Judas Priest
"Firepower" - Das meint die Redaktion

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Nach dem experimentellen “Nostradamus” und dem eher belanglosen “Redeemer Of Souls” war die Erwartungshaltung an ein neues Album von JUDAS PRIEST nicht allzu groß. Die Helden schienen ihren Biss verloren zu haben. Doch dann wurde die erste Single “Lightning Strike” und die Fangemeinde stand von jetzt auf gleich wieder Kopf. Die Frage, ob “Firepower” auch in seiner Gänze überzeugen kann, ist leicht zu beantworten: jein. Denn ist “Firepower” nicht ganz so stark, wie vielerorts kolportiert.

Fakt ist, “Firepower” ist ein durchaus starkes Album, das aber trotzdem einige Schwächen aufweist. Dass Priest die Songs nicht unnötig in die Länge gezogen haben, ist sicherlich ein großer Pluspunkt. Ohne Schnörkel auf den Punkt komponiert, kommen Songs wie “No Surrender”, “Flame Thrower”, der Titeltrack, das Sabbath-artige “Children Of The Sun” oder “Evil Never Dies” schön knackig aus den Boxen, und erinnern an die gute alte Zeit. Halford hat zudem erkannt, in welchen Tonlagen er auch heute noch eine Komfortzone hat, d.h. “Painkiller”-Gekreische hört man auf “Firepower” allenfalls im Hintergrund. Gut so! Das Songwriting klingt generell frischer als noch zuletzt, hierbei zeigt sich vor allem Richie Faulkner als Gewinner, da er sich als kongenialer Partner an Tiptons Seite erweist. Trotz all der positiven Aspekte ist “Firepower” dennoch ein wenig zu lang geraten. Nicht in einzelnen Passagen, wie oben erwähnt. Es gibt aber einige Songs, die, meiner Meinung nach, das Album dann doch unnötig in die Länge ziehen. Auf das abschließende “Sea Of Red” hätte man – trotz der 70ies Vibes – durchaus verzichten können. Auch “Spectre” und das modern riffende “Lonewolf” wollen nicht so recht zünden, wohingegen “Never The Heros” zwar über eine interessante Strophe verfügt, unter dem Strich aber nur ‘nett’ ist.

Man könnte sich auch noch über die Produktion, wie es in den sozialen Netzwerken schon seit Release getan wird, auslassen. Mache ich aber nicht, denn “Firepower” hat ein passendes Soundgewand kredenzt bekommen, unabhängig davon, wie man zu Andy Sneap-Produktionen steht. Unter dem Strich ist “Firepower” also durchaus gelungen. Für Höchstwertungen müsste die Platte ausschließlich Kracher enthalten oder wenigstens den ‚Aha‘-Effekt auslösen. Das tut sie aber nicht.

(7/10 | Colin Büttner)

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28.03.2018

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3 Kommentare zu Judas Priest - "Firepower" - Das meint die Redaktion

  1. der holgi sagt:

    Ich höre Priest seit meiner frühen Jugend (ich bin Baujahr 66). Jede Priest VÖ hatte mMn Schwächen, auch hat die Band immer dem Zeitgeist gedient und klug geliefert, was gerade en vogue war. Erst Painkiller schien sich dem zu entziehen und wurde in einer Zeit veröffentlicht, in der man Metal glaubte für tot erklären zu können.

    Halford sowie auch Dickinson waren wohl der selben Meinung und versuchten sich zu erneuern, auf, sagen wir, etwas „moderneren“ Pfaden.

    Priest waren nie so stringent im Stil wie zB Maiden, das mit Maiden kann man auch langweilig finden, logisch, aber es zeigt mir eben auch wie kalkuliert Priest arbeiten.

    Die aktuelle Scheibe nun geht ein paar Schritte zurück und belebt den alten 80er Metal_Geist, ich vermute es gibt nicht wenige die ein wirkliches Comeback dieser Epoche erwarten, wir werden sehen wie heftig es wird.

    Die Euphorie über Firepower hat ganz sicher auch damit zu tun, das man Priest jetzt im sicheren Metal-Hafen weiss, keine Experimente, kaum Ausbrecher in der Setlist, alles wie erwartet und erhofft. Das ist völlig ok so, und es ist auch eine Sorte von „Alterswerk“ der Band. So sehe ich es.

    1. DieBlindeGardine sagt:

      „auch hat die Band immer dem Zeitgeist gedient und klug geliefert, was gerade en vogue war“

      Würde ich so nur bedingt sagen. Sie waren in den 80ern einfach Teil dieses Zeitgeistes, Heavy Metal ein noch junges Genre und Priest halt vorne mit dabei. Sie haben das Genre also tatsächlich eher mit definiert, als den entsprechenden Trends nachzulaufen. Das kann man ihnen finde ich wenn überhaupt für die Zeit nach „Painkiller“ vorwerfen, wo sich sowohl Halford mit Fight als auch der Rest von Priest mit „Jugulator“ und „Demolition“ an etwas moderneren Sounds versucht haben. Ein Album wie „Nostradamus“ war aber alles andere als en vogue und auch mit „Turbo“ ist man damals ein großes Risiko eingegangen und hat ja aus der Metalszene auch teilweise harsche Kritik abgekriegt.

      „Die aktuelle Scheibe nun geht ein paar Schritte zurück und belebt den alten 80er Metal_Geist, ich vermute es gibt nicht wenige die ein wirkliches Comeback dieser Epoche erwarten, wir werden sehen wie heftig es wird.“

      Kommt drauf an, was du unter einem wirklichen Comeback der Epoche verstehst, denn junge Bands wie Attic, Portrait, Ram oder Enforcer frönen ja schon seit einem Weilchen recht erfolgreich dem klassischen Heavy Metal der 80er. Und dann sind da ja auch noch so Truppen wie Visigoth und Atlantean Kodex, die sich bei den etwas verschrobeneren Relikten aus dieser Zeit bedienen. Will sagen, der 80er Metal feiert schon längst sein Comeback, dass jüngere Bands mit dieser Musik aber nochmal Arenen füllen wie Priest und Maiden in den 80ern wage ich zu bezweifeln. Das bleibt heute wohl nur noch den Originalen vorbehalten und selbst da bewegen sich eigentlich nur Maiden noch in dieser Größenordnung.

  2. metalfreak sagt:

    Ich persoenlich finde vor allem die letzten 2 Songs haette man sich wirklich sparen koennen, die sind so schwach das sie nicht mal als Bonus durchkommen.