Electric Callboy (zuvor Eskimo Callboy)
(Update) Tourtagebuch zur "The Scene"-Tour - Teil 1 - 3
Special
Teil 2
ESKIMO CALLBOY sind gerade auf ausgiebiger „The Scene Tour“ durch Europa. Als Tourpräsentator freut es natürlich besonders, dass sich die Band dazu bereit erklärt hat, uns in unregelmäßigen Abständen auf dem Laufenden zu halten und ihre Anekdoten und Eindrücke mit uns und euch zu teilen. Lest im offiziellen ESKIMO CALLBOY-Tourblog ab sofort alles, was ihr schon immer wissen oder auch nicht wissen wollt. Und los geht’s …
Tourbericht Teil 2 – München – von Kevin Ratajczak
Tag 1
Ne Tasse Whisky Cola zum Frühstück, direkt nach’m Aufstehen um 14 Uhr, aus nem Becher, den gestern wohl jemand noch für ne Tüten-Suppe benutzt hat. Irgendwas mit Tomate, denn die roten Reste schwimmen jetzt oben auf der Mische und gucken dich vorwurfsvoll an. Dazu noch ein paar leckere Salzbrezeln, die hat da irgendwie jemand aufm Tisch liegen lassen. Bleibt am Ende nur noch die Wahl zwischen drei identischen Joggingpeitschen, die sich nur durch ihre unterschiedlichen Flecken unterscheiden lassen, dann kann der Tag eigentlich schon beginnen!
Es braucht ein bissl, bis man in Tour-Modus kommt… aber dann trifft es einen wie ne Flasche Schnaps am Kopf.
Während der Planung für diese Tour fanden wir es alle total klasse, dass sie in Blöcke eingeteilt ist. Da kann man ja noch mehr Knallgas geben und dann direkt wieder die Akkus aufladen…
Nach den ersten drei Shows werde ich dann aber am Mittagstisch meiner Oma wach, und es fühlt sich ’n bissl so an, als wenn mich jemand mit nem Andrea-Berg-Song auf Anschlag aus den Träumen gerissen hat, kurz vor nem Dreier mit zwei Victoria-Secret-Models.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, am Mittagstisch meiner Oma zu sitzen. Das Essen ist spitze, und am Ende gibt’s immer Taler auffe Hand. Aber diese absolute Gegensätzlichkeit der Lebensstile, so kurz hintereinander fühlt sich irgendwie surreal an.
Dennoch, wir alle können uns erholen, waschen unsere Klamotten, kuscheln mit unseren Kätzchen… Und gerade wenn man mental daheim angekommen ist, geht’s auch schon wieder los. Wie damals im Bus zur Schule. Wenn man steht, ohne sich festzuhalten, man ist ja Gangsta und hat nen Ruf zu verlieren, und dann, gerade wenn man ne Kurve erwartet und sich mit nem geilen Michael-Jackson-Move in die gleiche Richtung lehnt, biegt der Bus wegen ner Umleitung anders ab und man landet mit seiner Fresse an der Scheibe. So fühlen wir uns und so sehen wir auch aus.
Der nächste Block steht an, und es erwartet uns eine Premiere.
Schon seit den Anfängen von ESKIMO CALLBOY sind wir regelmäßig Gast im Backstage in München. Aber dieses Mal ist es das erste Mal, dass wir eine Zusatzshow spielen, weil die erste zu schnell ausverkauft war. Irgendwie ein total cooles Gefühl. Und so kommen wir früh morgens auf dem Gelände an. Das Besondere ist, die Zusatzshow findet vor der eigentlichen Show statt. Man ist geneigt, von nem Warm-up zu sprechen, aber es soll anders kommen.
Und so bauen wir auf.
Das Coole ist, die Bühne kann gleich für den nächsten Tag stehen bleiben, so hat es auch unsere Crew am nächsten Tag etwas leichter.
Nachdem alles für die Show steht, können wir nun den angenehmen Teil des Abends starten…
Ein neuer Fifa-Teil ist draußen, und seit man beim Torjubel dabben kann, ist bei uns die Hölle los. Vergessen sind die Zeiten in denen man verzweifelt versucht hat, die Blowjob-Regel durchzusetzen. Heutzutage dabbt man seinen Gegner in die Verzweiflung. Und so vergeht der Tag recht schnell, bis abends dann die erste Show ansteht.
Wie gesagt, zunächst die Zusatzshow, und mit etwa 700 Leuten genug, um ne geile Party zu haben. Der Saal füllt sich, und ich nutze die Chance und gehe ein bissl in den Besucherraum und schaue mir SLAVES an. Man quatscht mit ein paar coolen Leuten, doch eine Sache habe ich gänzlich unterschätzt. Wir sind in Bayern. Und in Bayern trinkt man Bier. Viel Bier. Deshalb vergeht nicht viel Zeit bis ich eins nach dem anderen zugesteckt bekomme, fast so wie es damals mein Opa immer mit den „Werthers Echte“ gemacht hat. N‘ Klümpchen fürn Heimweg, so ganz nebenbei und irgendwie auch selbstverständlich. Und hupsalla, auf einmal bin ich voll, die Show hat nicht mal angefangen.
Zurück in unserem Backstage hat Pascal auch schon den obligatorischen Gin-Tonic vorbereitet, das kann der Junge echt gut. Kurz danach ist auch schon Zeit für die Bühne.
Und was soll ich sagen… München enttäuscht uns nie. Egal welcher Wochentag, egal welche Jahreszeit, die Menschen haben immer Bock. Na klar, wir als Musiker auf der Bühne geben immer unser Bestes. Nicht zuletzt bezahlen die Leute ja auch dafür. Aber wenn du so wie heute diese Superstimmung von der Menge zurückbekommst, dann sind die Emotionen einfach roh und unverblümt. Und dann spielt es auch keine Rolle, ob eine Halle ausverkauft ist oder nicht. Wir verbringen einen richtig geilen ersten Abend. Manche von uns nutzen die Chance und fahren in die Münchener Innenstadt zum Feiern, manche hängen mit den anderen Bands am Bus ab und lassen es gemütlich angehen. Es herrscht eine absolut gelassene Stimmung. Jeder kann am nächsten Tag auspennen, und so erweitert sich nach dem einen oder anderen Drink unser Pimmel-Bingo um zwei Mitglieder unserer Crew. Achievementunlocked. Oder so.
Tag 2
Am nächsten Morgen stapfen wir zusammen zum Frühstück.
Das Gelände ums Backstage ist wie ein kleiner Park angelegt, überall Pflanzen, überall kleine ruhige Ecken mit Sitzgelegenheiten. Wir mögen es hier. Erinnert einen irgendwie an diese Center-Parc-Bungalow-Kurzurlaube mit den Eltern damals. Nur mit weniger Sex und Drogen. Also bei uns jetzt!
Und da ist er wieder, der „Tour-Modus“.
Ab da vergeht alles irgendwie wie im Flug.
Die zweite München-Show am Abend, megageil, wie auch anders? Der Abbau, der Aufbau am nächsten Tag in Stuttgart, eine weitere ausverkaufte Show vor einem geilen Publikum, eine Gruppendusche, ne Familien-Pizza auf’mBusdach, ein Transvestit, der sich hinterher als Mädel herausstellt, das nur wie einer ausschaut, und BAM! bist du in Aarau in der Schweiz und hast die letzte Show des zweiten Tourblocks gespielt. Während der Show bin ich, ohne Beteiligung von jeglichem Alkohol, in ein Bühnenlicht geflogen. Das hat mich schon aufgeweckt, bevor ich wieder bei Oma am Tisch sitze. Kaputt gegangen ist nix außer ner Rippe. Aber die wollte ich eh mal wegmachen lassen. Marylin Manson hat mich da damals auf ne dumme Idee gebracht.
Und wieder ein Wochenende rum und ein weiteres Lebensjahr dafür eingetauscht. Aber das macht man gerne. Denn auf Tour zu sein macht Bock. SLAVES und BAD OMENS sind Supertypen, mit denen wir echt gerne abhängen, die Leute auf den Shows sind wahnsinnig, und die neuen Songs machen richtig Spaß live. Und so machen wir uns zurück auf den Weg nach Castrop-Rauxel, um wieder nicht klarzukommen für ein paar Tage! Wir geben uns Gute-Nacht-Küsschen und sagen Tschüss, wir sehen uns in Salzburg.
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Stile | Metalcore, Modern Metal |
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