Electric Callboy (zuvor Eskimo Callboy)
(Update) Tourtagebuch zur "The Scene"-Tour - Teil 1 - 3
Special
Teil 1
ESKIMO CALLBOY sind gerade auf ausgiebiger „The Scene Tour“ durch Europa. Als Tourpräsentator freut es natürlich besonders, dass sich die Band dazu bereit erklärt hat, uns in unregelmäßigen Abständen auf dem Laufenden zu halten und ihre Anekdoten und Eindrücke mit uns und euch zu teilen. Lest im offiziellen ESKIMO CALLBOY-Tourblog ab sofort alles, was ihr schon immer wissen oder auch nicht wissen wollt. Und los geht’s …
Tourbericht Teil 1 von Kevin Ratajczak
Ich weiß noch genau, was für ein erleichterndes Gefühl es war, als wir im Frühjahr dieses Jahres unser fertiges Album abgegeben haben. Unsere zufriedenen Gesichter, ein Grinsen wie in Stein gemeißelt, und wie wir uns alle gönnerisch auf die Schultern geklopft haben… Leider geschah das ganze erst drei Wochen nach Ablauf der Deadline. Und auch wenn das für unsere Verhältnisse noch sowas von „in time“ ist, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits alle Business-Menschen um uns herum ihre Hände vor dem Kopf zusammengeschlagen. All die mühsam ausgedachten Marketing-Pläne, all die geplanten Abläufe bis zum Release… alles für die Katz!
Trotzdem waren wir ziemlich zufrieden angesichts der lebensverändernden Killer-Tracks, die wir uns da wieder aus dem Ärmel geschüttelt haben! Und Katzen sind ja an sich auch erst mal nix Schlimmes, ist ja schließlich auch dieses ganze Internetz mit voll. Und so freuten wir uns zunächst einmal über unsere zurückgewonnene Freiheit.
Freiheit = Antrieblosigkeit?
In unserer Heimat, dem schönen Ruhrgebiet, wird man zwar erst als Teil der arbeitenden Bevölkerung angesehen, wenn man pro Tag mindestens zehn Zentner von irgendwas aus irgendwas anderem herausgeschlagen hat, aber gerade die letzten Wochen unserer Schreibphase, mit zunehmendem Zeit- und Leistungsdruck, fühlten sich irgendwie mehr wie ein einzelner, nicht endender Arbeitstag an.
Ganz klar, wir lieben unseren Job und wir würden ihn gegen nichts auf dieser Welt eintauschen, aber nun mal ein wenig runterzukommen, tat uns allen mal gut. Das Problem ist bloß, „ein wenig runterkommen“ artet bei uns meist in solch eine unglaubliche Antriebslosigkeit aus, dass man froh sein kann, dass wir aus lauter Faulheit nicht künstlich beatmet werden müssen. Wohlwissend auch, dass natürlich mit Abgabe eines Albums die Arbeit nicht getan ist. Denn unsere Musik machen wir natürlich für die Bühne.
Und so steht einige Wochen später neben einer Japan-Tour dann auch schon unsere große Europa-Releastour zu unserem neuen Album „The Scene“ an. Da wir generell ein ziemlich organisierter Haufen sind, ist es nicht verwunderlich, dass die grobe Planung für unsere Bühnenshow schon lange im Vorhinein steht. Und wenn ich hier das Wort „grob“ wie bei ’ner Leberwurst benutze, dann wären in unserer wohl noch komplette Gebeine zu finden. Vor unserem inneren Auge steht alles, und alles sieht auch echt geil aus. All die Lichter und Bühnenelemente… wirklich atemberaubend.
Nur steht von dem Ganzen fünf Tage vor dem ersten Tour-Stop in Berlin leider noch nicht viel zum Anfassen, so ganz in real in unserem Studio in Castrop-Rauxel bereit. Aber unter Druck arbeiten wir eh am besten, und so packen wir unsere Batman-Pyjamas ein und verbringen die restlichen Tage bis zur Tour in unseren bescheidenen Räumlichkeiten in Castrop-Rauxel.
Wir basteln etwas Großes zum Anfassen
Das Haupt-Bühnenelement ist diesmal ein etwa 4 mal 4 Meter großes X, wie es auch unser CD-Cover schmückt. Gefertigt aus Stahlblechwannen mit satinierten Plexiglasdeckeln und dahinter befindlichen LED-Stripes soll das Ganze mittig auf der Bühne stehen und natürlich leuchten wie ein Christbaum. Wir klöppeln und bauen also drauflos in der wenigen Zeit, die wir uns selbst gegeben haben, und hoffen, dass am Ende alles so funktioniert, wie wir es uns wünschen.
Nach mehreren Paletten Monster Energy und einer Nachtschichten-Serie, die selbst frischgebackenen Krankenschwestern den Schweiß auf die Stirn treibt, packen wir also unseren Kram zusammen und begeben uns auf unsere Reise nach Kassel zu den Produktionshallen eines örtlichen Equipment-Verleihs. Hier bauen wir alles einmal auf und testen mit unserer kompletten Crew, ob wir unsere Arbeit gut gemacht haben.
Die Wahrheit ist, unsere Crew-Leute, die natürlich auch unsere Freunde sind und an deren Wohlbefinden uns einiges liegt, sind geneigt uns mit unseren Popos auf den Enden unseres tollen X aufzuspießen. Denn unsere Konstruktion wiegt in Summe schon einiges. Und obwohl leichtes Alu-Blech als Grundmaterial ausgemacht war, dachten wir, Stahlblech ist nicht nur stabiler, sondern hört sich auch einfach geiler an.
Naja, ein Zurück gibt es jetzt eh nicht mehr… und so steht dann am Ende des letzten Tages vor der ersten Show unser X in voller Pracht, leuchtend vor uns. Und die Arbeit hat sich sichtlich gelohnt, wir sind alle schon ziemlich beeindruckt. Und dass unsere Crew am Ende der Tour aufgrund des Gewichts unseres X nur noch aus lauter Mr. Olympia-Anwärtern besteht, braungebrannt, mit 40er Bizeps, ist ja eigentlich auch ein cooler Nebeneffekt.
Showtag #1 – Berlin
Aufgrund des aufwendigen Aufbaus unserer Bühne kommen wir schon früh in Berlin an und werden von einem absoluten Dreckswetter erwartet. Dafür geht der Aufbau umso schneller und schon nach anderthalb Stunden steht alles, wo es hin soll.
Wir waren schon oft hier, und wir wissen um den Anspruch des ansässigen Publikums.
In Berlin ist ja manchmal der simple Gang zum Kippenautomat schon so ein fancy Erlebnis, dass man es als Band schon sehr schwer hat, im täglichen Lichtermeer der Attraktionen in dieser schillernden Stadt ein wenig Beachtung abzuzwacken. Und gerade wir, als die Typen aus’m Ruhrpott wirken hier in der Hauptstadt der Geilheit ohnehin schon oft so rückständig wie ein AfDler im Bundestag.
Wird das Make-Up halten?
Je näher unsere Stagetime im schönen „Huxleys neue Welt“ rückt, desto nervöser wird unser Haufen. Das erste Mal auf heimischen Boden das neue Programm abfeuern. Was werden die Leute sagen? Werden wir mit unseren Pumps auf der Bühne ausrutschen? Wird das Make-Up halten? Und warum dachte sich mal irgendwann jemand, es wäre ’ne geile Idee, Ananas auf ’ne Pizza zu machen?
Wir haben eine Reihe an Gästen da, was den Druck natürlich nochmal etwas steigert. Neben Teilen unserer Familien, sind auch Freunde von WBTBWB, ANY GIVEN DAY und CALIBAN da.
Letzten Endes gehen wir dann um 21:00 pünktlich auf die Bühne nachdem SLAVES und BAD OMENS den Saal schon mal ordentlich auf Temperatur gebracht haben.
Und was soll ich sagen, nach dem ersten Song ist die Nervosität wie weggeblasen. Die Leute sind hammer drauf, die Songs fühlen sich gut an, die Ansagen passen. Wir verbringen einen richtig geilen Abend. Als besonderen Gast können wir sogar unseren MC Thunder aka HandofBlood aka Max Knabe auf der Bühne begrüßen. Nach der Show ist auch die Erleichterung zu spüren, die solch eine vorherige Anspannung mit sich bringt. Wir sind mit der Show zufrieden und denken, dass das eine solide Basis für die nächsten Shows sein wird.
Wenn man sich rückblickend mal so die Geschichte unserer Band anschaut, wie alles in Jugendzentren begonnen hat, man irgendwann in Leggins halbvoll auf die Bühne gehopst ist, ich glaube, wir hätten uns damals alle nicht träumen lassen, wo unserer Geschrammel mal hinführt, und mit welch einem Aufwand wir das Ganze betreiben würden. Aber es fühlt sich geil an.
Und so sagen wir Tschüss zu Berlin und machen uns auf den Weg nach Hamburg!
Galerie mit 20 Bildern: Eskimo Callboy auf dem Knockdown Festival 2019Mehr zu Electric Callboy (zuvor Eskimo Callboy)
Band | |
---|---|
Stile | Metalcore, Modern Metal |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37300 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!