das ’ne Rolle oder ist überhaupt erwähnenswert, ob etwas mainstreamig ist oder nicht? Das sagt ja erstmal nichts über die Qualität aus, wenn man Musik nicht nur aus Imagegründen hört oder das zumindest eine große Rolle für einen spielt. Manche Sachen, die ich höre, sind halt mainstreamig, manche nicht. Who cares? Das legt sich aber, wenn man erwachsen wird, früher war ich auch so. 😉
,,Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann.“
War das schonmal anders 😀
Ich hab‘ auch nicht das Gefühl, dass die Sachen im Underground ein höheres Qualitätslevel haben als im Mainstream. Eher im Gegenteil, vom jugendlichen Edge-Faktor mal abgesehen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel..
@nili das sagt ja schon was über die Mukke aus wenn etwas Mainstreamig ist… z.B. ist die Produktion massentauglicher
Kommt halt immer drauf an auf was man Wert legt… Ich steh gerade mehr auf den räudigen, dreckigen Sound der Bands die ich weiter oben benannt habe. Das hat viel mit Stimmung zutun… Ich muss aber auch sagen das die hier erwähnten Bands in Black Metal teils tolle Alben rausgebracht haben Audn z.b. oder auch Panzerfaust
Ich will das garnicht auf diese lächerliche trve Diskussion runterbrechen bzw war das nicht meine Absicht
Natürlich sagt das was aus, wenn etwas maistreamig ist, aber nicht über die Qualität. Das, was vielen gefällt, kann durchaus „objektiv besser“ sein, nach gängigen musikwissenschaftlichen Kriterien, als etwas das verschroben und undergroundig ist. Was einem persönlich besser gefällt und aus welchen Gründen, ist hierbei erstmal irrelevant.
Ist aber auch egal, ich steigere mich da wieder zu sehr rein. 😀 Vielleicht habe ich da von deiner Seite auch zu viel Wertung hineininterpretiert. 😉
Haha, aber schon lustig, was ein Wort auslösen kann, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat. lol
Ja bei bestimmten Wörtern fühlt sich der ein oder andere getriggert…. Mainstream, Nuclear Blast und Covid19 sind nur drei von ganz vielen Beispielen
„War das schonmal anders 😀“
Dreadful Shadows, alte Moonspell, alte The Gathering, ToT etc. habe ich früher schon sehr gemocht. Vergleichbar Gruftiges in der Qualität sucht man heute mit der Lupe.
Das Mittelalter Zeugs hat mich früher zumindest auch deutlich mehr interessiert. Subway to Sally, Schandmaul fand ich Mal richitg gut, heute eher >gähn<. Auch Nachtgeschrei fand ich früher besser. Seit dem sie den Sänger ausgetauscht haben, nicht mehr so mein Fall. Vielleicht bin ich da auch rausgewachsen, keine Ahnung. Auf Corvus Corax hoffe ich noch.
Covid-19 ist kein Trigger, eher Querdenker oder Covidiot. 😛
Für mich eine große Überraschung, dass Dark Fortress bei BM nicht dabei ist. Ich hätte echt gedacht, dass das Album den Querschnitsgeschmack is ziemlich trifft.
Für mich ein richtig großes Album wäre die Triptykon Live-Scheibe mit Orchester, aber ok, das ist eben nicht genretypisch und passt damit irgendwie nirgends rein.
Aber, um Himmels Willen, wo ist Paradise Lost???