Hit or Shit?
Kadaverficker - Superkiller

Special

„Superkiller“ = Hit

Au contraire Monsieur Klaas! Ja, die neue Scheibe der KADAVERFICKER ist lang. Sehr lang! So weit, so objektiv. Ob ihres enormen Abwechslungsreichtums kommt aber gerade keine zähe Langeweile auf, besonders auch, weil die allermeisten Songs innerhalb ihrer jeweiligen Subgenres eine erstaunlich hohe Qualität aufweisen. OK, herausgeschnitten wurde hier in der Tat nichts. Vielmehr scheint es so, dass Kreativität und Bock auf Horizonterweiterung nach der erfolgreichen Experimentiererei auf dem letzten Album und der höchst beliebten SISTERS OF MERCY-Hommage „Feel Dead Hit Of The Summer“ förmlich explodiert sind.

Tatsächlich empfiehlt es sich, die Vinylversion von „Superkiller“ anzuschaffen, damit die zugegeben enorme Masse an Material Sinn macht, da erst durch die Einteilung in die vier Seiten „Life“, „Death“, „Suffer“ und den Cover-Block „Recover“ der rote Faden besser erkennbar wird. Natürlich hätte man auch hingehen und die Songs thematisch anordnen können, alle poppigen GHOST-Anleihen in einem Block, eine Death-Metal-Abteilung, alle Dark-Rock-Variationen schön hintereinander aufreihen. Dann wäre allerdings tatsächlich Langeweile aufgekommen, sodass die thematische Verknüpfung am Ende doch die richtige Entscheidung war.

Hohe Quantität – aber eben auch hohe Qualität

Die Qualität ist bei der hohen Quantität dabei wirklich erstaunlich hoch und es zeigt sich dabei nicht nur das hohe spielerische Niveau des Ruhrpott-Quartetts, sondern eben auch, dass man mittlerweile verstanden hat, wie man all die auf den ersten Blick nicht zueinander passen wollenden Stilrichtungen, aus der die einzelnen Mitglieder stammen, doch stimmig miteinander verbinden kann. Nicht nur die offensichtlichen Hits mit dicken Hooklines wie eben „All The Corpses Dance“ und das in der Tat absichtlich käsige „18 And Death“ zählen dabei zu den Highlights der Scheibe, sondern auch nicht so aufdringliche Kandidaten. Der Nonsens bleibt dabei ebenfalls nicht auf der Spur, zeigt sich aber eben nicht mehr nur in Form von Blödel-Grind, sondern beispielsweise auch im angesprochenen TALKING HEADS-Cover „Psycho Killer“, dass zwar schon recht albern, aber keinesfalls respektlos ausgefallen ist.

Konzertfoto von Kadaverficker - Party.San Metal Open Air 2022

Kadaverficker auf dem Party.San 2022

Der Quasi-Titelsong „Death On Demand“ verwurstet ziemlich großartige Riffs aus dem klassischen Death Metal und ist deshalb gerade nicht einfältiger Haudrauf. „The Fan And The Bellows“ (Cover von THE CHAMELEONS) taucht zwar sicherlich aus dem Nichts auf, ist aber sowohl was Gesang als auch Gitarren angeht ein geradezu unverschämt eingängiger Ohrwurm irgendwo zwischen den MISFITS und natürlich vor allem THE CURE. „Darkness Drips From Her Like Honey“ überzeugt mit Doom-Metal-Gitarren, „Hail The Promiscuous Dead“ kann mit einem (Super-)Killer-Solo von Jens Finger (SLAUGHTERDAY) glänzen. Die von Zagan (BLACK MESSIAH) eingespielte Violine verleiht „Pale Shadows“ genau das Alleinstellungsmerkmal, dass dem Song sonst vermutlich gefehlt hätte und dann wäre da ja auch noch die Fun-Grind-Ballerei („Unethical Machines“), die sich allerdings tatsächlich dieses Mal auf ein Minimum beschränkt.

Warum gute Ideen wegschmeißen?

Es mag ja sogar sein, dass die FICKER hier und da an der Grenze zur Peinlichkeit vorbeischrammen, manche mögen vielleicht auch sagen, dass diese deutlich überschritten ist. Darauf haben der Minister und seine Mannen aber schon immer einen Fick (höhö!) gegeben und diese Attitüde hat sich auch auf „Superkiller (A Musical Journey Between Life And Death)“ nicht geändert. Ein wilder Stilmix – klar! Setzt man aber die Diskographie der Dortmunder Beklopptenbande – und auch das musikalische Schaffen des Goreministers insgesamt – in den Kontext, macht die Platte in allen Belangen Sinn. So ergibt sich am Ende eben genau das, was der Titel verspricht – eine musikalische Reise, die zwar den Hang dazu hat, den Hörer schnell zu erschlagen, was den Jungs von KADAVERFICKER auch durchaus bewusst ist. Deshalb aber viele absolut gelungene Ideen wegschmeißen? Warum eigentlich?

(Mirko Pidde)

Galerie mit 11 Bildern: Kadaverficker - Party.San Metal Open Air 2022

Seiten in diesem Artikel

12
15.10.2023

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37235 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu Hit or Shit? - Kadaverficker - Superkiller

  1. Morningstar_T sagt:

    Nee, lass mal… Als Youtuber mit nem gewissen Pegel einigermaßen erträglich, als Kapelle aber eher mit Partyfaktor. Gönne jedem den Spaß, aber meins ist das nicht