Kein Metal, aber...
...für Metalheads vielleicht trotzdem interessant.
Special
BRIDGE CITY SINNERS
Während der Pandemie saß man ja oft länger vor Youtube, als wirklich gesund ist und stieg dabei so manchen Kaninchenbau hinab. Meiner hat mich bei der Suche nach neuer Musik direkt in jenem Wunderland ausgespuckt, das die amerikanische Folk-Punk-Szene darstellt. Besonderen Eindruck hinterließen dabei die BRIDGE CITY SINNERS aus Portland, Oregon; einer Stadt, die für ihre schräge Künstlerszene bekannt ist und nicht umsonst als etwas verrückt gilt.
Mit BRIDGE CITY SINNERS ab in den Kaninchenbau
Dort passen die BRIDGE CITY SINNERS, die ihre Musik selbstbewusst als „Not your Grandparents‘ folk music“ beschreiben, bestens rein. Mit Akustikklampfe, Banjo, Kontrabass und Fiedel bewaffnet bedient sich der bunte Haufen ganz scheuklappenfrei aus dem reichhaltigen Repertoire traditioneller amerikanischer Musik von Bluegrass über Country bis hin zu Jazz aus der Prohibitionszeit und Swing, verpasst dem Ganzen aber einen eigenen düsteren Twist. Während die Musik der BRIDGE CITY SINNERS nämlich durchaus dazu anregen kann, ekstatisch das Tanzbein zu schwingen, geht es in den Texten oft ganz und gar nicht freundlich zu.
Ihre Wurzeln haben die BRIDGE CITY SINNERS in der amerikanischen Punk- und Straßenmusiker-Szene…und auf Craigslist. Dort stellte Frontfrau Libby Lux einst eine Suchanfrage nach Mitmusikern für eine neue Band und kurz darauf machte das schräge Kollektiv auch schon die Bordsteine und kleinen Bühnen ihrer Heimat unsicher. 2016 veröffentlichte die Band zunächst in loser Besetzung und ohne größere Ambitionen das selbstbetitelte, hauptsächlich aus Covern bestehende Debüt. Ob des unerwartet großen Zuspruchs folgte 2019 mit „Here’s To The Devil“ jedoch ein komplett aus Eigenkompositionen bestehendes Album.
Mit der dritten Platte „Unholy Hymns“ (2021) schaffte es die Truppe sogar bis in die Top 70 der amerikanischen Billboard Charts. Und in der inzwischen festen Besetzung bestehend aus Libby Lux (Gesang, Banjolele), Michael Sinner (Gitarre), Scott Michaud (Kontrabass), Lightnin‘ Luke (Geige) und Clyde McGee (Banjo) ging es nach den Pandemiebeschränkungen auch endlich auf internationale Club- und Festivalbühnen. Sowohl „Here’s To The Devil“ als auch „Unholy Hymns“ wurden in bester DIY-Manier über das bandeigene Label Flail Records veröffentlicht.
Persönliches trifft auf Trolle, Sirenen und satanische Rituale
Neben ihren energiegeladenen Auftritten sind es vor allem die düsteren, jedoch oft mit einer gesunden Portion Galgenhumor vorgetragenen Texte, mit denen die BRIDGE CITY SINNERS hervorstechen. Darin verarbeitet die Band persönliche Themen wie Sucht, Depression und Verlust, teilt augenzwinkernd blasphemische Seitenhiebe an den religiös-konservativen Teil der amerikanischen Gesellschaft aus oder erzählt kleine Horrorgeschichten. Grade letztere kann man sich inhaltlich gut auf einem okkulten Heavy-Metal-Album der 80er oder auch im Gothic-Sektor vorstellen, ob es da nun um satanische Menschenopfer, verlockende Sirenen, blutrünstige Trolle oder untote Rattenkönige geht.
Passend dazu mischt Libby Lux immer wieder markerschütternde Screams, die mancher schwarzmetallischen Furie zur Ehre gereichen würden, unter ihre abwechslungsreiche Gesangsdarbietung. Auch musikalisch ergehen sich die BRIDGE CITY SINNERS nicht ausschließlich in schwungvollen Exzessen; viele Stücke sind von einer tiefen Melancholie beseelt und triefen besonders durch das virtuose Spiel von Teufelsgeiger Lightnin‘ Luke vor beklemmender Atmosphäre. Material wie der epische Zweiteiler „The Legend Of Olog Hai“ versprüht zudem eine bedrohliche Aura, die aufgeschlossene Metalheads besonders zu schätzen wissen dürften. Nachschub gibt es übrigens am 12. Juli mit dem neuen Album „In The Age Of Doubt“.
Autor: Hans Völkel
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Schönes Special und ich finde das auch interessant.
Aber die Dropkick Murphys als „Geheimtipp“ ? Gibt es wirklich Leute die in Metal/Rock Bereich unterwegs sind und die Murphys nicht kennen? Ich vermute nicht und wenn sind es <3%
Die spielten doch schon auf allen großen "Metal" Festivals.
Nur ein Hinweis – keine Kritik – ich persönlich mag die Murphys seit ihrer ersten Platte 'Do or Die' aus 1998 und seitdem eigentlich keine Platte verpasst.
Btw. wer auf Dropkick Murphys steht sollte sich mal die deutsche (saarländische) Band "The Feelgood McLouds" antesten, ich finde dass die denen sehr ähnlich sind und dennoch eigenständig genug um kein Abklatsch zu sein.