Iron Maiden
Eine Geschichte von Robby!
Special
Hier eine der beiden Gewinner-Stories, die bei unserer Verlosung eine DVD von IRON MAIDEN gewonnen haben. Die Aufgabe war es eine Geschichte zu schreiben, in der Eddy eine Rolle spielt.
Diese Geschichte wurde geschrieben von Robby!
Die Wiedergeburt des good old Heavy Metal
(entstanden während IRON MAIDEN – Powerslave)
Es war nicht mehr das gleiche. Eddy schüttelte langsam und bedächtig sein von schütteren Haaren bedecktes Haupt, das die verrunzelte Haut darunter erkennen ließ, die sich auf der Stirn fortsetzte, bevor sie von den leeren Augenhöhlen durchbrochen wurde, die heute in ihren Tiefen nur ein mattes rotes Leuchten verbargen. Sein von Furchen geprägtes Kinn hatte er tief in seinen großen Händen vergraben. Man hätte es sicher nicht für möglich gehalten, dass eine Erscheinung wie Eddy jemals so etwas wie nachdenkliche Melancholie empfinden könnte, und doch war es ihm jetzt, genau in diesen Minuten, anzusehen. Selbst ein Blinder hätte die Emotionen gespürt, die Einem das Atmen in dem kleinen Raum hinter der Bühne schwer machten. Er hatte die ganze Welt gesehen, vom heimischen Königreich, in dem ihm erstaunlich viele Fans in all den Jahren die Treue gehalten hatten, über Deutschland, das wohl über die größte Tradition aller im Zuge einer Tournee bereisten Schauplätze überhaupt hatte, bis hin zu Tokyo mit seinen verrückten Fans, die sich oft nur auf ein oder zwei große Metal-Events im Jahr freuen durften und wahrlich ihr ganzes Leben der Musik hingaben. Und er? Ja, er hatte sein Leben auch dem Metal verschrieben oder vielleicht wurde es ihm eher aufgezwungen ? Ihm wurde in diesen Momenten klar, dass er nur die Marionette in einer großen Maschinerie war deren Logo in großen stählernen Lettern den Namen eines mittelalterlichen Foltergeräts an den Mann oder Frau bringen wollte. IRON MAIDEN. Das war der Name. Und er war Teil der Show. Seit Jahren, fast Jahrhunderten schien es ihm. Jahrhunderte on the road, Jahrhunderte in unbequemen Schlafkabinen. Und jetzt ? War das alles unwichtig geworden ? Der Rock n Roll in der Musik, der Drive, der Rock n Roll im Lebensstil, die Exzesse, der Rock n Roll als Gemeinschaft einiger fanatischer Verrückter ? Es fehlte Etwas. Doch was vermochte er nicht zu sagen. Vielleicht etwas das alte Kribbeln, etwas neues …
Tour-Manager Dickie Bell, ein kleiner, leicht unförmig gebauter Mann, dem man trotzdem Respekt entgegenbrachte und der seit 1981 für die Band arbeitete, rief zur Eile, schließlich stand morgen der nächste Termin im Madison Square Garden bevor, bereits zum fünften Mal. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Band dort stets vor ausverkauftem Haus gespielt hat. Also ließ man es sich nicht nehmen, dort auch dieses Mal zu passieren. Allesamt waren bei der Abfahrt gut gelaunt, doch schien keiner zu bemerken, dass das Glühen in Eddies Augen heut unverkennbar schwach war … Vor Ort trat dann jeder mit der nötigen Routine seine Arbeit an. Manchen mag es verwundern, aber ja es war Arbeit und besonders die Vorbereitung einer solch gigantischen Show, wie sie hier stattfinden sollte. Auch Eddy, wenn auch schweren Herzens, machte sich auf, „seine“ Show vorzubereiten, begleitet von dem Gelächter der Band, die offensichtlich Spaß daran gefunden hatte, in der überdimensional großen Halle mit ein paar Cola Dosen dem heimischen National-Sport zu frönen, dem Fußball. Doch irgendwie schaffte es der Abend auch heute, über den Tag hereinzubrechen und man sah schon die ersten Besucher herbeiströmen. Eddy war das gewohnt, für ihn war das der normale Ablauf eines solchen Abends und so harrte er der Dinge, die da kommen mögen … Pünktlich wie immer erklang das Intro zu Number of the Beast, mit dem die Band den musikalischen Reigen überraschender Weise eröffnen wollten, und diese Überraschung gelang ihnen sichtlich.
Eddy riskierte einen Blick auf die Bühne. Was sich da abspielte war unglaublich. Eddys nicht vorhandenes Herz schien völlig aus dem Takt zu schlagen und er bekam sofort einen Kloß im Hals, denn später musste er sich ja auch dieser riesigen, unüberschaubaren und einfach nur völlig fanatischen Menge offenbaren. Was sich dort abspielte war unglaublich. Es war wie früher. Das war es. Wie früher. Die Menge hüpfte, schrie und schüttelte die Haare was das Zeug hielt. Er konnte keine einzelnen Menschen ausmachen, nicht einmal in der ersten Reihe. Die Menge schien zur völligen Einheit geworden zu sein. Eine riesige Metal-Gemeinde, die sich zu einem Gottesdienst versammelt hatte, um ihrem Gott zu huldigen. Eddy war völlig ergriffen, so etwas hatte er bisher nur in den goldenen 80ern erlebt, als die New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM) gerade im Begriff war, ihren Höhepunkt zu erreichen.
Auf einmal wurde ihm vom Dickie Bell auffordernd zugewunken und es war tatsächlich schon Zeit, selbst in das Geschehen einzugreifen. Mit etwas mulmigen Gefühl ging Eddy auf die Bretter, die die Welt bedeuten und gab alles – so hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Auf einmal erfüllte es ihn mit Stolz, Teil dieses Ganzen zu sein und er wurde zu dem Gott, dem die Gemeinde huldigte, er WAR Iron Maiden. Die Leute rasteten aus und in dem Moment wusste Eddy, was ihm gefehlt hatte. Die ganze Metal Brut – ein Topf, ein Schmelztiegel aus verschwitzten T-Shirts, nassen Harren und glücklichen Gesichtern, Leute die sich umarmten, gemeinsam Bier tranken und bangten und zusammen einfach ne Menge Spaß hatten. Wie oft hatte er das auf den letzten Konzerten vermisst, wie oft war er unbewusst mit einer für ihn damals nicht zu kategorisierenden Wut von der Bühne gegangen, weil jeder nur unbeweglich auf seinem Platz stand und offensichtlich Angst um seine Frisur hatte. Doch heute war alles anders – heute war alles gut – heute war die Wiedergeburt des Metals ! Eddys Augenhöhlen blitzten Rot auf, wie ein Feuer, wie ein Spot der der gesamten Lightshow den finalen Kick gab. Und Eddy war wild, wild drauf und der Pit vor ihm schien nur noch wilder zu werden. Es war einfach perfekt !
Erst jetzt – am Rand der Bühne – konnte Eddy die einzelnen Menschlein ausmachen. Und was sahen seine roten Feuerbälle da ? Eine Maid – so wunderschön wie sie nur der Metalgott geschaffen haben konnte. Ein Wahnsinnsweib – vollbusig und mit wilder, dunkelbrauner Mähne. Sie schwenkte selbige im Takt als hätte sie das Headbanging erfunden und schaffte es, trotzdem ihr frisches Bier in Balance zu halten. Eddy lief das Wasser im Mund zusammen und das nicht nur des Bieres wegen. Und wer Eddy kennt, weiß wie sich das äußert. Doch das war Eddy egal. Sie lächelte ihn auffordernd an und Eddy gab jetzt wirklich alles und legte ein Luftgitarrensolo vor dem Herren hin, sprintete über die Bühne und rutschte als krönender Abschluss auf Knien bis zum Bühnenrand vor, so dass er drohte vorn über zukippen. Doch stattdessen zwinkerte er nur seiner neu gewonnen Herzensdame zu – ein perfektes Finish !
Die Show war zu Ende, Eddy war komplett aufgewühlt und überglücklich zugleich. Und dieses Mal war ER es, der den Ball ins Rollen brachte und mit seiner Cola-Dose das Spiel eröffnete. Die Band hatte ihren Spaß und unglaublicherweise er auch – die ganze Anspannung war jetzt purem Glücksgefühl gewichen. Eddy erschrak – sie – sie stand auf einmal vor ihm – die Metalgöttin, die er im Publikum erspähte. Der Tour Manager kommentierte nur trocken „Eddy ne alte Bekannte von mir möchte Dich sprechen…“ … Doch Eddy hörte das schon nicht mehr … für Ihn war die Hölle heute der Himmel und umgekehrt … er nahm sie bei der Hand und führte sie zu „seinem Plätzchen“ …
Doch was dort geschah, das erzähle ich Euch ein anderes Mal.
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