Malmsturm
"Malmsturm - Die Welt" - Spielweltvorstellung
Special
Wie „metal“ ist „Malmsturm“?
Als Rollenspiel-Quellenband funktioniert „Malmsturm – Die Welt“ also schonmal hervorragend. Aber inwiefern macht sich dabei überhaupt der schwermetallische Hintergrund der Autoren bemerkbar, der das Spielsystem überhaupt erst für uns interessant gemacht hat? Natürlich werden Metal-Fans, die prinzipiell kein Interesse an Pen&Paper-Rollenspielen haben, auch mit „Malmsturm“ nichts anfangen können. Und auch für Rollenspiel-Neulinge ist dieses System nur bedingt zu empfehlen, ungeachtet ihrer musikalischen Interessen. Die Zielgruppe findet sich also in der (gar nicht mal so kleinen) Schnittmenge zwischen Spielern und Metallern. Dabei bedient sich „Malmsturm“ bei all den klassischen Klischees der Hartwurst-Szene, die man entweder lieben oder hassen kann. Wer über die Jungs von MANOWAR nicht wenigstens ein bisschen grinsen kann, wenn sie mit Ledertangas und überdimensionierten „Conan“-Gedächtnis-Schwertern um die Wette posen, der ist hier vermutlich eher fehl am Platz.
Dabei sind die Autoren keineswegs so plump zu Werke gegangen, dass sie Motive von Plattencovern oder Liedtexten eins zu eins in eine Fantasy-Welt übernommen haben. Es geht eher um Stimmung, archetypische Bilder und Klischees, die hier eingegangen sind und als Inspirationsquelle gedient haben. Herausgekommen ist eine düstere, archaische Welt, in der muskelbepackte Männer gegen die Tücken einer feindseligen Umwelt ankämpfen müssen und Frauen niemals mehr anhaben, als unbedingt notwendig ist. Wenn hier gekämpft wird, müssen Blut und Innereien auf die selbe Weise in der Gegend herumspritzen, wie es CANNIBAL CORPSE in ihrer kunstvollen Lyrik schon immer dem Massenpublikum schmackhaft zu machen versucht haben. Das mag man eklig und oberflächlich, stellenweise auch sexistisch und primitiv finden, letztlich sind das aber auch genau jene Urbilder der Metal-Szene, zu denen sich die meisten Headbanger auch heute noch augenzwinkernd bekennen, ohne sie jemals wirklich ernst genommen zu haben.
Insofern ist dieses Rollenspiel tatsächlich sehr eng mit der Metal-Szene verbunden, wenngleich sich nur wenige Bilder so leicht wiederfinden lassen wie die klirrende atmosphärische Kälte skandinavischer Black-Metal-Größen in den eisigen Weiten des „Malmsturm“-Nordens. Das strahlende Heldenpathos vieler Power-Metal-Bands findet man praktisch gar nicht wieder und ähnlich wie in der Death- und Thrash-Szene findet man gesellschaftskritische Strömungen eher unterschwellig in der Struktur des dekadenten Imperiums. Hinzu gesellt sich eine Faszination für das Hässliche, die in der Welt von „Malmsturm“ auf vielfältige Weise vertreten ist und dabei Spielfiguren wie Spieler gleichermaßen in ihren Bann zieht.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37300 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!