Excrementory Grindfuckers
Ochs & Esel Brutality Blast Christmas Tour 2014 - Tag 8

Special

Excrementory Grindfuckers

Tag 8 (Würzburg, B-Hof): „Wir sind degenerierte Asis“

In unserer vollgefurzten Pavianhöhle, in der wir zu siebt geschlafen haben, werde ich von unserem Sänger Kai liebevoll und dezent mit einem Megafon aus dem Halbschlaf geweckt. Halbschlaf, weil ich schon seit circa einer Stunde aufgrund von Furzgeräuschen aus sieben Körpern, sowie Schnarchgeräuschen aus sechs Körpern in einem wunderbar schwammigen und unerholsamen Trance-Zustand gehalten werde. „Nach der Show einfach nur duschen und ab ins Bett. Anders geht es heute nicht“ hieß gestern noch die Devise. Dass wir bis 04.00Uhr durchgeballert haben, war eigentlich die einzig logische Konsequenz der letzten Tage. Das verlangt heute seinen Tribut.

Hätte ich zumindest gedacht. Aber Christus, Kai und mir geht es erstaunlich gut und wir beschließen, auf der bevorstehenden Fahrt Richtung Würzburg diverse kalte Schweizer Biere zu trinken. Im Auto stellen wir übrigens fest, dass das meistgehörte Lied auf dieser Tour „I wanna kill you“ von GG Allin ist. Wir haben alle einen Ohrwurm. Würzburg – unsere letzte Show, le grande Finale wie wir es bezeichnen wollten. Angekommen, verspüre ich in meinem Körper aggressiven, undefinierbaren, warmen Schmerz von Innen. Also doch die Rechnung für die letzte Nacht. Wir vergleichen das Trinken mit dem Aufnehmen eines Kredites: Es geht dir so beschissen, dass du die Wahl hast, einen fürchterlichen Kater über dich ergehen zu lassen, oder weiter zu trinken und den Kater auf den nächsten Tag, dafür aber mit doppelter Durchschlagskraft, zu verschieben. Um also den einen Kredit zu bezahlen, nimmt man einfach einen noch größeren auf. Dass dieses System nicht ewig gutgeht, sollte jedem einleuchten, sogar Kai. Dementsprechend freuen wir uns alle schon auf die künstlich verzögerte Sonntagsdepression, die uns alle einfangen wird. Suizidgedanken plagen mich sowieso schon seit der zweiten Autofahrt neben Christus, deshalb bin ich gespannt, wie das getoppt wird. Aber wir haben ja noch genug Ballerbrühe im Auto, von daher halb so wild.

Dennoch erst mal eine Flasche Wasser und ein Stadtspaziergang. Mit Kai, Rob und unserem Tourmanager Domi stelle ich fest, dass in Würzburg unfassbar schöne Menschen wohnen, die anscheinend steinreich sind. In einem Schaufenster sehe ich eine Brille für 700 Euro, im nächsten Schaufenster eine ganz normale Hose, die sogar ziemlich scheiße aussah, für 1200 Euro. Als wir an einem italienischen Restaurant vorbeigehen, glotzen uns alle Leute an. Sogar die, die mit dem Rücken zu uns sitzen, gucken uns an. Obdachlose Arschlöcher sieht man hier wohl nicht sehr häufig. Selten haben wir uns so sehr wie das gefühlt, was wir sind: Komplett degenerierte Vollasis, arm, hässlich und wertlos. Danke Würzburg. Immerhin gibt es in der Stadt witzige Skulpturen, die zum Bullshit machen einladen (siehe Bild).

Excrementory Grindfuckers

Zurück im Club stellen wir fest: Der Laden ist rappelvoll, das Publikum gut drauf. Geil, ich habe Bock. Die Show läuft gut, mit dem Sound bin ich sehr zufrieden. Und das, obwohl (oder gerade weil) und ein blutjunger Techniker mischt. Falls du das liest: Du machst einen besseren Job als viele andere, die Jahre dabei sind. Egal, genug geschleimt. Nach der Show frage ich jeden einzelnen Konzertbesucher, wie die Show war, um das obligatorische „ihr wart so geil“ zu hören. Jetzt fühle ich mich gut und bereit, für unsere Aftershowparty.

Unser Tourmanager Domi hat sich dafür etwas ganz Besonderes einfallen lassen: wir stehen +6 auf der Gästeliste einer riesengroßen 90er-Trash Party. Wie soll eine Grindcoreband auch sonst feiern, wenn nicht zu so einem Bullshit? Mit breiter Rockstarbrust passieren wir einfach die ewig lange Schlange und gönnen uns einen Drink an der Bar. Gott, was für ein Mainstreampublikum. Innerhalb weniger Sekunden bin ich fast in eine Schlägerei verwickelt, und bekomme beim Tanzen diverse Ellenbögen in die Rippen gerammt. Egal, das animiert mich dazu, noch beschissener und noch lauter mitzusingen. Nachdem wir feststellen, dass unsere Version von „No Limits“ ungefähr zwanzigmilliarden Mal so schnell ist, wie das Original, gestehen wir uns ein, dass es vielleicht doch nicht verkehrt wäre, an diesem Punkt ein Limit zu setzen. Um vier Uhr im Bett hilft es nur noch zu beten, dass wir jemals wieder aufwachen, morgen heile nach Hause kommen und nach einer Woche Gesprächen, die nur von Sex und Alkohol handeln, uns wieder halbwegs problemlos in die Gesellschaft eingliedern können. NUTTI, NUTTI, NUTTI!

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(Mike)

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21.10.2014

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