Grave
Das meint die Redaktion zu "Endless Procession Of Souls"

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Kollege Sickman ist vom neuen GRAVE-Opus „Endless Procession Of Souls“ dermaßen begeistert, dass wir in der Redaktion nochmal nachfragen mussten: Ist die Scheibe wirklich eine ihrer besten Veröffentlichungen ever, wie er in seinem Review kühn behauptet?

Die Redaktion von metal.de schickte daraufhin drei ihrer Todesblei-Spezialisten in Klausur, um sich einer 48-Stunden-Dauerbeschallung des Werkes zu unterziehen. Den Lautstärkeregler auf Anschlag, Ohrstöpsel waren nicht erlaubt. Hier lest Ihr ihre Aufzeichnungen:

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Für mich war mit “Burial Ground“ eine aktuelle GRAVE-Pause angesagt. Das hatte keine speziellen Gründe, sondern lag viel mehr daran, dass mir die laufende Veröffentlichungsflut schlichtweg über den Kopf gelaufen ist. Somit ist “Dominion VIII“ mit seiner ausufernden, klassisch-thrashigen Ader das letzte Werk, das mir seitens der Schweden bekannt ist. Das war durchaus ein interessanter Schritt, doch irgendwie vermisste ich dennoch die altertümlichen Gewaltattacken oder auch den drückenden Gesamteindruck, den mir zuletzt “As Rapture Comes“ vermittelt hatte. Alle, die in diesem Zusammenhang ähnlich denken: Aufhören zu lesen und handeln, denn die neue Scheiblette erfüllt endlich wieder die tiefsten Prügelsehnsüchte!

Mit “Dystopia“ starten GRAVE in einem düsteren, krächzigen Intro – keine Zeit für gute Laune, der rostige Höllenpanzer ist schon aus der Ferne zu hören. Gleich geht’s los. Und tatsächlich, was die Jungs um Frontmann Ola Lindgren bereits mit “Amongst Marble And The Dead“ herunterrotzen, entbehrt eigentlich jeder weiteren Ausführung. Ich fühle mich ein wenig an die letzte DEMONICAL-Platte erinnert. Schädelspalter-Riffs der alten Thrash-Schule sind hier in eine Produktion verpackt worden, auf die man sicherlich seit mehreren Alben gewartet hat. Die Drums hämmern präzise, aber trotzdem mit merklichem Trümmerfaktor aus der Anlage und die Saitenfraktion sägt wie eine uralte Stiehl mit rostiger Kette. So muss das!

Im weiteren Verlauf verdeutlicht sich dann schließlich auch noch der Eindruck, dass GRAVE auf “Endless Procession Of Souls“ zusätzlich mit einem großen Maß an Abwechslung agieren. Es existieren flotte Death-Metal-Banger, markante Thrash-Nummern und vieles dazwischen, bis von dem großartigen Stück mit dem passenden Titel “Epos“ abgeschlossen wird. Der letzte Song bietet als Abrundung nochmals alles auf, was die Schweden auf diesem Album ausmacht. Für mich besteht kein Zweifel, bis hierher ist das die beste Old-School-Elchtod-Scheibe dieses Jahres – bitte abchecken!

9/10 (Patrick Olbrich)

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Schepper Schepper? Krabumm Krabumm? – Ja und nein.

Was man den Mannen rund um den Bandchef (und einziges verbleibendes Originalmitglied) Ola Lindgren lassen muss, ist, dass sie sich mit „Endless Procession Of Souls“ nicht nur stumpf ein weiteres Mal selbst kopiert, sondern ihren urtypischen Schwedentod immer wieder durch Nuancen erweitert, verfeinert, erneuert haben, ohne jedoch eben genau diesen ureigenen GRAVE-Klang zu verlieren. Im Konkreten bedeutet das: mehr Dynamik und Abwechslung durch Variationen im Tempo, ein paar genrefremde Einflüsse (zum Beispiel das EXODUS-Thrash-Riff in „Perimortem“), hin oder wieder auch mal einen – zumindest in meinen Ohren – eher US-amerikanisch anmutenden Death-Metal-Gitarrenlauf.

Dass „Endless Procession Of Souls“ dabei trotzdem scheppert und kracht wie Sau, steht ja eigentlich gar nicht zur Frage – hier wird geholzt, dass die Fetzen, äh, Späne fliegen, die Härte des Materials wird vor allem durch den Sound nochmal besonders betont, der von Kollege Olejnik in seiner Hauptreview zurecht ordentlich gelobt wurde: Die Produktion ist – genau wie das Material – knüppelhart, irgendwo räudig, aber dabei nie verwaschen oder unsauber. Insofern haben die Produktion und das Songmaterial selbst eine große Gemeinsamkeit, die dafür sorgt, dass sie sich ergänzen wie der Arsch und der Eimer: Beide sind hart und stehen für das, was GRAVE seit mittlerweile über 20 Jahren betreiben – aber man würde dem Ganzen dennoch nicht gerecht, würde man nicht auch mal genau hinhören und die ganzen feinen Details bemerken.

„Into The Grave“-Fans mögen mich dafür hassen, aber als jemand, der DISMEMBER immer irgendwie ein Stückchen geiler fand als GRAVE, stelle ich fest: Das könnte (soweit) das beste Album der Lindgren-Truppe sein.

9/10 (Stephan Möller)

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Irgendwie kamen im Vorfeld zu „Endless Procession Of Souls“ erstaunlich viele positive Signale aus dem GRAVE-Camp: Zunächst einmal sind GRAVE wieder zurück bei Century Media. Zugegebenermaßen eine naheliegende Entscheidung, nachdem Regain den Laden dicht machen mussten, denn GRAVE gehörte zum Dortmunder Label eigentlich immer schon dazu. Dann beim Line-Up, denn mit Bassist Tobias Cristiansson (ex-DISMEMBER) und Gitarrist Mika Lagrén (FACEBREAKER) konnte Bandboss Ola Lindgren seit „Burial Ground“ frische Kräfte gewinnen – Musiker, die nicht primär für die Livesituation angeheuert wurden oder dem Auffüllen des Line-Ups dienen, sondern selbst genügend Charisma haben, um GRAVE wirklich voranzubringen. Ola Lindgren scheint das genauso zu sehen und spricht sogar von einer großen Erleichterung. Und nicht nur für mich ist es ein positives Signal, wenn der Gitarrist sagt: „Das Album hat definitiv ein tieferes und härteres Groove-Feeling als die letzten Platten, was mich irgendwie an „Soulless“ erinnert hat, welches ja auch sehr songorientiert war.“ „Soulless“, ja diese Midtempo-Walze aus dem Sunlight Studio mit diesen ultrafetten Gitarren.

Hat der Mann recht? Ich finde schon. Und ich bin dankbar dafür. Wobei die erste Kostprobe vom Album, „Perimortem“, doch im Vergleich zu den restlichen Songs ungewöhnlich, weil vergleichsweise thrashig klingt, wenngleich im besten Wortsinn. Aber der Rest des Albums ist doch wieder pures Todesblei, flott, flirrend und brutal. Beispielsweise der Opener „Amongst Marble And The Dead“ mit diesen dezenten kranken Gitarrenharmonien. Mehr Feinheiten dürfen bei GRAVE ja eigentlich nicht vorkommen, denn die Schweden stehen ja seit jeher für die derbe Waldarbeiterschule. Und genauso geht es weiter: Flirrende Gitarrenläufe wie Motorsägen, brutale Gitarrenriffs wie Axthiebe. Hier und da ein nettes Gimmick – und ab und zu bleibt sogar Zeit für ein gelungenes Gitarrensolo („Flesh Epistle“): Offensichtlich ist Mika Lagrén genau die richtige Kante an der Seite von Ola Lindgren. Weitere Höhepunkte: „Winds Of Chains“ (nein, nicht „Change“) sowie das etwas gemächlichere, aber nicht minder brutale „Epos“.

„Dominion VIII“ und vor allem „Burial Ground“ mochte ich ja schon sehr, aber im Vergleich zu den beiden oldschoolig schreddernden Vorgängerwerken gefällt mir der brutalere Ansatz von „Endless Procession Of Souls“ sogar noch besser. Alle drei Alben haben ihre großen Momente, aber mit „Amongst Marble And The Dead“, „Flesh Epistle“ und „Perimortem“ bietet das neue Album die besten GRAVE-Songs seit langem.

8/10 (Eckart Maronde)

Galerie mit 14 Bildern: Grave - Braincrusher In Hell 2023
31.08.2012

- Dreaming in Red -

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