Malmsturm
"Malmsturm"-Rollenspiel - Systemvorstellung
Special
Bodenständig, gewürzt mit feinem Humor
Nicht nur erfahrenen Rollenspielern dürften sich die „FATE“-Regelmechanik mühelos einverleiben können, auch Rollenspiel-Neulinge sollten schnell begreifen, wo der Hase lang läuft. Daher ist es schade, dass der „Malmsturm“-Regelband letzteren nicht weiter entgegenkommt und sie schrittweise an die Materie heranführt. Für das bei Konkurrenzprodukten quasi obligatorische „Was ist ein Rollenspiel?“-Kapitel fehlt hier der Platz. Wer jedoch die erste Hälfte dieses Artikels aufmerksam verfolgt hat, dürfte darauf bereits eine hoffentlich zufriedenstellende Antwort bekommen haben und sich ohne größere Verständnisschwierigkeiten in die Lektüre des Buches stürzen können. Der Schreibstil ist angenehm bodenständig und verliert sich nicht in einem Übermaß von Fachbegriffen. Dazu blitzt immer wieder der feine Humor der Autoren durch, der besonders bei den erklärenden Beispielen für ein Schmunzeln sorgt. Da kann man auch über die vereinzelten Schreib- und Satzfehler hinwegsehen. Gelegentlich werden Würfelsymbole im Text nicht korrekt dargestellt und manche missverständliche Regelformulierung erschließt sich erst aus dem Kontext. Das sind aber nur Details, die spätestens beim Textabschnitt zum „Aufmotzen“ von Aspekten wieder vergessen sind, wo deren Qualität in die drei Kategorien „Farblos“, „Ganz nett“ und „True Metal!“ eingeordnet wird. Kult!
Auch das Kapitel für den Spielleiter weiß zu gefallen. Hier wird gezielt auf die Besonderheiten des „FATE“-Systems eingegangen und für gleichermaßen verständliche wie hilfreiche Anregungen zur Gestaltung eigener Szenarien gesorgt. Dazu gibt es ein Beispiel-Abenteuer für Einsteiger, dessen Ende bewusst offen gelassen ist. Die einzelnen Szenen werden recht allgemein und ohne fertige Vorlesetexte präsentiert, wodurch keine Entscheidungen vorweggenommen und die Spieler nicht in eine vorgegebene Richtung gedrängt werden. Dem Spielleiter wird von vorne herein klargemacht, dass es die Aufgabe der Spielerhelden als Hauptfiguren des Abenteuers ist, dessen Ausgang zu bestimmen. So große Freiheiten und Mitbestimmungsrechte gestehen andere Rollenspiele insbesondere Einsteigern häufig nicht zu und übersehen dabei leicht, dass auch unerfahrene Spieler eine Geschichte nicht nur erzählt bekommen, sondern selbst mitgestalten wollen. Hier zeigt sich, dass „Malmsturm“ auf der Höhe der Zeit ist und nicht an längst überholten Traditionen festhält.
Met-Saufen mit Conan dem Barbaren?
Die Informationen zur Hintergrundwelt des „Malmsturm“-Settings sind leider im vorliegenden Regelband recht knapp gehalten. Dies hat jedoch gute Gründe, denn ein erklärtes Ziel der Macher war es, ein Regelwerk zu präsentieren, dass man prinzipiell für das Spiel in jeder beliebigen Fantasy-Welt einsetzen kann. Deshalb finden sich auch immer wieder Hinweise, wie man die Regeln leicht variieren kann, um dadurch eher düstere „Grim & Gritty“-Szenarien oder aber „epische“ Welten mit nahezu gottgleichen Helden zu ermöglichen. Die Welt von „Malmsturm“ mutet dabei eher archaisch und schmutzig an. Hier ziehen barbarische Krieger von „Conan“-Format durch die Schneewüsten des Nordens, mit dem von Verfall und dem Schwinden seiner einstigen Macht geprägten Imperium bietet sich jedoch auch die Chance, Abenteuer in südlicheren Gefilden mit warmem Klima, filigranerer Architektur und hoch entwickelter Technik anzusiedeln. Die knapp dreißigseitige Kurzbeschreibung des Settings ist treffend mit „Malmsturm – eine Vorschau“ überschrieben. Eine vollständige Weltbeschreibung soll im September in Form eines eigenen Bandes erscheinen, an dem die Autoren derzeit eifrig werkeln. Bereits der grobe Überblick, den der Regelband liefert, überzeugt jedoch mit seinen gelebten Metal-Klischees, seien es nun die eingangs erwähnten Raub- und Kriegszüge mit IMMORTAL und MANOWAR oder die Met-schwangeren Wikinger-Feste in den kalten Nordlanden. Man darf auf die detaillierteren Einblicke des „Malmsturm – Die Welt“-Bandes also gespannt sein.
Von herausragender Bedeutung für die besondere Atmosphäre von „Malmsturm“ sind die zahlreichen Illustrationen von Björn Lensig, die alleine schon ein Kaufargument für das Buch wären. Obwohl – oder gerade weil? – sie ausschließlich in echtem Schwarzweiß ohne jede Grauschattierung gehalten sind, strotzen sie geradezu vor spannenden Details. Eine derart stimmige Bebilderung würde vielen Metal-CDs gut zu Gesicht stehen. Hier wurde zwar manchmal besonders tief in der Klischee-Kiste gewühlt, ohne dabei aber in den Kitsch klassischer MANOWAR- oder HAMMERFALL-Cover zu verfallen. Kein Wunder, dass man das epische Schlachtgemälde der inneren Umschlagsseiten auch als Hintergrundbild für den Blanko-Charakterbogen im Anhang verwenden wollte. Dumm nur, dass dieser dadurch für seinen eigentlichen Verwendungszweck als Kopiervorlage praktisch unbrauchbar wird. Das lässt sich allerdings leicht verschmerzen, denn auf der Homepage bieten die Macher den Charakterbogen auch zum Download an – und zwar wahlweise mit oder ohne den schicken Hintergrund.
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Ganz davon abgesehen, dass ich, wie ja schon gesagt, das Spiel dringend antesten muss: Ein Top-Artikel! =-)
In 4 Tagen erscheint das neue Malmsturm. Du kannst es also wieder testen 🙂
Danke für den Hinweis! Tatsächlich hab ich das Buch auch schon vorbestellt und bin schon tierisch gespannt. Ich fürchte nur, dass es wohl ein wenig länger dauern wird, bis ich die neue Auflage dann auch gelesen habe – und erst recht bis ich das auch mal einem Praxistest unterziehen konnte. Insofern wird es mit einer Rezension diesmal wohl eher nicht klappen, zumindest nicht zeitnah zum Erscheinen.