Hades (USA)
Erfolgsresistent von Anfang an
Special
Wie beim „Bang Your Head!!!“-Festival im letzten Jahr nachzuvollziehen war, hat der technisch anspruchsvolle, kraftstrotzende US Metal, für den die New Jersey-Boys HADES schon vor knapp 25 Jahren in einschlägigen Kreisen gewürdigt und verehrt wurden, nichts von seiner Anziehungskraft und Genialität eingebüßt. Da an jenem denkwürdigen Nachmittag aber auch festzustellen war, dass die Band selbst immer noch in absoluter Topform agiert und deshalb für reihenweise Glückseligkeit am Balinger Messegelände sorgte, dürfte dieser Gig bei Veranstalter, wie Band unisono als voller Erfolg gewertet worden sein. In wie fern besagter Auftritt auch ausschlaggebend dafür gewesen sein mag, dass sich die Herrschaften von Cyclone Empire dazu entschlossen haben, die ersten beiden Studioscheibletten „Resisting Success“ aus dem Jahr 1987 und „If At First You Don’t Succeed“, das 1988 nachgerecht wurde, sowie den im Jahr 1995 veröffentlichten Live-Mitschnitt „Live On Location“ erneut aufzulegen, entzieht sich zwar meiner Kenntnis, würde aber durchaus als Initialzündung für ein solches Unterfangen Sinn machen.
Leider sollte sich der Titel des Debütalbums im Nachhinein durchaus als Programm für die „Karriere“ dieser Jungs herausstellen, denn trotz überaus positiver Resonanz seitens der Presse und einer gar kultischen Verehrung in eingeschworenen Kreisen, blieb den Herren Alan Tecchio (Gesang), Dan Lorenzo (Gitarre), Scott LePage (Gitarre), Tom Coombs (Drums) und Jimmy Schulman (Bass) der Durchbruch damit verwehrt. Doch das sollte – damals, wie auch heute – die Klasse dieser Truppe nicht einmal im Ansatz schmälern. Getragen von den filigranen Riffs der beiden Klampfer offerierten die Amis herrlich intensiven, progressiven US Metal, der mitunter durchaus in Richtung Speed Metal tendierte, aber dennoch zu keiner Sekunde allzu heftig dargeboten wurde und zudem auch immerzu von herzerfrischenden Melodien durchzogen war. Aushängeschild, aber auch „Reibebaum“, war aber wohl Vokalakrobat Alan Tecchio, der selbst in den hurtigsten Momenten noch in Höhenlagen zu imponieren wusste und dabei kein bisschen an Kraft verlor. Wer sich schon damals nicht nur an den progressiven, teilweise verschrobenen, aber dennoch nachvollziehbar strukturierten Tracks der Amis in Kombination mit dieser herrlich klingenden, ungemein ausdrucksstarken Stimme ergötzen konnte, der wird an dieser Neuauflage ohnehin nicht vorbeikommen, wie diese logischerweise auch jedem Neueinsteiger wärmstens empfohlen sei.
Zu Freudentränen wird aber nicht bloß der Umstand führen, endlich (wieder) einmal altbewährte Granaten wie „The Leaders?“, „On To Iliad“, „Nightstalker“, oder (meinen ganz persönlichen All-Time-HADES-Favoriten) „Masque Of The Red Death“ zu hören, sondern auch die Tatsache, dass man uns hier einen wahrlich imposanten Zugabenteil kredenzt. So gibt es mit „Gloomy Sunday“ und „Easy Way Out“ zwei Uralt-Demo-Tracks zu hören, die beide aus der Frühzeit der Band stammen, als von der späteren Besetzung lediglich Dan Lorenzo und Tom Coombs bereits an Bord waren. „Gloomy Sunday“ wurde einst auf einem Sampler mit dem Titel „Born To Metalize“ verewigt, während „Easy Way Out“ die sechste Ausgabe der legendären „Metal Massacre“-Samplerreihe zierte. Dazu kredenzt man „The Leaders?“ als Remix und „Nightstalker“ als Rough Mix, wobei der bluesige Unterton hier noch stärker zur Geltung kommt. Abgerundet wird die Chose von „Sledgehammer Press“ in der sogenannten „LePage-Version“. Dabei handelt es sich um eine im letzten Jahr aufgenommene Instrumental-Nummer die von Scott und Scottie LePage eingespielt haben.
Zwar sollte nur kurz nach dem Debüt zunächst eine EP nachgeschoben werden, doch der hierzulande in der Zwischenzeit bei Roadrunner Records unter Vertrag stehenden Truppe wurde diese untersagt. Anstelle dessen folgte im Jahr 1988 mit „If At First You Don’t Suceed“ der nicht minder beeindruckende Nachfolger in Form des zweiten Albums. Die Band, bei der in der Zwischenzeit Scott LePage durch Ed Fuhrman ersetzt wurde, zeigte sich darauf ebenso mächtig und hat mit dem fulminanten Auftakt „Opinionate!“, „Rebel Without A Brain“, „King In Exile“, sowie „I Too Eye“ abermals spätere Klassiker des US Metal abgeliefert. Trotz durchaus erfolgsversprechender Ansätze, wie der Chance zu einer Europa-Tournee zusammen mit den nicht minder verkannten Schweden MIDAS TOUCH, blieb die Truppe ihrer „Maxime“ dem Erfolg abzuschwören, aber leider auch damit treu, selbst wenn sich die Anzahl an eingeschworenen Fans mit Sicherheit erhöhen hat lassen. Zudem muss man erwähnen, dass die Tournee in Europa leider alles andere als erfolgreich verlaufen ist. Miese Voraussetzung und unprofessionelle Bedienungen sollten sich im Nachhinein als „Genickbruch“ herausstellen, denn unmittelbar nach dieser Gastspielreise waren HADES dermaßen ausgebrannt, dass die Band einen Schlussstrich zog.
Soviel zur Historie, doch auch hier gilt für die Neuauflageder Scheibe, dass sich der Erwerb mehr als nur lohnt, denn die Macher haben erneut mit Bonusmaterial keineswegs gegeizt. Abe rnicht nur die Anzahl an „Boüssen“ kann sich sehen lassen, obendrein hat man erneut ein geschicktes Händchen bewiesen und serviert sogar eine Art „Ausblick“ darauf, was von den Männer von HADES in den Jahren danach auf den Markt gekommen ist. So gibt es neben „Hoax“ vom 2000er Album „The Down Side“ mit „Responsible“ von selbigem quasi gleich einen „Vorgeschmack“ darauf, wie sich NON-FICTION, das spätere Betätigungsfeld von Dan und Alan in den 90er Jahren, anhören würden, während mit „Force Quit“ und „Biocaust“ auch das bis dato letzte reguläre Studioalbum „DamNation“ aus dem Jahr 2001 gewürdigt wird. Besonderes Augenmerk legte die Band seit ihren Anfängen auch auf ihre Texte, so gab es neben historischen Themen („Rape Of Persephone“, um nur ein Beispiel zu nennen) auch reichlich sozialkritischen Themen zu vernehmen. Die Jungs nahmen sich dabei kein Blatt vor den Mund und hielten der Gesellschaft des Öfteren einen Spiegel vor Augen, wie in „Decline & Fall Of The American Empire“, das im Original auf „$avior $elf“ zu finden ist und nun als Bonus-Track „If At First You Don’t Succeed“ ziert.
Zur Diskographie der Band ist seit „DamNation“ lediglich noch ein in Eigenregie aufgelegtes Compilationalbum mit dem unmissverständlichen Titel „1982 – 2002“, sowie die im Jahr 2009 aufgelegte DVD „Bootlegged In Boston 1988“ hinzugekommen, was jedoch wohl noch im Laufe dieses Jahres ändern wird. Um die Tage bis dahin erträglich zu gestalten, sei für Fans der Band, aber auch für alle interessierten „Frischlinge“, die sich bis dato noch nicht von der Qualität der Band überzeugen konnten, zum Abschluss noch auf das bisher einzige Live-Tondokument der Band hingewiesen, denn auch dieses erscheint dieser Tage runderneuert.
Wie die beiden Studioalben, kommt auch „Live On Location“ mit einem feinen Booklet (inklusive persönlicher Kommentare der einzelnen Bandmitglieder, sowie zahlreicher Fotos) in die Läden und kann sich sehr wohl auch sehen lassen. Das 1991 über das legendäre, aber leider längst in die Geschichtsbüchern des Metals eingegangene Label Rising Sun erschienen Werk beinhaltet die seinerzeit erste Reunion der Band, die zu einem Zeitpunkt stattfand, als Tecchio und Lorenzo eben mit NON-FICTION so richtig am Durchstarten waren. Auf der mittlerweile vierten(!) Auflage des Live-Albums, das obendrein abermals mit einem neuartig designten Cover versehen wurde, wird uns ebenso jede Menge an Bonus-Material gestiftet, wobei man uns hier auch Songs des 1995er Albums „Exist To Resist“ auftischt, mit dessen Titel sich die Amis einmal mehr darüber im Klaren gewesen sein dürften, was finanztechnisch mit derlei Klängen zu holen sein dürfte.
Doch den Fans war und ist das ebenso so egal, wie den Musikern selbst, denn solange alle zusammen dermaßen enthusiastisch HADES-Gigs beiwohnen wie beim eingangs erwähnten Auftritt der US-Boys im letzten Jahr, kann sich die Band sicher sein, dass sich ihre Fans in etwa den selben Kehricht um Banalitäten wie „Erfolg“ scheren, wie die Band selbst. Bleibt bloß noch zu hoffen, dass HADES ihre Ankündigung wahrmachen können und uns in Bälde mit brandaktuellem Material beliefern.
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Stile | Old School Thrash Metal |
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