Helloween
Helloween - Pre-Listening-Session

Es war bestimmt auch keine kleine Herausforderung drei Solo-Gitarren gleichwertig einzusetzen. Wie geht man dabei am besten vor?

MK: Im Studio war das vielleicht gar nicht mal so schwierig, aber live sieht das wohl ein bisschen anders aus…

KH: Generell hat immer der Songwriter auch die erste Rhythmus-Gitarre eingespielt. Grundsätzlich legen wir immer zwei Rhythmus-Gitarren an, also wurde die zweite von einem der anderen übernommen. Die Overdubs und Solos werden dann verteilt. Wenn es wirklich mal mehrere gute Sachen gibt, kommt entweder der Produzent oder der Songwriter ins Spiel und muss die letzte Entscheidung treffen.

Stimmt es, dass Ihr neben Ingos Drum-Kit auch alte Amps und Effektgeräte benutzt habt um den 80er Sound zu erreichen?

KH: Für die Drums haben wir tatsächlich ein 24-Spur-Gerät verwendet. Ansonsten analoge Pre-Amps und Röhrenverstärker…

DL: Alles wurde mit Mikros abgenommen. Man hört also quasi die reine Luft.

Denkt Ihr schon während der Aufnahmen neuer Songs darüber nach, ob sich auch live umgesetzt werden können oder ist das erst später ein Thema?

MK: Später! Ein Album aufzunehmen ist immer eine vollkommen andere Geschichte. Ob die Songs live funktionieren erfährt man erst, wenn es auf die Bühne geht.

KH: Wenn man im Studio alle Möglichkeiten ausschöpft und das auf die Bühne transportieren soll, kann das schon eine Herausforderung sein und manchmal ist man gefickt. Andererseits, wenn das Lied ohne all die Overdubs, Orchester und Hasen die darin herumhüpfen nicht funktioniert, ist es kein gutes Lied.

Wenn ein guter Song auch ohne all diese Dinge funktioniert, warum setzt Ihr sie dann überhaupt ein?

KH: Eine Live-Show ist eine Momentaufnahme. Da ist es laut und es geht schnell und solche Dinge würde man dabei gar nicht wahrnehmen. Auf einem Album, dass man sich immer wieder anhören kann, wird selbst ein kleines Klingeln im Hintergrund zu einem unverzichtbaren Wahrzeichen. Live würde man das aber nicht hören.

MK: Das ist so eine HELLOWEEN-Eigenart. Ich bräuchte all das auch nicht. Aber HELLOWEEN bestand immer aus diesen fetten Sounds.

Lag es an der Pandemie und dem Lockdown, dass die Songs jeweils nur von einem Band-Mitglied geschrieben wurden?

KH: Als wir angefangen haben, war die Pandemie noch gar kein Thema. In der jüngeren Bandgeschichte hat sich diese Vorgehensweise einfach etabliert. Natürlich haben auch andere Musiker Einfluss auf die jeweiligen Songs, aber in den Credits wird eben nur noch ein Songschreiber genannt. Früher hatten wir mehr Zeit im Studio und konnten Songs von A bis Z zusammen schreiben. Diesen Luxus hatten wir dieses Mal nicht. Wenn sich eine Band neu gründet, gibt es diese gemeinsamen Prozesse sicherlich noch öfter. Wenn der Erfolg kommt, teilt man die Arbeiten auf. Man muss sich also immer wieder öffnen und sich von der Idee verabschieden, die eigenen Sachen seien das beste der Welt. Vielleicht sind sie auch einfach scheiße. Man sollte also zumindest andere Vorschläge ausprobieren.

Zuletzt ward Ihr noch in Teneriffa im Studio. Seid Ihr für die Aufnahmen zu „Helloween“ nach Hamburg zurückgekehrt? Einige Bandmitglieder leben ja in Spanien.

MK: Nein, eigentlich wurde das Album an verschiedenen Orten aufgenommen. Andi und ich haben die Vocals in Teneriffa aufgenommen. Kai lebt in Hamburg und…

KH: Ich lebe jetzt in der Slowakei.

MK: Wie jetzt? Hast Du das Haus nicht mehr?

KH: Nein.

MK: Und lebst Du ganz in der Slowakei?

KH: So ziemlich, ja.

Welche der neuen Songs wollt Ihr live spielen?

DL: Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Wir müssen erstmal wieder die Chance bekommen, überhaupt live zu spielen… Aber wir müssen halt auch so viele Klassiker spielen, dass in einem Set von zwei, vielleicht zweieinhalb Stunden, maximal vier neue Songs Platz finden. Das ist natürlich schade.

Das Cover-Artwork von „Helloween“ sieht nach einem Ölgemälde aus… Gab es das schon einmal?

MK: Die ganz frühen Alben war auch so gestaltet… Ich stehe drauf, dass es ein echtes Gemälde ist. Es sieht großartig aus.

Galerie mit 25 Bildern: Helloween - Wacken Open Air 2023