Hollenthon
Listening Session zu "Opus Magnum"

Special

Sieben Jahre sind vergangen, seit HOLLENTHON die Kritiker mit ihrem Meisterwerk „With Vilest Of Worms To Dwell“ ins Schwärmen brachten. Nun ist es endlich so weit, mit „Opus Magnum“ legen die Österreicher um Martin Schirenc endlich einen mehr als würdigen Nachfolger vor, der ihnen mit Sicherheit ähnliche Lobgesänge einbringen wird.

Einigen wenigen Schreiberlingen wurde „Opus Magnum“, sowie das Video zu „Son Of Perdition“, bereits am 14. März 2008 in den Dreamscape Studios München im Rahmen einer Doppel Listening Session mit TÝR von Martin Schirenc und Mike Gröger vorgestellt. Im Anschluss an die Präsentation beantworteten die zwei extra aus Wien Angereisten bereitwillig die aufgekommenen Fragen der anwesenden Berichterstatter.

Aufgenommen wurde „Opus Magnum“ in Martin Schirencs eigenem Studio. Das neue Album erweist sich unter anderem durch das Fehlen mittelalterlicher, folkloristischer Parts, wie sie für die vorangegangenen Alben HOLLENTHONs noch typisch waren, härter als die beiden Vorgänger. Martin Schirenc, der Komponist, Musiker und Produzent in sich vereint, ist es dabei gelungen, ein musikalisches Kunstwerk zu kreieren, welches von der ersten bis zur letzten Minute eine dem lyrischen Konzept entsprechende düstere Stimmung aufrecht zu erhalten vermag.

Inhaltlich ist „das ganze Album auf die heutige Zeit bezogen“ und thematisiert, eingebettet in die metaphorische Sprache der Bibel, „soziale Umstände, die Gefahr der Kriege die uns momentan drohen, alles Mögliche was die Weltgeschichte momentan prägt“, so Martin Schirenc.
Passend dazu wird „Opus Magnum“ nach außen durch eine Illustration Ralph Manfredas präsentiert, die einen „Engel im weitesten Sinne des Wortes“ (Martin Schirenc) zeigt. „Der schaut halt überhaupt nicht nett aus und ist überhaupt nicht so wie in der Kinderbibel. Denn wenn Du die Bibel liest, diese Barockengel sind ja eine Modegeschichte gewesen. Aber in der Bibel sind die Engel keineswegs nette Wesen. Wann immer der liebe Gott angepisst ist und was verwüstet, schickt er Engel. Also die haben ja eigentlich die Aufgabe alles nieder zu machen“ erklärt Martin bezüglich des Covers. Es soll jedoch kein religiöser Bezug hergestellt werden, denn „es geht um die Sprache die in der Bibel verwendet wird und die Bibel als historisches und literarisches Werk“.

„On The Wings Of A Dove“
Der Opener des „großen Werkes“ macht sofort klar, dass bei der Wahl des Albumtitels keineswegs Größenwahnsinn, sondern Realismus gewirkt hat. Treibende Violinen und ein gelungenes Zusammenspiel aus Gitarre und Keyboard leiten den Song ein, gefolgt von Black-Metal-Elementen, die wiederum das Feld für eingängigere Melodien frei machen.

„To Fabled Lands“
Eine sehr eingängige stampfende Melodie leitet den Song ein. Im Mittelteil werden traditionelle Metal-Elemente mit orientalischen Einflüssen vereint. Hier ist besonders der Bass auffällig, der Akzente setzt, statt einfach als Untermalung zu dienen. Zum Ende gewinnt die Finsternis Macht in den sagenumwobenen Landen und doomige Strukturen prägen den Schluss.

„Son Of Perdition“
Einer der kürzesten und eingängigsten Songs der Platte, zu d em ein sehr interessantes Video gedreht und bereits veröffentlicht wurde. Der Song ist besonders durch seinen sehr eingängigen Refrain und tanzbaren Rhythmus geprägt.

„Ars Moriendi“
Abgehackte Riffs, eine orientalische Melodieführung und Black-Metal-Einflüsse prägen diesen rasanten Song.

„Once We Were Kings“
Im fünften Song wird das Tempo wieder etwas zurück genommen. Das ruhige Intro bereitet auf den recht eingängigen Song vor. Klarer weiblicher Gesang, der insgesamt auf „Opus Magnum“ weniger vertreten ist als auf den beiden Vorgängern, wechselt sich mit Chorpassagen ab.

„Of Splendid Worlds“
Das Intro führt in doomige Welten mit epischen Choreinlagen, um dann von Power-Metal-Elementen abgelöst zu werden, die sich wiederum in Düsternis verlieren.

„Dying Embers“
Der vorletzte Song der Platte ist durch mehrere Stimmungswechsel geprägt und fällt durch eine klare Gesangseinlage Martin Schirencs auf.

„Misterium Babel“
Als die Töne des letzten Songs erklingen steigt meine Aufmerksamkeit noch einmal deutlich an. Denn obwohl schon bei einigen anderen Songs orientalische Stilmittel auftauchen, besticht „Misterium Babel“ durch einen unerwarteten Ausflug auf den indischen Subkontinent.
Sowohl der Frauengesang am Anfang des Songs als auch die Zwischengesänge werden in einer der vielen indischen Sprachen gesungen und erzeugen zusammen mit den indischen Instrumenten eine geradezu träumerische Stimmung. Damit wir jedoch nicht vergessen, dass wir gerade HOLLENTHON und keinem Bollywood-Soundtrack lauschen, werden die harmonischen indischen Klänge mit Metal-Elementen vereint. Ein spannender Kontrast, der diesen Song für mich zu einem der interessantesten Stücke auf diesem Album macht.

Des Weiteren enthält die Limited Edition von „Opus Magnum“ eine Coverversion des THE TEA PARTY Songs „The Bazaar“ und den bereits erwähnten Videoclip zu „Son Of Perdition“.

Das gerade „Son Of Perdition“ für ein Video ausgewählt wurde begründet Martin Schirenc damit, dass es einer der wenigen Songs ist, die noch unter fünf Minuten liegen und er leicht zugänglich ist. So können ihn auch „Leute hören die nicht unbedingt auf die super derbe Schiene abfahren, wenn er mal irgendwo gespielt wird“. Außerdem wollte Martin „unbedingt ein Video machen in dem getanzt wird und da hat sich der Song wieder angeboten, weil er sehr rhythmisch ist und auch vom Tempo tanzbar ist“.
Diesem Wunsch entsprechend wurde der Song von einem ehemaligen Solisten der Wiener Staatsoper choreografiert. Das Hauptaugenmerk des Videos liegt daher auf drei in weiß gekleideten Tänzerinnen der Wiener Staatsoper, die auf einer schlichten schwarzen Bühne die eigens entwickelte Choreografie umsetzen. Natürlich muss in einem Metal-Video auch gepost werden, und so präsentieren sich HOLLENTHON vor dem gleichen schlichten Hintergrund in guter Metal-Manier, während Elena Schirenc ihren Gesangspart mit einer Schlange in den Armen absolviert. Trotz wenig Zeit und Geld ist es gelungen ein Video auf die Beine zu stellen, das durch seine klare Bildsprache und die Tanzeinlagen besticht.

Live wird man sich dieses Jahr auf einigen Sommer-Festivals von HOLLENTHON überzeugen können und „wenn alles klappt könnte es sein, dass wir mit TÝR im Herbst 20 Shows in Europa spielen“ (Martin Schirenc). Bis es so weit ist, werden hoffentlich noch einige Konzerte den bisher recht kurzen Tourplan erweitern. An der Band wird dies jedenfalls nicht scheitern, denn HOLLENTHON „wollen spielen so viel [sie] können“.

07.04.2008

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