Max Cavalera
Roots, Karma, Chaos - Mein Leben mit Sepultura und Soulfly
Special
Kleine metal.de-Anekdote vorab:
Ich: „Ich habe mir beinahe in die Hosen geschissen, weil ich so aufgeregt war dich zu treffen.„
Max Cavalera:„ Besser für uns beide, dass du es nicht getan hast.„
Kurze Pause, wir schauen uns ernst an – Kopfkino – und fangen nach einigen Sekunden zeitgleich an zu lachen. Das war meine erste Begegnung mit Max Cavalera und das Eis war sofort gebrochen. Chill or be chilled!
„Roots, Karma, Chaos – Mein Leben mit Sepultura und Soulfly„ befasst sich mit dem Leben von Massimiliano Cavalera, in der Metalszene besser bekannt als Max Cavalera, der Gründer von SEPULTURA, SOULFLY und CAVALERA CONSPIRACY. Angefangen mit seiner Geburt in Brasilien, startet die Geschichte also mit dessen Kindheit, die er mehr oder weniger sorgenfrei durchlebt, bis der Tod seines Vaters eine unschöne 180°- Wendung herbeiführt. Schon in jungen Jahren wird Max durch seine Mutter mit Candomblè konfrontiert, einem afrobrasilianischen Religion, die ihn von Anfang an offen macht für das Anderssein, für Rauschzustände und das Ausleben seiner Persönlichkeit. Wir erfahren die Geschichte von SEPULTURA, die Gründung der Band und deren Anfangsschwierigkeiten. Der Leser kann gut nachvollziehen, wie was ihm die Band bedeutet und wird Zeuge der Entstehung eines neuen und einzigartigen Sounds. Während der Lektüre wird einem bewusst, wie naiv und aussichtslos SEPULTURA eigentlich starteten und wie unglaublich es ist, dass sie tatsächlich die einzige relevante Metalband aus Brasilien sind. Der Leser wundert sich allerdings eher mehr über das Vertrauen der Geldgeber, als über das amateurhafte Verhalten der vier Musiker. Doch selbst an den im Buch platzierten Fotos lässt sich eine Wandlung erkennen – vom spitzbübischen Kleinkind, über den wilden Halbstarken, bis hin zum liebevollen Familienvater, gibt es Schnappschüsse bis zum heutigen reifen und in sich ruhenden Max zu sehen.
Überall lässt sich lesen, dass die Biografie besonders interessant sei, da natürlich auch der Split von Max und SEPULTURA zur Sprache kommt. Den senstationsgeilen Lesern sei vorab gesagt, dass das Leben von Max Cavalera deutlich interessante Begebenheiten zu erzählen hat und die Trennung von SEPULTURA auf wenigen Seiten abgehandelt wird. Viel wichtiger ist sowieso, was zwischen den Zeilen von „Roots, Karma, Chaos – Mein Leben mit Sepultura und Soulfly„ zu lesen ist. Nämlich die aufrichtige Liebe zu seiner Frau Gloria und seinen Kindern, seine absolute, bedingungslose Aufopferung für die Musik und der ungebrochene Wille sich nicht einem Trend und noch weniger einem Chef unterzuordnen. Frei sein – darum geht es nicht nur in seinen Songs, sondern auch in seinem Leben.
Natürlich spart Max Cavalera in „Roots, Karma, Chaos – Mein Leben mit Sepultura und Soulfly„ nicht mit den Tiefen seiner Karriere, mit den Momenten in denen er zweifelt, dem Tod seines Stiefsohns Dana und seinen Alkoholeskapaden. Dem gegenüber steht unter anderem eine spannende Schilderung des Stammes der Xavantes, eine Erfahrung aus der er ohne seine Vorbereitung durch Candomblè sicher nicht soviel Inspiration gezogen hätte. Wie bei jeder Biografie kommen auch Geschichten mit anderen Musikern zur Sprache, denen sich Max Cavalera nicht immer von seiner besten Seite präsentiert hat. Lemmy vorm Fotoshooting untern Tisch trinken wollen oder Eddie Vedder von PEARL JAM auf die Hose kotzen sind genau sowenig gute Ideen, wie sich Kerry King von SLAYER gegenüber missverständlich auszudrücken. Das alles unterstreicht die unbedarft, unkalkulierte Art von Max Cavalera, ebenso wie die Größe keinen im Buch wirklich bloßzustellen. Viele seiner Weggefährten kommen zu Wort und äußern sich zu Begebenheiten. Manches Mal sind es nur einzelne Sätze, die aber häufig die Situation in eine andere Richtung lenken.
Die Geschichte von SOULFLY, die Versöhnung mit seinem Bruder Iggor und die Gründung von CAVALERA CONSPIRACY schließen „Roots, Karma, Chaos – Mein Leben mit Sepultura und Soulfly„ ab, doch vorher gibt Max noch eine seiner größten Schwächen preis, die ich hier nicht vorweg nehmen möchte. Das Buch ist sehr kurzweilig von Andreas Schiffmann grundsätzlich gut übersetzt, es schwächelt aber besonders am Anfang. Hier wurde gequälte Jugendsprache eingebaut, die Jahreszahlen und Altersangaben sind teilweise nicht stimmig und einige Rechtschreibfehler tauchen im Verlauf der Lektüre immer mal wieder auf. Etwas länger hätte das Buch auch schon sein dürfen, denn die 224 Seiten sind schnell durch und noch dazu ist die Diskografie nicht aktuell. Glücklicherweise nicht sonderlich störend, da das Leben von Max Cavalera ergiebig genug ist, um den Leser zu fesseln. Es lohnt sich trotzdem sehr „Roots, Karma, Chaos – Mein Leben mit Sepultura und Soulfly„ zu lesen und einen den unterschätzten Fronter der Metal-Geschichte näher kennenzulernen.
Broschiert: 224 Seiten
Verlag: I.P.; Auflage: 1 (27. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3940822051
ISBN-13: 978-3940822055
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