Iron Maiden
Das meint die Redaktion zu "Senjutsu"

Special

Welche Songs stechen hervor, positiv wie negativ?

Olaf: Bis auf einen Song gefallen mir tatsächlich alle. Leider werde ich mit „Lost In A Lost World“ bislang nicht warm. Dafür gibt es aber echte Highlights. Der Opener „Senjutsu“ ist einer der besten Maiden-Songs aller Zeiten und überzeugt mit purer Heaviness und Härte und einigen der großartigsten MAIDEN-Melodien aller Zeiten. „Stratego“ und „Days Of Future Past“ sind die lange erhoffte Rückkehr zum klassischen Maiden Stoff, allerdings im modernen Gewand. Auch die Power-Ballade „Darkest Hour“ hat es mir angetan. Unglaublich, wie toll Bruce hier singt. „The Writing On The Wall“ ist mutig und originell. Und „Death Of The Celts“ gefällt durchs pures „Clansman“-kopieren.

Björn: Das Beste kommt zum Schluss. Die drei Brocken am Ende können wirklich was.

Dominik: Negativ sticht in meinen Augen nichts hervor. Ein paar Songs sind etwas unspektakulär geraten. Aber es gibt in erster Linie einige sofortige Highlights. Bandkopf Steve Harris tobt sich mit gleich vier klassischen IRON MAIDEN-Epen aus. Drei davon sind absolute Volltreffer. „Death Of The Celts“ erinnert von der Stimmung her an den Gassenhauer „The Clansman“. Die Harmonien im Intro lösen augenblicklich Freudentränen aus. „Hell On Earth“ zeichnet sich derweil durch eine unheimliche Tragik aus, über weite Strecken transportiert von Dickinson. „Lost In A Lost World“ begeistert zwar nicht von der ersten Sekunde so sehr, entwickelt sich aber mit jedem weiteren Durchlauf zu einem Highlight. Neben Harris blüht das Duo Dickinson/Smith in kompositorischer Hinsicht bei „Days Of Future Past“ auf. Der Song mit einem wahren Hit-Refrain daher, welcher sich augenblicklich in den Gehörgängen festsetzt. Janick Gers wiederum liefert gemeinsam mit Harris das treibende „Stratego“ ab, einer der wenigen Songs, in denen die galoppierenden Gitarrenriffs zum Zuge kommen. In „The Time Machine“ sorgen die beiden derweil mit zahlreichen Breaks für Überraschungen.

Hans: „Senjutsu“ eröffnet das Album ungewohnt heavy und bedrohlich. Eine geile Schlacht-Hymne. „Days Of Future Past“ geht direkt ins Ohr und wird sicher ein Livekracher. „The Writing On The Wall“ wiederum klingt für MAIDEN-Verhältnisse zwar ungewöhnlich, ist letztlich aber doch nur eine recht biedere Hard-Rock-Nummer. Von den abschießenden drei recht ähnlich aufgebauten Longtracks sticht „Hell On Earth“ trotz bekannter Zutaten positiv hervor, während „The Parchment“ fast 13 Minuten lang uninspiriert vor sich hin dudelt.

Jannik: Negativ finde ich den schleppenden Beginn des Albums, positiv ist der Refrain der Single „The Writing On The Wall“, der ein echter Ohrwurm ist.

Jürgen: „Stratego“ hat einen angenehmen 80er-Jahre-Touch und kommt zum Punkt. „Lost In A Lost World“ legt einen mehr als langweiligen Start hin, „The Time Machine“ mit dem Rhythmuswechseln im hinteren Part hebt sich positiv hervor. „Darkest Hour“ und „The Parchment“ haben richtig starke Momente, aber leider auch das ein oder sich wiederholende Riff zu viel an Board. „Hell On Earth“ wäre ohne Intro ein Highlight.

Marc: Neutral gesagt stechen natürlich die Stücke ohne Harris‘ Handschrift hervor, vor allem „The Writing On The Wall“ von Bruce Dickinson und Adrian Smith, das trotz aller Epik im Kern ein knackiger Rock-Song ist, der viel Spaß macht. Auf der Harris-Seite hingegen punkten „The Time Machine“ und „Hell on Earth“ durch eine ausgefeilte Dramaturgie und große Emotionen. „Stratego“ löst hingegen gar nichts bei mir aus und weckte als zweite Single schlimme Vorahnungen.

Philipp: „Stratego“ hat eine mitreißende Gesangsmelodie und einen hohen Wiedererkennungswert, welcher über die ungewohnte Simplizität hinwegblicken lässt. „Days Of The Future Past“ stellt in seiner Kompaktheit einen angenehmen Kontrapunkt zum Rest der Scheibe dar. „The Time Machine“ gefällt dank der vielen Wendungen. Sonst sind viele Songs zu ähnlich, um sie hervorzuheben.

Colin: Herausragend finde ich „Days Of Future Past“, „Stratego“ und „Hell On Earth“. Wohingegen mir „The Parchment“ als einziger Song nicht so wirklich zusagt. Der Rest ist in einem eigenen Universum anzusiedeln.

Michael: „Days Of Future Past“ kommt vielleicht noch dem am nächsten, was man an knackigen Hits von MAIDEN heuer erwarten kann. Das zumindest redaktionsintern vielgelobte „Stratego“ ist meiner Meinung nach eine furchtbar klobig intonierte Variante desselben, die wie eine First-Take-Demoaufnahme klingt. Das ist auch einer dieser Fälle, wo ich manchmal daran zweifle, ob ich überhaupt denselben Song höre, wie der Rest der Redaktion. Das Album ist einfach über weite Strecken eine Probe für die Geduld. Und der einzige aufregende Kniff, der Harris heutzutage für seine Metal-Epen noch einfällt, ist ein meist unpassender Tempowechsel mittendrin. „The Time Machine“ ist ein gutes Beispiel. Der Song ist eigentlich solide, zumindest bis MAIDEN dem armen Track diesen unpassenden Tempowechsel im letzten Drittel aufzwingen und das Moment des Songs damit empfindlich ausbremsen. „Hell On Earth“ ist ebenfalls über weite Strecken gelungen, aber gegen Ende kommt wieder so ein an den Haaren herbeigezogener Tempowechsel. Oder aber Harris lässt den Song viel zu lang ziellos vor sich hin dudeln, siehe und höre „The Parchment“. Das haben sie beispielsweise seinerzeit bei Songs wie „For The Greater Good Of God“ geschickter angestellt, während der „Dance Of Death“-Titeltrack noch deutlich konziser komponiert ist. Dabei ist das Longtrackmaterial von früheren Glanzleistungen der Marke „Fear Of The Dark“, „Seventh Son Of A Seventh Son“ oder „Hallowed Be Thy Name“ sowieso meilenweit entfernt. Und wenn sie sich nicht gerade ungeschickt anstellen, dann schlafen zumindest mir bei Songs wie „Darkest Hour“ oder „Death Of The Celts“ die Füße ein.

Johannes: Negativ fällt „Lost In A Lost World“ auf. Nicht nur der naive Titelabklatsch zu „Stranger In A Strange Land“ ärgert, auch die billigen Keyboards fallen ins Gewicht. Das leicht unbeholfene Rumgestampfe, das wohl irgendwie “episch-heroisch” wirken soll, entspricht letztlich genau dem Fehler, der auch einige „X-Factor“-Songs einfach nicht vom Fleck kommen ließ. Auch „The Time Machine“ muss ich hier erwähnen. Jannick Gers war zwar auf den letzten Alben oft für authentischere Steve-Harris-Songs als Steve Harris selbst zuständig, das aus „Dance Of Death“, „The Red And The Black“ und „The Book Of Souls“ bestehende Selbstzitat präsentiert dennoch einige viel zu bekannte Ideen. Zum dritten kann ich „Death Of The Celts“ nicht auslassen. Die keltischen Melodien wirken klischee- und zwanghaft auf Folklore gebürstet. Falls das Stück irgendwie als Sequel zu „The Clansman“ gedacht war, überzeugt die mächtige Vorlage viel mehr. Positiv sticht vor allem „Darkest Hour“ hervor. Dickinson ist der Balladen-Experte bei IRON MAIDEN und die an seine Solo-Highlights „Tears Of The Dragon“ oder „Man Of Sorrows” erinnernde Mega-Halbballade ist bereits jetzt klassikerverdächtig. „The Writing On The Wall“ fand ich als erste Single ungünstig und dachte zunächst an die Gemeinheit des unsäglichen „Final Frontier“-Experiments. Der Song wächst und wächst aber und fügt sich perfekt in das abwechslungsreiche Album ein. Der Titelsong, “The Parchment” und “Hell On Earth” sind ebenfalls superbe MAIDEN-Tracks, die zeigen, dass Steve Harris noch einiges kreatives Feuer unterm Hintern hat.

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11.09.2021

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1 Kommentar zu Iron Maiden - Das meint die Redaktion zu "Senjutsu"

  1. Werner sagt:

    Danke für das Special, welches ich heute erst entdeckte.
    Interessante Gedanken!
    Ich bin ja nun auch seit März 1982 als Maidenfan unterwegs und höre ebenso wie ihr am liebsten die alten Klassiker –
    bis 1986.

    Damals haben sich Maiden mit jedem Album schier neu erfunden – und einmalig in der Rockgeschichte ist für mich die Number of the beast.

    Die Alben seit der Reunion finde ich allesamt gut bis sehr gut und stellenweise saugut, kann aber das Material und die Alben eigentlich nicht auseinander halten und sagen welcher Song von welchem ist, da da so viel selbst zitiert und aus dem Baukasten neu zusammengesetzt wird, daß für mich da seit 25 Jahren nichts wirklich Neues mehr komponiert wird.

    Kaufen tue ich trotzdem schön brav weiter – nur wegen David Michael Murray fing ich 82 an selber Metal zu machen und für mich sind Maiden Familie – und seit ich die 84 mal selbst kennenlernen durfte nach dem Powerslave Konzert in Heidelberg – ist das aus meinem Leben gar nicht mehr wegzudenken.

    Seit bitte nicht sauer auf mich – für mich war es der größte Fehler, daß Janick Gers in die Band kam –
    seitdem ist Maiden nicht mehr Maiden. Bin daher nach 1995 nicht mehr auf die Konzerte, da mich das Gehampel von dem Mann einfach nur nervte und der vieles ins Lächerliche zog.

    Murray und Smith waren für mich das perfekte Duo im Metal – und sind es heute noch.