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Die besten Alben 2020

Special

Tag 12: Progressive Rock/Metal

Prog ist immer ein wenig wie ein Gemischtwarenladen: Man hat eine ungefähre Ahnung davon was man bekommt. Aber wenn man damals im Kiosk eine bunte Tüte bestellt hat, konnten da durchaus auch mal Bonbons drinnen sein, die einem nicht so schmecken – oder einem gar die Schädeldecke gen Himmel katapultierten. Unsere Prog-Nasen haben sich jedenfalls durch sämtliche Empfehlungen des Prog-Jahres 2020 gehört und daraus eine Tüte zusammengestellt der besten Platten. Leckermäuler kommen auf ihre Kosten, von 70s-Psychedelic-PINK FLOYD-Rock bei MOTORPSYCHO über modernem, „viral“ gegangenen Prog Metal bei HAKEN und buchstäblich epochaler Wucht á la THE OCEAN hin zu der Zehrfeld’schen Wundermaschine PANZERBALLETT.

Texte: Alexander Santel, Alex K., Tobias Kreutzer, Michael Klaas

5. MOTORPSYCHO – The All Is One

Cover von MOTORPSYCHOs "The All Is One"

Manchmal sind Klischees eine gute Sache: Ein bisschen Frieden, ein bisschen Liebe, das wird meist mit Schlaghosentragenden und fuzzy rockenden 70er Jahre Epigonen assoziiert. MOTORPSYCHO sind auf „The All Is One“ jedenfalls sehr psychedelisch, entspannt und abwechslungsreich unterwegs und haben für unsere zerrissene Gesellschaft heute auch gleich die passende Diagnose parat: „Nobody talks anymore/ The public discourse is gone“ heißt es da. Etwas zum drüber reden haben wir mit Alben wie „The All Is One“ mit einer Laufzeit von eineinhalb Stunden und den vielschichtigen Kompositionen definitiv. Also gibt es besonders viel Liebe auch für MOTORPSYCHO bei uns mit einem verdienten 5ten Platz.

Durchschnittswertung: 7.3

4. THE HIRSCH EFFEKT – Kollaps

The Hirsch Effekt

THE HIRSCH EFFEKT in kurz und knackig? 2020 ist einfach alles möglich. In kurzweiligen 48 Minuten spielt das Hannoveraner Trio all seine Stärken aus. „Kollaps“ schwankt zwischen Optimismus und Endzeit-Szenario, erhobenem Zeigefinger und versöhnlichen Momenten – und natürlich zwischen instrumentalem Wahnwitz und artpoppiger Attitüde. Greifbarer denn je, auf gewohnt höchstem musikalischen Niveau. Gütesiegel: Unerhört!

Durchschnittswertung: 7.5

3. THE OCEAN – Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic

Welch passenderes Jahr hätte es geben können, um das Ende der Erdenzeitalters zu vertonen? Wobei die Entstehungsgeschichte von THE OCEANs „Phanerozoic“-Doppel natürlich weit in Prä-Corona-Tage zurückreicht. Zwei Jahre nach dem gefeierten ersten Teil „Phanerozoic I: Palaeozoic“ veröffentlichte das Geologen-Kollektiv im Frühherbst einen Teil zwei, der sich gleich der besungenen und vertonten Genese der Arten in der zweiten Phase des Phanerzoikums klanglich stark ausdifferenziert und die meisterhaft beherrschte Post-Metal-Komfortzone bisweilen weit hinter sich lässt. THE OCEAN sind 2020 experimenteller und kompakter gleichermaßen. Was bleibt, ist ein schwindelerregendes Qualitätsniveau und die spannende Frage, welchem großen Thema unserer Zeit sich die Jungs als nächstes in welchen musikalischen Ausdrucksformen widmen werden.

Durchschnittswertung: 7.7

PSYCHOTIC WALTZ – The God-Shaped Void

"The God Shaped Void" von PSYCHOTIC WALTZ

Die Metal-Welt war verzückt, als PSYCHOTIC WALTZ ihre Rückkehr aus der Inaktivität verkündet und daraufhin ihre Live-Aktivitäten wieder aufgenommen haben. Trotzdem hat es danach noch eine ganze Weile gedauert, bis das neue Album nun endlich doch einmal in Form von „The God-Shaped Void“ erschienen ist. Nun ist es aber da und hält tatsächlich das Versprechen, das die lange Wartezeit und – wichtiger – der legendäre Backkatalog der US-Amerikaner gegeben hat. Das Album klingt auch so, als hätte es direkt im Anschluss an „Bleeding“ erscheinen können. Dessen psychedelischer Sound ist vor allem ästhetisch weiterentwickelt worden und klingt modern, schließt also direkt an das Werk der Neunziger an, ohne aus der heutigen Zeit zu fallen. So geht ein Comeback-Album.

Durchschnittswertung: 7.7

2. HAKEN – Virus

Haken

HAKEN schließen mit „Virus“ inhaltlich und musikalisch an den zuvor veröffentlichten „Vector“ an. Dass die beiden Alben Geschwister sind, dürfte sich dabei vor allem aus der ähnlichen Covergestaltung sowie den Albentiteln verstehen, die wie aus einer virologischen Wortwolke entnommen anmuten. Dabei legen die Briten um Goldkehlchen Ross Jennings mit dem jüngeren der beiden Alben, „Virus“, nicht nur eine Platte benannt nach DEM Buzzword 2020 vor, sondern trotz mehrerer, ironischerweise durch COVID verschuldete Aufschübe auch das weitaus bessere der beiden. Das ist moderner, straff inszenierter und doch stets zugänglicher Prog Metal, der sich auch nicht zu schade ist, seinen eigenen „Cockroach King“ musikalisch Revue passieren zu lassen. Die Briten haben’s drauf – und das haben sie mit „Virus“ einmal mehr gezeigt.

Durchschnittswertung: 8

1. PANZERBALLET – Planet Z

Panzerballett

Das Münchner PANZERBALLETT tanzt wieder – wie gewohnt in allen möglichen und unmöglichen Taktarten, sodass einem Otto-Normal-Musikliebhaber, dessen Herz vorzugsweise im Viervierteltakt zu AC/DC pocht, schon mal schwarz vor Augen werden kann. Dass Maestro Zehrfeld jedoch nicht alleinig ein Fabile für komplexe, irrwitzige Jazz-Metal-Fusionen hat und dieses mit Wonne auslebt, beweist sich auf dem neuen Werk „Planet Z“, auf dem neben ihm ganze sechs weitere Komponisten mitgewirkt und gezeigt haben, wie ausgefuchst sie komponieren können. Dass mit Richard Wagners Walkürenenritt-Thema eine Verkrassung vertreten ist, gehört bei den Münchnern bekanntermaßen zum guten Ton, wie auch die Tatsache, dass „Planet Z“, trotz des diesmal durchweg rotierendem Personals (sechs Schlagzeuger!) ein derart konzises, krasses Werk geworden ist. Chapeau, Herr Zehrfeld, Chapeau!

Durchschnittswertung: 8.3

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Quelle: metal.de-Redaktion
15.12.2020

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20 Kommentare zu metal.de - Die besten Alben 2020

  1. Watutinki sagt:

    Kann man prinzipiell nichts gegen die Auflistung sagen, wobei mir bei einigen Alben außer geiler Mucke, nichts hängen bleibt. Geile Mucke mag in einigen Musik Genres ausreichen, beim Black Metal fehlt mir da die Essenz.

    Persönlich mochte ich sehr, wobei es tlws. ggf. auch noch zu 2019 gehörte:

    (metal.de/me)
    Djevel – Ormer til armer, maane til hode (x/9)
    An autumn for crippled children – All fell silent, everything went quiet (7/9)
    Arkona – Age of capricorn (9/9)

    Und ich glaube noch zig Andere, habe da auch den Überblick verloren.

  2. Lord Budweiser sagt:

    Ein bisschen mehr oder überhaupt Underground hätte ich gut gefunden… Da waren für mich dieses Jahr die wahren Perlen zu entdecken:
    Gnitterswart
    Youna
    Cold Earth
    Thy Dying Light
    Korgonthurus uvm

    Die diesjährigen Veröffentlichungen von …And Ocean und Black Curse sollte man denk ich auch noch aufm Schirm haben… als kleine Ergänzung. Hättet ihr halt mal die 10 vollgemacht ^^

  3. Lord Budweiser sagt:

    Gothic/Darkwave nicht meine sparte… Aber der Nachtmahr Tipp ist echt richtig nice. Danke dafür

  4. alchemist sagt:

    Gothic/Darkwave ohne Then Comes Silence? „Machine“ war saustark.

  5. Lord Budweiser sagt:

    Zwar ist Heavy auch nicht mein bevorzugter Metal-/Musikstil die Liste find ich aber dennoch Top! Lord Vigo und Bütcher wären bei mir ganz weit vorne gelandet

  6. nili68 sagt:

    Von der Liste da oben? Winterfylleth, Oceans Of Slumber, Rest egal.

  7. Lord Budweiser sagt:

    Zwei Veröffentlichungen die mich überhaupt nicht interessiert haben, obwohl ich eigentlich großer Fan von Winterfylleth oder überhaupt von dem “naturnahen“ (Black)Metal bin.
    Ist natürlich alles sehr mainsteamig gehalten und von deswegen bisher auch keine Überraschung dabei… Zumindest in meinen favorisierten den Genres

  8. Watutinki sagt:

    Da es denn kleinsten gemeinsamen Nenner der Redaktion widerspiegelt, sind Überaschungen auch nahezu ausgeschlossen.

    Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann. :((
    Hier sehne ich mich auch nach der guten alten Zeit.

  9. nili68 sagt:

    Warum spielt das ’ne Rolle oder ist überhaupt erwähnenswert, ob etwas mainstreamig ist oder nicht? Das sagt ja erstmal nichts über die Qualität aus, wenn man Musik nicht nur aus Imagegründen hört oder das zumindest eine große Rolle für einen spielt. Manche Sachen, die ich höre, sind halt mainstreamig, manche nicht. Who cares? Das legt sich aber, wenn man erwachsen wird, früher war ich auch so. 😉

  10. Lord Budweiser sagt:

    ,,Traurig ist, dass man von der Sparte Gothic Metal/Mittelalter mittlerweile eigentlich nahezu gar nichts mehr erwarten kann.“
    War das schonmal anders 😀

  11. nili68 sagt:

    Ich hab‘ auch nicht das Gefühl, dass die Sachen im Underground ein höheres Qualitätslevel haben als im Mainstream. Eher im Gegenteil, vom jugendlichen Edge-Faktor mal abgesehen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel..

  12. Lord Budweiser sagt:

    @nili das sagt ja schon was über die Mukke aus wenn etwas Mainstreamig ist… z.B. ist die Produktion massentauglicher

  13. Lord Budweiser sagt:

    Kommt halt immer drauf an auf was man Wert legt… Ich steh gerade mehr auf den räudigen, dreckigen Sound der Bands die ich weiter oben benannt habe. Das hat viel mit Stimmung zutun… Ich muss aber auch sagen das die hier erwähnten Bands in Black Metal teils tolle Alben rausgebracht haben Audn z.b. oder auch Panzerfaust

  14. Lord Budweiser sagt:

    Ich will das garnicht auf diese lächerliche trve Diskussion runterbrechen bzw war das nicht meine Absicht

  15. nili68 sagt:

    Natürlich sagt das was aus, wenn etwas maistreamig ist, aber nicht über die Qualität. Das, was vielen gefällt, kann durchaus „objektiv besser“ sein, nach gängigen musikwissenschaftlichen Kriterien, als etwas das verschroben und undergroundig ist. Was einem persönlich besser gefällt und aus welchen Gründen, ist hierbei erstmal irrelevant.
    Ist aber auch egal, ich steigere mich da wieder zu sehr rein. 😀 Vielleicht habe ich da von deiner Seite auch zu viel Wertung hineininterpretiert. 😉

  16. nili68 sagt:

    Haha, aber schon lustig, was ein Wort auslösen kann, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hat. lol

  17. Lord Budweiser sagt:

    Ja bei bestimmten Wörtern fühlt sich der ein oder andere getriggert…. Mainstream, Nuclear Blast und Covid19 sind nur drei von ganz vielen Beispielen

  18. Watutinki sagt:

    „War das schonmal anders 😀“

    Dreadful Shadows, alte Moonspell, alte The Gathering, ToT etc. habe ich früher schon sehr gemocht. Vergleichbar Gruftiges in der Qualität sucht man heute mit der Lupe.

    Das Mittelalter Zeugs hat mich früher zumindest auch deutlich mehr interessiert. Subway to Sally, Schandmaul fand ich Mal richitg gut, heute eher >gähn<. Auch Nachtgeschrei fand ich früher besser. Seit dem sie den Sänger ausgetauscht haben, nicht mehr so mein Fall. Vielleicht bin ich da auch rausgewachsen, keine Ahnung. Auf Corvus Corax hoffe ich noch.

  19. nili68 sagt:

    Covid-19 ist kein Trigger, eher Querdenker oder Covidiot. 😛

  20. motley_gue sagt:

    Für mich eine große Überraschung, dass Dark Fortress bei BM nicht dabei ist. Ich hätte echt gedacht, dass das Album den Querschnitsgeschmack is ziemlich trifft.
    Für mich ein richtig großes Album wäre die Triptykon Live-Scheibe mit Orchester, aber ok, das ist eben nicht genretypisch und passt damit irgendwie nirgends rein.
    Aber, um Himmels Willen, wo ist Paradise Lost???