Lost Paradise
Zehn metallische Musiksünden der metal.de-Redaktion

Special

J.B.O – Meister Der Musik

J.B.O. – „Meister Der Musik“

„Meister der Musik“ ist für mich ein spezielles Album, da es meinen Einstieg in die rosarote Welt der Erlangener markierte. Das ist für mich so eine Mischung aus Nostalgie und Guilty Pleasure. Zunächst einmal: Ja. Ich weiß. Es ist J.B.O. und damit für viele schon ein rotes (oder rosa) Tuch. Aber offen gesagt ist mir das egal. Ich meine: Ich habe eine Reimemonster-Review zu „Wer lässt die Sau raus“ geschrieben. Und ja, damals wie heute lebt der Charme von J.B.O. durch seine Referenzen, die auf „Meister der Musik“ in den Spätneunzigern sitzen und daher auch Boygroups („Wir ham ’ne Party“, „Ich schwör“) persifliert haben.

Aber abgesehen von ihrem Debüt „Explizite Lyrik“ saß die Formel der Jungs nun mal auf „Meister der Musik“ noch am besten. Es ist nicht mehr ganz so schlüpfrig wie das Debüt, auch wenn das „In Zaire“-Cover „Im Verkehr“ sowie „Bimber Bumper Dödel Dei“ immer noch mit Wonne unter die Gürtellinie zielen. Das Album wartet aber zum Teil mit netten Arrangements auf wie auf dem Over-The-Top-Wutanfall „Mensch ärgere dich nicht“. „Ich liebe dir“ spielt ziemlich kreativ mit Reimschemen und – im eingängigen Refrain – sogar mit der Grammatik. Ebenfalls gelungen: Das a capella-Cover „Jump“ von VAN HALEN.

Dennoch ist charmante Albernheit reichlich vertreten, wenn J.B.O. im dreiteiligen Skit „Meister der Musik“ „Weltstars […] Welthits [interpretieren]“ lassen. Da intoniert „Richard Clayderman“ METALLICAs „Master Of Puppets“, während „Sepp Mosch und die Original Egerlinge“ VENOMs „In League With Satan“ „covern“. Die Krönung ist, wenn die tatsächlichen RUNNING WILD RUNNING WILD covern, gefolgt von „64 Rülpser und Furze in Stereo“. Der Abschluss, bestehend aus „Eine schöne Geschichte“, die fließend in den eindeutig gegen MANOWAR schießenden Live-Klassiker „Verteidiger des Blödsinns“ übergeht, macht das Vergnügen perfekt.

Wie künftige Generationen das Album bewerten werden? Noch mal: Es ist J.B.O., das heißt: Die einen mögen es, die anderen hassen es. Daher wird es hier wohl nie einen Konsens geben. Meine Meinung: Der Metal nimmt sich oft viel zu ernst und schießt dadurch oft so derbe übers Ziel hinaus, dass es in unfreiwillige Lächerlichkeit und Peinlichkeit ausartet. Da lobe ich mir die entwaffnende Ehrlichkeit von Bands wie J.B.O., die das zu ihrem Markenzeichen gemacht haben und dabei auch mal die freiwillige Lächerlichkeit respektive Peinlichkeit in Kauf nehmen. Und für mich bleibt „Verteidiger des Blödsinns“ neben „Explizite Lyrik“ der Hochpunkt ihres Wirkens, hat aufgrund der oben erwähnten Nostalgie aber leicht die Nase vorn.

(Michael Klaas)

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25.04.2020

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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