Enslaved
Der Diskografie-Check
Special
Mardraum: Beyond The Within
Text: Johannes Werner
Nach dem sinfonischen “Eld” und dem brutalen Wutklumpen “Blodhemn” war “Mardraum: Beyond The Within” im Jahre 2000 keinesfalls vorherzusehen. Wie nie zuvor ließen ENSLAVED ihren Vorlieben für Progressive- und Psychedelic-Rock-Bands der Sechziger und Siebziger freien Lauf. Heute wissen wir, dass sich ENSLAVED in diesen Gefilden außerordentlich wohl fühlen und den Pfad so konsequent erforscht haben, dass sie ihn seither nie wieder so recht verlassen haben. Auf “Mardraum: Beyond The Within” finden sich erstmals deutliche PINK-FLOYD-Einflüsse, die man bereits im überlangen Opener “Større Enn Tid – Tyngre Enn Natt” klar vernehmen kann. “Entrance – Escape” intensiviert das trippige Spiel mit scheinbar bewusstseinserweiternden Soundlandschaften sogar noch.
Zudem werden die Songstrukturen an sich immer komplexer. Etliche Male, wie in “Daudningekvida”, “Æges Draum” oder “Det Endelege Riket” (mit großartigem Michael-Schenker-Gedächtnis-Solo) dominieren manische, teils polytonal verschachtelte VOIVOD-Riffs. Die Arrangements sind häufig so exakt durchkomponiert, dass es fast verkopft wirkt. All diese Feinheiten vermag die – wie üblich unangenehm höhenlastige – Peter-Tägtgren-Produktion leider überhaupt nicht zu tragen. Es zischt und scherbelt an allen Enden; Vintage-Rock-Sounds waren vor 20 Jahren im extremen Metal noch längst nicht so hip wie heute. So bleibt eine höchst eigensinnige Stunde Musik, in der eigensinnige Menschen aber viel verstörende Schönheit finden werden.
Sammlungswürdig: Nur für fortgeschrittene Fans.
Highlights: Større Enn Tid – Tyngre Enn Natt; Entrance – Escape; Det Endelege Riket
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Band | |
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Stile | Black Metal, Pagan / Viking Metal, Progressive Rock/Metal |
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Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.
Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.
Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.