Hypnos
Der Listening-Bericht zu "The Blackcrow"

Special

Vor drei Jahren kamen die Tschechen HYPNOS mit ihrem Konzeptalbum „The Whitecrow“ daher, in dessen Story ein Protagonist unter seinem im Aufzug eines Pestarztes auftretenden Alter Egos „Whitecrow“ mit Positivität gegen die Pest in Form von Animosität unter den Menschen angehen wollte. „Get Inspired By The Light“ und so. Gemessen an dem, was nun in Form des kommenden sechsten Studioalbums „The Blackcrow“ folgt, dürfte das wenig Erfolg gehabt haben, denn mit ihrem neuen Album, das am 30. Oktober via Einheit Produktionen erscheinen wird, setzt sich die Geschichte deutlich finsterer fort.

HYPNOS lassen im Oktober „The Blackcrow“ von der Leine

Wir hatten die Möglichkeit, vorab in das Album reinzuhören und liefern euch nun den Track-By-Track-Bericht über das, was euch erwartet. Die Reihenfolge der aufgeführten Tracks versteht sich vorbehaltlich Änderungen, aber genug geredet: Hier kommt die Vorab-Analyse.

Hypnos - The Blackcrow

1. Vox Irae
Das Album beginnt wieder mit einem gesprochenen Intro (wieder gesprochen von Paul Speckmann?), in dem das Konzept von „The Blackcrow“ vorgestellt wird. Es handelt sich um die Fortsetzung von „The Whitecrow“ und kündigt sich bereits als das desillusionierte, düstere und aggressivere Gegenstück des Vorgängers an…

2. The Blackcrow
… und der Titeltrack legt diese Karten direkt auf den Tisch. HYPNOS klingen auf „The Blackcrow“ deutlich finsterer und bösartiger als auf dem Vorgänger, setzen mehr auf dezent angeschwärzten Death Metal, der immer noch in der alten Schule verhaftet ist. Abwechslung wird dennoch groß geschrieben, sodass der Song souverän und ohne Anzeichen von Ermüdung nach vier Minuten über die Ziellinie geht.

3. Afterlife Disillusion
Mit „Afterlife Disillusion“ rollt der erste große Hit der Platte heran, signalisiert durch packende, leicht melancholische Melodien. Das Managment des Tempos ist hier ebenfalls gelungen. Angefangen von Blastbeats über die Midtempo-Parts fahren HYPNOS zwar keine revolutionären Geschütze auf, aber sie funktionieren eben, auch dank straff gezogener Grooves und der abwechslungsreichen, gutturalen Gesangsdarbietung von Sänger Bronislav Bruno Kovařík.

4. Dawn Of The Halcyon Age
Jetzt packen sie den ersten, fetten Midtempo-Stampfer aus. „Dawn Of The Halcyon Age“ poltert mächtig und stimmungsvoll durchs Gemüse, inklusive einem hervorragendem Gitarrensolo mit anschließendem Uptempo-Part, dessen ominöse Melodien wie alles bei den Tschechen einfach aber effektiv ausfällt.

5. Plunged Into Cacophony
Ähnlich wie „Afterlife Disillusion“ beginnt „Plunged Into Cacophony“ mit finsterem Geboller, dessen Melodieführung jedoch etwas dramatischer ausfällt und das der Song im weiteren Verlauf noch einmal aufgreifen wird. Zwischendrin verwandelt sich der Track jedoch in einen schleppenden Midtempo-Stampfer, dessen Riffs bisweilen die bislang deutlichste Anschwärzung erfahren, zumindest was deren Gehalt auf „The Blackcrow“ im Allgemeinen angeht.

6. Vae Victis
Der bislang aggressivste Song der Platte steht in Sachen Anschwärzung seinem Vorgänger in nichts nach, unterfüttert diese nun aber mit einem Mehr an Aggression und Tempo, sodass „Vae Victis“ direkt einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Midtempo-Einschübe setzen die Blastbeats schön in Kontrast, ohne den Dampf vom Kessel zu nehmen. Der schleppende Abgang mit seinen dramatischen Melodien fügt sich nebst schickem Gitarrensolo erstaunlich geschmeidig an, sodass der Song mühelos zu einem weiteren Highlight heranwächst.

7. Culte De La Raison
„Culte De La Raison“ nimmt sich ein bisschen vom schleppenden 6/8-Momentum mit, mit dem der Vorgänger ausgeklungen ist, und nutzt dieses als Grundlage für einen stimmungsvollen Stampfer, dessen Gitarrenlead zu Beginn ein bisschen so klingt, als wollten HYPNOS einen finsteren, sinistren Blues spielen. Dazu gesellen sich Lyrics, die Martin Luther King ziemlich deutlich referenzieren.

8. Liquid Sands
Hier stampfen die Tschechen besondes genüsslich im schleppenden Midtempo umher, dass es eine wahre Freude für Groove-Enthusiasten ist. „Liquid Sands“ drückt dabei zeitweise derart heavy, dass man wie von selbst mitnickt. Hier klingt das Gegrunze von Kovařík noch einmal eine Nummer fieser, was zu dieser Midtempo-Walze passt, die mit wenn auch sehr leichter, orientalischer Note versehen daherkommt. Die fast epischen Licks, die zum Ende des Tracks ertönen, sind da das Sahnehäubchen eines durchweg gelungenen Tracks.

9. In Grief
Der mit über neun Minuten mit Abstand längste Track der Platte „In Grief“ gestaltet sich langsam, fast Doom-artig und mit geflüstertem/gehauchtem Gesang im Wechsel mit der deutlich explosiver vorgetragenen Hook. Der Song stampft längst nicht so heavy wie andere der langsameren Cuts der Platte und winded sich eher stimmungsvoll durch seine Spielzeit hindurch. Definitiv der Höhepunkt der Platte, was die Atmosphäre angeht.

10. In Blood We Trust
Zum Ende hin liefern HYPNOS den mit Abstand explosivsten Track der Platte, ein zweieinhalb-Minuten-Biest, das seinen Hörern die Birne abschrauben wird. Ähnlich wie bei „Vae Victis“ setzen die Tschechen hier auf das effektive Zusammenspiel von flotten Blasts und straff gezogenen Midtempo-Grooves, die aufgrund der kürzeren Spielzeit hier jeweils deutlich kondensierter und aggressiver daher kommen. Ein gelungener Abgang für die Platte!

HYPNOS liefern einen würdigen Nachfolger zu „The Whitecrow“

„The Blackcrow“ ist das düstere und bösartigere Gegenstück, das zerstörerische Alter Ego zum hoffnungsvollen „The Whitecrow“ – die Verderbtheit in den Herzen der Menschheit zwingt HYPNOS, zum Gegenangriff überzugehen. Und sie liefern! Qualitativ anschließend, dabei die Nase leicht vorne habend, macht „The Blackcrow“ schon jetzt einen guten Eindruck. Da darf man sich als Fan stimmungsvollen Death Metals, bei dem es nicht (immer) gleich auf die Zwölf geben muss, schon auf Ende Oktober freuen.

Get inspired by the dark!

Quelle: Einheit Produktionen, Bandfoto: Petr Salinger
24.09.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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