Malmsturm
"Malmsturm"-Rollenspiel - Systemvorstellung

Special

Malmsturm

„Malmsturm“ – ein Rollenspiel von Metal-Fans für Metal-Fans

Im Grunde genügt ein kurzer Blick auf das Buch-Cover, um zu erkennen, dass hier waschechte Metal-Fans am Werk waren. Der „Malmsturm“-Schriftzug aus der Feder von Christophe Szpajdel könnte problemlos als Logo einer Black- oder Death-Metal-Band Verwendung finden. Und auch die martialischen Innenillustrationen würden nicht nur im Booklet einer MANOWAR-CD eine gute Figur machen. Bereits hier wird also die anvisierte Grundstimmung hervorragend eingefangen und wer kein Problem mit klassischen Metal-Klischees hat, dürfte sich sofort heimisch fühlen. Klischees gibt es in der Tat zuhauf und die „Malmsturm“-Macher pflegen einen angenehm offenen Umgang mit ihnen. Anstatt krampfhaft zu versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen, werden sie nach Kräften zum Vorteil des Spiels ausgeschlachtet. Denn wie ließen sich schneller mit nur wenigen Worten starke und aussagekräftige Bilder im Kopfkino der Leser und Spieler erzeugen, als durch das Zurückgreifen auf ein zünftiges und weithin bekanntes Klischee?

Im Hinblick auf die Spielregeln erfindet „Malmsturm“ das Rad nicht neu. Man greift hier mit dem erstmals im Jahr 2003 veröffentlichten „FATE“-System sogar auf eine Fremdschöpfung zurück, die nur leicht an die eigene Hintergrundwelt angepasst wurde. Da „Malmsturm“ damit aber immerhin das erste deutsche Rollenspiel ist, das auf diesem universell einsetzbaren System aufbaut, handelt es sich doch um ein echtes Alleinstellungsmerkmal des Spiels. Und schnell wird klar, dass die Entscheidung für „FATE“ eine gute Wahl war, denn die Regeln sind extrem eingängig und leicht verständlich. Die grundlegende Spielmechanik fußt auf einem Wurf mit vier speziellen Würfeln, die auf jeweils zwei Seiten ein Plus, ein Minus und eine Null zeigen. Da nicht jeder Haushalt über diese sogenannten „Fudge-Würfel“ verfügen dürfte, bietet das Spiel darüber hinaus zwei Varianten an, um diese durch gewöhnliche Sechsseiter zu ersetzen. Das Ergebnis des Würfelwurfes wird zum jeweils passenden Fertigkeitswert des Charakters addiert, um den Ausgang einer erwürfelten Aktion zu bestimmen. Dieser an sich simple Mechanismus genügt dennoch, um vom Knacken eines Schlosses über einen wissenschaftlichen Disput bis hin zum bewaffneten Nahkampf jede gängige Spielsituation zu behandeln.

Malmsturm

Schicksalshaftes Spiel mit Aspekten

Der Fokus liegt bei „Malmsturm“ weniger auf einer detaillierten Simulation jeder denkbaren Aktion, als vielmehr auf einem schnellen und dynamischen Spiel. Die Konzentration aufs Wesentliche erleichtert nicht nur Rollenspiel-Anfängern den Einstieg, sondern erfreut auch jene Veteranen, denen komplexe Regelungetüme wie bei „Dungeons & Dragons“ oder „Das Schwarze Auge“ längst zu umständlich und kleinteilig geworden sind. Statt sich in endlosen Würfelorgien zu ergehen, soll das Augenmerk der Spieler offensichtlich stärker auf eine plastische Beschreibung ihrer Handlungen gelenkt werden, wozu sich im Regelwerk auch angenehm viele Anregungen finden lassen. Wo das eine oder andere Detail nicht auf Anhieb einleuchtet, sorgen zahlreiche Beispiele für Klarheit. Nur selten bleiben Regelfragen offen, im Zweifelsfall muss dann – wie in jedem anderen Rollenspiel auch – der Spielleiter eine Entscheidung über die Regelauslegung treffen.

Eines der spannendsten Kernelemente bei „Malmsturm“ sind die Aspekte. Diese Schlagwörter stellen eine Art Kurzbeschreibung der Spielfiguren dar, die als Vor- und Nachteile den Charakter eines Helden viel plastischer beschreiben, als es die zahlenbasierten Fertigkeiten alleine könnten. Wann immer eine Spielsituation passend erscheint, können sich die Spieler auf einen ihrer Aspekte berufen, sogenannte Schicksalspunkte investieren und damit erheblichen Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen. Um das eigene Schicksalspunktekonto wieder aufzufüllen, müssen die Spieler negative Auswirkungen ihrer Aspekte hinnehmen. Dies schafft einen Anreiz, keinen fehlerfreien Superhelden zu spielen, sondern sich auch auf die menschlichen Schwächen des eigenen Helden einzulassen. Die große Bedeutung, die den Aspekten und Schicksalspunkten im Regelbuch zugewiesen wird, macht deutlich, dass bei „Malmsturm“ nicht das Jonglieren mit Charakterwerten, sondern das erzählerische Element und die Persönlichkeiten der Spielercharaktere im Mittelpunkt stehen sollen.

Malmsturm

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10.08.2011

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3 Kommentare zu Malmsturm - "Malmsturm"-Rollenspiel - Systemvorstellung

  1. Herr Møller sagt:

    Ganz davon abgesehen, dass ich, wie ja schon gesagt, das Spiel dringend antesten muss: Ein Top-Artikel! =-)

    1. Helge sagt:

      In 4 Tagen erscheint das neue Malmsturm. Du kannst es also wieder testen 🙂

      1. Florian Schörg sagt:

        Danke für den Hinweis! Tatsächlich hab ich das Buch auch schon vorbestellt und bin schon tierisch gespannt. Ich fürchte nur, dass es wohl ein wenig länger dauern wird, bis ich die neue Auflage dann auch gelesen habe – und erst recht bis ich das auch mal einem Praxistest unterziehen konnte. Insofern wird es mit einer Rezension diesmal wohl eher nicht klappen, zumindest nicht zeitnah zum Erscheinen.