Herrn Møllers rumpelnde Underground-Obskuritäten
November 2015
Special
CHAOS ECHŒS – Re-Releases 2015
Death Doom Metal
Nuclear War Now! Productions
15.12.2015
Aus Frankreich und dem Umfeld von u.a. NECROWRETCH kommt das obskur-rumpelige Death-Doom-/Ambient-Drone-Projekt CHAOS ECHŒS, das vor seinem 2015er-Debütalbum „Transient“ bereits die Rehearsal-Demo „Parisian Sessions / Rehearsal I“, die EP „Duo Experience / Spectral Affinities“ sowie das Livealbum „A Voiceless Ritual“ herausgebracht hat. Diese drei Veröffentlichungen erfahren nun Vinyl-Re-Releases durch Nuclear War Now! Productions, die hier getrennt voneinander betrachtet werden sollen:
„Parisian Sessions / Rehearsal I“
4 Tracks | 39:35 Minuten
Die „Parisian Sessions / Rehearsal I“ bestehen aus den drei improvisierten Stücken „Funeral Free“, „Silencio Tomba“ und „Erratic“ sowie dem Song „Weather The Storm“. Damit klingt diese Rehearsal-Demo nicht nur (natürlicherweise) nach Proberaum, sondern auch vom improvisierten Material her recht chaotisch, aufgrund der doomig-schleppenden Herangehensweise aber nie undurchdringbar. Gesang gibt es nicht, dafür aber hier und dort Noise-artiges Arbeiten mit Gequietsche und Rückkopplungen. Insgesamt versprüht „Parisian Sessions / Rehearsal I“ einen sehr rauhen Charme und kann mit viel hörbarem Herzblut punkten. Mit dem nichtimprovisierten Stück „Weather The Storm“ gibt es obendrein einen sehr abwechslungsreichen Song, der seine Spannung nur langsam aufbaut, aber über die ganze Spielzeit hält. Toll.
„Duo Experience / Spectral Affinities“
5 Tracks | 37:39 Minuten
Auch die EP „Duo Experience / Spectral Affinities“ ist eine rein instrumentale Angelegenheit, die zwar auf dem Papier nicht improvisiert ist, in der gefühlt aber trotzdem sehr viel Spontaneität steckt. Der mehr als zehnminütige Opener „Occurence“ baut sich über dreieinhalb Minuten Ambient-Intro auf, bevor er zur Sache kommt, und verbleibt in den übrigen sieben Minuten in denselben Schemata – eher für Drone- und Ambient-Fans spannend. „Between Doors“ fügt dem Konzept Flamenco-artige Akustikgitarren hinzu, kommt damit aber leider nicht so richtig zum Punkt. Auch „The Elders“ und das Abschlussdoppel „Moving Soil / Sand“ und „Moving Soil / Dust“ bewegen sich eher in Drone-Gefilden. Muss jeder für sich wissen, ob man das braucht, aber bewusstseinserweiternde Substanzen könnten für den Genuss von „Duo Experience / Spectral Affinities“ von Nöten sein.
„A Voiceless Ritual“
5 Tracks | 44:30 Minuten
Das Livealbum „A Voiceless Ritual“ wirkt ebenfalls höchst spontan und improvisiert, kommt aber wieder etwas mehr zur Sache als die „Duo Experience / Spectral Affinities“-EP. (In der zweiten Hälfte des Openers „The Innermost Depths Of Knowledge“ gibt es sogar einen geraden Takt zu hören.) Der Sound ist auch hier – wie auf allen drei Re-Releases von CHAOS ECHŒS – sehr dumpf und unpoliert, was dem Ganzen eine Menge Charme verleiht … allerdings dürfte das für viele Leser aus dem Zielpublikum dieser Kolumne auch der einzige Reiz an diesen drei Platten sein. Die eigenwillige Mischung aus Death Doom, Impro-Show, Drone, Ambient und Noise ist zwar konzeptuell spannend, aber auch für „A Voiceless Ritual“ gilt: hart an der Grenze der Hörbarkeit, so interessant die Idee dahinter auch ist.
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