Kissin Dynamite
Der große Diskografie-Check

Special

KISSIN‘ DYNAMITE lassen sich von nichts unterkriegen. Auch fast 14 Jahre nach ihrem Debütalbum steht die Band immer noch für klassischen Hard Rock und schert sich wenig bis gar nicht für moderne Trends. Die neue Platte „Not The End Of The Road“ markiert den vorläufigen Höhepunkt eines langen Reifeprozesses, den die einstigen Jungspunde inzwischen hinter sich haben. Grund genug also, einmal einen detailgenauen Blick auf die gesamte Diskografie des Quintetts zu werfen.

Steel Of Swabia (2008)

Wer als Rockband sein Debütalbum direkt beim Major Label veröffentlicht, der macht wohl etwas richtig. Für „Steel Of Swabia“ gelingt KISSIN‘ DYNAMITE genau das, als sie sich einen Plattendeal bei der EMI sichern. Der Labelriese riecht angesichts fünf junger Typen, die sich sicherlich gut an eine weibliche Zielgruppe vermarken lassen, wahrscheinlich das schnelle Geld. Doch mit ausgereiften Songs wie dem hymnenhaften „My Religion“, dem knackigen „Welcome To The Jungle“ oder dem schmetternden Titelstück beweisen KISSIN‘ DYNAMITE, dass sie mehr als Eintagsfliegen sein wollen, die einen Sommer lang Teenieherzen zum Schmelzen bringen. Allerdings klingt so manches Stück auch wie eine Ausgeburt der Pubertät, in der sich die Bandmitglieder nun mal befinden, allen voran „I Hate Hip Hop“ und der Opener „Let’s Get Freaky“. Ein weiterer Schwachpunkt ist der etwas blecherne Schlagzeugsound. Ein beachtliches Debüt, das aber Luft nach oben lässt.

Sammlungswürdig: Eher etwas für Komplettisten.

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Addicted To Metal (2010)

Nach gerade einmal zwei Jahren folgt bereits der zweite Streich. „Addicted To Metal“ toppt „Steel Of Swabia“ in allen Belangen. Spätpubertäre Albernheiten sucht man hier vergebens. Stattdessen begeistern „Metal Nation“, „Run For Your Life“ oder „Love Me Hate Me“ mit einprägsamen Melodien und harten Riffs. Den Metal-Faktor drehen KISSIN‘ DYNAMITE noch mal ein ganzes Stück nach oben. Das entgeht auch German-Metal-Urgestein Udo Dirkschneider nicht, der sich am Titelsong als Gastsänger beteiligt. KISSIN‘ DYNAMITE-Frontmann Hannes Braun steht dem Altmeister allerdings in nichts nach. Dass hier ein gerade mal 18-Jähriger singt, ist angesichts solcher Stimmpower kaum zu glauben. Die Produktion der Platte toppt derweil die des Vorgängers, und mit „In The Name Of The Iron Fist“ liefern KISSIN‘ DYNAMITE eine der geilsten Metal-Hymen der aktuellen Dekade ab.

Sammlungswürdig: Absolut!

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Money, Sex And Power (2012)

KISSIN‘ DYNAMITE sind pünktlich wie ein Uhrwerk. Nur 24 Monate müssen Fans nach „Addicted To Metal“ auf neues Futter warten. „Money, Sex And Power“, das erste Album der Band für AFM Records, ist dabei eine astreine Verbeugung vor den Haarspray-Combos der 80er. Insbesondere MÖTLEY CRÜE haben für den Sound der Platte Pate gestanden. Trotzdem sollten Fans ihre Lieblinge sofort wiedererkennen, und sei es nur auf Grund Hannes Brauns stets charismatischer Stimme. Das Songwriting ist zwar nicht ganz auf dem Niveau des Vorgängers, denn Nummern wie „Sleaze Deluxe“ oder „Dinosaurs Are Still Alive“ kommen ein wenig wie mit angezogener Handbremse daher. Trotzdem hat „Money, Sex And Power“ genug starke Songs im Gepäck, um über die gesamte Länge zu erhalten. Beste Beispiele dafür sind das mitsingbare „I Will Be King“ und der Megaohrwurm „Club 27“.

Sammlungswürdig: Yep

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Megalomania (2014)

Nachdem die fünf Schwaben drei Alben lang allen klassischen Rock- und Metal-Spielarten Tribut gezollt haben, markiert „Megalomania“ einen harten Einschnitt in der Entwicklung der Band. Der Anteil an Gitarrensoli wird massiv zurückgefahren. Dafür kommen in so ziemlich jedem Song Synthesizer zum Einsatz, des Öfteren sogar als Lead-Instrument. Doch auch in Sachen Songwriting wagen KISSIN‘ DYNAMITE neue Wege. „The Final Dance“ und „Fireflies“ kommen arg charttauglich daher und könnten manchem Freund der Vorgänger vor den Kopf stoßen. Was nicht heißen soll, dass es sich hierbei um per se schlechte Songs handelt. Auf der anderen Seite dringt die Band dafür mit „Legion Of The Legendary“ in Modern-Metal-Gefilde vor. Klassische DYNAMITE-Tracks wie „Running Free“, „Ticket To Paradise“ oder „VIP In Hell“ dürften aber jeden angesichts der Experimentierfreudigkeit verschreckten Fan wieder versöhnlich stimmen.

Sammlungswürdig: Wenn man sich von jedweden Erwartungen trennen kann

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Generation Goodbye (2016)

Wer KISSIN‘ DYNAMITE nach dem experimentellen „Megalomania“ schon abgeschrieben hatte, der sollte sich „Generation Goodbye“ definitiv trotzdem zu Gemüte führen. Den Jungspunden gelingt es auf dem fünften Album nämlich, all ihre Einflüsse endlich zu einem homogen Ganzen zusammenzuführen. Die Synthesizer sind immer noch da, unterstützen die Gitarren jetzt aber an genau den richtigen Stellen, anstatt ihnen den Raum wegzunehmen. Die poppigen Melodien wiederum harmonieren besser als je zuvor mit den knallharten Metalriffs. Egal ob Schmachtballade („Masterpiece“) oder knackiger Rocker („Highlight Zone“) – KISSIN‘ DYNAMITE haben ihren Stil gefunden und zelebrieren ihn durchweg auf allerhöchstem Niveau. Kleiner Tipp: Die besten Songs der Platte, den Überhit „Living In The Fastlane“ und eine Akustikversion des Bandklassikers „Only The Good Die Young“, hat die Band auf der Limited Deluxe Edition versteckt.

Sammlungswürdig: Wenn ihr nur ein Album der Band kaufen wollt, dann dieses!

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Generation Goodbye – Dynamite Nights (2017)

Live-Alben kommen immer mehr außer Mode. Meistens werden DVDs einfach nur als Beilage zur Special Edition der neuen Studioplatte verbraten. Warum das schade ist, zeigen KISSIN‘ DYNAMITE mit der Tourauslese „Generation Goodbye – Dynamite Nights“. Knapp zwei Stunden holzt sich die Band beim Quasi-Heimspiel in Stuttgart durch ihre Diskografie. Dabei gibt es nicht nur eine eindrucksvolle Bühnenshow zu besteunen, sondern auch die ein oder andere Überraschung wie etwa ein Gastauftritt von BEYOND THE BLACK-Goldkehlchen Jennifer Haben bei „Masterpiece“. Ein cooles Behind-The-Scenes-Video rundet die Sache angenehm ab.

Sammlungswürdig: Definitiv

 

Ecstasy (2018)

Zehn Jahre nach ihrem Debütalbum sind KISSIN‘ DYNAMITE wieder bei einem Majorlabel untergekommen. „Ecstasy“ erscheint im deutschsprachen Raum bei Sony. Das heißt aber nicht, dass das Quintett sich in irgendeiner Form verbiegen lässt. Ganz im Gegenteil. „Ecstasy“ zeigt die Band von ihrer bislang ernsthaftesten Seite. Die Texte sind um einiges reifer geworden, und mit „Breaking The Silence“ und „Waging War“ stoßen KISSIN‘ DYNAMITE in ungeahnt düstere Gefilde vor. Das heißt natürlich nicht, dass auf „Ecstasy“ plötzlich Depri-Rock angesagt ist. Der Partyfaktor ist dank „I’ve Got The Fire“ oder „Somebody’s Gotta Do It“ immer noch hoch. Die Jungs sind eben einfach nur erwachsen geworden – und zwar im besten Sinne!

Sammlungswürdig: Absolut!

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Not The End Of The Road (2021)

Auf ihrem Weg nach ganz oben gehen KISSIN‘ DYNAMITE keine Kompromisse ein. Das beweisen sie mit „Not The End Of The Road“ wohl so sehr wie auf keinem ihrer vorherigen Alben. Die Hitdichte ist noch höher als auf den Vorgängern. Stechen auf anderen DYNAMITE-Platten oft einzelen Songs besonders hervor, während andere etwas untergingen, hat auf dem siebten Album der Hard-Rocker jeder Track seinen Platz. Vom schmissigen Titelsong, der das Album eröffnet, bis zur abschließenden Ballade „Scars“ wirkt nichts wie Füllmaterial. Jedes Riff, jeder Groove, jede Gesangslinie, einfach jeder Ton auf „Not The End Of The Road“ sitzt genau da, wo er hingehört. Die Band überlässt nichts dem Zufall und liefert eine von vorne bis hinten durchdachte Platte ab.

Sammlungswürdig: Definitiv

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Quelle: Foto: Holger Fichtner & Patrick Schneiderwind
23.01.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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