Genesis
Lauer Biographie-Aufguss ohne bahnbrechende Neuigkeiten.
Special
Eine kleine Sensation war die Nachricht schon, dass GENESIS nach über 14 Jahren wieder gemeinsam auf der Bühne stehen würden, zumindest in der letzten berühmten Besetzung mit Phil Collins am Drumkit und als Sänger. Sicher wird das den gemeinen DARKTHRONE- oder CANNIBAL-CORPSE-Fan relativ wenig berühren, offenherzigere Musikliebhaber, vielleicht mit Hang in die Prog- oder gar die Pop-Richtung frohlocken trotzdem.
Im Juli geht es los – da liegt es nahe, den Presserummel auszunutzen und schnell noch alles halbwegs Verwertbare an GENESIS-Literatur auf den Markt zu schmeißen. Den Eindruck jedenfalls macht „Genesis – 40 Jahre Rockgeschichte“ vom Autorengespann Michael Fuchs-Gambock und Thorsten Schatz. Das Büchlein, schmale 150 Seiten dünn, ist im Grunde eine auf Sparflamme aufgewärmte Biographie der Band, die nichts weiter als die trocken, aber sauber im Geschichtsschreiberstil heruntergebete Erfolgsstory der Rocklegende von den Anfängen Ende der 60er Jahre bis zur Reunion 2007 bietet. Dabei stützen sich die Autoren auf zwei oder drei Interviews, meist mit BBC Schottland geführt, die allerdings den textlichen Gehalt nicht gerade aufwerten, sondern bestenfalls als inhaltliche Bestätigung oder Bindeglied zwischen zwei Absätzen fungieren. Mehr als ein oder zwei zusammenhängende Sätze werden jedenfalls nicht zitiert, und das ist schade – denn Informationen aus zweiter Hand sind nie so interessant wie von der Band direkt. Das führt auch dazu, dass der Inhalt niemals wirklich in die Tiefe geht.
Bedauerlicherweise bewegt sich dazu die journalistische und schreiberische Qualität der beiden Autoren auch noch auf dem Niveau eines besseren Lokalradios – stilistische Holprigkeiten, umgangssprachliche Formulierungen, Tippfehler und eine leblose, unemotionale Berichterstattung gehören in einen semiprofessionellen Kontext, nicht in eine Veröffentlichung. In einem Buch, in dem die Autoren nach eigenen Angaben ihren erklärten Helden huldigen, erwarte ich einfach mehr Feuer, mehr Leidenschaft, Kreativität und Hingabe, aber davon ist nichts zu spüren. Wenn Fuchs-Gambock und Schatz über GENESIS schreiben liest sich das, als würde ich ein Rezept für Bratwurstpastete zu Papier bringen. So verkommt das Büchlein zum Zweck und Mittel, das bei mir innerhalb von zwei Stunden im Zug ein paar Bildungslücken geschlossen und mich mit 20 historischen Fotos unterhalten hat, aber Lesegenuss fühlt sich anders an.