Insomnium
Listening Session und Lesung zum Album "Winter's Gate"

Special

Das neue INSOMNIUM-Album „Winter’s Gate“ wirft seine Schatten voraus: Für Fans und Presse hat die finnische Band im Berliner Ramones-Museum das Album präsentiert, und Frontmann Niilo Sevänen las aus der Kurzgeschichte, auf dem die Texte des Konzeptalbums basieren. Wir waren für Euch in Berlin vor Ort.

Bereits der Ankündigung im Facebook-Event war zu entnehmen, dass an diesem Abend eine etwas andere Listening Session auf die Fans von INSOMNIUM zukommen würde. Neben einem Interview zum Album und dem obligatorischen Durchhören war nämlich auch eine Lesung angesetzt. Der Hintergrund hierzu: Das textliche Konzept des neuen Albums „Winter’s Gate“ basiert zur Gänze auf einer Kurzgeschichte von Niilo Sevänen, dem Sänger und lyrischen Mastermind der Band. Außerdem handelt es sich bei der neuen Scheibe nicht um ein reguläres Album, ja nicht mal um ein normales Konzeptalbum, sondern um einen einzigen, 40-minütigen Monumental-Song. Alle Bandmitglieder mit Ausnahme des Drummers Markus Hirvonen hatten es geschafft zu kommen und verrieten im vom Veranstalter durchgeführten Interview, wie aus der fixen Idee zu einem solchen Projekt letztendlich Realität wurde.

Von der Kurzgeschichte zum fertigen Album

Die Kurzgeschichte „Winter’s Gate“ nahm ihren Ursprung vor ca. zehn Jahren, als Niilo sie in Unizeiten für einen Kurzgeschichtenwettbewerb schrieb – und gewann! Vor etwa zwei Jahren kam dann die Idee auf, sie als Grundlage für ein Album zu verwenden, doch aufgrund mangelnder Zeit passierte erstmal gar nichts. Als es dann aber losging, dauerte der gesamte Schöpfungsprozess nur fünf bis sechs Monate, ging also schnell vonstatten.

Inhaltlich geht es in der Geschichte um eine Gruppe Wikinger auf der Suche nach Beute. Sie wird abwechselnd von drei Erzählern in der Ich-Perspektive erzählt und beleuchtet die Handlung so von verschiedenen Seiten. Für diese Mischung aus Geschichte und Fantasy hat der studierte Historiker und geübte Schreiber seine beiden Leidenschaften vereint. An diesem Abend liest Niilo die ersten beiden Abschnitte der Geschichte, aus Sicht des Protagonisten Asbjörn und seinem Vater Sigurd, die lossegeln, um eine sagenhafte Insel voller Gold zu finden. Dabei macht er eine ebenso gute Figur wie sonst auf der Bühne und zieht seine Zuhörer schnell in seinen Bann. Wie es in der Geschichte weitergeht, wird nicht verraten, und der geneigte Fan muss sich bis zur Veröffentlichung im September gedulden. Die Geschichte wird – zumindest in der an diesem Abend vorgestellten Version – in drei Sprachen mit dabei sein: Dem finnischen Original sowie einer englischen und deutschen Übersetzung. Aufgrund der freundlicherweise von Century Media vorab bereitgestellten Vollversion der Geschichte kann aber an dieser Stelle bereits gesagt werden: Das Lesen lohnt sich!

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Weiter geht es dann mit dem Teil des Abends, auf den die meisten wohl besonders gewartet haben: Dem Anhören des Albums in voller Länge. Die Band verzieht sich dafür mit einem Bierchen nach draußen und lässt die Fans damit unter sich. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen einzigen Song handelt, ist es schwierig, wie sonst eine Einschätzung der einzelnen Titel zu geben. Wie Gitarrist Ville Friman aber zuvor bereits korrekt angemerkt hat, kann man durchaus „Songs im Song“ erkennen. Mangels konkreter Abgrenzung erfolgt die Aufschlüsselung einfach grob nach Minuten. Allgemein lässt sich aber sagen, dass wiederholt aufkommende Melodien und Muster den Kitt bilden, der den Song zusammenhält und ihn als etwas Ganzheitliches auszeichnet. Es ist schwer, genaue Linien zwischen den einzelnen Teilen zu ziehen, da die Übergänge melodisch zum Teil davor wie zum Teil danach passen und den Hörer so sanft hinübertragen.

So klingt „Winter’s Gate“

00:00: Los geht es mit Windrauschen, das bald mit einer sanften Melodie untermalt wird, wie man sie von INSOMNIUM gewöhnt ist.

01:30: Von null auf hundert startet dann der erste Teil des Songs mit einem schnellen Riff und den übrigen Instrumenten. Die treibenden Gitarren und Growls, die für die Band typisch sind, dominieren diesen Teil.

06:20: Es wird wieder ruhiger, mit Drums und verträumten Sounds. Der Text geht gesprochen weiter und leitet den nächsten Teil ein, der sich in den Melodien vom Vorgänger unterscheidet. Ein allgemein ruhigerer Song, mit clean Vocals. Gegen Ende wird es wieder härter.

13:00: Neues ruhiges Intro, neue, fast verspielte Melodien. Fast ein Instrumental, außer etwas gesprochenem Text. Am ehesten als Ballade zu bezeichnen. Ab 16:00 setzen Riffs und Growls wieder ein.

18:40: Weiter geht es mit einer Akustikgitarre und klarem Gesang im Chor. Wie bereits zuvor wird es später wieder härter, mit den bewährten treibenden Gitarren und klaren Melodien. Geendet wird in einem Gitarren Fade-out.

24:00: Ein melancholisches Piano-Intro, das sich zu einem balladenartigen Song-Teil ausbaut. Gewitter, bevor schleppende Gitarren und tiefe Growls einsetzen. Dieser Teil ist allgemein langsamer und fast etwas doomig. Ein dramatisch klingendes Solo setzt ein und verschwindet dann in einem Fade-out.

33:40: Ein neuer Teil baut sich aus dem Fade-out auf. Es ist absehbar, dass es sich um den letzten Teil handelt. Es wird schnell, hart, und überraschen brachial für INSOMNIUM, trotz der wie immer vorherrschenden Melodien. Ab 37:00 setzt die sanfte Akustik-Gitarre wieder ein, ein Piano spielt sich langsam in den Vordergrund, die Gitarren faden out. Der Text ist geflüstert, fast nicht greifbar. Mit atmosphärischen Sounds und dem Windrauschen vom Anfang gehen dieser Teil, der Song, und das Album zu Ende.

Anschließend steht die Band noch den Fragen der Fans Rede und Antwort. Die allgemein sehr entspannte Atmosphäre des Abends lockert sich noch etwas mehr auf, nachdem der offizielle Teil zu Ende gegangen ist. Es ist deutlich zu sehen, wie gut den Anwesenden nicht nur das Album, sondern auch das ganze Drumherum gefallen hat. Die Band verrät noch, dass das Album in voller Länge auf den kommenden Konzerten gespielt werden wird, unter anderem auch in Berlin am 22.01.2017, was – wie schon die Lesung und das Album selbst – für Applaus und Jubel sorgt.

04.09.2016

headbanging herbivore with a camera

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