Ein Metalmärchen
Im Reich der Musik
Special
Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll, entscheide mich aber das Land zu betreten, das zumindest auf den ersten Blick einladender wirkt, als die düstere Umgebung, in der ich zu mir gekommen bin. Auf der anderen Seite der Brücke erstreckt sich eine hellgrüne Graslandschaft mit Bäumen und Blumen in allen Farben, die man sich nur vorstellen kann. Vögel zwitschern, Schmetterlinge und Bienen, hier und da eine Hummel, fliegen umher. Alles riecht intensiv süßlich, aber nicht nur nach den Blumen, die dort wachsen, sondern gleichzeitig wie schweres Parfum und frisch gebackener Kuchen. Ich folge dem Pfad aus rosafarbenen Steinen und bleibe ruckartig stehen, als ich ein Geräusch höre. Singt da etwa jemand? Ich versuche festzustellen, aus
welcher Richtung es kommt und bewege mich langsam darauf zu. Ich verlasse den Weg und bewege mich so leise, wie ich kann, zwischen den Bäumen nach rechts. Als ich näherkomme, beginne ich die gesungenen Worte zu verstehen.
„I got the eye of the tiger, a fighter, dancing through the fire, ´cause I am a
champion and you’re gonna hear me ROAR“.
Ich betrete eine Lichtung und traue meinen Augen nicht. Ein goldener Tiger und ein lilafarbener Löwe stehen sich gegenüber, umkreisen sich und keine Sekunde später sehe ich, wie der Tiger sein Maul öffnet und seinen Gesang fortsetzt „Louder, louder than a lion, cause I am a champion and you’re gonna hear me ROAR“. Der Löwe antwortet nicht und beginnt nur unterwürfig seinen Schwanz einzuziehen und den Kopf zu senken. „Was zur Hölle?!“ Ich schlage mir erschrocken die Hände vor den Mund, was natürlich nachträglich auch nichts mehr rettet. Der Tiger dreht seinen Kopf ruckartig zur Seite und schaut mich mit funkelnden Augen an. Er hat aber nicht mehr das Gesicht eines Raubtiers, sondern das einer Frau, die mich angriffslustig anschaut und dann erneut ihren Gesang anstimmt. Reflexartig beginne ich zu flüchten, erreiche den rosafarbenen Steinweg und folge ihm, so schnell mich meine Füße tragen. Ich renne so lange, bis ich schließlich vor Erschöpfung zusammenbreche. Nachdem ich wieder halbwegs zu Kräften gekommen bin, schaue ich mich um und entdecke in der Ferne graue Felsen. Sie wirken im Vergleich zu der bunten Graslandschaft erfrischend trostlos. Ich stehe auf und laufe in ihre Richtung.
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