Enslaved
Der Diskografie-Check

Special

Enslaved - Blodhemn Cover

Blodhemn (1998)

Text: Eckart Maronde

Nach “Eld” dreht sich bei ENSLAVED das Personalkarussell abermals, und mit Drummer Dirge Rep und Leadgitarrist Roy Kronheim kommen zwei neue Mitglieder in die nunmehr zum Quartett angewachsenen Band. Und die drücken dem am 1. Juni 1998 und damit bereits 15 Monate später veröffentlichten “Blodhemn” ihren Stempel auf. Das lässt sich allerdings nicht als Pluspunkt verbuchen, wie auch Gründungsmitglied Ivar Bjørnsen in einem späteren Interview durchscheinen lässt. Kronheim kommt eher aus der Punk-Ecke, der Drummer ist Schwarzheimer durch und durch, und insgesamt gibt der Bandleader das erste Mal die Zügel aus der Hand.

„Blodhemn“ erreicht nicht die Prägnanz und Originalität der Vorgängerwerke

Heraus kommt ein Album, das nicht die Prägnanz und Originalität der Vorgängerwerke erreicht. Ja, “Blodhemn” ist ein Album, das zerrissen und ein wenig ziellos klingt, außerdem keine neuen Wege aufzeigt. Zwar enthalten die Songs vermehrt Gitarrenleads und kompliziertere Riffs, das Drumming wiederum ist straighter als zuvor. Aber bessere Songs stehen dadurch nicht auf der Habenseite. Hinzu kommt eine undifferenzierte und maschinenhafte Tägtgren-Produktion, die das Album wie eine schaukelnde Hansekogge wirken lässt und nicht wie ein wendiges und schnelles Wikingerboot. Das mag eine bewusste Entscheidung sein, aber ein Ohrenschmaus ist das Album bei aller harschen und schwarzmetallischen Raserei dadurch leider nicht.

Und im direkten Vergleich mit beispielsweise „Vikingligr Veldi“ oder „Frost“ kann das Album schon damals nicht mithalten. Zudem stehen beispielsweise mit HELHEIM oder EINHERJER weitere Bands auf der Matte, die um den Viking-Metal-Thron mitkämpfen. ENSLAVED wirken also nicht nur auf dem Albumcover etwas unentschlossen, was jetzt als nächstes passieren soll…

Sammlungswürdig: nur für Komplettisten

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Quelle: Unsere Plattensammlungen
16.10.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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2 Kommentare zu Enslaved - Der Diskografie-Check

  1. route666 sagt:

    Schöner Überblick über das Werk dieser wirklich außergewöhnlichen Band. Allerdings sehe ich die Vertebrae nicht als must have. Diese Idee mit dem organischeren Sound war für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Die Blodhemn sehe ich auch nicht als ganz so schlimm an, der Sound ist allerdings wirklich dated. Mit E bin ich auch nicht so recht warm geworden.

  2. Knirps sagt:

    Hi. Ich fände eine Retroperspektive schwierig wenn ich die Diskogaphie nicht mit jedem Erscheinen zu seiner jeweiligen Zeit miterlebt hätte. Meine Meinung zu den Empfehlungen ist ziemlich gegenläufig.
    Mein erstes Album war 1993 die Split CD mit Emperor „Hordanes Land“. Für mich waren beide Bands extrem Innovativ und dem Black Metal habe ich beide nicht zugeschrieben. Das Songwriting und Gitarrenspiel ist seit 1993 progressiver als ne Gorgoroth Knallbüchse. Enslaved haben aber von der Black Metal profitiert.
    Für mich sind „Vinkingdingsda Veldi“ und „Frost“ eher Nullnummern und keine guten Alben, eher ne Stilfindung. Bis schließlich mit „Eld“ und „Blodhemn“ Eigenständigkeit gefunden wurde. Neben „Hordanes Land“ sind dies mein Top 3 der Band. Daneben finde ich kein weiteres Album besonders gut. Das aktuelle Trotzdem ist eine meiner Favoritenbands, allerdings neben ca. 100 anderer Favoriten.
    Ab 2000 ging es erst ins Experimentelle statt ins Progressive. Das hat mit Ivars Studium zu tun. Zu dieser Zeit war er viel zu Hause und mit Aufnahmen und Experimenten beschäftigt. Auf lange Touren waren sie auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt endet meine besonderes Interesse für diese Band. Die Innovationskraft war für mich weg. Ich hatte andere Erwartungen an diese Band. Wahrscheinlich symphonischen Folklore Metal. Für mich begann ab 2000 mit Enslaved eine neue Band zu entstehen aber unter gleichem Namen. Das noch nie eine lange Pause eingelegt haben und weiter konsequent und kontinuierlich Aufnehmen und Live spielen ist beachtlich. Da kann man schon stolz sein. Insgesamt eine beindruckende und sympathische Band. Die Leute sind nett, sympathisch und menschlich. Das aktuelle 2020er Album ist wieder ne Nummer härter. Sie haben sich also noch nicht so weich wie Pink Floyd buttern lassen. In 20 Jahren klingen Enslaved bestimmt wie Rush mit krächzenden Backgroundchören.

    Ich empfehle alle Alben von Hordanes Land 1993 bis Blodhemn 1998 für den blackmetalistischen Viking Metal Hannes. Und die anderen gefühlten 20 Alben ab 2000 für jemanden der härtere Progessivere Klänge kennen lernen möchte aber keine Ohrwurmsongs erwartet. Außer das krächsige „Isa“. Das bleibt auch nach 16 Jahren im Ohr stecken.