Enslaved
Der Diskografie-Check

Special

Enslaved - Below The Lights Cover Artwork

Below The Lights (2003)

Text: Johannes Werner

Vieles ist anders auf “Below The Lights”, das seinerzeit von einem anonymen Bösewicht aus unseren Reihen mit schäbigen sechs Punkten abgestraft wurde. Mit Roy Kronheim (Gitarre) und Dirge Rep verließen zwei langjährige und kreative Mitstreiter die Band. Letzterer wirkte immerhin noch am Songwriting von “Below The Lights” mit und vermöbelte ein letztes Mal die Kessel, um sich fortan ORCUSTUS zu widmen. Für Kronheim allerdings rückte mit Arve Isdal ein Gitarrist nach, der sich zwar nicht am unmittelbaren Songwriting beteiligen sollte, jedoch mit seinem am Classic Rock orientierten Leadgitarren das Gesicht der Band visuell und musikalisch bis heute nachhaltig prägt. Außerdem verbinden ENSLAVED nach dem sperrigen “Monumension” nun auf völlig selbstverständliche Weise extremen Metal mit klassischem Prog und halten von der ersten bis zur letzten Minute eine perfekte Balance aus beiden Welten aufrecht. “Below The Lights” legt den Grundstein für den Sound, mit dem man ENSLAVED in der Gegenwart assoziiert.

Ein diesmal auf Natürlichkeit bedachter weicher Sound mit den inzwischen typisch crunchigen Gitarren bettet ein Kompositionsfeuerwerk ein, das – wie nahezu alles, was die Bergener in den letzten zwei Jahrzehnten veröffentlichten – lange braucht, um ins Ohr zu gehen. Dafür wird man beinahe mit Langzeitwirkung auf Lebenszeit belohnt. Egal, ob der grandiose Opener “As Fire Swept Clean The Earth”, das mit unglaublich lässigem JETHRO-TULL-Intro versehene “Queen Of Night” oder das harsche “Ridicule Swarm” – ENSLAVED haben inzwischen zu sich selbst gefunden und demonstrieren dies mit beeindruckendem Selbstvertrauen. Von “Below The Lights” aus sollten ENSLAVED die eingeschlagene Route konsequent erkunden und fortsetzen. Und (fast) immer noch einen drauf setzen können.

Sammlungswürdig: Definitiv.

Highlights: As Fire Swept Clean The Earth, The Crossing, Queen Of Night, A Darker Place

Galerie mit 22 Bildern: Enslaved - Summer Breeze Open Air 2024

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Quelle: Unsere Plattensammlungen
16.10.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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2 Kommentare zu Enslaved - Der Diskografie-Check

  1. route666 sagt:

    Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.

  2. Knirps sagt:

    Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
    Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
    Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
    Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.

    Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.