Insomnium
metal.de goes Finnland für "Heart Like A Grave"

Special

Die Saunakultur wollen wir uns aber natürlich auch ansehen, und so sitzen wir wenig später bei rund 80° Celsius zusammen und quetschen INSOMNIUM über die Traditionen ihres Heimatlandes aus. Ob es denn stimme, dass man in der Sauna nicht reden soll, fragt ein Kollege. Fronter Niilo Sevänen verneint und erklärt – während er einen weiteren Aufguss macht und für ordentlich „löyly“ sorgt – „die Sauna ist der einzige Ort, an dem finnische Männer über ihre Gefühle sprechen“. So ein wenig kommt nun also doch die angekündigte Düsternis durch, denn er sagt es ohne erkennbares Augenzwinkern oder Anzeichen von Sarkasmus. Betretenes Schweigen unsererseits.

Doch da steht unser Reiseleiter schon vor der Glastür und tippt sich ungeduldig auf die Uhr. Wir haben schließlich einen engen Zeitplan und sollten zum Dinner vorzugsweise angezogen erscheinen. Ein finnischer Kollege kippt zum Abschluss den ganzen Bottich über den Steinen aus und sorgt damit kurz für Atemnot und für die dringend angebrachte Aufbruchsstimmung. Wieder salonfähig begeben wir uns in das dem Spa angeschlossene Restaurant. Anschließend machen wir uns auf den Rückweg und steuern dem eigentlichen Grund unseres Besuches entgegen. Es geht – mit einem kurzen Zwischenstopp an der Tanke, zwecks Bierkaufs – ins Studio, wo das neue INSOMNIUM-Album „Heart Like A Grave“ auf uns wartet.

SF Sound Studio Außenansicht.

Wir werden am gleichen Feldweg rausgeschmissen, wo wir INSOMNIUM zuvor eingesammelt haben. Ein kurzer Marsch durch den Wald bringt uns auf eine große Lichtung, die das Gelände des SF Sound Studios darstellt. Hier hat sich Eigentümer Kimmo sehr hübsch eingerichtet. Das Studiogebäude ist komplett als solches konstruiert und hat auf dem weitläufigen Grundstück zudem eine Blockhütten-Sauna, einen Grillplatz mit Hot Tub und ein Trampolin. Letzteres haben wir leider nicht ausprobiert, doch in den Genuss der anderen Einrichtungen sollten wir an diesem Abend noch kommen. Nach unserer Ankunft versammeln wir uns aber zuerst im Kontrollraum des Studios, wo INSOMNIUM eine Runde Salmiakki-Wodka (der Gute von Koskenkorva) austeilen und endlich das heiß ersehnte „Heart Like A Grave“ auflegen. Einige Eindrücke davon gibt es bereits hier, ins Detail werden wir in unserer Review gehen (folgt).

Der Kontrollraum im SF Sound Studio.

Als der Opener „Wail Of The North“ beginnt, sinken alle Blicke andächtig auf das für Notizen bereitgelegte Papier oder gehen konzentriert ins Leere. Das Stück beginnt mit einem ruhigen Intro und kommt in seiner Gänze ohne wirklich rasante Stellen aus. Das darauffolgende, bereits als Single ausgekoppelte „Valediction“ legt dagegen einen Zahn zu. Der auf „Heart Like A Grave“ nur sehr sparsam vertretene Klargesang führt hier durch einen Großteil des Stücks, das gegen Ende mit einem an „The Primeval Dark“ erinnernden Part stark punktet. Emotional wird es sowohl bei „Neverlast“ als auch bei „Pale Morning Star“, was – wie könnte es auch anders sein – hauptsächlich den sehnsüchtigen Melodien geschuldet ist. „And Bells They Toll“ steht dem in nichts nach und ist ein gutes Beispiel für den Einsatz eines Elements, das INSOMNIUM auf diesem Album sehr oft verwenden: Die Akustikgitarre.

Im Laufe des Albums verziehen sich die INSOMNIUM-Jungs nach draußen in den Hauptraum. Dort läuft das Teil auch, und außerdem kennen sie es ja auch schon. Unter den wachsamen Augen der Musiker dem neuen Werk zu lauschen und Notizen zu machen, ist aber auch jedes Mal aufs Neue merkwürdig, was die Band sicher ähnlich sehen dürfte. Die zweite Hälfte von „Heart Like A Grave“ bietet mit „The Offering“ einen sehr eingängigen Song und mit „Mute Is My Sorrow“ einen, dessen Rhythmus und Flow sich nicht so leicht erschließen. „Twilight Trails“ wirkt fast ein wenig black-deathig angehaucht, der Titelsong „Heart Like A Grave“ dagegen wieder sehr viel ruhiger. Mit dem Instrumental „Karelia“, dessen Intro man aus dem ersten Albumteaser kennt, geht die Scheibe nach einer guten Stunde gewohnt melodisch, gefühlvoll und auch ein wenig verträumt zu Ende.

Bild Insomnium - Heart Like A Grave Cover

Insomnium – Heart Like A Grave Cover

Eigentlich noch total geplättet vom Album, muss man viel zu schnell wieder mit der Realität klarkommen. Glücklicherweise ist das aber eine sehr angenehme. Bis zum Interviewtermin ist noch Zeit, also ab in die Sauna. Diesmal in die urige, selbst gezimmerte Variante in der Blockhütte, vorbei am Froschteich. Auch hier erweisen sich 80° Celsius als die Wahltemperatur. Vor der Tür liegt zudem ein 12° kalter Fluss, in dem man sich nach dem Saunagang abkühlen kann. Das kostet zwar ein wenig Überwindung, aber spätestens nach dem ersten Umrunden der Boje fragt man sich, wie man eigentlich bisher ohne dieses Erlebnis existiert hat.

Die drei Bestgekleideten: Jani Liimatainen (l) und Markus Vanhala in ihren Lieblingshemden, metal.de-Autorin Angela im metal.de-Shirt.

Für unser INSOMNIUM-Interview geht es später in die Küche des Studios. Vielleicht ist das der Grund, wieso die beiden Markusse und Jani trotz ernster Fragen am Ende nur noch über Currywurst reden können. Nachdem mit den Interviews der offizielle Teil des Abends vorbei ist, klingt dieser gemütlich mit Sauna, Hot Tub und geselligem Beisammensein aus. Beim Sauna-Fotoshoot, den der britische Metal Hammer veranstaltet, fallen bei INSOMNIUM dann auch die letzten Hüllen. Jemand wirft den Grill an und es gibt einige weitere Leckereien. Aus der Gruppe, die sich zum Großteil an diesem Vormittag erst kennengelernt hat, ist eine eingeschworene Gemeinschaft geworden.

Insomnium-Gitarrist Ville Friman, EMP-Kollege Jan und metal.de-Autorin Angela auf dem Rückflug.

Gemeinsam wird deshalb auch zusammengeräumt, als es gegen 2:00 Uhr nachts Zeit wird, den Rückweg zum Hotel anzutreten. INSOMNIUM wohnen ein paar Tage im Studio und bleiben dort zurück, nur Ville fährt mit in die Stadt, denn er fliegt morgen mit uns zurück nach Helsinki. Die Küche, die trotz unserer besten Bemühungen einem Schlachtfeld gleicht, dürfen dann morgen wohl die Jungs aufräumen. Doch so ist das nun einmal, wenn man Leute zu sich nach Hause einlädt.

Nicht verpassen: Die von metal.de präsentierte INSOMNIUM „Tour Like A Grave“ mit THE BLACK DAHLIA MURDER und STAM1NA.

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Quelle: Insomnium, Century Media
02.09.2019

headbanging herbivore with a camera

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