Herrn Møllers rumpelnde Underground-Obskuritäten
Mai 2016
Special
Herrn Møllers verspätetes Mai-Gerumpel
Entschuldigung, Entschuldigung – ja, Herrn Møllers rumpelnde Underground-Obskuritäten kommen diesen Monat später als sonst. Krankheit (kurz meinerseits, längerfristig kollegenseits), das neue metal.de-Outfit, verschiedene andere, wichtige Artikel … all das hat zu dieser Verzögerung geführt. Und dabei ist die Mai-Kolumne doch so kurz … wie Sie sehen, nur vier Seiten. Ja, der Mai beherbergte so manche richtig große Releases, dafür kam an kleineren Dingen nicht allzu viel rein.
Ja – einige größere und/oder richtig gute Black-, Death- und Doom-Metal-Veröffentlichungen kamen letzten Monat. Da wäre zum einen BEHEXENs neues Album „The Poisonous Path“, welches wieder einen Schritt zurück geht. Wer das letzte Album der Band etwas enttäuschend fand, der darf sich freuen, dass die Finnen wieder ein Stückchen mehr wie auf dessen Vorgänger „My Soul For His Glory“ klingen – allerdings trotzdem anders, noch wütender, noch heftiger. Und: „The Poisonous Path“ beinhaltet so ziemlich die beste Gesangsleistung, die der gute Herr Hoath Torog seit einiger Zeit gezeigt hat. Wem das an Finsternis noch nicht genug ist, der darf sich am neuen NARVIK-Album „Ascension To Apotheosis“ ergötzen, welches bei den Berliner Black-Metal-Experten Folter Records erschienen ist und um einiges finsterer klingt als der Erstling der Band. Des Weiteren dürfen Black-Metal-Freunde ruhig das neue GLORIOR BELLI-Album „Sundown (The Flock That Welcomes)“ antesten oder bei den griechischen Debütanten ISOLERT reinhören, deren Album „No Light, No Hope… Only Death“ seinem Titel durchaus entspricht. (Übrigens habe ich Bandkopf Nick vors Mikro gezogen und ihm ein paar Fragen gestellt: ISOLERT im Interview.)
Und dann sind uns noch zwei wirklich hervorragende Releases der vergangenen Monate entgangen: UADAs „Devoid Of Light“ sowie TOTAL HATEs „Lifecrusher – Contributions To A World In Ruins“ (beide über Eisenwald Tonschmiede erschienen) sind irgendwie unter dem metal.de-Radar durch geflogen … Kollege Wischkowski und ich haben es nachgeholt, den beiden Alben die rechtmäßige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen: Hier geht’s zur UADA-Review, hier zur TOTAL HATE-Review, und hier gibt es ein Interview mit UADA-Sänger und -Gitarrist Jake Superchi.
Und auch die Death Metaller sollen nicht zu kurz kommen, denn immerhin drei in diese Rumpelkolumne passende Releases gab es zuletzt auch dort: Da wäre zum einen das selbstbetitelte Demotape von VENEFICIUM (Freunde von DIOCLETIAN und Co. aufgepasst!), sowie die „Dimensions Of Horror“-EP der Old School Death Metaller GRUESOME inklusive Ed-Repka-Artwork. Das für Leser meiner Kolumne wohl interessantes Death-Metal-Release dürfte hingegen GRAVE MIASMAs neue EP „Endless Pilgrimage“ sein, die nichts von ihrer Stärke eingebüßt haben und den geschätzten Kollegen Wischkowski zu Freudensprüngen hinreißen.
Nun aber genug – auf den nächsten Seiten gibt es etwas weniger Gerumpel als sonst, was schlicht an den ausbleibenden Veröffentlichungen aus unserer Richtung liegt. Oder habe ich gar etwas übersehen? Schreibt es mir: Unter stephan.moeller@metal.de bin ich für Lob, Kritik, Hinweise, Tipps, Rumpeldemo-Einsendungen und dergleichen zu erreichen.
Und dann geht’s los: Einmal mehr findet ihr auf den folgenden Seiten Veröffentlichungen aus den Bereichen Black, Death und Doom Metal, die zu obskur oder zu rumpelig sind, um regulär auf metal.de zu erscheinen. Ladies and Gentlemen, Herrn Møllers rumpelnde Underground-Obskuritäten, Ausgabe Mai 2016!
ILL OMEN + SLAUGHTBBATH – „Pestilential Hierophanies“ (Split)
Black Metal
Iron Bonehead Productions
VÖ: 27. Mai 2016
2 Tracks | 14:25 Minuten
Mit den Australiern ILL OMEN und den Chilenen SLAUGHTBBATH haben sich zwei Rumpel-Black-Metal-Kapellen oberster Güteklasse zusammengetan, um gemeinsam auf sieben Zoll die „Pestilential Hierophanies“ zu feiern. Die A-Seite stellt der Song „Whited, Pestilent Sepulchre…“ von ILL OMEN dar, welche im März erst ihr neues Album „Æ.Thy.Rift“ herausgebracht haben. „Whited, Pestilent Sepulchre…“ bewegt sich im eher langsamen Tempo, man könnte glatt von einem Doom-Song sprechen … wenn da nicht der hintergründig-hypnotische Gesang, das angezogene Tempo in der zweiten Songhälfte sowie die fiesen Gitarrenriffs wären, die allesamt „Black Metal“ schreien. Kein Meisterwerk der ILL OMEN-Diskografie, aber durchaus hörenswert, wenn das schwarze Zeug auch mal zähflüssig fließen darf.
„Inverted Hierophany“ von SLAUGHTBBATH stellt die B-Seite der „Pestilential Hierophanies“-Split dar, und der erinnert mit seinem fetten Black-Metal-Groove direkt mal angenehmst an KATHARSIS, wenn sie wie zum Beispiel in „So Nail The Hearts“ von der „Fourth Reich“-EP den hypnotisch-monotonen Midtempo-Groove auspacken. Das fiese Gekeife von SLAUGHTBBATH-Sänger D. Desecrator tut sein übriges – wer seinen Black Metal auch mit Nackenbrecher-Faktor mag, der sollte hier unbedingt zugreifen!
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ABISSO – „WRNSS“
Black/Doom Metal
Third-I-Rex
VÖ: 20. März 2016
5 Tracks | 36:39 Minuten
Die sardinischen Black Metaller ABISSO haben im März via Third-I-Rex ihr Debütalbum „WRNSS“ herausgebracht. Darauf spielen sie mal eher orthodoxen, mal eher Post-lastigen, dann wieder sehr doomigen Black Metal. Der klingt jedoch trotz der hier und dort aufploppenden Post-Einflüsse zu keiner Sekunde zu modern, sondern zwar sauber und wenig rumpelig – aber insgesamt immer noch relativ düster. Höhepunkt ist vor allem der Song „II“ (alle Stücke des Albums sind einfach von „I“ bis „V“ durchnummeriert), der mit Sänger Ms eindringlichem Gesang brilliert. Insgesamt machen ABISSO nichts, was man nicht schon mal gehört hätte, aber das machen sie gekonnt und mit hoher Qualität.
HERETIQUE – „De Non Existentia Dei“
Black/Death Metal
Via Nocturna
VÖ: 26. März 2016
12 Tracks | 40:12 Minuten
Black-Metal-Polen hat so einiges zu bieten: Neben den finsteren Kapellen wie MG?A, KRIEGSMASCHINE oder „Let The World Burn“-Bands à la FURIA, MASSEMORD etc., gibt es da natürlich noch das urpolnische Black-/Death-Gerödel der Marke BEHEMOTH oder VADER (gut, letztere mit weniger Black). HERETIQUE gesellen sich mit ihrem neuen, zweiten Album „De Non Existentia Dei“ in die letztere Reihe, kann damit jedoch nur bedingt überzeugen. Das Songwriting ist zwar heftig und cool, aber der Sound klingt sehr plastikhaft und wenig dynamisch – Wand halt, aber kein Raum für Atmosphäre. Trotzdem ganz nett, wenn man auf angeschwärztes Death-Metal-Gerödel steht.
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HEAD OF THE DEMON – „Sathanas Trismegistos“
Black/Doom/Heavy Metal
The Ajna Offensive
VÖ: 30. April 2016
6 Tracks | 48:18 Minuten
Die schwedischen Occult Metaller HEAD OF THE DEMON (aus dem MORTUUS-/OFERMOD-Umfeld) brachten Ende April ihr zweites Album „Sathanas Trismegistos“ heraus, auf dem sie einmal mehr das Beste aus Black, Doom und klassischem Heavy Metal miteinander zu einem sehr eigenen Stilgemisch vermengen. Das ist einerseits relativ atmosphärisch, und andererseits ziemlich eingängig, weshalb „Sathanas Trismegistos“ definitiv auf die Liste von Leuten gehört, die Bands wie THE DEVIL’S BLOOD während ihrer Welle abgefeiert haben. Rumpelmetaller hingegen müssen selbst wissen, ob’s auch mal ruhiger und gesitteter bzw. klassischer sein darf.
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WINTERLORE – „Winterlore“
Melodic Black Metal
Eigenproduktion
VÖ: 29. April 2016
6 Tracks | 42:02 Minuten
Melodischer Black Metal aus dem mittleren Westen der USA? Das kann doch nur „Cascadian“ sein? Mitnichten: WINTERLORE, ein Quartett aus Utah, spielt auf seinem selbstbetitelten, zweiten Album zwar überaus melodischen Black Metal, orientiert sich damit aber soundtechnisch am Schweden der Neunziger, in Sachen Songwriting schielen WINTERLORE hingegen eher in Richtung TAAKE-Debüt und dessen Nachmachern. Nein, das ist nichts Neues. Aber Hölle … das ist geil! So frischen, melodischen Old School Black Metal habe ich schon länger nicht mehr gehört (die gerade – zurecht – hart abgefeierten UADA spielen eine andere Art von Melo-BM, bevor mir das jemand falsch auslegt). Allein der Opener „…In The Frozen Forest“ ist so voll von Atmosphäre, übermäßig eingängigen Melodien und intensiven Gesangsparts, dass der Rest des Albums nur noch abstürzen kann. Denkt man noch, bevor WINTERLORE einen eines Besseren belehren. Dr. Møller empfielt: anhören, jetzt!
NAETU – „Fire Storms“
Black Metal
Eigenproduktion
VÖ: 30. März 2016
9 Tracks | 52:55 Minuten
Die australischen Black Metaller NAETU haben sich eine Menge Zeit gelassen: Acht Jahre sind seit ihrem Debüt „The Burning Lands“ ins Land gezogen, zwischendurch gab es lediglich die „Revelations Of Blasphemy“-Split mit DEI TETRA zu hören. Nun kommt das neue Album „Fire Storms“, dessen Cover-Artwork viel zu bunt für die Musik der Platte daher kommt: NAETU spielen zwar durchaus melodisch, dabei aber stets finsteren Black Metal (ACHERONTAS-Vergleiche sind stilistisch, aber nicht atmosphärisch zulässig), der nicht immer ganz ins Schwarze trifft („Oath Of Annihilation“ zum Beispiel), aber genügend hörenswerte Höhepunkte beinhaltet: der Titeltrack zum Beispiel, oder „Black Birds“. Gefällt, wenngleich nicht in Gänze!
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