Love Like Blood
Einerseits die Lust ein "etwas anderes" Album aufzunehmen, also eine Flucht von dem üblichen Rhythmus Album, Tour, Album, Tour etc...
Special
„Chronology of a love-affair“ ist ein reines Cover Album der Band Love like Blood. Warum Yorck und Gunnar auf ein derartiges Album Bock hatten beantworten uns die Beiden in einem Interview…
Ihr habt auf eurer neuen „Chronology of a love-affair“ – Scheibe bekanntlich nur Cover´s. Unter welchen Gesichtspunkten hattet ihr die Cover Tracks gewählt ?
Yorck: Das Albumkonzept, einerseits 20 Jahre Gothic Musik und dessen Entwicklung zu reflektieren und diesen Zeitrahmen in 4 Perioden zu unterteilen war bereits vor der Wahl der Bands bzw. Songs existent. Erst haben wir die Bands gewählt die unserer Meinung in dem jeweiligen Zeitraum prägend oder ihren Durchbruch bzw. Höhepunkt hatte. Dann, nachdem 16 Bands feststanden haben wir uns einen passenden Song gesucht, dabei aber Wert darauf gelegt, dass dieser noch nicht ganz so häufig gecovert wurde oder auch nicht der ultimative Klassiker bzw. Hit der Band ist. Um dem Ganzen ein wenig Spannung zu verleihen. Die Auswahl haben wir sehr spontan gestaltet. Wir haben einfach die ersten vier Bands je Periode die uns eingefallen sind genommen. Wir haben bewusst vermieden noch Korrekturen vorzunehmen, da ja jeder weiß, dass es eine perfekte oder komplette Tracklist nicht gibt. Jeder hat so seine Präferenzen und wird die ein oder andere Band vermissen.
Wieso wolltet ihr ein solches „Covercompilation“ Album aufnehmen ? Was steckt dahinter?
Gunnar: Einerseits die Lust ein „etwas anderes“ Album aufzunehmen, also eine Flucht von dem üblichen Rhythmus Album, Tour, Album, Tour etc. Aber ich wollte die Idee bzw. das Albumkonzept, das mir vergangenes Jahr plötzlich durch den Kopf geisterte nicht aus den Augen verlieren. Jeder weiß, wie viele verrückte oder geniale Ideen in Vergessenheit geraten oder überholt sind, wenn man diese nicht sofort umsetzt. Wer Love Like Blood ein wenig kennt, der weiß, dass wir nicht bekannt sind für Side-Projects, also fast ausschliesslich nur für Love Like Blood, unsere eigene Musik, arbeiten. „Chronology of a love-affair“ war eine hervorragende Abwechslung und ein Album, dass man mal kurz dazwischen kann.
Was hört ihr persönlich für Musik und welches sind eure Lieblingsscheiben ?
Yorck: Absolut „quer Beet“, es gibt so viele gute Bands und als Musiker ist man schon von Haus aus neugierig und interessiert. Ein paar Higlights sind sicherlich Amorphis, Cradle Of Filth, Monster Magnet, Children of Bodom, Testament, Portishead, Madonna, Dr. Dre, Missy Elliot, Manic Street Preachers, Nine Inch Nails, Depeche Mode usw. usw. Wie du siehst, es gibt keine Grenzen. Ein guter Song oder eine perfekte Produktion steht über dem gängigem „Schubladendenken“. Aber ganz klar geben wir allem was düster und metallisch kingt den Vorzug.
Ihr seid jetzt schon eine ganze Weile bei Hall of Sermon. Seid ihr mit diesem Label zufrieden?
Gunnar: Wir haben kein Grund zur Klage. Hall Of Sermon stellen uns ein optimales Recording Budget zur Verfügung und haben uns auch immer bei Artwork und Packaging der Alben unterstützt. Wir haben drei Alben unter Hall Of Sermon veröffentlicht und diese zählen ganz klar zu den schönsten Records in unserer Diskographie. Da Hall Of Sermon kein Major Label ist, ist uns auch klar, dass immer ein paar Abstriche im Marketing gemacht werden muss, oder auch manchmal der Vertrieb nicht so perfekt ausgebaut ist. Da aber seit geraumer zeit Alternative oder Underground Musik vom Kommerz aufgefressen wurde, ist uns dieses kleine Manko aber eher sympathisch. Wir setzen dann doch eher auf unsere Fans und auf die Szene, als ein krampfhaft mit einem Marketing-Hype einen Break im Mainstream zu erreichen.
Geht´s mit diesen Album dann auch auf Tour bzw. steht generell eine neue Tour ins Haus ?
Yorck: Nein, wir werden auch dieses Jahr den Bühnen fernbleiben. Das hat zwei einfache Gründe. Einerseits wollen wir nicht mit einem Coveralbum auf Tour gehen und andererseits wissen wir, dass viele Leute nach den Songs dieses Albums fragen werden. Ich kann mir nicht vorstellen Love Like Blood zu einer Coverband zu degradieren und mit Sicherheit kann ich keine sympathische oder überzeugende Performance mit Covernummern bieten. Jeder wäre im Nachhinein nur enttäuscht. Andererseits hat „Chronology of a love-affair“ erheblich mehr zeit in Anspruch genommen als geplant und wir arbeiten erst seit Januar dieses Jahres an eigenen neuen Songs. Um den Studiotermin für unser nächstes reguläres Album im September nicht zu gefährden, haben wir beschlossen erst dieses Album abzuschließen und kommendes Frühjahr mit einem neuen Love Like Blood Album auf Tour zu gehen.
Es gibt ja mittlerweile einige Bands die sehr viele alte Songs covern. Warum habt gerade ihr euch entschieden als Gothic Band auch Gothic Songs zu covern ? Meist wird ja nur aus einer jeweils anderen Musikrichtung gecovert.
Gunnar: Genau das hat den Reiz zu diesem Albumprojekt ausgemacht. Dieses Album zählt mit Sicherheit zu einer der größten Herausforderungen die wir realisiert haben. Ich denke dass viele Gothic Fans dies genauso sehen und mit der gleichen Spannung das Album erwartet haben. Viele sind alleine schon neugierig zu hören und zu sehen, ob diese Gradwanderung funktioniert. Und es sind für jeden mindestens zwei, drei Bands oder Songs auf dem Album die jeder zu seinen Faves zählt. Also einfach ein Album das wir selbst auch sofort kaufen würden. Aber auch das Albumkonzept unterscheidet sich von den gängigen Coveralben. Ein wichtiger Aspekt ist der dokumentarische Aspekt, der Versuch 20 Jahre Gothic-Musik und dessen Entwicklung zu reflektieren. Die Herausforderung und das Konzept war für uns auch eine willkommene Abwechslung zum Album-Tour-Album-Tour Rhythmus.
Wie lange hat es gedauert die 16 Songs einzuspielen und wie lange seid ihr zu diesen Aufnahmen im Studio gewesen ?
Yorck: Es war sehr aufwendig und dauerte länger wie geplant. Alleine die Vorproduktion in unserem eigenen Studio. Der passende Kompromiss zwischen dem Charme des Originals und dem typischen Love Like Blood Style hat einen enormen Aufwand am Arrangement erfordert. Wir haben ungewohnt viel Zeit und Arbeit in Details gesteckt. Wir waren knapp zwei Monate im Studio und haben auch hier mehr Zeit benötigt als geplant. Es ist nicht einfach 16 Songs so zu interpretieren, dass einerseits es nach meiner Stimme und meinem Style klingt, aber auch nicht zu viel vom Original verliert und auch keine Karaoke-Platte wird. Es war ein Geduldsspiel von Anfang an und wir mussten sehr viel Fingerspitzengefühl anwenden um die richtige Mischung aus Original und Love Like Blood zu finden.
Werkelt ihr momentan schon an einem neuem Album, oder ist erstmal eine kleine Ruhepause angesagt ?
Gunnar: Ja, wir sind bereits beim Songwriting für das kommende reguläre Love Like Blood Album. Yorck hatte es ja auch bereits angesprochen. Leider sind wir ein wenig im Verzug mit eigenen neuen Songs, da uns „Chronology of a love-affair“ doch mehr beansprucht hat, als Anfangs geplant. Ich hatte auch ehrlich gesagt während der Produktion zu diesem Album keinen Kopf für eigene Stücke. Hätte ich parallel bereits an neuen Love Like Blood Songs gearbeitet, wären diese auch sicherlich zu sehr von der Arbeit an „Chronology of love-affair“ beeinflusst worden. Das Cover Album ist abgeschlossen und jetzt haben wir auch wieder den Kopf frei für unser eigenes Repertoire und müssen uns auch ein wenig beeilen damit wir den geplanten Studiotermin im September einhalten können. Unser Ziel ist es, nächstes Frühjahr mit einem neuen Album dann auch endlich wieder live unterwegs zu sein.
Spielt ihr im Studio sämtliche Instrumente selber ein, oder wird auch ab und zu mal ein Session Musiker zur Unterstützung herbeigezogen ?
Gunnar: Wir arbeiten nun seit beinahe 3 Alben mit den selben Musikern zusammen und hier sind die Positionen fest und auch qualitativ optimal besetzt. Session Musiker stehen bei uns nur zur Debatte für Specials wie Female Backings oder falls man doch mal ein ausgefallenes Instrument im Originalsound aufnehmen möchte, also auf Samples verzichten möchte. „Snakekiller“ war damals doch die große Ausnahme und situationsgebunden. Bei Love Like Blood hat jeder seinen Part, Alex Schädler, übrigens ein hervorragender Jazzgitarrist, konzentriert sich auf die Rhythmus-Riffs und Solo-Licks. Sämtliche Melodic und Accoustic Parts werden von Timo Deininger gespielt und Alex Sauer spielt sämtliche Drums und Percussions ein. Yorck singt sämtliche Vocal Parts ein, auch alle Harmoniegesänge, da kommen dann manchmal bis zu 12 Vocalspuren zusammen. Ich selbst spiele meinen Bass ein und übernehme auch die Keyboards und das Programming von Loops und Samples. Die Musiker mit denen wir arbeiten sind alle Professionals und für meinen Geschmack sehr gut. Oftmals sogar unterfordert, betrachtet man ihr Können. Aber Rock/Heavy Musik ist songorientiert und bietet daher wenig Ansatzpunkte für Progressive oder Instrumental.
Welches ist nach eurer Meinung nach die beste Love Like Blood Scheibe ? Und Warum ?
Yorck: Eigentlich immer das aktuelle Album. Irgendwie ist jedes Album wie die Geburt eines Kindes. Man verliert nicht die Liebe zu den älteren Alben aber die Beziehung und Gefühle zum jüngsten Album sind einfacher frischer und intensiver. Man muss auch verstehen, dass jedes neue Album auf die Vorgängeralben basiert. Man lernt ständig hinzu und setzt sich für jedes Album neue Ziele. Man ist ständig auf der Suche seinen Style und Sound zu verbessern und sich weiterzuentwickeln.
Es ist einfacher Alben zu benennen die für uns eine spezielle Bedeutung haben oder einen besonderen Platz einnehmen. Zum Beispiel „An Irony of Fate“, das erste Album mit einem vernünftigen Budget das wir in einem professionellen Studio einspielen konnten. Wir haben uns damals richtig ausgetobt und den neuen Freiraum genossen. Oder auch „Snakekiller“, vielleicht das wichtigste Album in unserer Discography. Es war damals nicht einfach und auch ein wenig risikoreich einfach zu sagen, „okay, lass uns als two-piece weitermachen“. „Snakekiller“ fiel auf unser zehnjähriges Bandbestehen und markiert auch so etwas wie einen Neubeginn der Band. „Snakekiller“ hat ein wenig von einem „Sprung ins kalte Wasser“ und zählt damit zu unserem wichtigsten Album.
Eure neuen Scheiben (ab dem Hammeralbum „Snakekiller“) klingen um einiges metallischer. Legt ihr diesbezüglich mittlerweile mehr Wert ?
Gunnar: Sicherlich. Einerseits ein normaler Entwicklungsprozess. Aber wir haben uns schon 1992 im Studio über dieses Thema gestritten. Nur damals konnte ich mit dem Line-Up diese Geschichte, also fettere und „metallischere“ Riffs einzubinden, nicht umsetzen. Es ist natürlich auch ein wenig der Zeitgeist, spätestens seit die ersten Death Metal Acts zu Gothic Metal Bands mutierten. Generell lege ich besonderen Wert darauf, dass wir uns ohne Gesichtverlust bzw. ohne in andere Fahrwasser abzudriften weiterentwickeln. Das bedeutet für mich immer eine Symbiose aus alten Love Like Blood Elementen vermischt mit aktuellen Sounds. Jedoch gibt es bei mir immer klare Grenzen. Wenn du ein neues Love Like Blood Album anspielst, muss es auch als dieses klar erkennbar und definiert sein. Für mich gibt es nichts Grausameres wenn Bands plötzlich in einen völlig anderen Style wechseln. Meist lügen sich die Acts dann selber in die Tasche. Das Hinterherlaufen von Trends oder der Druck des Major Labels wird dann aus Not mit musikalischer Virtuosität erklärt. Wir arbeiten hier eher bodenständig und zählen auf unsere Fans. Das zeigt uns das Feedback der letzen Monate und Jahre.
Die letzten Worten gehören euch !?!
Yorck: Was uns immer mehr Sorgen macht ist der Zustand von Alternativer bzw. Underground Musik. Unserer Meinung nach hat der Mainstream zu sehr die Oberhand gewonnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jüngere Generationen den Drang zur Individualität verloren haben. Ob Punk, Hardcore, Metal, was auch immer für ein Style, aber Alternative Music war immer schon ein wichtiges Element um sich vom Mainstream abzugrenzen. Es ist schon schade wie sehr sich Clubs, Radio Stations, TV Channels, Mags und Zines dezimiert haben. Ich rede von solche die sich auf Alternative und Underground spezialisiert haben. Wir sind in einer Zeit groß geworden in der Vielfalt ein wichtiger Faktor war und das wünschen wir uns auch wieder für die Zukunft.
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