Inside The Wire
Interview mit Markus Wosgien
Special
The Dark Site geht hinter die Kulissen – die Interviewreihe „Inside The Wire“ widmet sich einigen Tätigkeitsbereichen im Musik- bzw. Metalbusiness, von denen der Fan normalerweise nicht allzu viel mitbekommt. Also versuchen wir mit einigen interessanten Interviewpartnern Licht in dieses Dunkel zu bringen!
Natürlich darf an dieser Stelle nicht der Marktführer in Sachen Metal fehlen: das Donzdorfer Label Nuclear Blast. Als Interviewpartner konnten wir hier Promoter Markus Wosgien gewinnen, der einigen sicher schon durch seine Zeit bei Last Episode, seine schreiberische Tätigkeit beim Metal Heart, EMP oder seinem eigenen Magazin Circle Of The Tyrants bekannt sein dürfte. Markus ist 26 Jahre alt und wohnt in Schwäbisch Gmünd/Bargau. Falls einige nach diesem Interview Fragen an ihn haben sollten, ist er unter wosgoroth@t-online.de zu erreichen.
Fangen wir doch mal ganz von vorne an. Wie kamst Du überhaupt zum Metal?
Das ist eine Frage, wo ich sehr weit ausholen muss. Seit ich ein kleines Kind war, war Musik wichtig für mich. So hab ich mir schon im zarten Alter von acht Jahren vom Taschengeld u.a. Alben von den Scorpions oder Queen erstanden. Den Metal hab ich schliesslich durch meinen Cousin entdeckt, der eines Sommers „Metal Heart“ von Accept durch die Boxen jagte, was mir im Ohr blieb und ich schliesslich zu Weihnachten 1985 von meiner Schwester die „Live in Japan“ bekam. Ab dem Zeitpunkt, ich war damals neun, kaufte ich mir jeden Metal Hammer und damit auch Alben von Stormwitch, Helloween, Sinner etc. Ich war gleich von Beginn an ein echter Fan, begann auch Fanzines zu kaufen und sparte wirklich jeden Pfennig für eine neue LP. Mir haben es damals vor allem die deutschen Bands angetan, egal welche Richtung. Mit 13 durfte ich schliesslich auf mein erstes Metal-Konzert, das war ein legendärer Auftritt von Stormwitch vor über 2.000 Leuten bei uns in der Nähe. Im April 1992, da wurde ich gerade 16, erschien dann schließlich die erste Ausgabe meines Fanzines Troubadix und das Schicksal nahm seinen Lauf.
Wie kommt man eigentlich auf die Idee für ein Label zu arbeiten?
Da ich ein sehr fanatischer Metal Fan war und bin, bestellte ich auch Demos oder kaufte mir Live-Tapes meiner Faves. Dadurch lernte ich Karsten Jakob kennen, der im selben Ort wie ich wohnte, zehn Jahre älter war und ebenfalls für den Metal lebte. Karsten arbeitete wenig später bei Nuclear Blast und als ich mit der Schule fertig war und bis zu meiner Lehre noch ein Jahr Zeit hatte, besorgte er mir einen Job im Mailorder von Nuclear Blast. Das war für mich schon damals ein Traum, denn in den sieben Monaten die ich damals bei Blast arbeitete, konnte ich unter anderem noch bei den 1. Nuclear Blast Festivals (Amorphis, Dismember u.a.) als zweiter Merchandiser mitfahren und eine Compilation-CD via Blast veröffentlichen worauf ich zwölf unsigned Newcomer featurte. Das Album hieß „After The Sepulture“ und enthielt damals unbekannte Bands wie Haggard, End Of Green, Diesbelief, Black Abyss, Crack Up u.a. Danach begann ich eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten, die ich jedoch nach knapp zwei Jahren kündigte und bei Last Episode (damals noch Last Epitaph) einstieg. Mit Last Episode hatte sich Karsten Jakob damals selbständig gemacht und da ich lange schon mit ihm befreundet war, bekam ich seinen Zuschlag die Promo zu machen. Das war eine schöne Zeit, in der wir u.a. Bands wie Graveworm, Mystic Circle, Haggard oder Brainstorm gross gemacht haben. Man kann im Grunde sagen, dass ich Glück hatte und meinen Label-Einstand dem Karsten zu verdanken habe.
Mit welchen Vorstellungen hast Du diesen Beruf gewählt und was ist von ihnen übriggeblieben?
Da ich in all der Zeit weiter meine Fanzines veröffentlichte und bei Magazinen wie dem Horror Infernal, Iron Pages oder Black Mass mitschrieb, bekam ich ja sehr viel von der Pressearbeit mit, damals eben aus der anderen Richtung. Ich hatte ungefähr meine Vorstellung wie Promotion aussehen muss und erarbeitete mir das Wissen dazu im Grunde selber. Das war aber das spannende und reizvolle an dem Job. Man ist täglich mit Metal konfrontiert, arbeitet mit den Bands und den Medien, woraus sich auch viele Freundschaften entwickelten. Die Vorstellung bzw. das Ziel des Promoters ist es im Grunde immer seine Band nach vorne zu bringen, erfolgreich zu machen und sie zu etablieren. Das Ziel hab ich heute noch, auch wenn viele Bands bei Nuclear Blast längst etabliert sind und beinahe Selbstläufer sind. Dennoch will man sie immer grösser machen, andere Metiers erschliessen und neue Kontakte aufbauen. Die neuen Alben von In Flames und HammerFall scheinen z.B. beidesmal die bislang erfolgreichsten der Band zu werden, was in der heutigen Zeit fast schon ein kleines Wunder ist. Mich motiviert meine Arbeit jeden Tag auf’s Neue, man kann sich ausleben und die Früchte entsprechend ernten. Man kann also sagen, dass sich meine Vorstellungen alle erfüllt haben bzw. immer weiter ausbauen.
Wie kamst Du zu Nuclear Blast?
Als ich 1995 für Nuclear Blast arbeitete, kam ich wie gesagt durch Karsten Jakob bei ihnen rein. Dadurch, dass ich immer noch zusätzlich im journalistischen Bereich tätig war, bestand jedoch immer Kontakt zu einigen Leuten der Firma. Eine Woche vor Weihnachten 2001 war ich schliesslich für ein Immortal-Interview im Metal Heart bei Nuclear Blast und unterhielt mich anschließend mit dem A&R Andy Siry über diverse Dinge, allerdings nicht über einen Job. Einen Tag später klingelte mich Andy jedoch morgens um acht raus und fragte mich, ob ich mir grundsätzlich vorstellen könne bei Blast zu arbeiten. Etwas verdutzt sagte ich ja, erfuhr aber nichts genaueres. Einige Stunden später erhielt ich einen erneuten Anruf und wurde abends zum Vorstellungsgespräch geladen. Da mein Vorgänger Eddy gekündigt hatte suchte man einen neuen Mann in der Promotion Abteilung; ich konnte ehrlich gesagt alles auf die Schnelle noch gar nicht fassen. Nach dem Vorstellungsgespräch bekam ich den Zuschlag und war selbst natürlich überwältigt von allem was da innerhalb eines Tages passierte. Mir war ehrlich gesagt schon etwas mulmig als ich meine Bands zugewiesen bekam und dabei unter anderem Manowar, HammerFall, In Flames, Helloween, Sinner etc. lesen musste. Ich traf mich jedoch mehrmals mit meinem Promo-Kollegen Jaap Wagemaker und sprach alles durch, so dass ich einen Monat später zwar aufgeregt, aber doch sehr sicher starten konnte. Glücklicherweise lief von Beginn an alles prima; Manowar sahnten auf kompletter Ebene ab und durch sie lernte ich sehr, sehr viel. Mittlerweile könnte ich ohne den Job gar nicht mehr leben, der fast schon zur Lebensaufgabe geworden ist. Ich schätze das Label sehr, habe grossen Respekt vor unserem Chef und habe ein super Verhältnis zu allen Kollegen. Es macht verdammt Spass in Donzdorf zu arbeiten, da alle an einem Strang ziehen und keiner einen Egotrip auszuspielen versucht.
Du warst vorher bei Last Episode. Warum hast Du da aufgehört und inwieweit unterscheidet sich die Arbeit für die beiden Labels?
Die Frage ist leicht beantwortet. Zu dem Zeitpunkt als ich das Angebot von Nuclear Blast bekam, stand es um Last Episode und dessen Zukunft alles andere als rosig. Viele Bands wie Haggard, Mystic Circle, Suidakra, Brainstorm oder Stormlord wechselten zu anderen Firmen und finanziell ging es Last Episode immer schlechter. Da nicht einmal Karsten wusste, wie es weitergehen soll und kann, respektierte er meinen Entschluss bei Nuclear Blast einzusteigen, was für mich definitiv die beste und einzige Entscheidung war. Ich bin im Januar 2002 gegangen, danach gab es keinerlei weitere Veröffentlichungen mehr – obwohl noch einige sehr gute Alben von Gardens Of Gehenna, The Bloodline oder Ad Inferna anstanden, finanziell aber nicht mehr machbar waren. Bei Last Episode arbeiteten wir mit kleinen Bands, es war ein Underground Label mit Mailorder. Es galt die Bands aufzubauen und sie langfristig zu etablieren. Im Black Metal Underground war es sicherlich eines der führenden Labels, die Arbeit aber auch sehr limitiert, da selten grosse Budgets da waren. Nuclear Blast ist eine bestehende, sehr grosse Maschinerie, an der allein in Donzdorf über 50 Leute arbeiten. Es ist alles besser bzw. perfekt organisiert. Der Aufwand ist zwar sehr viel grösser, aber im Grunde arbeitet man weiterhin direkt mit der Presse, Funk und Fernsehen zusammen. Im Falle von Blast erstreckt sich das auf die ganze Welt, während wir bei Last Episode in erster Linie auf Deutschland limitiert waren und im Ausland nur sehr wenig ging. Bei Nuclear Blast arbeiten wir Hand in Hand mit allen unseren Auslandsvertrieben, haben ausländische Promoter in einigen Key-Ländern sitzen, sind organisiert und arbeiten eben noch gründlicher und intensiver. Es erscheint jeden Montag eine neue CD aus dem Hause Nuclear Blast, da kann man sich vorstellen welche Arbeit dahinter steckt.
Gib mal eine genaue Berufsbezeichnung.
Ich selber bin Promoter, arbeite also direkt mit Band und Presse zusammen. Ich versende die Promo-CDs und organisiere anschliessend die Interviews für die Bands. Das beginnt meist mit Listening-Sessions und Studio-Reportagen, geht weiter mit Promotrips und endet dann in Tourneen. Im Grunde ist man für jede Band 12 Monate im Jahr am Start, da es immer Events gibt, wo man in Punkto Presse etwas machen kann. Schliesslich ist es immer das Ziel eine Band lange in der Presse zu halten. Zusätzlich bin ich für die TV-Promo zuständig, sprich ich versuche in Deutschland bei MTV, Viva und Co, sowie im Ausland unsere Clips zu plazieren. Im Falle von Manowar arbeiteten wir jedoch noch mit einer freiberuflichen TV-Promoterin zusammen, da der Aufwand um die Band natürlich gigantisch ist. Ansonsten schreibe ich jegliche Bandinfos, Werbetexte, kümmere mich um die Reviews & Interviews im Katalog uva. Es ist ein weites Gebiet, das täglich für Überraschungen sorgt. Während meiner Zeit bei Nuclear Blast habe ich jedoch noch eine Ausbildungzum Musikkaufmann bei der Ebam gemacht, um rundum über alle Bereiche der Branche Kenntnisse zu haben.
Wie sieht der typische Tagesablauf eines Promoters aus?
Einen typischen Ablauf gibt es im Grunde nicht, da täglich neue Aufgaben anfallen auf die man flexibel reagieren muss. Man beginnt aber natürlich mit dem Beantworten von e-mails, ich achte dabei darauf, dass jeder sofort eine Antwort bekommt und alles Notwendige sofort erledigt wird. Man ist oftmals unterwegs, begleitet die Band auf Promotrips oder organisiert Listening-Sessions, ist auf vielen Konzertes, Festivals etc. Alle 1-2 Wochen gibt es ein neues Mailing an Vertriebe und Presse; sprich es gibt jeden Tag andere Dinge zu tun, die im Vordergrund stehen.
Was macht Dir am meisten Spass, was am wenigsten?
Mir macht der Job an sich Spass, natürlich auch das Umfeld bei Nuclear Blast. Es ist schön für seine Lieblingsbands zu arbeiten und zu erkennen, dass man sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Ich merke das vor allem im Moment sehr stark, da ich privat eine Menge Probleme habe, wie wichtig der Job mir ist und wieviel er mir bedeutet. Am meisten Spass macht natürlich aber auch die Arbeit ausser Haus, sprich wenn Listening-Sessions etc. anstehen. Allein in den zehn Monaten wo ich bislang bei Nuclear Blast arbeitete, konnte ich mit HammerFall nach Teneriffa, zu In Flames nach Göteborg oder zu Anthrax nach London, sowie viele TV-Geschichten bei Viva oder Top Of The Pos mit Manowar machen. Es ist schön, mal raus zu kommen und direkt vor Ort mit den Bands zu arbeiten. Sicherlich ist das mit viel Arbeit und Organisation verbunden, die nimmt man jedoch sehr gerne in Kauf. Es gibt wenige Dinge, die mir nicht gefallen, denn ein Mailing ist beispielsweise sehr zeitintensiv, aber notwendig. Es tut gut, wenn man morgens aufsteht und richtig Bock auf seinen Job hat; und zufrieden ist wenn man Abends nach Hause kommt und schon wieder neue Ideen ausspinnt.
Hast Du nebenbei noch andere Tätigkeiten im Metalbereich? Was ist eigentlich aus Deinem Magazin „Circle Of The Tyrants“ geworden?
Ich konzentriere mich im Grunde schon auf den Promo-Job bei Nuclear Blast, denn der endet ja nicht nach acht Stunden, sondern geht oft abends oder an Wochenenden weiter. Das hat für mich die oberste Priorität. Da ich aber auch schon immer ein Schreiber war, mache ich diese Tätigkeit in meiner Freizeit weiter. Ich schreibe seit der ersten Ausgabe beim Metal Heart, ausserdem seit rund zwei Jahren bei EMP. Mir würde etwas fehlen, wenn ich das nicht mehr machen würde, da ich gerne neue Bands entdecke und meinen persönlichen Musikgeschmack auch nicht limitiere. Reviews zu schreiben, hat was für sich, das mache ich seit mehr als zehn Jahren. Was das Circle Of The Tyrants betrifft, so gab es insgesamt drei Ausgaben und das Mag ist damals stetig gewachsen, am Ende hatten wir eine Auflage von 4.000 Stück. Ich hätte mich also fast schon selbständig damit machen können, wagte den Schritt jedoch nicht und war damals bereits bei Last Episode beschäftigt. Die vierte Ausgabe war komplett fertig geschrieben, aber leider schaffte der damals vorgesehene Layouter es nicht, das Mag zu layouten. Als es bereits acht Wochen bei ihm war, sagte er mir dass er es nicht machen kann. Die Texte waren damit veraltet und mir fehlte dann die Motivation, nochmals ganz von vorne anzufangen; nicht zuletzt da auch der Job bei Last Episode immer mehr Zeit bedurfte. Tja, so ist das leider gestorben, allerdings hat sich aus der Asche heraus dann das Metal Heart gebildet, das jedoch einen andere Schiene fahren sollte. Dort schreibe ich bis heute mit und will daran auch nichts ändern.
Hat sich Deine Sichtweise hinsichtlich der Musik geändert, seitdem Du mit vielen Musikern Kontakt hast?
Im Grunde nicht. Das fanatische Fan-Dasein hat sich natürlich geändert, auch wenn ich mir heute noch viele Scheiben selber kaufe, Vinyl sammle und gern auf Konzerte gehe. Aber ich höre Musik noch genauso intensiv wie früher. Man entdeckt immer wieder eine Band für sich und hört sich auch neue Alben oft und lange an. Es ist aber schon ungewohnt auf einen Schlag mit Acts wie Helloween oder Manowar zu arbeiten, wo man früher selbst in der ersten Reihe stand und lauthals jeden Klassiker mitgegröhlt hat. Ich verbinde das dann und arbeite mit den Bands an ihrer Zukunft, bringe dabei meine Ideen als Fan und zuständiger Promoter mit ein. Ich hatte mit Michael Weikath (Helloween) darüber erst sehr lange und intensive Gespräche, die mich dazu bringen noch gezielter, härter und innovativer zu arbeiten. Aber ich höre die Musik ansich noch genauso intensiv. HammerFall muss bei voller Lautstärke im Auto sein und zu Lacrimosa leg ich mich dann ins Bett und mach einfach die Augen zu. Solche Gewohnheiten sollte man nicht ändern.
Dein Kommentar zum Musik-Buisness?
Der Metal Bereich besteht im Grunde ja aus einer eigenen Gemeinde, vor und hinter den Kulissen. Der Bereich ist strukturiert und durchorganisiert. Jedes Land hat seine Magazine und Fanzines, Labels und Vertriebe. Es funktioniert und ist überschaubar, was im Pop-Metier natürlich grösser und unübersichtlicher ist. Sicherlich gibt es auch im Metal Bereich eine Menge Wichtigtuer und Blender, aber glücklicherweise gibt es sehr viele Idealisten, die zwar auch Geschäftsmann sind, aber mit denen einen derselbe Urgedanke verbindet. Dem Musikbuisness geht es allgemein sehr schlecht im Moment, aber der Metal-Sektor bleibt glücklicherweise relativ stabil. Mir gefällt das Musik-Buisness, ich fühl mich wohl darin. Allerdings schalte ich auch mal ab und lebe mein Privatleben, in meiner Umwelt und mit meinen Freunden.
Wie siehst Du die Zukunft der Musikindustrie?
Allgemein wird sie es schwierig haben, solange sie das Download-Problem nicht in den Griff bekommt, das wirklich für enorme Einbußen in den Kassen der Musikindustrie gesorgt hat. Darunter leidet jedoch auch der Künstler, dem nicht mehr die gewaltigen Summen zur Verfügung stehen, um sein Produkt entsprechend zu produzieren und zu vermarkten. Es trifft in erster Linie die Majors, der Single und Compilation-Markt ist ja bereits komplett eingebrochen. In der Metal-Branche geht es glücklicherweise noch nicht so drastisch zu, da der Fan noch Wert auf ein Original-Produkt legt, seine Faves live sehen will und sich auch darüber informiert. Bei Nuclear Blast geht die Erfolgskurve glücklicherweise jährlich noch weiter nach oben, weshalb ich mir hier keine Sorgen machen muss. Wir haben zum Glück ein sehr kreatives Team, dass grossen Wert auf die Verpackung einer CD legt. Schau die limitierten Erstauflagen von Manowar, HammerFall oder Immortal an, die kommen zum VÖ und jeder hat die Möglichkeit etwas Einzigartiges zu bekommen, wenn er schnell zugreift. Später gibt es immer eine Normal-Version, aber selbst die gestalten wir meist sehr aufwendig im Digi-Pack oder mit einem hochwertigen Booklet, PC-Bonus Material etc. Der Fan bekommt value for money und so wird es dem Metal-Markt weiterhin gut gehen. Sicherlich kommen mittlerweile auch neue Medien ins Spiel, wie die DVD, wo Nuclear Blast ebenfalls vorne mit dabei ist. Dimmu Borgir hatten die wohl aufwendigste Verpackung einer Musik-DVD überhaupt, wir veröffentlichen Audio-DVDs, SACDs oder Mini-DVDs. Es wird sehr interessant werden; der Fan kann sich auf alle Fälle auf viel Qualität freuen. Nur so kann man die Konsumenten zum Kauf einer vollen CD bewegen und nicht zum Download.
Was würdest Du jemandem raten, der sich für diesen Job interessiert? Welche Qualifikationen sollte man mitbringen?
Man muss schon verrückt genug dazu sein und im Grunde weiterhin Fan bleiben. Man sollte kreativ sein, sehr flexibel und möglichst auch organisiert. Man kann sich keine Fehler erlauben und darf keinen 8-Stunden Tag erwarten. Im Grunde ist dieser Job zumindest in meinen Augen eine Lebenseinstellung, die man haben muss und nicht erlernen kann. Letztendlich bekommt man seine Erfahrung dadurch, dass man es tut und mit jeder Situation lernt. Man darf nie aufhören sich neue Ziele zu stecken, sollte immer motiviert sein und den Metal einfach lieben. Ansonsten kann ich nur jedem empfohlen, der ernsthaft einen Einstieg machen will, die Seminare der Popstiftung zu besuchen, oder ebenfalls eine Ausbildung zum Musikkaufmann bei der Ebam zu machen. So bekommt man einen kompetenten Einblick in alle Bereiche und kann sich dabei auf bestimmte Gebiete festlegen. Die Musikbranche ist sehr gross, für Leute mit Herzblut ist da immer Platz.
Mit welchem Eurer „Künstler“ arbeitest Du am liebsten zusammen und warum?
Da gibt es eine Menge. Grundsätzlich sind mir bislang alle ein wenig ans Herz gewachsen, der eine mehr, der andere weniger. Ob man auf einer Wellenlänge ist, merkt man schnell. Im Grunde muss man mit allen produktiv und vernünftig arbeiten können, wenn man sich darüber hinaus noch sehr gut versteht ist dies der Optimalfall. Da ich ein eher ruhiger Typ bin, der aber auch mal gerne feiert, ergibt sich dies meist sehr schnell. Die Zusammenarbeit war bislang mit allen Bands sehr gut, besonders klasse war es beispielsweise mit HammerFall. Die Jungs sind zuverlässig und machten jeden Interview-Marathon mit, den man ihnen vorsetzte. Man bekommt auf alles sofort Auskunft und kann sich blind auf sie verlassen! Oscar hat einen sehr ähnlichen Musikgeschmack und mit Stormwitch haben wir beide dieselbe Lieblingsband, wir verstehen uns sehr gut. Auch die Arbeit mit Manowar war beeindruckend und ich möchte keinen Moment mit ihnen missen, das waren Erlebnisse die man wirklich nur einmal macht. So gibt es zu jeder Band Verbindungen auf seine Art. Eine sehr schöne Zeit haben wir z.B. immer mit den Jungs von Prime sth, die wir alle sofort ins Herz geschlossen haben. Mat Sinner ist mein Arbeitskollege, ich betreue Sinner als Band und wir schätzen uns ebenfalls sehr. Somit kann ich wirklich sagen, dass ich mit allen sehr gerne arbeite.
Warum sollte jeder unserer Leser mindestens eine Nuclear Blast-CD zu Hause im Regal stehen haben?
Weil er sonst einige schöne Momente nicht erleben darf! Es gibt jede Menge hervorragender CD¹s die ich empfehlen könnte und die ich selber sicherlich auch auf ne einsame Insel mitnehmen würde. Eines der unzähligen Blast Alben, die ich als Pflichtkauf bezeichnen würde ist das grandiose „Tales From The Thousand Lakes“-Album von Amorphis. Ich hab mir seit damals geschworen, dass das Intro einmal auf meiner Hochzeit laufen wird. Das ist für mich auf jeden Fall eine CD, die jeder im Schrank haben sollte. Alle anderen haben sich eh‘ „Warriors Of The World“ von Manowar gekauft! Ich denke auch, dass sicher jeder Metal Fan bereits eine Blast CD besitzt, da wir Metal jeglicher Stilrichtung featuren und in allen Bereichen führende Bands haben. Nimm Dimmu Borgir im Black Metal Bereich, deren aktuelle CD ich definitiv als bestes Black Metal Album aller Zeiten bezeichnen würde. Im Death Metal haben wir u.a. In Flames und Hypocrisy, im Gothic The Kovenant und Therion und im Metal Lager fang ich erst gar nicht an. Mit Rebelution Entertainment haben wir zudem noch ein Sublabel, wo u.a. die Prime sth CD „Underneath The Surface“ erschien, die ich jedem Alternative-Fan ans Herz lege.
Wie sehen Deine persönlichen Ziele und die des Labels aus?
Meine persönliche Ziele sind es selber noch besser zu werden, noch mehr Wissen zu erarbeiten und natürlich mit dem Label zusammen noch weiter zu wachsen. Für 2003 stehen die neuen Alben von Sinner, Stratovarius, The Kovenant, Dimmu Borgir, Anthrax, Therion und Helloween an – das sollte schon alles sagen. Es gibt eine Menge hochwertiger Alben, mit den Apokalyptischen Reitern und Graveworm zudem zwei erstklassige Newcomer Acts. Mit einigen Bands stehen wir in Verhandlung, es wird also auf alle Fälle sehr heiss werden. Ich denke, dass wir künftig noch mehr DVD-VÖs haben werden und wie schon erwähnt auch mit anderen Formaten arbeiten werden. Im Grunde ist der Erfolg und der Wachstum ein stetiges Ziel.
Deine momentane Nicht-Label Top 5?
Das wären zum einen die neue Paradise Lost, die nach mehrmaligen Hören immer besser wird und einige Hammersongs hat. Dann kenn ich die Axenstar-CD mittlerweile auswendig. Klingen zwar stark nach Stratovarius, sind aber saugut. Werden garantiert nie bekannt, aber kann ich jedem Power Metal Fan empfehlen. Dann das Debut von 30 Seconds To Mars, ganz eigenwilliger Nu Rock/Alternative Sound, der zumindest mich absolut begeistert hat. Einmal mehr mag ich die neue Scheibe von Madder Mortem, auch sie werden nie wirklich bekannt werden, spielen aber einen solch gewaltigen und eigenständigen Sound, das haut mich um. Dann noch das neue Stormwitch Album „Dance With The Witches“, mit einigen Hammersongs. Ist eine meiner ewigen Faves, deshalb bin ich froh dass sie wieder etwas machen.
Zu guter Letzt: Hast Du vor, diesen Job zu machen, bis Du alt und grau bist?
Wenn die Möglichkeit dazu besteht dann sicherlich ja. Ich bin sehr glücklich und zufrieden bei Blast, weshalb ich mir nichts anderes vorstellen kann. Von daher wird es sicherlich noch viele Jahre in dieser Form weitergehen. Ansonsten spinnt jeder irgendwelche Ideen für sich durch, so würde ich gerne mal ein Buch schreiben, sei es über Musik oder andere Dinge. Aber dazu lass ich mir vielleicht doch Zeit, bis ich dann alt und grau bin.