Lingua Mortis Orchestra
Listening-Session zum Debütalbum des neuen RAGE-Orchester-Projekts

Special

Lingua Mortis Orchestra

 

Los geht es mit düsteren Didgeridoo-Klängen und Chorgesang. Der Opener „Cleansed By Fire“ führt behutsam und nacheinander die einzelnen Stimmen ein, die den LINGUA-MORTIS-ORCHESTRA-Sound definieren. Das Orchester steigert sich immer weiter, bis schließlich auch Bass, Gitarre und Schlagzeug einsetzen und den ohnehin hohen Power-Level noch weiter steigern können. Wer dachte, dass orchestrale Unterstützung einer Metal-Band ihre Härte nimmt, der darf sich hier eines besseren belehren lassen. Dem LINGUA MORTIS ORCHESTRA gelingt das Kunststück, noch eine ganze Spur härter aufzutreten als man es von RAGE bisher kannte. Dabei kommt aber auch die Dynamik nicht zu kurz. Die weiblichen Gesangsstimmen bilden einen schönen Kontrast zu Peavys gewohnt rauem Organ und ein ruhiger Bläser/Geiger-Part bereitet den Boden für eine progressiv-frickelige Solo-Einlage von Victor Smolski. Und auch wenn die Band es bestreitet, vermeine ich dabei vereinzelte Zitate aus dem früheren Orchesterwerk von RAGE zu erkennen, ohne dass sich die Band dabei ernsthafte Selbstplagiats-Vorwürfe gefallen lassen müsste.

Der Übergang zu „Scapegoat“ erfolgt nahtlos, dabei erschlägt die gewaltige Sound-Walze den Zuhörer im ersten Moment geradezu. Hier gibt es noch weniger Bombast, noch mehr Härte, die sich in einem hymnischen Bridge/Refrain-Teil effektvoll entlädt. Das Stück ist eines der simpleren auf dem Album, was aber im Grunde nicht viel heißen will. Kaum zu glauben, dass die Jungs das Material in vergleichsweise kurzer Zeit arrangiert und eingespielt haben. André: „Für die ganze Session an sich hatten wir nur vier Wochen Zeit und sind mit dem Endmix, wie du vorher mitbekommen hast, noch gar nicht fertig – also ‚wir‘ heißt eigentlich Victor und Charlie.“ Peavy: „Wir haben natürlich vor diesen vier Wochen schon Sachen aufgenommen gehabt, aber das war schon die heiße Phase.“

Im ersten Moment etwas deplatziert wirken die futuristischen Electro-Sounds, die uns zu „The Devil’s Bride“ bringen. Das Stück tönt wieder etwas bombastischer und verfügt über einige wahrhaft epische Melodien, zudem liegt die Betonung stark auf den weiblichen Gesangsparts. Obwohl es das LINGUA MORTIS ORCHESTRA dem Zuhörer alles andere als leicht macht, packen sie den Zuhörer und lassen ihn nicht mehr los. Man merkt RAGE ihre langjährige Erfahrung als Vorreiter im Metal-meets-Orchester-Bereich überdeutlich an, alles passt perfekt zusammen. „Wir haben jetzt auch das Gesamtwerk zum ersten Mal komplett gehört, weil wir einfach so wenig Zeit hatten, dass Victor noch bis spät in der Nacht im Studio saß und heute ganz frisch mit dem Tape angekommen ist,“ gesteht André. „Ich bin selber auch positiv überrascht, wie fett jetzt dann letztendlich doch alles geworden ist.“

Lingua Mortis Orchestra

 

Galerie mit 29 Bildern: Rage und Lingua Mortis Orchestra - Metalacker Tennenbronn 2024

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01.06.2013

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