Excrementory Grindfuckers
Tourtagebuch 2018
Special
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS-Tourtagebuch Teil 5 – Christus‘ erstes Mal
Dass rumänische Autobahnen das Raum-Zeit-Gefühl ein bisschen durcheinander würfeln, haben wir bereits bei unserem ersten Aufenthalt feststellen dürfen. „Entspannt – nur 240 Kilometer, also rund zweieinhalb Stunden brauchen wir“, haben wir uns damals gedacht. Pustekuchen. Unwegsame Einöde und Straßen in stark bemitleidenswertem Zustand machen so eine auf den ersten Blick überschaubare Distanz zu einem fünfstündigen Kacktrip. Das nervigste dabei war damals das permanente Gefühl von „gleich sind wir da“, weil wir die Distanz eben als recht kurz empfanden. Darauf waren wir diesmal besser vorbereitet. Um acht Uhr morgens treten wir die Achtstunden-Fahrt nach Bukarest an, um rechtzeitig angekommen.
Wie immer sind wir bestens ausgestattet mit einer soliden Grundversorgung von Snacks. Dass Weißmehlpampe, Glutamat und Zucker aber nicht unbedingt geeignet sind, um sich einen ganzen Tag zu ernähren, sollte jedem einleuchten. Also machen wir Halt an einer Art Autobahnrestaurant, um etwas halbwegs vernünftiges zu frühstücken. Der Schlafmangel in Kombination mit der Alkoholüberdosis auf der anderen Seite hat halt seine Spuren hinterlassen.
Wer allerdings denkt, dass man hier mal eben etwas snacken kann, irrt sich. Wer hier etwas essen will, sollte Zeit mitbringen. Die Zubereitungszeit für die Gerichte beträgt 15 bis 20 Minuten – wohlgemerkt handelt es sich hierbei nicht um argentinisches Rinderfilet nebst karamellisierten Zuckerschoten und frisch gekochten Kartoffeln, sondern um geschmierte Brote und ein Omelette. Die gleiche Wartezeit gilt im Übrigen auch für Kaffee, sodass wir uns über kalte Cappuchinos und Espressos, Espressi oder weiß der Geier, wie auch immer der Plural lautet, ich bin gerade auch zu faul, um nachzusehen, und nehme diesen Fehler billigend in Kauf, freuen.
Da das Essen echt lange braucht, um zu kommen, bestellen wir ein Getränk und einen Kaffee nach dem anderen. Bei meinem „Rote-Bete-Salat“ wurden keine Mühen gescheut: Etwa acht Scheiben roter Bete wurden aus dem Glas genommen, in eine Schale getan und mit etwas Paprikapulver garniert. Ein Meisterwerk! Diese lächerlich-dekadente Sause, bestehend aus zwei Gerichten, zwei Kaffee und zwei Getränken pro Person, kostet uns absurd günstige 30 Euro. Für das gleiche Geld sollen wir später im Flughafen Dortmund jeder einen Kaffee bekommen. Rumänien gewinnt.
Gegen 16 Uhr trudeln wir in Bukarest in der Location ein. Rob und ich geben noch ein Interview für irgendeinen rumänischen Youtuber, und nach dem Soundcheck haben wir noch ein bisschen Zeit, um uns umzusehen und Tourischeiße zu machen. Christus hat es hierbei zum ersten Mal in seinem Leben geschafft, ein Dosenbier schal werden zu lassen, und schüttet den Rest weg. Wir werden seinen Kindern und Kindeskindern davon erzählen, auf dass sie sich für Opa schämen. Wir entscheiden uns jedenfalls dafür, uns den Palast des Volkes anzusehen, den Diktator Rumanesco damals bauen ließ. Wie wir hören, hat er die Fertigstellung dieses Riesenklotzes nicht mehr lebend mitbekommen. Das Ding kann man angeblich auch vom Mond aus sehen – unglaublich, wie viele körperliche und geistige Defizite man wohl damit kompensieren kann.
Zurück im Club bereiten wir uns auf unsere Show vor, die natürlich wieder unbeschreiblich gut ist. Mehr als 200 Leute kommen zu unserem Konzert. Das sind Zahlen, die wir uns auch in Deutschland manchmal wünschen würden. Skurril, dass das hier so gut funktioniert. Die Leute reißen uns das Merch aus der Hand und erzählen uns abermals, wie sehr sie sich auf die Show gefreut haben. Als Profis und Superstars reagieren wir natürlich mit absoluter Arroganz und Unnahbarkeit – so wirken wir gewiss wie NOCH bessere Musiker.
Am Ende bedankt sich auch noch der Barkeeper bei uns für die tolle Darbietung unserer Künste. Er schenkt uns einen Shot ein und sagt, dass das typisch Rumänisch sei, sehr süß und einfach nur lecker. In der Erwartung, einen etwa 16-prozentigen Likör zu trinken, machen wir natürlich kurzen Prozess. Daraufhin zeigt uns der Penner die Flasche: 72 Prozent. Das miese Schwein. Wenn du das liest: Nächstes Mal bist du dran!
Der Veranstalter hat extra wegen unseres Konzertes noch eine Aftershowparty organisiert, auf der wir uns natürlich erstens aus Höflichkeit blicken lassen müssen und zweitens aufgrund unserer Trinkwut sehen lassen wollen. Aber da wir es kaum erwarten können, am nächsten Tag wieder sechs Stunden mit dem Auto durch die Gegend zu gurken, und alle schon schweinemäßig müde sind, machen wir uns gegen drei aus dem Staub. Christus gönnt sich noch, um besser zu schlafen, eine Mischung Whiskey Cola, und dann geht es in die Heia. Ich halte das so sinnvoll, wie kurz vor dem Geschlechtsverkehr aus Gründen der Performance- und Leistungssteigerung noch einmal zu masturbieren, aber leben und leben lassen. Oder kurz: Yolo.
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