Griftegard
Listening Session zu "Solemn.Sacred.Severe."
Special
Mitten im Hochsommer ein durchgehend episches und drückendes Doom Metal-Album hören? Das geht, immerhin hat das wechselhafte Hamburger Wetter zwischen Wolken, Sonne und Regen dem Hochsommer in anderen Städten getrotzt. Doch nicht um das Wetter soll es gehen, sondern um das Debüt-Album „Solemn.Sacred.Severe“ der Schweden von GRIFTEGÅRD. Die Journalisten fanden sich pünktlich im „Ballroom“ ein. Nach etwas Smalltalk und ersten alkoholischen Getränken (und das am Mittag!) wurden die nötigen Informationen und Texte zu dem Album herausgegeben, die Listening Session angekündigt, die Stifte gezückt und aufmerksam folgte man also den ersten Klängen, des am 11. September erscheinenden Albums…
Mit leisen Kirchenglocken und ansteigendem mehrstimmigem choralen Gesang beginnt „Charles Taze Russell“, der eigens für das Debüt-Album neu aufgenommen wurde. Die Arrangements bleiben zwar im Grunde gleich, klingen jedoch langsamer und kräftiger als auf der „Psalm Bok“-EP. Auch der Gesang ist nicht mehr durchgehend glockenklar, sondern inbrünstiger und betonender.
„Punishment & Ordeal“ ist die längste Nummer und beginnt mit einem akzentuierten, langsam-monotonen und tief gestimmten Zusammenspiel der Lead- und Rhythmus-Gitarre und den dazu unterstützenden sanften Schlägen auf die Hi-Hats und Bassdrum. Ein darauf folgender offensiver, stampfender Rhythmus mit hypnotischer Lead-Schleife erinnert zeitweise an die ruhigeren REVEREND BIZARRE-Klassiker. Sänger Thomas zeigt hierbei seine Variabilität – zuerst jung klingend, dann zerbrechlich und ausbrechend wütend, was die Stimmung des Songs verändert. Der Schwerpunkt liegt auf dem für GRIFTEGÅRD charakteristische mehrstimmige Solo, das den Höhepunkt des Songs ausmacht. Als hätte ein neuer Song begonnen, bricht er jedoch ein. Die plötzliche Stille wird durch ein leises Gitarrenintermezzo unterlegt, auf das die nun klare und helle Stimme Thomas‘ folgt bis zum unerwarteten und untypischen Bruch nach vorne, durch Einsatz der Saiteninstrumente und dem donnernden Schlagzeug, welches den anfangs eingeschlagenen Rhythmus wieder aufgreift.
„I Refuse These Ashes“ ist der langsamste Song mit einem balladesken Chorus, der sofort ins Gehör geht und durch Thomas‘ durchdringende Stimme getragen wird. Die Instrumente treten nur zu bestimmten Momenten in den Vordergrund. Da der Song sehr homogen aufgebaut ist, gibt es zwar sich kurze wiederholende Soli, um den Fokus mehr auf die Melodie zu legen, jedoch keine plötzlichen Ausbrüche, die die durchgehende Melancholie und Monotonie stören könnte.
„Noah’s Hands“ besteht rein aus Orgelklängen, die einen an eine Trauerfeier erinnern lassen. Eine unerwartete und eindringliche Überraschung, die ganz ohne Thomas‘ Lead-Gesang auskommt und nur durch einen Chor unterstützt wird. Muss man gehört haben!
Im starken Kontrast steht dazu „The Mire“, der nicht lange fackelt und sofort mit marschierenden, abgrundtiefen Akkorden und einem sich darüber legenden Solo loslegt. Obwohl sich „The Mire“ musikalisch gesehen eher nach einer selbstbewussten Komposition anhört, liegt es wiedereinmal an Thomas, mit zwischen anklagender und basstiefer Stimme, Hoffnungslosigkeit hineinzubringen.
„Drunk With Wormwood“ beginnt mit sanften Klaviertönen und gebrochenem, sprechendem Gesang. Ein ruhiger Abschluss, möchte man meinen. Jedoch kommen die gesamten Instrumente nach einem Paukenschlag wieder zum Einsatz und brechen somit mit der eingangs in sich gekehrten Stimmung. Zentral dabei der Textauszug: „Jesus dies inside my heart“.
Nach guten 45 Minuten war das gute Stück beendet und eine andächtige Stille füllte den Raum für einige Sekunden, bis dezenter, jedoch dankbarer Applaus für die anwesende Band folgte.
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